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KRAFT UND ZUVERSICHT VERMITTELN

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Für das Kind ist es eine einschneidende Erfahrung, wenn es sich langsam selbst aufrichtet. Es möchte aufstehen, doch dann fällt es immer wieder hin. Manche Kinder verlieren in solchen Situationen ihren MUT. Da braucht es die Eltern, die immer wieder ermutigen: »Steh auf! – Du kannst stehen. Du hast Kraft in dir.« In diesem Befehl spürt das Mädchen die Emotion Jesu, die zugleich von Kraft und von Liebe geprägt ist. Und es ist ein Gefühl von Klarheit. Jesus redet nicht um den heißen Brei herum. Er sagt klar: »Steh auf!« Und das Mädchen spürt diese klare Kraft, die Zuversicht und die Hoffnung, die vom Wort Jesu ausgeht. Sie traut sich aufzustehen. Und dann befiehlt Jesus, dass man dem Mädchen zu essen geben solle. Es soll sich selbst spüren, indem es wieder isst und das Essen genießt.

BIBELGESCHICHTE

Ein Mädchen, das von einem unreinen Geist besessen war, ist Thema einer anderen Geschichte, in der es um die Beziehung zwischen Mutter und Tochter geht. (Mk 7,24-30) Der unreine Geist ist ein Bild für negative Gefühle, von denen das Kind gleichsam besetzt ist.

Er trübt das Denken, zeigt sich oft in Zwangsgedanken oder in negativen Denkmustern. Der Theologe Fridolin Stier (1902–1981) übersetzt die »unreinen Geister« oder die »Dämonen« mit »Abergeistern«. Das kennen auch manche heutigen Mütter von ihren Töchtern. Bei allem, was sie ihren Kindern sagen, antworten die mit: »Aber. – Aber bei mir ist es ganz anders. Aber bei mir geht das nicht. Aber das ist unfair. Aber das kann ich nicht machen.«

Die Mutter fühlt sich ohnmächtig ihrer Tochter gegenüber. Sie geht auf Jesus zu und wirft sich ihm zu Füßen und bittet ihn, er möge aus ihrer Tochter den Dämon austreiben. Doch Jesus geht zunächst nicht auf die Bitte der Mutter ein. Er konfrontiert sie vielmehr mit ihrem Verhalten der Tochter gegenüber: »Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.« (Mk 7,27) Die Mutter spürt, dass sie ihre Tochter nicht gesättigt hat, dass sie zu viel Energie für ihre eigenen Bedürfnisse verwendet hat. Nun liegt das Kind krank auf dem Bett, weil es nicht satt geworden ist an Zuwendung. Die Größe der Mutter besteht jetzt darin, dass sie sich von Jesus mit ihrer Wahrheit konfrontieren lässt. Sie antwortet: »Ja, du hast recht, Herr! Aber auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen.« (Mk 72,8)

Die Mutter erkennt, dass ihre Tochter nicht satt geworden ist. Aber sie offenbart Jesus auch ihre Bedürftigkeit: Ich habe ja auch Bedürfnisse. Für mich muss auch etwas übrig bleiben von dem Brot, das für die Kinder bestimmt ist. Ich brauche auch Zeit für mich. Ich kann nicht nur für das Kind leben.

Jesus bestätigt ihr, dass sie die Situation richtig erkennt. Er antwortet ihr: »Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen.« (Mk 7,29) Im Griechischen heißt es noch genauer: »Wegen dieses deines Wortes, wegen dieser deiner Einsicht geh: Der Dämon hat deine Tochter verlassen.« Weil die Mutter die Beziehung zu ihrer Tochter richtig erkennt, verlässt der unreine Geist das Kind.

So große Gefühle!

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