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2. Legen Sie Ihre Ideen in einer natürlichen Reihenfolge dar
ОглавлениеArgumente sind in Bewegung, sie müssen sich entwickeln. Gründe und Belege führen zu Konklusionen. Doch wie jede andere Form der Bewegung können Argumente elegant oder plump, scharfsinnig oder konfus, klar oder verworren sein. Streben Sie nach Klarheit und Wirksamkeit – wenn möglich sogar Eleganz.
Betrachten wir noch einmal das Argument zu den Bohnen. Wenn Sie nun Ihr Argument schriftlich ausarbeiten wollten, wie könnten Sie vorgehen? Eine gute Möglichkeit wäre folgende:
Wir sollten mehr Bohnen essen. Zum einen sind Bohnen gesund. Sie enthalten mehr Ballaststoffe und Eiweiß und haben einen geringeren Fett- und Cholesteringehalt als das, was die meisten Menschen heutzutage essen. Zum anderen können Bohnengerichte auch sehr vielfältig und spannend sein. Denken Sie etwa an scharfe Tacofüllungen mit schwarzen Bohnen oder an Hummus.
Jeder Satz in diesem Abschnitt ebnet den Weg für den nächsten, an den der wiederum nächste nahtlos anschließt. Das Argument beginnt mit der Formulierung seiner Konklusion bzw. der Aussage, die begründet werden soll. Das wiederum lädt zur Darlegung der Prämissen ein, und das Argument kommt dem nach, indem es sofort eine Hauptprämisse anführt und dann wiederum einen kurzen Grund für diese angibt und erklärt, warum Bohnen gesund sind. Dann führt es die andere Hauptprämisse und ihre Beispiele an. Man könnte das Argument dabei auf unterschiedliche Weisen anlegen: Zum Beispiel könnte die zweite Hauptprämisse zuerst genannt werden, und/oder die Konklusion könnte, statt als zu begründende Aussage am Anfang zu stehen, erst am Ende gezogen werden – doch in beiden Fällen befindet sich jedes Glied an einer passenden Stelle.
Ein Argument in dieser nahtlosen Weise zu entfalten, ist eine Leistung, besonders wenn die Argumentationen ausführlicher und komplexer werden. Es ist nicht einfach herauszufinden, welcher Platz für jedes Glied der richtige ist – und für gewöhnlich sind viele falsche Stellen möglich. Nehmen wir beispielsweise an, wir würden das Argument stattdessen folgendermaßen formulieren:
Denken Sie an scharfe Tacofüllungen mit schwarzen Bohnen oder Hummus. Bohnen enthalten mehr Ballaststoffe und Eiweiß und haben einen geringeren Fett- und Cholesteringehalt als das, was die meisten Menschen heutzutage essen. Bohnengerichte können ziemlich abwechslungsreich und spannend sein. Wir sollten mehr Bohnen essen. Bohnen sind gesund.
Die Prämissen und die Konklusion sind dieselben, doch die Reihenfolge ist anders, und die Passage lässt die Orientierungs- und Verbindungswörter aus, die den Leser*innen helfen, Prämissen und Konklusionen zu erkennen (wie etwa »Zum einen … Zum anderen …«). Das führt dazu, dass das Argument völlig durcheinandergewürfelt ist. Die Beispiele für die Hauptprämissen, etwa wie lecker Bohnengerichte sein können, finden sich über die Passage verstreut, statt direkt bei der Formulierung dieser Prämissen angeführt zu werden. Man muss die Passage zweimal lesen, nur um sich zu vergewissern, was die Konklusion ist. Rechnen Sie nicht damit, dass Ihre Leser*innen so geduldig sind.
Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie Ihre Argumentation mehrmals neu anordnen müssen, um die natürlichste Reihenfolge zu finden. Auch dabei wiederum sollten die Regeln, die dieses Buch Ihnen bietet, helfen. Sie können sie nicht nur dazu verwenden, herauszufinden, welche Arten von Prämissen Sie benötigen, sondern auch, wie Sie sie in die beste Reihenfolge bringen.