Читать книгу Die Kunst des guten Arguments - Anthony Weston - Страница 5
Argumentieren wird Ihnen mit der Zeit Spaß machen …
ОглавлениеNormalerweise lernen wir zu »argumentieren«, indem wir behaupten. Das heißt, wir neigen dazu, gleich unsere Urteile – unsere Wünsche oder Meinungen – vorzutragen, ohne sie näher zu begründen. Und manchmal funktioniert das, zumindest wenn wir noch sehr klein sind. Was könnte es Besseres geben?
Eine echte Argumentation braucht dagegen Zeit und Übung. Unsere Gründe ordnen, unsere Konklusionen, d. h. die Aussagen, die wir begründen wollen, ins richtige Verhältnis zu den tatsächlichen Belegen setzen, Einwände erwägen und alles Übrige – das sind Fähigkeiten, die erst erworben werden müssen. Dafür müssen wir etwas älter werden. Wir müssen unsere Wünsche und Meinungen für eine Weile beiseiteschieben und tatsächlich nachdenken.
Seminare können dabei hilfreich sein – oder auch nicht. In Kursen, in denen es um die Vermittlung immer umfangreicherer Sachverhalte oder Methoden geht, werden Studierende selten dazu ermutigt, die Art von Fragen zu stellen, die durch Argumente beantwortet werden. Sicher sieht unsere Verfassung das Electoral College [Wahlleutekollegium]1 vor – das ist eine Tatsache – aber ist es immer noch eine gute Idee? (War es eigentlich jemals eine gute Idee? Was waren überhaupt die Gründe dafür?) Selbstverständlich glauben viele Wissenschaftler*innen, dass es noch anderswo im Weltall Leben gibt, aber warum? Was ist der Grund dafür? Gründe lassen sich für unterschiedliche Antworten anführen. Idealerweise lernen Sie am Ende nicht nur einige dieser Gründe kennen, sondern erfahren auch, wie man sie abwägt – und selbst weitere ausfindig macht.
Dafür braucht es wiederum vor allem Zeit und Übung. Dieses Buch kann dabei helfen! Darüber hinaus zeigt sich, dass das Argumentieren üben durchaus seinen eigenen Reiz hat. Wir werden geistig flexibler, ergebnisoffener und wachsamer und lernen zu schätzen, welchen Unterschied unser eigenes kritisches Denken tatsächlich ausmachen kann. Vom täglichen Familienleben über Politik, Wissenschaft, Philosophie bis selbst hin zur Religion werden uns ständig Argumente geboten, die wir berücksichtigen sollen. Im Gegenzug können wir wiederum auch unsere eigenen Argumente anführen. Betrachten Sie Argumentieren als einen Weg, für sich selbst herauszufinden, wo Sie innerhalb dieser sich entfaltenden, fortgesetzten Dialoge stehen. Was könnte es Besseres geben als das?