Читать книгу SF Space Action Weltraum Abenteuer Paket Weihnachten 2018 - Antje Ippensen - Страница 44
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Ein Licht tastete sich durch die Finsternis und blieb an einer hohen Gestalt hängen.
Ein Mensch?
Jerzy Loza wehrte sich verzweifelt gegen den Druck, der auf seinem Schädel lastete und sein Denken erheblich erschwerte.
Eine ferne Stimme rief mehrmals seinen Namen. Jerzy Loza war nicht in der Lage zu antworten.
Und dann sagte der Fremde wieder: „Willkommen! Treten Sie doch näher!“
Jerzy Loza machte ein paar tapsige Schritte. Beinahe wäre er über die eigenen Füße gestolpert.
Der Druck zog sich ein wenig zurück. Die ferne Stimme wurde gleichzeitig leiser.
Jerzy Loza konnte sich kaum noch daran erinnern, was vor diesem Augenblick war. Deshalb wusste er nicht, dass die ferne Stimme Percy Clapton gehörte, der sich Sorgen um seinen Captain und seinen Raumkameraden machte.
„Setzen Sie sich!“
Ein weiteres Licht brach aus dem Dunkel, um zwei bequeme Sessel zu beleuchten.
Jerzy Loza und David Bates protestierten nicht. Willig nahmen sie Platz.
Der Fremdartige blieb stehen.
Jerzy Loza betrachtete ihn. Aus den Tiefen seines Unterbewusstseins sickerte eine Erkenntnis herauf.
„Nein, Sie sind kein Mensch!“, murmelte er brüchig. Dabei wunderte er sich über die Tatsache, reden zu können.
Der Fremdartige bewegte keine Miene. Seine Gestalt war durchaus menschenähnlich. Das Gesicht war anders. Es zeigte keinerlei Mienenspiel.
„Ein Ukilione!“, fügte Jerzy Loza hinzu.
Die Ukilionen wurden Steingesichter genannt − eben wegen der völlig fehlenden Mimik.
„Was ... was wollen Sie von uns?“
„Ihre Hilfe!“, sagte der Ukilione unumwunden.
Es passte Jerzy Loza nicht, dass er auch weiterhin psychisch beeinflusst wurde. Die mentalen Fühler hatten sich zwar ein wenig zurückgezogen, wirkten jedoch in einem Maße, das jedes freie Denken verhinderte.
Das „Steingesicht“ trat näher.
„Es tut mir wirklich leid, dass wir Ihnen als Aggressoren erscheinen müssen. Aber uns bleibt keine andere Wahl. Außerdem brennt uns die Zeit unter den Nägeln. Wir haben die Lage nicht richtig eingeschätzt und müssen schneller handeln als beabsichtigt.“
Jerzy Loza hatte alle Mühe, seine Zunge zu beherrschen.
„Ich wäre Ihnen sehr verbunden, könnten Sie mich endlich aufklären, worüber Sie überhaupt sprechen!“
Das saß. Der Ukilione gab sich zunächst ratlos. Oder gehörte es zu seiner Taktik?
Als er wieder zu reden begann, wurde deutlich, dass die Worte nicht aus seinem eigenen Mund kamen. Eine Übersetzungsmaschine war eingeschaltet.
„Sehen Sie, Captain Loza, wir kamen in dieses Sonnensystem“, sagte er vorsichtig. Zögern. Dann: „Um es kurz zu machen: Sie wissen, dass uns die Trenganer suchen. Wir verschanzten uns hier in den beiden Monden Phobos und Deimos − um die Bezeichnungen der Erdmenschen zu verwenden. Es ist uns möglich, durch Raum und Zeit zu reisen, obwohl das gewaltige Energiemengen verschlingt. Wir zapften Ihre Sonne an und verursachten eine katastrophale Trockenheit. Zunächst war der Effekt von uns beabsichtigt, um Sie und die Trenganer aus diesem Sonnensystem zu verjagen. Dann stellten wir fest, dass die Trenganer längst abgezogen waren. − Oh, ich sehe, dass ich zu sehr vom eigentlichen Thema abschweife. Es ist uns klar, dass wir uns auf den Marsmonden nicht für ewig halten können. Schon bald werden wir gezwungen sein, unsere Basis abermals aufzugeben. Diesmal soll die Reise jedoch nicht ziellos sein. Deshalb kaperten wir terranische Schiffe und entführten fähige Raumkapitäne. Sie sollen für uns künftig Kuriere spielen. Wenn sie ein geeignetes Ziel gefunden haben, wäre es vielleicht möglich, uns zu transportieren. Wir ...“ Der Ukilione brach ab.
Jerzy Loza störte ihn nicht in seinen Ausführungen. Das Denken fiel ihm immer leichter. Er fürchtete, der Ukilione würde aufhören mit seinen Erklärungen. Der Vortrag war ungemein interessant. Hier zeigte sich eine Lösung des Geheimnisses, die Loza nicht dahinter vermutet hatte.
Der Ukilione fuhr fort: „Möglicherweise klingen meine Worte in Ihren Ohren naiv. Sie sind ein Mensch, und für Sie sind Dinge selbstverständlich, die wir einfach nicht verstehen. Wir sind im Vergleich zu euch Menschen nur noch wenige und dachten, dass es gar nicht auffallen würde, wenn ein paar Raumkapitäne und einige Schiffe verschwinden. Ein Irrtum! Wir beobachten sehr genau, doch unsere Interpretationen waren falsch − zumindest in Teilbereichen, die wir mit unserem Verstand nicht erfassen können. Wir sehen eine gewaltige Gefahr für uns. Die beiden Marsmonde Phobos und Deimos könnten sich als Falle für uns erweisen. Unsere Energieerzeuger bleiben bereit, um die sofortige Flucht anzutreten.“
Jerzy Loza fragte sich unwillkürlich, warum diese Flucht noch nicht erfolgt war. Alles deutete darauf hin, dass die Ukilionen in Panikstimmung waren. Was hinderte sie?
Er hütete sich, eine diesbezügliche Frage zu stellen, lenkte vielmehr vom Thema ab, indem er sich erkundigte: „Warum habt ihr euch nicht sofort um uns gekümmert?“
„Wir machen das bei jedem Entführten so. Die Psyche der Menschen ist kompliziert und von uns kaum zu erfassen. Ich habe es schon erwähnt. Deshalb lassen wir alle Entführten nach dem Erwachen frei handeln. Das bringt ihnen ein inneres Gleichgewicht, wie wir glauben, und ermöglicht es uns, sie später für unsere Zwecke einzusetzen.“
Jerzy Loza erschrak.
„Sie sind sehr offen zu mir.“ Er schluckte schwer und warf einen Blick auf David Bates neben sich, der sich völlig seiner Stimme enthielt und den Captain allein verhandeln ließ. „Was bezwecken Sie damit?“
„Was eure Psyche betrifft, so sind wir zwar recht naiv, wie ich zugeben muss, doch nicht naiv genug, um anzunehmen, dass die Raumkapitäne zur freiwilligen Mitarbeit bereit sind. Wir haben einen Psychotrainer, der alle Gefangenen umdreht. Das Gespräch dient nur zur Vorbereitung. Ihre Gedanken sollen angeregt werden, damit der Psychotrainer sich darauf einstellen kann.“
Die Auswirkungen dieses Psychotrainers hatte Jerzy Loza bereits am eigenen Leibe erfahren. Der Druck war noch immer zu spüren.
Er überschlug all seine Chancen.
Es gab keine!
Dass die Ukilionen ihre Gefangenen nach dem Erwachen zunächst frei handeln ließen, war zwar der Beweis für ihre Fehleinschätzung, doch würden sie beim Psychotraining kein Risiko eingehen.
Der Ukilione stand direkt vor ihm.
Jerzy Loza wollte aufspringen und dem „steinernen Gesicht“ beide Fäuste zeigen.
Es blieb bei der Absicht. Eine unsichtbare Hand drückte ihn in den Sessel.
Loza dachte an seine Männer, an Werner Luy, Percy Clapton und die anderen.
Zu spät, ihnen eine Warnung zukommen zu lassen. Die Funkverbindung war früh genug unterbrochen worden.
David Bates bäumte sich ebenfalls auf. Bis zuletzt hatte er auf die Findigkeit seines Captains gehofft. Jetzt wollte er die Sache selber in die Hand nehmen.
Loza bedauerte es, dass ihn Bates überschätzt hatte.
Die Dunkelheit außerhalb der Lichtkegel drang auf sie ein und deckte ihre Gedanken zu.
Der Ukilione beobachtete es mit seinem unbewegten Gesicht. Es war nicht erkennbar, ob er irgendwelche Gefühle für die beiden Menschen hegte.
Gewiss waren die Ukilionen keine verbrecherische Rasse. Sie waren geborene Wissenschaftler und Krieger. Mit den Trenganern standen sie in einer Art Krieg. In einem solchen waren alle Mittel recht, die zum Erfolg führten.
Die Ukilionen wussten, dass sie keine Zeit verlieren durften, denn wenn die Erdmenschen auf ihre Tätigkeit aufmerksam geworden waren, dann würden auch bald wieder die Trenganer auftauchen.
Bis dahin musste der Plan durchgeführt sein.