Читать книгу SF Space Action Weltraum Abenteuer Paket Weihnachten 2018 - Antje Ippensen - Страница 49
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„Du bist ein Genie, Peter!“, murmelte William Morrow begeistert.
An verschiedenen Stellen der Kuppel gab es halbautomatische Schleusen. Der Mechanismus sorgte dafür, dass nur jeweils ein Schott offen stehen konnte, um ein Entweichen der kostbaren Luft in die Marswelt zu verhindern.
William Morrow stand an einer dieser Schleusen. Daneben lag eine Raummontur.
Also war Peter Morrow schon dagewesen und hatte der Tatsache Rechnung getragen, dass William ohne diese Montur die Kuppelstadt unmöglich verlassen konnte.
Hastig streifte William den Anzug über.
Er öffnete das Innenschott und trat in die Schleusenkammer. Sofort wurde die Luft herausgepumpt Ein Vakuum entstand, in das die dünne Marsatmosphäre strömte.
William Morrow wartete ungeduldig, bis der Vorgang abgeschlossen war und das Außenschott aufschwang. Er trat ins Freie. So weit das Auge blickte, dehnte sich endlos die rote Marswüste aus. Körniger Sand, abgelöst von Steinfeldern und Felsenformationen, die bizarr und zerrissen wirkten.
Eine unheimliche, unwirkliche Welt − nicht nur für einen Erdgeborenen.
William Morrow stampfte davon. Die Spur seines Bruders lag deutlich vor ihm. Er verfolgte sie.
Zwischen Felsbrocken hindurch verlief sie. Ein paarmal schaute William über die Schulter. Insgeheim befürchtete er, die Verfolger doch nicht so perfekt abgeschüttelt zu haben. Von dieser Seite her war die Kuppel fast undurchsichtig. Das Sonnenlicht spiegelte sich darin.
William warf einen Blick zum Himmel.
Die Sonne war eine winzige Scheibe, viel kleiner als von der Erde aus gesehen − kleiner und kälter. Sie vermochte es kaum, die Marsatmosphäre zu erwärmen.
Und dann geriet er aus dem Blickfeld der Kuppelstadt. Das Ungetüm von einem Felsen besaß einen schmalen Durchschlupf, hinter dem sich ein Tal öffnete. William kletterte hinunter.
„He!“, rief jemand.
Erschrocken fuhr er herum. Niemand war zu sehen.
Plötzlich löste sich ein Schatten aus einer Felsnische. Als Erstes erkannte William Morrow den schussbereiten Betäubungsstrahler. Seine Augen wanderten höher zum Helmvisier.
Erleichtert atmete er auf.
„Peter!“ Er zeigte auf die Waffe. „Du kannst einem einen gehörigen Schrecken einjagen, Bruderherz!“ Peter Morrow grinste. Er steckte den Strahler weg. Das geschah mit einer geschmeidigen Bewegung.
„Vorsicht ist die Mutter der Porzellankisten!“, behauptete er. „Die alten Chinesen wussten das schon. Schließlich hatten sie mit Porzellan eine Menge im Sinn.“
Er schritt näher.
„Ist dir jemand gefolgt?“
„Ja, sämtliche Geheimpolizisten, die erreichbar waren! Sie lauern ringsum darauf, dich mit ihren Strahlgewehren zu durchbohren.“
„Wer erschreckt hier wen, Willi?“ William Morrow verzog das Gesicht.
„Kannst du dir die Abkürzung Willi denn nicht endlich einmal abgewöhnen?“
„Nein!“, antwortete Peter einfach. Er hockte sich auf einen zackigen Stein. William befürchtete, dass die scharfen Kanten dem Raumanzug schadeten, doch Peter kümmerte sich um diese Gefahr überhaupt nicht. Er vertraute auf die Qualität des Materials.
„Hast du in der Zwischenzeit etwas in Erfahrung bringen können?“
Peter Morrow schaute auf.
„Es gibt eine Menge Andeutungen, aber keine konkreten Hinweise. Ich sagte dir doch, dass hier auf dem Mars etwas läuft. Zunächst wurde von der Erde aus die Marsregierung beschuldigt, für das Verschwinden der Raumkapitäne verantwortlich zu sein. Schließlich war die Entführung hier in den Kuppelstädten erfolgt. Als dann noch in Marsnähe die Schiffe abhanden kamen, erhärtete sich der Verdacht. Es gab genügend Kolonisten, die sich dem anschlossen und bereits auf eine großartige Befreiungsaktion vom politischen und wirtschaftlichen Joch der Erde hofften. Umgekehrt jedoch gab es Stimmen, die von einem Trick der Erde sprachen. Man ließ fähige Leute heimlich verschwinden − entweder, um den Kolonisten eins auszuwischen oder aber weil man sich gegen einen erneuten Besuch der Trenganer absichern wollte. Tja, und dann kam mir zu Ohren, dass die Marsregierung irgendwo in der Wüste tatsächlich Vorbereitungen traf. Der erste Kapitän verschwand vor einem Vierteljahr. Aktiv wurde man erst vor zwei Wochen.“
William schüttelte den Kopf.
„Ehrlich, Peter, für mich sprichst du in Rätseln.“ Er ließ sich auf die Knie nieder. „Wie bist du zu den Informationen gekommen?“
Peter druckste herum.
„Ich kenne ein paar Leute von der Sicherheitspolizei, wie du weißt. Die Burschen sind normalerweise dicht wie ein zugeschweißtes Weinfass. Einer von ihnen plauderte im Suff − weil ich schließlich ein alter Freund von ihm bin. Der arme Kerl soff so, weil er mit von der Partie sein wird.“
Ehe Peter Morrow weitersprach, überprüfte er seinen Helmfunk. Die Reichweite betrug nach dieser Einstellung nur wenige Meter. Auch William hatte sein Funkgerät so justiert.
„Die Marsregierung hat die beiden Monde Phobos und Deimos im Verdacht. Dort hat vor Jahrtausenden eine fremde Rasse herumgegraben. Seit wir die Trenganer kennen, wissen wir, was dafür verantwortlich zu machen ist. Jetzt passt gut auf, Willi: Niemand weiß, wo sich die Ukilionen, diese Steingesichter, nach dem Krieg zwischen ihnen und den Trenganern aufhalten. Um die Monde hat sich in den letzten Jahren niemand gekümmert. Ein ideales Versteck, nicht wahr?“
William Morrow lächelte. „Damit erzählst du mit nichts Neues, sondern bestätigst nur meinen Verdacht. Und das seltsame Gebaren der Sicherheitsleute in meinem Büro weist auch in diese Richtung. Warum fliegen die nicht einfach hinauf und sehen nach?“
„Weil man vor den technischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten der Ukilionen Angst hat. Schließlich ist es denen gelungen, sogar Leute von hier verschwinden zu lassen. Dazu gehört schon etwas. Wahrscheinlich fingen sie ein Schiff ein, gewissermaßen als Generalprobe, krempelten die Besatzung um und ließen sie auf dem Mars als Kidnapper landen. Von dieser Methode nahm man Abstand, nachdem es gefährlich wurde. Die neue Taktik kennst du. Dreizehn Raumschiffe verschwanden auf direktem Weg.“
„Jetzt im Klartext, Peter: Wie will die Marsregierung vorgehen, um der Gefahr zu begegnen?“
„Du kannst alles von mir erwarten, nur keine Wunder, Bruderherz. Ich sagte schon zu Beginn, dass ich Andeutungen zu einer Story verarbeitete. Deshalb sage ich dir das alles erst hier und jetzt und rückte nicht schon zu einem früheren Zeitpunkt damit heraus.“
„Und dafür treffen wir uns hier und plaudern?“ William Morrow zeigte sich ehrlich enttäuscht.
Peter erhob sich von seinem Stein und klopfte imaginären Staub aus seinem Kreuz.
„Dann lass mich noch etwas hinzufügen“, meinte er geheimnisvoll. „Mein Informant erwähnte nebenbei, dass die Vorbereitungen in der Nähe dieser Kuppelstadt laufen. Eine genaue Ortsbezeichnung ersparte er sich. Sie war nicht erforderlich, da ich auf eigene Kenntnisse zurückgreifen kann. Ich lebe nämlich schon ein wenig länger hier als du, Willi!“
„Du meinst, wir sollen zu Fuß ...?“
„Ganz klar erkannt, Brüderchen!“ Mit Grausen dachte William Morrow an die bevorstehenden Strapazen. Der Marsch wurde ihnen durch die stark verringerte Schwerkraft auf dem Mars erheblich erleichtert. Was blieb, war die Furcht vor einer vorzeitigen Erschöpfung der Luftversorgung in den Anzügen.
Dabei hoffte William Morrow inbrünstig, dass sich der Trip überhaupt lohnte.
Selten in seiner Karriere hatte er für so viel Ungenauigkeiten ein solches Wagnis auf sich genommen.