Читать книгу Weniger schlecht Projekte managen - Anne Schüßler - Страница 36
Stakeholdermanagement
ОглавлениеUnter dem Begriff Stakeholder findet sich in der deutschen Wikipedia folgende Definition:
Als Stakeholder (dt. Teilhaber) wird eine Person oder Gruppe bezeichnet, die ein berechtigtes Interesse am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projekts hat.2
Stakeholder sind im Übrigen nicht zu verwechseln mit Shareholdern: Als Shareholder werden die Inhaber oder Anteilseigner eines Unternehmens bezeichnet. Bei Ersteren geht es also um all jene Beteiligten, die in irgendeiner Art und Weise ein Interesse am Unternehmen bzw. am Projekt haben, bei Zweiteren um die Beteiligten, die auf irgendeine Art und Weise finanziell an der Unternehmung beteiligt sind.
Unter einer Stakeholderanalyse versteht man dementsprechend eine Ermittlung der Interessenträger einer Sache sowie die Art und Weise der Beziehung. Doch bevor wir mit der Analyse anfangen, müssen wir erst mal herausfinden, wer diese ominösen Stakeholder überhaupt sind.
Einfach gesagt, sind Stakeholder alle Personen oder Personengruppen, die ein Interesse an dem Projekt haben oder die von dem Projektvorhaben betroffen sind. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch von den Projektbeteiligten gesprochen. Das greift allerdings deutlich zu kurz, da die Projektbeteiligten tatsächlich nur diejenigen Personen sind, die auch aktiv im Projekt mitarbeiten. Betroffenheit kann aber auch bei den Personen ausgelöst werden, die eben gerade nicht aktiv an dem Projekt oder der Durchführung des Projekts beteiligt sind. Denken Sie an die Anwohner bei einem Bauprojekt, denken Sie an die Anwender einer zu entwickelnden Software, denken Sie an die Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen, die von einem Umstrukturierungsprojekt betroffen sind, und so weiter. All diese Personengruppen sind nicht beteiligt, wurden im Zweifel auch nicht gefragt, sind aber trotzdem in hohem Maße von Ihrem Projekt und seinem Ausgang betroffen. Aber auch die aktiv am Projekt beteiligten Personen sind Stakeholder. Ihre Teammitglieder haben hoffentlich ein Interesse an dem Projekt, Ihr Auftraggeber wird sich für das Projekt interessieren, und vermutlich wird auch die Geschäftsführung einen Blick auf den Projektfortschritt und später den Projekterfolg werfen.
Das sind schon mal ganz schön viele Menschen, die Sie zu analysieren haben. Eventuell haben Sie jetzt erst mal einen Schreck bekommen, diese ganzen Leute hatten Sie gar nicht auf dem Schirm, wo kommen die auf einmal her? Gern würden Sie jetzt hören, dass wir uns einen kleinen Scherz erlaubt haben, Sie wollten doch nur in Ruhe Ihr Projekt managen, müssen Sie sich jetzt wirklich um all diese Menschen kümmern? Und jetzt mal ehrlich, geht die das überhaupt was an, die sind doch nicht Ihr Chef, können die Ihnen wirklich in Ihr schönes Projekt reinpfuschen?
Natürlich können Sie das, denken Sie wieder an John Donne und die Insel: Kein Projekt ist eine Insel, kein Projekt wird in einem Vakuum durchgeführt. All diese Personengruppen können Einfluss auf Ihr Projekt nehmen und werden das im Zweifel auch tun. Glücklicherweise geht es hier aber nicht nur um negativen, sondern auch um positiven Einfluss. Insofern ist es nicht nur hilfreich, sondern sogar notwendig, die Stakeholder systematisch zu analysieren, um herauszufinden, wer Ihnen im Projekt schaden kann, wen Sie aber umgekehrt auch einbeziehen können, um Ihr Projekt voranzubringen. Stakeholder können beides sein: Projektverhinderer und Projektförderer.
Um herauszufinden, mit wem Sie es zu tun haben, müssen Sie darüber nachdenken, in welchem Verhältnis die Personen oder Personengruppen jeweils zu Ihrem Projekt stehen. Wie ist deren Interesse in Bezug auf das Projekt motiviert? In einem zweiten Schritt schauen Sie sich dann an, wie Sie mit den jeweiligen Gruppen umgehen möchten. Jetzt sind wir auch schon mittendrin im großen Stakeholderdschungel und kämpfen uns durchs Gestrüpp. Gehen wir also ein paar Schritte zurück, fangen wir noch mal ganz am Anfang an und gehen wir ganz systematisch an die Sache heran.