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3.2 Veränderungen von ‚Valenz‘-Eigenschaften durch elliptische Prozesse in der Diachronie und Synchronie

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Die Verwendung des Terminus ‚Valenz‘ mag überraschen, aber verschiedene Untersuchungen haben aufgezeigt, dass Götzinger ein ausgebautes verbzentriertes Satzmodell entwickelt, in dem die syntaktischen und semantischen Eigenschaften des Verbs als Grundlage der syntaktischen Konfiguration analysiert werden. Dies wird auch deutlich in Überlegungen, die die Effekte von Verbellipsen in der Diachronie betreffen. Dort können laut Götzinger Elidierungs- und Übertragungsprozesse zu neuen Valenz-Eigenschaften führen, z.B. könnten sie die redeeinleitende Verwendung von lächeln erklären:

‚er sprach lächelnd: es sey Friede zwischen uns!‘ elliptisch ausgedrückt würde er heißen: ‚Er darauf lächelnd: es sey Friede zwischen uns!‘ Jetzt rückt lächeln in die leere Stelle, und ich habe: ‚er lächelte: es sey Friede zwischen uns!‘ (G II: 233–234)

Vergleichbare Prozesse liegen auch ad-hoc-Bildungen, Götzinger spricht hier von „Uebertragungen“, zu Grunde, wie

 (8) er schluchzte sein Leiden mir vor (erzählte mir schluchzend sein Leiden) (G II: 234)

und ausgehend von der Semantik eines Bewegungsverbs:

 (9) Er geht trotzend zur Thür hinaus – Er trotzte zur Thür hinaus (G II: 233)

Götzinger beschreibt hier also einen Prozess ‚lexikalisch-semantischer Verdichtung‘ (vgl. Eichinger 2000: 104): Die genannten Verben nehmen die Semantik von Verben des Sagens und der Bewegung sowie die entsprechenden Valenzeigenschaften in sich auf und tragen damit zur Kürze im Ausdruck bei.

Kurze Formen in der Sprache / Formes brèves de la langue

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