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4 - Freunde

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Ethan. Der schwarzhaarige Schönling heißt Ethan. Langsam mustere ich ihn, versuche ihn als Person mit seinen Namen zusammenzufügen. Der Name passt zu ihm und je öfter ich mir den Namen durch den Kopf gehen lasse, desto mehr fügt es sich zusammen.

»Hallo Ethan.«

»Da Sie jetzt meinen Namen kennen, würde ich Ihnen gerne das Du anbieten. Wenn Sie damit einverstanden sind, natürlich«, grinst er. Meine Güte, diese Stimme klingt wie Musik in meinen Ohren. Dieses Raue und gleichzeitig Angenehme in ihr macht mich verrückt.

»Wieso tun Sie das? Sie kennen mich doch gar nicht?« Ich klinge ziemlich schüchtern und überhaupt nicht selbstbewusst, wie normalerweise.

»Genau das ist der Punkt, Malia. Ich möchte Sie kennenlernen und meiner Meinung nach ist der beste Weg dazu, wenn wir diesen ganzen förmlichen Mist weglassen und normal, wie Freunde, miteinander reden können«, erklärt er und lächelt dabei. Diese Grübchen machen mich wahnsinnig. Ich spüre, wie sich mein Herzschlag erhöht und sich meine Wangen leicht rot färben. Was stellt dieser Mann nur mit mir an? Allein seine Anwesenheit und seine Stimme lassen mich benebelt fühlen. Dabei habe ich mir selbst doch geschworen, dass ich nach Mark niemanden mehr an mich heranlassen werde.

»Wieso?« Mehr erwidere ich nicht. Ich kann nicht, da ich mich stark zusammenreißen muss, damit mein Körper keine peinlichen Reaktionen auf ihn zeigt, weil er mit mir befreundet sein möchte. Innerlich bin ich extrem aufgeregt.

»Ich mag Sie. Die Art, wie Sie mir gestern den Kaffee angeboten haben. Dazu kommt, dass Sie ein Café leiten, was ich wirklich unglaublich finde. Sie wirken stark und selbstbewusst, etwas, was ich bei Frauen sehr attraktiv finde.«

Immer noch sehe ich ihn an. Hat er gerade attraktiv gesagt? Und, dass er mich mag? Himmel, Ethan raubt mir den Atem. Wie kann jemand, der so unglaublich gut aussieht und gleichzeitig so liebenswürdig erscheint, so etwas mit mir anstellen? Normalerweise kennt man solche Reaktionen des Körpers doch nur bei diesen klassischen Badboys aus Büchern und Filmen. Nur erscheint er mir ganz und gar nicht wie ein Badboy, sondern einfach nur wie ein normaler Mann, von denen es eigentlich kaum noch welche auf der Welt gibt. Mark war ebenfalls so einer. Mark!

»Es tut mir leid, aber ich bin im Moment nicht auf eine Beziehung aus oder daran interessiert«, sage ich räuspernd und erhebe mich aus dem Sessel.

»Wer spricht denn von einer Beziehung? Lassen Sie uns doch erstmal Freunde werden, danach kann man immer noch weitersehen.«

»Freunde?«

Halt. Habe ich das gerade richtig verstanden? Freunde? Er möchte gar keine Beziehung oder mich deswegen näher kennenlernen. Natürlich, Malia, du bist so bescheuert.

»Natürlich. Denken Sie, dass ich mit jeder Frau, die ich anspreche, gleich eine Beziehung eingehen möchte?«

»Oh.« Etwas verlegen sehe ich auf den Tisch, das Ganze ist mir ziemlich peinlich.

»Das muss Ihnen nicht peinlich sein, Malia«, versucht er mich sanft zu beruhigen. Ich hebe meinen Kopf, um ihn ansehen zu können. Seine Mundwinkel sind leicht nach oben gezogen und seine wunderschönen Grübchen kommen wieder zum Vorschein.

»In Ordnung. Freunde. Kann ich dir noch etwas bringen?«, frage ich meinen neugewonnenen Freund und lächle ihn an.

»Nein, danke. Aber du könntest mir deine Handynummer aufschreiben, dann können wir auch miteinander schreiben«, schlägt er vor, worauf ich nicke. In meinem Kopf macht sich ein kleiner Gedanke an mein Schwur breit, doch ich versuche ihn zu ignorieren. Handynummern austauschen unter Freunden, nur Freunden, ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil, man muss Freunde haben. Dazu gehören auch männliche Freunde. Mit Marius bin ich auch befreundet, wieso kommt bei ihm nicht auch diese Erinnerung an mein Schwur damals hervor?

Marius flirtet nicht mit dir und löst nicht solche Gefühle in dir aus, erklärt mir mein Unterbewusstsein. Außerdem du bist bei Marius nicht enttäuscht, wenn er nur mit dir befreundet sein möchte, fügt es schnell hinzu.

Enttäuscht? Ich bin doch nicht enttäuscht. Ich will keinen Freund und schon gar nicht jetzt. Weshalb sollte ich enttäuscht sein, wir sind schließlich erst seit ein paar Minuten befreundet. Außerdem habe ich mir etwas geschworen und das werde ich einhalten. Egal was kommt.

»Dann werde ich dich nicht weiter von der Arbeit abhalten«, sagt er, während er sein Geldbeutel hervorholt.

»Ich hole dir schnell die Rechnung.« Zurück zum Tresen gehend, denke ich darüber nach, was gerade passiert ist. Wir sind nun Freunde, duzen uns und haben Handynummern ausgetauscht. Kurz schüttle ich den Kopf, danach lasse ich die Rechnung drucken und gehe mit ihr in der Hand zu Ethan zurück.

»Das macht dann £ 4.30.« Ethan nickt und nimmt das Geld aus seinem Beutel. Ich beobachte jede seiner Bewegungen und fühle mich, als hätte er mich in einen Bann gezogen, dem ich nicht entkommen kann. Ich erkenne wieder diese Anmut, das Bewegen wie ein Gepard und bin völlig fasziniert davon.

»Hier, stimmt so«, sagt er, als er mir einen Fünf-Pfund-Schein in die Hand drückt.

»Nein, das kann ich nicht annehmen. Ich mag das unter Freunden nicht, da komme ich mir komisch vor«, erkläre ich zähneknirschend und suche ihm sein Rückgeld raus.

»Hm, ich komme mir aber komisch vor, wenn ich einer Freundin das ihr wohl verdiente Geld nur passend gebe, weil ihr Kaffee schließlich der Beste der Welt ist«, entgegnet er. Seine Stirn ist in Falten gelegt und sein Kopf liegt leicht schief.

»Aber mir gehört das Café und ich kann bestimmen. Ich möchte nicht, dass du mir das Trinkgeld gibst. Du kannst das Rückgeld in das Glas am Tresen stecken, dann bekommen es mein Bäcker und Alicia«, schlage ich vor. Er sieht mich an, scheint zu überlegen, bis er schließlich nickt. Ich nicke ebenfalls und gebe ihm sein Rückgeld, welches er sofort in das Glas auf dem Tresen steckt. Als er wiederkommt, stellt er sich beinah direkt vor mich und sieht mir in die Augen. Diese blauen Augen treiben mich in den Wahnsinn. Sie funkeln unfassbar schön, wie das Meer, wenn die Sonne darauf scheint. Ich habe das Gefühl, sie durchbohren mich, durchleuchten mich und erkennen jedes meiner dunklen Geheimnisse. Nicht, dass ich sonderlich viele hätte, aber dieser Ausdruck in seinen Augen lässt mich fühlen, als wäre ich ein Schwerverbrecher.

»Du hast geweint«, stellt er fest. Etwas verwirrt sehe ich ihn an, wische dann aber schnell über meine Augen.

»Nicht der Rede wert.«

»Malia, wir sind jetzt Freunde. Ab jetzt kümmere ich mich um dich und ich will nicht, dass einer meine Freunde verletzt ist«, murmelt er mit sanfter Stimme und zieht mich in seine Umarmung. Er streicht mir behutsam über den Kopf und hält mich fest. Ich schmiege mich an ihn, weil ich mich unendlich wohl in dieser Haltung fühle. Diese Umarmung ist sogar noch besser, als die von Marius vorhin, auch wenn ich dachte, das ginge überhaupt nicht.

»Du kannst mir alles erzählen, Malia.«

»Es - es ist nicht der Rede wert, Ethan, wirklich. Es ist einfach nur eine Sache, die vor Jahren passiert ist. Sie ist wieder hoch gekommen und hat mich traurig gemacht.« Traurig ist untertrieben, aber er muss die Wahrheit nicht kennen. Außerdem will ich sein Mitleid nicht, wenn ich ihm die Geschichte erzähle. Er löst sich von mir, sodass er mich problemlos ansehen kann. Ethan sieht mir mit seinen blauen Augen direkt in die Augen. Dann seufzt er.

»In Ordnung. Ich will dich nicht drängen, aber falls du einmal mit mir darüber reden möchtest, bin ich immer für dich da«, bietet er an, worauf ich nicke und mich bedanke.

»Ist doch klar. Du, leider muss ich los, ich muss zur Arbeit, aber wir können heute Abend gerne schreiben, deine Nummer habe ich jetzt«, grinst er, deutet dabei auf sein Handy.

»Klar, können wir machen. Ich schreibe dir, wenn ich schließe und zu Hause bin«, erwidere ich lächelnd. Er nickt, umarmt mich erneut und verlässt das Café. Ich sehe ihm noch etwas nach und sehe, wie er vor dem Café auf ein Mädchen trifft, welches er liebevoll umarmt.

Ist das seine Freundin?

Ethan legt seinen Arm um ihre Schultern und gemeinsam entfernen sie sich vom Café. Scharf die Luft einziehend, gehe ich zum Tresen zurück, nehme seine Tasse und Teller mit, und fange an, abzuwaschen.

Irgendwie muss ich mich jetzt ablenken. Ethan hat eine Freundin? Eine verdammte Freundin? Wieso hat er dann mit mir geflirtet, Handynummern ausgetauscht und alles? Aber am meisten frage ich mich, warum mich das so dermaßen verletzt.

Café au lait

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