Читать книгу Einführung in die Ethik - Annemarie Pieper - Страница 15
2.2 Disziplinen der theoretischen Philosophie
ОглавлениеDie EthikEthik steht als Grunddisziplin der praktischen Philosophie in einem engen Verhältnis zu Politik, Rechtsphilosophie und Ökonomik, deren Normen sie vermittels des Moralprinzips auf ihre Berechtigung hin kritisch hinterfragt. Insofern ist sie von den normativen Disziplinen der Philosophie die fundamentalste – die normative Grundlagenwissenschaft schlechthin. Die EthikEthik hat es jedoch nicht nur mit normativen Fragen (was sein soll) zu tun, sondern auch mit Fragen, die sich auf die Faktizität (was ist) beziehen, denn von einem SollenSollen kann sinnvollerweise nur dort die Rede sein, wo etwas ist, das sich verändern, zum Besseren hin entwickeln kann. Wenn alles schon so, wie es ist, gut wäre, würden SollensforderungenSollen überflüssig.
Darüber hinaus muss die EthikEthik auch den wissenschaftlichen Anforderungen genügen, denen jede diskussionswürdige Theorie zu begegnen hat. Insofern steht die EthikEthik auch in einem Verhältnis zu Disziplinen der theoretischen Philosophie, insbesondere zu AnthropologieAnthropologie, Metaphysik und Logik. Theoretisch bedeutet hier: Der Schwerpunkt dieser Disziplinen liegt auf dem Wissen, nicht auf dem HandelnHandeln/Handlung. Um jedoch das Verhältnis von Moral und Moralität im Kontext menschlicher Praxis zureichend bedenken zu können, muss die EthikEthik wissen, wer bzw. was der MenschMensch als Adressat des moralischen Anspruchs ist: dazu wendet sie sich an die AnthropologieAnthropologie. Weiter muss sie wissen, welche Rolle der MenschMensch in der Gesamtheit des Seins spielt, welches Weltbild er hat: dazu wendet sie sich an die Metaphysik. Und drittens schließlich muss sie wissen, welche rationalen Hilfsmittel ihr zur Strukturierung normativer Sätze zur Verfügung stehen: dazu wendet sie sich an die Logik.