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6. Verwenden Sie einheitliche Begriffe

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Kurze Argumente haben normalerweise ein einziges Thema oder einen einzigen Themenstrang. Sie führen einen bestimmten Gedanken über mehrere Schritte zu seinem Abschluss. Fassen Sie daher diesen Gedanken in klare und sorgfältig ausgewählte Begriffe, und markieren Sie jeden neuen Schritt, indem Sie genau diese Begriffe wiederverwenden.

In ihrem klassischen Handbuch des Schreibens The Elements of Style führen William Strunk und E. B. White die berühmten Seligpreisungen Jesu als ein überzeugendes Beispiel für das an, was sie als »parallele Fügung« oder als »Ausdruck aufeinander abgestimmter Gedanken in gleicher Form« bezeichnen.

Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden.

Selig die Sanftmütigen; / denn sie werden das Land erben. (Mt 5, 3–5) [dt. zit. nach: Die Bibel, Einheitsübersetzung, Stuttgart, 2. Aufl., 2017]

Die Formel lautet »Selig sind die X: denn Y«. Sie wird nicht jedes Mal neu formuliert wie etwa: »Auch jene, die X sind, werden gesegnet sein, weil Y.« Stattdessen weist jeder Satz exakt dieselbe Struktur und exakt dieselbe Formulierung auf.

Machen Sie dasselbe mit Ihren Argumenten.

SCHLECHT:

Wer lernt, sich um ein Haustier zu kümmern, lernt, auf die Bedürfnisse eines abhängigen Wesens einzugehen. Durch aufmerksames Beobachten und Reagieren, wenn eine Katze oder ein Hund einen braucht, kann man auch die eigene Fähigkeit, Bedürfnisse zu erkennen und das eigene Verhalten entsprechend anzupassen, gegenüber kleinen Kindern verbessern. Indem man ein responsiverer Haustierhalter wird, kann man also auch seine familiären Pflegekompetenzen verbessern.

Wie bitte? Jeder Satz mag für sich genommen ziemlich klar sein, doch die Zusammenhänge zwischen den Sätzen gehen völlig im Dickicht verloren – das vielleicht sogar interessant ist, doch viel zu dicht, um effektiv voranzuschreiten. (Vergessen Sie nicht: Argumente müssen in Bewegung sein, sie müssen sich entwickeln!)

GUT:

Wer lernt, sich um ein Haustier zu kümmern, lernt, auf die Bedürfnisse eines abhängigen Wesens einzugehen. Wer lernt, auf die Bedürfnisse eines abhängigen Wesens einzugehen, lernt, ein besserer Vater oder eine bessere Mutter zu sein. Wer also lernt, sich um ein Haustier zu kümmern, lernt, ein besserer Vater oder eine bessere Mutter zu sein.

Die »Gut«-Version mag nicht gerade in blumiger Weise elegant sein, doch das macht sie dadurch mehr als wett, dass sie absolut glasklar ist. Ein einfaches Merkmal macht den Unterschied: Die »Schlecht«-Version verwendet für jeden Kerngedanken einen neuen Satz, sobald der Gedanke wieder auftaucht. – Zum Beispiel wird »Wer lernt, sich um ein Haustier zu kümmern« in der Konklusion der »Schlecht«-Version als »Indem man ein responsiverer Haustierhalter wird« erneut beschrieben – wohingegen das »Gut«-Argument sorgfältig und präzise seine Schlüsselbegriffe wiederholt.

Sollten Sie sich Gedanken über den Stil machen – was Sie natürlich bisweilen durchaus tun sollten –, so entscheiden Sie sich für das straffste, nicht das blumigste Argument.

Am kürzesten und prägnantesten:

Wer lernt, sich um ein Haustier zu kümmern, lernt, auf die Bedürfnisse eines abhängigen Wesens einzugehen, und lernt also wiederum, ein besserer Vater oder eine bessere Mutter zu sein.

Die Kunst des guten Arguments

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