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10 – Willst du mich verarschen!?

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Seufzend stehe ich im Café, nachdem ich Marius, Alicia und Kyle für heute entlassen habe und sehe müde auf das Chaos hinter dem Tresen. Ich bin fertig, einfach nur fertig. Sieben Tage die Woche auf den Beinen zu stehen, ist mehr als anstrengend. Erst recht, wenn man es nicht gewohnt ist. Weil ich Alicia das Chaos morgen nicht antun möchte, beginne ich, die Tassen und Teller in den Geschirrspüler zu stellen, während ich zu meiner Playlist summe. Musik macht das Leben besser. Um einiges besser.

Der heutige Tag war wirklich anstrengend. Wir hatten viele Gäste, sehr viele Gäste und es gab kaum einen Moment, an dem ich nichts zu tun hatte. Ich muss dringend neue Stellen ausschreiben, damit es leichter für uns ist. Wenn ich krank werde oder Alicia oder wir beide gleichzeitig, sind wir geliefert. Außerdem steht allen Mitarbeitern mindestens einen Monat Urlaub zu, was zur Folge hat, dass Alicia irgendwann Urlaub nehmen wird. Am besten schreibe ich die Stelle für Studenten aus, die suchen häufig einen Job und den Mindestlohn kann ich ihnen locker zahlen. Und wenn es eng wird, wonach es Gott sei Dank nicht aussieht, habe ich immer noch die Ersparnisse meines Vaters.

Schnell nehme ich meinen Kalender und trage es in meine To-Do-Liste ein, damit ich es nicht vergesse.

Morgen ist Samstag, das heißt, ich treffe mich morgen Abend mit Ethan. Seit ich Mark gestern angeschrien habe, geht es mir viel besser und ich kann mich mehr auf das Essen mit Ethan freuen.

Wenn ich an das Essen denke, denke ich an den Kuss gestern Morgen zurück und ich verspüre das Verlangen nach seinen weichen, rosigen Lippen, wie sie sich sanft auf meine legen. Wie sie perfekt auf meine passen, als wären sie für einander geschaffen.


Zu Hause stelle ich mich vor meinen Kleiderschrank und sehe meine Klamotten durch.

»Was ziehe ich bloß an?«, frage ich mich selbst und stöbere durch meinen Kleiderschrank.

Das letzte Mal habe ich mir schicke Kleidung für ein Date mit Mark herausgesucht, was bestimmt fünf Jahre her ist.

Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich endlich ein Outfit gefunden, das ich sorgfältig auf die Couch lege und mir dann eine Suppe koche. Meine Lieblingsserie lasse ich nebenbei auf dem Fernseher laufen und sehe ab und zu gespannt den Schauspielern zu.

Nachdem ich aufgegessen und mich fertig fürs Bett gemacht habe, lasse ich mich kaputt ins Bett fallen und denke über den morgigen Tag nach.

Ich wünsche mir so sehr, dass ich morgen erneut in den Genuss dieser wunderschönen Lippen komme, aber was ich mir noch viel mehr wünsche, ist ein Mark-freier-Kopf. Das Date mit Ethan will ich mir nicht vermiesen und die Gedanken an Mark sind definitiv eine Sache, die es tun könnten. Mein Wunsch ist es, dass er mich zufrieden sieht und sich denkt, sie hat es verdient oder so. Mehr wünsche ich mir nicht. Ich will mit ihm abschließen und dazu muss er einverstanden sein. Mark muss meinen Geist verlassen und mir endlich etwas Glück zugestehen, so wie er es damals geschrieben hat. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er gar nicht möchte, dass ich einen neuen Freund habe, sonst würden die Erinnerungen nicht dauernd wieder auftauchen.

Auch denke ich über den Vorschlag meiner Mum nach. Sie meinte, ich könne Ethan Mark vorstellen, was ich grundsätzlich keine schlechte Idee finde, damit ließe sich mein Gewissen sicher etwas beruhigen. Es setzt jedoch leider voraus, dass ich Ethan von Mark erzählen müsste und das ist eben etwas, was ich nicht möchte. Ich habe Angst, dass es Ethan vielleicht verschrecken würde oder ihn anders handeln ließe. Ich möchte, nein, ich will, dass er sich bei unseren Treffen nicht verstellt, weil er Mitleid mit mir oder Angst hat, ich würde zerbrechen.

Am nächsten Morgen suche ich bereits alles, was ich für den kommenden Abend benötige, heraus und lege es bereit, damit ich am Abend Zeit spare, da ich nur eine Stunde habe, um mich fertig zu machen.

Im Café läuft alles auf Hochtouren, denn wir haben viele Gäste. Trotzdem habe ich zwischendurch genug Zeit, mir Gedanken über ein Plakat für die Mitarbeitersuche zu machen.

»Sag mal Alicia, hättest du Lust, mir später zu helfen, ein Plakat zu entwerfen? Es geht um die Stellenausschreibung«, frage ich die blonde Frau, die mich strahlend ansieht.

»Liebend gerne. Ich liebe es, Plakate oder Flyer zu gestalten!«, grinst sie mich an und ich lächele zufrieden.

»Du suchst Mitarbeiter?«, ertönt plötzlich eine Stimme hinter mir, die ich nur zu gut kenne. Langsam drehe ich mich um, um die dazugehörige Person anzusehen.

»Ja, richtig. Drei Mitarbeiter und davon zwei Bäcker, ist etwas wenig«, erkläre ich der Person, die mich schief angrinst.

»Ich könnte hier arbeiten. Dann würden wir uns öfter sehen und ich könnte endlich meinen Job kündigen. Das will ich schon seit Monaten«, schlägt er vor, worauf ich ihn erstaunt ansehe.

»Ich weiß nicht«, gebe ich meine Bedenken zu. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob es schlau ist, wenn ich ihn einstellen würde.

»Komm schon, Malia. Das wird sicherlich toll. Dann würden wir uns jeden Tag sehen und wir könnten uns noch mehr kennenlernen«, versucht er meine Zweifel zu begraben.

»Weißt du Ethan, an sich ist das keine schlechte Idee, aber.. Komm mal mit ins Büro.« Meine Schritte führen mich schnell zum Büro. Einerseits bin ich ganz angetan von Ethans Idee, dann könnte ich ihn wirklich jeden Tag sehen und in den Genuss dieses Aussehens und dieser Ausstrahlung kommen, aber was passiert, wenn es mit uns nicht klappt? Wenn wir uns streiten oder erst gar nicht die Möglichkeit besteht, dass wir ein Paar werden könnten, weil wir nicht zusammenpassen.

»Ich erkenne, wie du nachdenkst, Malia. Außerdem kann ich deine Zweifel verstehen und es war auch eher als Scherz gemeint. Ich liebe meinen Job.«

Mein Unterkiefer klappt auf und ich sehe den Schwarzhaarigen ungläubig an.

»Willst du mich verarschen!?«

»Eigentlich wollte ich dich nur noch einmal vor heute Abend sehen und vielleicht die Aktion aus deinem Zimmer gestern Morgen noch einmal wiederholen«, murmelt er verlegen und kratzt sich am Hinterkopf. Sein leichtes, entschuldigendes Lächeln ist zum Dahinschmelzen, sodass ich nicht anders kann, als ihn angrinsen.

»Das heißt, du wolltest, dass wir in mein Büro gehen?«

»So kann man es nennen, ja.« Wieder schleicht dieses Lächeln über seine Lippen und ich bin in seinen Bann gezogen, dem ich nicht so leicht wieder entziehen kann.

»Du bist aber ziemlich hinterhältig.«

»Findest du? Tut mir leid.« Diese Ehrlichkeit in seiner Stimme ist unfassbar süß. Was stellt dieser Kerl nur mit mir an?

»Ich weiß nicht, ob ich dir das verzeihen kann«, murmele ich leise und er kommt einen Schritt näher.

»Das wäre ziemlich blöd. Kann ich dir dabei irgendwie behilflich sein?« Auch seine Stimme ist sehr leise, mehr wie ein Flüstern.

»Hast du denn eine Idee?«

»Ich wüsste da etwas«, erwidert er, immer noch im Flüsterton. Dann legt er seine rechte Hand sanft in meine Halsbeuge und die linke Hand an meinen Hinterkopf. Mein Blick ist auf seine Lippen gerichtet und ich wünsche mir nichts sehnlicher als, dass er mich jetzt küsst und somit unsere Lippen miteinander vereint.

Seine Lippen kommen meinen immer näher, berühren mich fast, jedoch schweifen sie ab und treffen meine Wange. Auch wenn ich mir einen anderen Ort gewünscht hätte, stellt dieser Kuss auf die Wange mich und mein Körper einigermaßen zufrieden und auch dieser Wangenkuss löst unendlich viele Gefühle in mir aus .

»Den Rest hebe ich mir für heute Abend auf. Ich freue mich schon«, haucht er und verschwindet aus dem Raum.

Café au lait

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