Читать книгу SF Space Action Weltraum Abenteuer Paket Weihnachten 2018 - Antje Ippensen - Страница 43
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Die Tür ging auf. William Morrow war beschäftigt. Er blickte nicht einmal hoch.
„Was ist denn?“, knurrte er unwillig.
Jemand trat neben ihn.
William Morrow war sehr ungehalten. Seine Leute wussten, dass er nicht gestört werden wollte. Bei solcher Gelegenheit pflegte er stets zu sagen, dass ein Mensch nur dann richtig produktiv tätig sein konnte, wenn er all seine Sinne darauf konzentrierte.
William Morrow legte pedantisch den Stift beiseite und stemmte sich aus dem Sitz.
Der Eingetretene geriet in sein Blickfeld.
William Morrow erstarrte zur Salzsäule.
Nein, das war keiner seiner Männer!
Mit geweiteten Augen stierte er auf den Strahler, dessen Abstrahlmündung direkt auf seinen Bauch zielte.
„Wer ... wer sind Sie?“ Eine äußerst überflüssige Frage, wie er selber fand, denn nur eine einzige Institution schaffte es, die Schutzmaßnahmen für seine Person zu umgehen, wenn überhaupt: die Marsianische Geheimpolizei!
Der Mann sah, wie es hinter Morrows Stirn arbeitete, und nickte freundlich.
„Genau, Morrow!“ Er deutete über die Schulter. Drei weitere Geheimpolizisten hatten sich bereits im Raum verteilt. Sie stöberten ungeniert in den herumliegenden Akten und Schreibfolien.
„Wir wurden vom Sicherheitsbüro entsandt!“
„Haben Sie einen Haftbefehl?“ Morrow hatte alle Mühe, seine Wut zu unterdrücken.
„Das gerade nicht, aber einen Durchsuchungsbescheid!“
Mit der freien Hand fischte der Mann das entsprechende Formular aus seiner Jacke.
Morrow zeigte auf den Strahler. „Was soll das?“
„Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Sie sollen keine Gelegenheit haben, irgendetwas zu verändern, ehe unsere Untersuchung abgeschlossen ist.“
Der Mann streckte die Linke mit dem Durchsuchungsbefehl vor und tippte mit dem kleinen Finger darauf.
William Morrow hatte nicht einmal einen Blick dafür. Sein Groll wuchs.
„Sie machen einen Fehler!“, drohte er.
Der Mann blieb liebenswürdig. „Das mag sein, Morrow, aber vielleicht haben Sie schon einen hinter sich?“
„Was soll das heißen? Warum sind Sie überhaupt hier? Was suchen Sie?“
„Natürlich haben Sie keine Ahnung, wie?“
Einer der Männer näherte sich dem Schreibtisch. William Morrow ahnte etwas. Doch er verwarf den Gedanken sofort wieder. Nein, das konnte nicht sein.
Oder doch?
Aus den Augenwinkeln schaute William Morrow zu.
„Ich weiß tatsächlich nicht ...“ Weiter sprach William Morrow nicht.
Der Beamte, der sich seinem Schreibtisch widmete, hielt etwas triumphierend hoch. „Ich habe es!“
Der Bewaffnete ließ seinen Strahler sinken. Er atmete tief durch. „Zeig her!“
„Es ist mein neuer Bericht!“, protestierte William Morrow. „Ich arbeite noch daran!“
Der Bewaffnete überflog ein paar Zeilen. „Na, da sind wir gerade zur rechten Zeit gekommen.“ Er schaute auf. „Morrow, Sie waren im Begriff, den größten Fehler zu machen, den man in dieser Zeit überhaupt machen kann!“
„So?“, fragte William Morrow gedehnt. Seine Gedanken liefen auf Hochtouren.
„Sie meinen doch nicht etwa den Hinweis auf die Marsmonde?“ Sein Blick war lauernd.
Der Mann wedelte mit dem Packen Papier.
„Das hier ist hochbrisant, eine Bombe, die uns alle vernichten kann.“ Er trat vor Morrow. „Ich schätze Sie sehr als fähigen Journalisten, doch gewisse Dinge bleiben besser unausgesprochen. Das war so, ist so und wird immer so sein.“
„Was befürchten Sie?“
„Ich zweifle daran, dass Sie überhaupt eine Ahnung haben, was Sie geschrieben haben!“
„Alles deutet nunmehr darauf hin, dass an der Entführung die Marskolonisten Schuld tragen. Die Kolonialregierung fürchtet meine spitze Feder und schreitet ein. Ist es so?“ Das Lächeln des Bewaffneten wurde zur Maske.
„Denken Sie meinetwegen, was Sie wollen. Auf jeden Fall ist ab sofort Ihre Leitung bewacht. Sie dürfen nur noch zensierte Artikel veröffentlichen!“
„Mit welchem Gesetz wollen Sie diese Maßnahme untermauern?“
Der Beamte entgegnete ungerührt: „In dieser Minute wird über den Mars der Ausnahmezustand verhängt! Ist Ihnen das Begründung genug? Sie werden den Mars nicht verlassen können, Morrow. Ansonsten dürfen Sie sich frei bewegen. Es liegt nichts gegen Sie vor − noch nichts!“, betonte er. „Die Blätter hier werde ich allerdings mitnehmen. Beweismittel, verstehen Sie? Falls Sie nicht in unserem Sinn handeln.“
Sie strebten zur Tür.
„Jetzt weiß ich, woher die Abneigung mancher Erdgeborenen gegen die Kolonisten kommt!“, fauchte William Morrow.
Kaum hatte er es gesagt, als er die Worte auch schon bereute.
Aber der Sicherheitsbeamte ließ sich in keiner Weise provozieren. Grußlos verließ er das Wohnbüro von William Morrow.
Der Journalist ließ sich schwer in seinen Sitz fallen. Seine Gedanken wirbelten im Kreis. Er versuchte, sich aus allem, was er bisher in Erfahrung gebracht hatte, ein einigermaßen einleuchtendes Bild zu basteln. Es misslang kläglich. Wahrscheinlich fehlten zu viele Mosaiksteinchen. Oder er besaß die falschen!
Morrow sprang wieder auf. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und lief unruhig auf und ab.
Nach ein paar Minuten blieb er vor dem Videogerät stehen. Noch zögerte er, aber dann hieb er auf einen Schalter. Er tastete eine Verbindung ein.
Der Bildschirm erhellte sich. Ein verschlafenes Gesicht.
„Guten Morgen!“, sagte William Morrow.
„Witzbold!“, entgegnete sein Gesprächspartner brummig. „Du weißt genau, dass es längst Mittag ist. Wieso weckst du mich um diese Zeit?“
William Morrow beugte sich vor.
„Es gibt wichtige Gründe, Peter!“
„Hoffentlich!“, knurrte Peter Morrow, sein Bruder, der nicht einmal zum hundertsten Teil so bekannt war wie William. Peter Morrow legte auch gar keinen Wert darauf. Er zog es vor, ein bequemes Leben zu führen. Falls er einmal arbeitete, dann nur, weil es in seinen Taschen kein Geld mehr gab. Und dann musste es Arbeit sein, bei der viel herausprang. Peter Morrow hatte schon die tollsten Sachen gemacht. Je gefährlicher, desto besser. In letzter Zeit arbeitete er für William, denn sein berühmter Bruder war der Meinung, man sollte den Krug nicht so lange zum Brunnen gehen lassen, bis er bricht. Peter Morrow besaß einige Fähigkeiten, die ihm bisher das Leben retteten. Warum sollte sie William nicht für eigene Zwecke nutzen?
William Morrow zählte auf: „Ausnahmezustand auf dem Mars! Eben war die Sicherheitspolizei hier und verhängte über alles, was ich schreibe, die Zensur.“
„Wird auch langsam Zeit!“, kommentierte Peter Morrow. Doch seine Müdigkeit war wie weggeflogen. „Weiter!“, drängte er.
„Ich darf den Mars nicht verlassen und werde wahrscheinlich auf Schritt und Tritt bewacht. Auch dieses Gespräch hier wird von fremden Ohren belauscht, wie man mir versprach.“
In Peters Augen blitzte es.
Von ihm hatte William Morrow die Hinweise, dass auf dem Mars Dinge vorgingen, die das Licht der Öffentlichkeit scheuten.
Peter verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. Es gab eine Stelle, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. Dort würden sie sich treffen.
Er sagte: „Hör mal zu, Bruderherz! Du befindest dich also in erheblichen Schwierigkeiten, nicht wahr? Mein Vorschlag: Sieh selber zu, wie du da herauskommst! Wer sich die Suppe einbrockt, sollte sich nicht erst einen Löffel besorgen, wenn sie kalt ist!“
Damit war das letzte Wort gesprochen. Er löschte von sich aus die Verbindung.
In Wirklichkeit meinte Peter Morrow: Auf mich kannst du selbstverständlich zählen!
William wusste, dass er sich auf seinen Bruder verlassen konnte − und das nicht erst, seit er diesen mit monatlichen Zahlungen verwöhnte!
Eine Weile blieb er nachdenklich sitzen. Dann erhob er sich und schritt zur Tür.
Automatisch wich sie vor ihm zurück. Das Fernsehauge hatte seine Absicht erkannt und sie an den Hauscomputer weitergegeben.
Zwei seiner Leute standen im Vorraum. Sie schienen auf ihn zu warten. Dabei machten sie betretene Gesichter.
„Sir!“, begann der eine.
Natürlich warteten sie auf ihn − auf ihn und die fällige Rüge.
William Morrow winkte ab.
Der andere ließ es sich trotzdem nicht nehmen zu erklären: „Die waren plötzlich da, Sir! Was hätten wir machen sollen? Auf ausgewachsene Polizisten schießen? Wir konnten Sie nicht einmal warnen. Das sind echte Profis!“
„Schwamm darüber!“, bestimmte William Morrow großzügig. „Macht euch fertig! In fünf Minuten starten wir von hier. Ich will mich in der Stadt umsehen.“
Dabei zwinkerte er mit dem linken Auge.
Die Zeichen, die William Morrow mit seinen Leuten verabredet hatte, waren zwar simpel, aber sehr wirkungsvoll. Die beiden wussten nunmehr, was zu tun war.
William Morrow wurde beobachtet und verfolgt, wenn er das Haus verließ. Außerdem hatten die Sicherheitsbeamten ohne Zweifel Abhörgeräte angebracht, ohne dass es auffiel. Die Technik ermöglichte das.
Aufgabe für seine beiden Untergebenen war es, eventuelle Verfolger draußen abzulenken.
William Morrow wollte ganz sichergehen, dass zumindest die drei Fremden, die er von der Erde erwartete, nicht in die Falle der Sicherheitsbeamten gingen.