Читать книгу Ruhe sanft - Annette Meyers - Страница 17
Оглавление»Ich glaube, er lauscht an unserer Tür«, sagte Smith.
»Ach, Smith, du bist immer so mißtrauisch«, erwiderte Wetzon.
»Ich glaube, er durchwühlt unsere persönlichen Geschäftspapiere, wenn wir nicht hier sind.«
»Tja, wenn du das meinst und es dich beruhigt, müssen wir eben alles gut verschließen.«
»Fahnley hat Pleite gemacht«, sagte Harold, indem er einfach so in ihr Allerheiligstes kam. Sie hatten ihn wiederholt ermahnt, zuerst anzuklopfen, denn er hatte die Angewohnheit, mitten in geschäftliche Anrufe oder private Diskussionen lärmend hineinzuplatzen.
Bequem auf ihren Stühlen zurückgelehnt, aßen sie gerade zu Mittag. Wetzon hatte die Stiefel ausgezogen, und ihre Füße in Strümpfen und Socken lagen auf der Tischplatte, während sie ihre Zehen abwechselnd krümmte und streckte. Ihre Finger waren gelb vom Eiersalat, und sie war gerade dabei, sie abzuschlecken.
Sie hatte die Jalousien vor den Glastüren geöffnet, um den Blick frei zu haben auf ihren mit Schnee bedeckten Hof und Garten. Es schneite unaufhörlich.
»Fahnley hat Pleite gemacht? Weißt du genau, daß sie nicht mit einer anderen Firma fusionieren? Wurden sie nicht von dieser kanadischen Firma gekauft, von Crossman Peck?«
»Ja, richtig … aber in zwei Wochen machen sie den Laden dicht. Crossman bringt seine eigenen Leute mit.«
»Jemand dabei, der sich für uns lohnt?« fragte Smith. Sie bückte sich, um ihre hohen Stiefel auszuziehen. »Wenn ich mich recht entsinne, liegt das Durchschnittsalter ihrer Makler bei hundertfünf.«
Wetzon lachte. »Dürfte in etwa hinkommen. Ich entsinne mich entfernt, daß ich einmal mit einem goldigen alten Mann sprach. Er meinte, er halte sich nicht für einen möglichen Kandidaten, aber ich könne ihn jederzeit anrufen.«
»Ich hole die Liste.« Harold drehte sich eifrig um und ließ sie allein.
»Ich überlege, ob ich noch eine Kiste Wein bestellen soll«, grübelte Smith. »Die Leute trinken bei solchem Wetter viel mehr. Was meinst du, Wetzon?«
»Ich meine, ich sollte die Liste der Fahnley-Makler durchgehen.« Sie nahm die Beine nicht vom Schreibtisch. »Ist Hank Brownell noch der Geschäftsführer?«
»Ah, ja, Hank Brownell.« Smith brachte ihre W.-C-Fields-Imitation. »Gefeuert von Merrill, geheuert von Hutton, gefeuert von Hutton, geheuert von Witter, gefeuert von Witter, geheuert von Fahnley.«
»Scharf auf Xenia Smith«, ergänzte Wetzon spitzbübisch.
»Ein kleiner Mann«, sagte Smith gedehnt. »In jeder Hinsicht.«
»Smith, du wirst doch nicht!« Wetzon ließ schockiert die Füße auf den Boden fallen.
»Ach, komm schon, Wetzon, werde endlich erwachsen. So ist die Welt. Außerdem, Zuckerstück, solltest du mich besser kennen.«
»Mann. Du hättest mich beinahe reingelegt.« Wetzon untersuchte den Anfang einer Laufmasche an ihrer Strumpfhose. »Er war ein solches Ekel. Aber da du ihn besser kennst als ich, meinst du nicht, du solltest ihn anrufen?«
»Wo sollten wir ihn unterbringen? Nein, das wäre rausgeworfene Zeit.« Smith zerknüllte das Papier von ihrem Roastbeef-Sandwich und warf es weg. »Lust auf meine Plätzchen? Schokolade von Mrs. Fields?«
»Nein, danke. Ich bleibe bei meinem Apfel.« Wetzon schloß die Augen und runzelte die Stirn. »Ich glaube, sein Name war Maurice … Maurice … Sanderson.«
»Wer?«
»Der alte Makler bei Fahnley. Vielleicht würde ihn einer unserer Kunden nehmen.« Sie öffnete das Aktenfach neben ihrem Schreibtisch und wühlte die ›S‹ durch. »Hier ist er. Maurice Sanderson, Alter neunundsechzig, das heißt im letzten Jahr.« Sie überflog ihre Notizen. »Hm, er macht einen kleinen, aber gleichbleibenden Umsatz. Vermittelt große Geschäfte.«
»Wetzon, ich sag’ es dir, es ist Zeitverschwendung.« Smith aß das letzte Plätzchen und wischte die Krümel von den Händen und vom Schoß ab.
»Ich spreche mit Maurice, und du fängst an herumzutelefonieren.«
»Ach, Wetzon, also ehrlich.« Smith warf die Hände hoch. »Du bringst mich noch unter die Erde.«
»Hallo, Maurice, hier ist Wetzon, Sie erinnern sich, von Smith und Wetzon, Ihre bevorzugten Headhunter.«
»Das ist aber nett, von Ihnen zu hören, Ms. Wetzon, gerade jetzt.« Maurice Sandersons Stimme war förmlich und freundlich. Sein Ton verriet keine Sorge, um so mehr seine Worte. »Ich glaube, ich könnte Ihre Dienste gebrauchen.«
Nachdem Wetzon Maurices Zahlen und Hintergrundinformationen rasch auf den neuesten Stand gebracht hatte, reichte sie den Bogen an Smith weiter, die aufstöhnte. »Wetzon, das ist demütigend. Ich kann das nicht machen. Wie wird das auf unsere Kunden wirken? Soll der komische alte Kauz doch in Rente gehen.«
»Betrachte es als gute Tat, die dich in den Himmel und uns ein kleines Honorar bringt«, erwiderte Wetzon. »Mach schon, Smith. Einer wie Maurice kann sich nicht zur Ruhe setzen. Das Geschäft ist sein ganzes Leben. Er liebt es, und er kennt nichts anderes nach vierzig Jahren.«
»Zu alt, um sich mit ihm abzugeben.«
»Versuch’s.«
Die Reaktionen kamen schnell.
» …Wir möchten keine so alten Makler.«
» …Wie alt? Siebzig? Sie machen wohl Witze.«
» …Smith, haben Sie den Verstand verloren?«
» …Wir wollen diese alten Kerle nicht. Sie nehmen Platz weg und kosten uns Geld. Wieviel Umsatz macht er? Das können Sie vergessen.«
» …Ich treffe mich mit ihm, wenn Sie wollen, aber ich stelle ihn nicht ein.«
Nach fünf Anrufen schwang Smith sich mit dem Stuhl herum und verkündete: »Ich gebe es auf. Ich bin mit ihnen einer Meinung.«
»Probiere Curtis Evans. Sie verrechnen über Bear. Sag ihnen, er vermittelt große Geschäfte. Bitte, Smith.«
»Stimmt das?«
»Was?«
»Daß er große Geschäfte vermittelt.«
»Selbstverständlich. Würde ich dich anlügen?«
»Hm.«
Zwanzig Minuten später rief Wetzon Maurice Sanderson an und hatte für ihn einen Termin am nächsten Tag bei Bob Curtis von Curtis Evans.
»Na, bitte, fühlst du dich da nicht wie eine Heilige, Smith?« stichelte Wetzon, die aufgestanden war und in den schneebedeckten Garten hinaussah.
»Nein.«
»Es schneit immer noch. Man sieht nicht einmal den Himmel. Es kommt mir vor, als säßen wir in einem Iglu.« Sie fröstelte und schloß die Jalousien.
»Ich gehe nach Hause, um alles vorzubereiten«, sagte Smith. »Versuch bitte, zeitig zu kommen. Ich brauche dich. Du weißt, daß ich mich auf dich verlasse.«
»Was soll das, Smith? Ist denn Leon nicht da? Und Mark natürlich.«
»Das reicht nicht.« Smith umarmte sie noch einmal. »Ich brauche meine kleine Freundin.«
»Ich muß Kevin De Haven so um vier treffen, und ich möchte bei Hazel vorbeischauen. Dann gehe ich nach Hause, ziehe mich um und komme zu dir.«
»Du ziehst immer andere Leute vor, sogar Fremde«, schmollte Smith. »Ich bin deine treue und bewährte Freundin.« Sie setzte sich, um die Stiefel anzuziehen.
Manchmal bist du das, dachte Wetzon und beobachtete sie. Du bist mit Sicherheit meine anspruchsvollste Freundin. Aber sie sagte: »Das ist nicht fair, Smith. Du weißt, wenn du mich wirklich brauchst, bin ich da.«
»Hm. Und wen führst du heute abend an meinen Tisch? Silvestri vielleicht?«
»Nein, er hat Dienst«, log Wetzon, wagte aber nicht, Smith dabei anzusehen.
»Ich brauche dir ja nicht zu sagen, daß dieser ekelhafte Perverse in meinem Haus nicht willkommen ist«, sagte Smith.
»Smith.« Wetzons Stimme hatte einen warnenden Unterton. »Ich dulde nicht, daß du so von Carlos redest, und falls du so weitermachst, siehst du auch mich nicht auf deiner Party. Und übrigens erwarte ich, wenn er anruft, daß du es mir ausrichtest. Er ist mein ältester Freund.«
»Es ist einfach ein wenig, als hättest du die Pest zum Freund, meinst du nicht?« Smith stampfte hinaus und knallte die Tür zu, während Wetzon wütend und frustriert zurückblieb. Der Krieg zwischen Smith und Carlos war von Smith vom Zaun gebrochen worden, wenn Carlos auch ein williger Teilnehmer war. Sie – Smith ganz besonders – ritten nun bei jeder Gelegenheit ihre Guerilla-Attacken, und immer befand sich Wetzon im Kreuzfeuer.
Sie setzte sich wieder an den Schreibtisch und trug Maurice Sandersons Termin bei Curtis Evans in den Kalender ein.
Es war bestürzend, daß die Firmen keine älteren Makler einstellen wollten, es sei denn, sie hatten dicke Auftragsbücher und ein sehr reges Geschäft, was nicht gerade wahrscheinlich war. Wenn ein Börsenmakler älter wurde, hörte er normalerweise auf, seinen Kundenstamm zu erweitern; er wandte weniger Energie auf. Sein Kundenstamm alterte mit ihm. Für die Firmen war das alles eine Geldfrage. Immobilien waren teuer, laufende Geschäftskosten waren eine teure Last, Raum stand hoch im Kurs. Das Management hielt es für effizienter, die Schreibtische jüngeren Maklern zu geben, die dabei waren, einen Kundenstamm aufzubauen. Von Rechts wegen war es Smith und Wetzon nicht erlaubt, einen Kandidaten nach seinem Alter zu fragen, aber ihre Kunden wollten es wissen, also taten sie es – auf Umwegen. »Auf welchem College waren Sie, Joe? Ach, tatsächlich? In welchem Jahr haben Sie Examen gemacht?« Mit dieser Auskunft war es nicht schwierig, auf das Alter des Kandidaten zu schließen.
Der ältere Makler war zum Dinosaurier geworden. Er hatte gewöhnlich ein tadelloses Geschäft, drängte seine Kunden nicht, pries nur Aktien an, die er bequem verkaufen konnte, etwa die Dow-Aktien, und fungierte im allgemeinen wie ein Hausarzt, indem er seinen Kunden Vertrauen einflößte. Aber die größeren Firmen hatten ihren Stil geändert: Sie setzten jüngere Makler unter Druck, ihre Bruttoproduktion zu erhöhen, verkaufen, verkaufen, verkaufen. Die jungen Makler erkannten schnell, daß das Hauptgewicht darauf lag, das Produkt der Firma zu verkaufen, ob es gut war für den Kunden oder nicht.
Wetzon hatte beobachtet, wie sich die Maklerbranche während der letzten Jahre radikal gewandelt hatte. Die großen Firmen drängten den Makler, firmeneigene Produkte zu verkaufen, und die jungen Makler hielten sich im allgemeinen daran, weil das Geschäft mit diesen Produkten größer war. Die älteren Makler hielten sich an das Geschäft mit Aktien und Anleihen und versuchten, ihre Kunden wirklich gut zu beraten.
Wetzon hatte Achtung vor diesen älteren Maklern. Sie betrachteten ihre Tätigkeit als Berufung. Sie waren nicht auf Reibach aus.
Eigenartig, wie sie immer wieder auf das Altwerden zurückkam. Hazel, Peepsie Cunningham, Maurice Sanderson, sogar dieser falsche Fuffziger Peter Tormenkov hatten darauf angespielt. Teddy Lanzmans Fernsehserie über alte Menschen. Moment. Sie sah auf die Uhr. Halb vier. Die Telefone waren sehr still geworden. Sie öffnete die Tür zum Vorzimmer.
»Was tut sich?« fragte sie.
»Wegen des Schneesturms gehen alle früher weg«, antwortete B. B.
»Weißt du, was …«
Harold kam aus seinem Kabuff und stand in der Tür.
»Wir warten bis um vier und machen dann auch dicht. Sag mir nur Bescheid, wann du gehst.« Wetzon ging wieder in ihr Büro und schloß die Tür.
In ihrem Adreßbuch fand sie Teddy Lanzmans Telefonnummer.
Die Sprechanlage summte.
»Howie Minton auf neun-null«, sagte B. B.
Sie nahm am ersten Apparat ab. »Tag, Howie, Sie sollten auf dem Heimweg sein. Auf Long Island muß es chaotisch aussehen.«
»Ich bin schon so gut wie weg. Wollte nur wissen, was Sie von Peter Tormenkov halten.«
»Na ja, Howie …« Wetzon machte eine Pause. Solche Situationen waren vom Berufsethos her betrachtet problematisch. Howie hatte Peter empfohlen, aber was Peter ihr berichtet hatte, war vertraulich. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Er schien nicht bereit zu sein, überhaupt zu wechseln.«
»Wetzon, beste Freundin, sagen Sie nicht, daß er Ihnen auch mit diesem Scheiß – Entschuldigung – über das FBI gekommen ist.«
»Was reden Sie da, Howie?« fragte sie vorsichtig.
»Sie sind eine anständige Frau, Wetzon, und ich halte Sie für eine gute Freundin, also können Sie offen mit mir reden. Aus dem, was Sie nicht sagen, kann ich schließen, was der Mistkerl Ihnen aufgetischt hat.« Howie hatte seine übliche salbungsvolle Art abgelegt. »Peter arbeitet mit zwielichtigen Typen. Es gibt kein FBI, aber es wäre leicht möglich, und er muß da herauskommen, bevor die Kacke am Dampfen ist, nochmals Entschuldigung.«
»Howie, was es auch in Wahrheit ist, vielleicht hat er ein Problem mit der Börsenaufsicht …«
»Wetzon, glauben Sie mir, würde ich Ihnen etwas vorlügen? Peter ist in Ordnung. Ich werde mit ihm reden und ihm den Kopf zurechtsetzen. Dann können Sie ihn am Montag anrufen – mit Ihrer ganzen Überzeugungskraft. Sagen Sie, Sie tun’s für mich, damit ich heute abend möglichst schnell hier wegkomme.«
»Geht klar, Howie, ich probiere es. Hoffentlich wird Ihre Heimfahrt nicht so schlimm.«
»Alles Gute, Wetzon.«
Sie saß nachdenklich da, spielte mit dem Kugelschreiber, kritzelte Figuren. Howie hatte vermutlich recht. Andererseits war nichts, was sie in der Wall Street schon erlebt hatte, zu weit hergeholt. Alles konnte wahr sein.
Sie nahm das Telefon ab und wählte.
»Hier ist Kanal acht, das Programm für die Empire City im Empire State.«
»Ted Lanzman bitte.«
»Wer spricht da?«
»Leslie Wetzon.«
»Bleiben Sie bitte einen Moment am Apparat.«
Während Wetzon Bach vom Band hörte, hakte sie die Telefonate ab, die sie nach ihrer täglichen Liste erledigt hatte. Diejenigen, die sie nicht erreicht hatte, übertrug sie auf die Liste für den Montag. Nach dem Gespräch mit Teddy wollte sie Kevin De Haven anrufen, der vermutlich den Vier-Uhr-Termin gern absagen würde, was ihr nur recht wäre.
»Na, so was«, rief Teddy Lanzman. »Das freut mich aber, Fremde. Wie geht es dir?«
»Prima, Teddy. Wie es dir geht, weiß ich, weil ich dich ständig in der Kiste sehe …«
»Mir geht’s noch besser. Ich bekomme meine eigene halbe Stunde, die ich selbst schreibe und produziere. Und du hast mich gerade noch erwischt. Ich bin in ein paar Minuten auf dem Weg nach Detroit, falls sie vom Kennedy heute abend noch fliegen. Ich hole mir einen Preis für Featuresendungen ab, für meine Serie über die Heimkinder.«
»Das ist wunderbar, Teddy, herzlichen Glückwunsch. Ich habe den größten Teil gesehen. Das ging an die Nieren.«
»Weißt du, Wetzi, obwohl wir uns nicht oft sehen, bist du für mich eine meiner wirklichen Freundinnen. Hast du überhaupt meine Nachricht erhalten, als der Makler ermordet wurde?«
»Ja, habe ich, und es tut mir leid, daß ich mich nie bei dir gemeldet habe. Damals sind so viele verrückte Dinge passiert …«
»Macht nichts. Kann ich verstehen. Ich wollte dich einfach wissen lassen, daß ich da bin, wenn du mich brauchst.«
»Das wußte ich, Teddy, und ich bin dir dafür dankbar. Aber jetzt rufe ich dich wegen einer Sache an, auf die ich gestoßen bin und die für dich interessant sein könnte.«
»Ah, ja?« Sie konnte die Veränderung in seiner Stimme hören.
»Die Serie, die du zur Zeit über alte Menschen machst … Ich habe etwas über einen Betrug an den Alten gehört, bei dem Pflegerinnen … Das ist wohl alles ziemlich sinnloses Zeug …«
»Nein, nein, ich höre zu. Ich möchte mehr hören, aber ich muß jetzt weg, sonst verpasse ich mein Flugzeug.«
»Ich weiß nicht viel mehr als das …«
»Treffen wir uns am Montag zum Abendessen«, schlug Teddy vor. »Halb sieben, sieben. Du kannst mir vielleicht bei einer Sache helfen, auf die ich bei meinen Recherchen gestoßen bin.«
»Aber …«
»Kein Aber. Hol mich am Montag im Studio ab. Ich sage dem Pförtner Bescheid, daß ich dich erwarte.«
»Wir gehen jetzt, Wetzon«, sagte Harry, als sie langsam und nachdenklich den Hörer auflegte.
»Okay, Wiedersehen. Bis Montag. Kommt gut nach Hause.«
Sie wählte Kevin De Havens Nummer. Es läutete und läutete und läutete.
»Büro Kevin De Haven«, sagte endlich eine sehr bekannte Männerstimme.
»Kevin, bitte.«
»Er ist schon weg. Wetzon? Sind Sie’s?«
Verdammt. Tom Hasher, ein Makler, mit dem sie von Zeit zu Zeit redete, war in diesem Büro. »Tom? Was machen Sie dort noch bei dem Schneesturm?«
»Ich wohne nur sechs Straßen von hier, also kein Problem. Wie geht es Ihnen so, Wetzon?«
»Prima. Und Ihnen?« Sie hatte es nie geschafft, ihn von Merrill wegzulocken, aber manchmal rief er sie an und gab ihr einen Tip über einen Maklerkollegen, der unzufrieden war.
»Wirklich gut. Hören Sie«, sagte er leise, »mit Kevin machen Sie einen guten Fang. Er wird wechseln müssen.«
»Ach?« Das hörte sich nicht gut an.
»Keine Sorge. Keine echten Probleme. Bloß eine Art von Geschäften, die hier nicht gut hineinpassen. Er macht viel mit Hedgegeschäften.«
»Danke für den Tip, Tom.«
Sie legte auf, ging an die Glastüren und drückte die Jalousien ein wenig auseinander. Die Fenster waren beschlagen. Sie wischte eine Stelle ab und spähte hinaus. Ein tiefes Grau verhüllte den Himmel, und die Schneehügel auf der Erde spiegelten Grautöne und das blasse Gelb von den trüben Lichtern in den Gebäuden darüber.
Das Fenster beschlug sich schnell wieder, und sie zeichnete ein großes Herz und schrieb »Wetzon liebt Silvestri«. Sie erschrak heftig, als sie merkte, was sie unbewußt getan hatte, rieb verlegen mit der Faust über die Scheibe und löschte die Worte aus.