Читать книгу Kurze Formen in der Sprache / Formes brèves de la langue - Anne-Laure Daux-Combaudon - Страница 16

3.5 „Zusammenziehung“ und „Verschmelzung“

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Den Begriff Zusammenziehung verwendet Götzinger u.a. in Hinblick auf Koordination und Sätze. Hier ist interessant, dass er für kürzere und längere Formen unterschiedliche Konzeptualisierungen postuliert. Götzinger verweist z.B. auf folgende Kürzungsmöglichkeiten bei koordinierten Präpositionalgruppen:

 (16) Mit dem Ritterstande und mit dem Bauernstande

 (17) Mit dem Ritterstande und dem Bauernstande

 (18) Mit dem Ritterstande und Bauernstande

 (19) Mit dem Ritter= und Bauernstande (G II: 201)

Während Götzinger hier morphosyntaktisch von einer „Zusammenziehung“ spricht, verwendet er für die konzeptuell-semantische Wirkung den Terminus „Verschmelzung“: In den Beispielen (16)–(19) handele es sich um eine ‚fortschreitende Verschmelzung‘ der beiden Nominalbegriffe, wobei die längste Form (16) dem Ausdruck einer maximalen „Sonderung“ der Begriffe in der Vorstellung entspreche, die kürzeste ihrer Quasi-Verschmelzung.

Derartige Zusammenziehungen sind auch auf Satzebene möglich. Die – modern gesprochen – Rechtsversetzung in

 (20) Sturm überfiel uns und Gewitter (G II: 338).

bewirkt laut Götzinger eine Sonderung der Begriffe Sturm und Gewitter, sodass beide hervorgehoben werden; die Koordination der Nebensätze in (21) ohne Wiederaufnahme der Konjunktion bewirke dagegen eine konzeptuelle Verschmelzung:

 (21) Ich vergesse, dass ich in der Fremde bin und [daß] kein Recht zum Befehlen habe (G II: 366)

Moderne Untersuchungen untermauern Götzingers Hypothese für (20) (vgl. z.B. Altmann 1981, Vinckel 2006); (16)–(19) sowie (21) sind meines Wissens in Hinblick auf ihre konzeptuelle Leistung noch nicht untersucht, doch scheint auch hier Götzingers Hypothese durchaus plausibel.

Kurze Formen in der Sprache / Formes brèves de la langue

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