Читать книгу SF Space Action Weltraum Abenteuer Paket Weihnachten 2018 - Antje Ippensen - Страница 33
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Jemand schrie durchdringend. Jerzy Loza fuhr von seinem Lager auf.
Da erst wurde ihm bewusst, dass er selber diese Schreie produzierte.
Er warf einen Blick in die Runde. Noch immer befand er sich in der Zentrale. Jemand hatte die Mechanismen der Pneumosessel in Gang gesetzt. Sie hatten sich in Liegen verwandelt.
Jerzy Loza fühlte sich zwar nicht gerade frisch und munter, sondern eher wie nach einem schlechten Traum, doch er konnte sich wieder einwandfrei bewegen.
Mit einem Tastendruck löste er den Sicherheitsgurt. Er ließ die Beine baumeln und setzte sich auf den Rand der Pneumoliege.
Nacheinander wurden auch die anderen fünf in der Zentrale wach. Sie schauten herüber, als müsste er ihnen eine Lösung für alle Fragen auftischen.
Die Notbeleuchtung brannte.
Jerzy Loza ließ die Lehne des Pneumopolsters wieder hochklappen. Er setzte sich bequem. Mit der Rechten schaltete er den Notschirm ein.
Das Ding funktionierte sogar.
Das Bild, das er wiedergab, erschien nur auf den ersten Blick fremdartig. Der zweite Blick ließ bereits erkennen, dass sich die MANAUS in einer Art Hangar befand.
Am interessantesten waren die Wände dieses riesigen Hangars. Ganz offensichtlich befanden sie sich nicht an Bord eines Riesenschiffes, das die MANAUS gekapert hatte. Der größte Teil der Wände zeigte nämlich Felsen! Einen riesigen Krater! Und darüber den dunklen Himmel.
Er hatte den Eindruck, dass ein Schirmfeld als Dach über dem Krater lag.
Jerzy Loza brauchte eine Weile, bis er diese Tatsache verdaut hatte. Dann kamen ihm eine Menge Fragen, die auf Antwort harrten. Mit wem hatten sie das zweifelhafte Vergnügen? Schließlich zeichnete jemand für ihre Kaperung verantwortlich. Mit dem Umstand, dass sie sich in einem Kraterhangar befanden, war der letzte Zweifel ausgeräumt, sie seien einer natürlichen Katastrophe zum Opfer gefallen.
Und schon schloss sich die zweite dringliche Frage an: Wo befanden sie sich überhaupt?
Auf der Oberfläche des Mars?
Unwillkürlich warf Jerzy Loza einen Blick auf seinen Armchronometer. Dabei bekam er einen gehörigen Schrecken. Seit der Entführung waren bereits zwölf Stunden vergangen.
Er lachte leise. Es klang eine Spur irre. Der Zeitungsspender geriet in sein Blickfeld. Inzwischen musste die neueste Ausgabe längst erschienen sein. Jerzy fühlte sich versucht, das Ding in Gang zu setzen. Das tat er dann auch. Natürlich funktionierte es nicht.
Bisher war jeder in der Zentrale mit sich selber beschäftigt gewesen.
Jetzt schauten sie alle zum Bildschirm herüber.
Werner Luy deutete darauf.
„Ich vermisse das Empfangskomitee!“
Bevor Jerzy Loza etwas sagen konnte, meldete sich der Funkoffizier zu Wort.
„Captain, das Gerät bleibt tot. Ich habe es mit Notstrom versucht und eine Teileinheit gestartet. Damit ist zwar die Reichweite stark begrenzt, aber besser als nichts, dachte ich mir.“
Jerzy Loza befürchtete einen endlosen Wortschwall. Dafür war der Funkoffizier Merrill berüchtigt.
„Ergebnis?“, fragte er deshalb schnell.
„Sobald wir einen Ruf absetzen, kommt er als Echo zurück. Ich kann es mir nicht erklären. Egal, welche Frequenz ich einschalte. Selbst Suprawellen kommen nicht durch, werden einfach ...“
„Ein Kraftfeld?“
„Keine Ahnung, Captain. Wenn ja, dann ist eines sicher: Wir kennen so etwas nicht!“
„Was heißt wir? Es könnte eine Neuentdeckung sein. Die gibt es doch laufend.“
„Trotzdem, Captain, dann müsste es sich um Banditen handeln − so wie die sich benehmen!“
Werner Luy bemerkte: „Bis jetzt benehmen die sich überhaupt nicht, denn sie sind nirgendwo zu sehen. Wenn ich meinem gesunden Menschenverstand vertrauen darf, dann wurde dieser Hangar nicht allzu oft benutzt. Noch etwas fällt mir auf: die Schwerkraftverhältnisse! Auf dem Mars befinden wir uns bestimmt nicht. Wir wären wesentlich leichter.“
„Du meinst doch nicht etwa, man hat uns zur Erde gebracht?“, entfuhr es Jerzy Loza. „Wie hätten wir dort unbemerkt landen können?“
„Auch der Mars wird überwacht!“, belehrte ihn Werner Luy. „Er scheidet also nicht nur aus vorgenanntem Grund aus.“
„Es gibt keinen Planeten mit Erdschwerkraft außer der Erde selber. Ich will aber auch nicht annehmen, dass unsere Gastgeber das Problem der künstlichen Schwerkrafterzeugung in solch perfekter Weise gelöst haben.“ Jerzy Loza sprang auf. „Im Übrigen finde ich es müßig, hier Spekulationen anzustellen. Nehmen wir die Dinge, wie sie sind.“
Er deutete in die Runde.
„Werner, du bleibst als mein Stellvertreter an Bord! Merrill, Sie bewachen das Funkgerät und machen sich Gedanken darüber, wie wir dennoch einen Spruch nach draußen kriegen! Clapton und Bates, ihr beide werdet mich begleiten! Zieht euch warm an! Vielleicht ist es kalt draußen.“
Die beiden konnten über den lahmen Witz nicht lachen. Sie protestierten zwar nicht gegen die Anweisungen ihres Captains, doch zogen sie Grimassen.
Auch Werner Luy war mit seiner Rolle nicht zufrieden. Er wäre lieber mit Jerzy gegangen. Doch einer musste schließlich hierbleiben. Sie konnten nicht die MANAUS unbeaufsichtigt lassen. Das verstieß gegen die Vorschriften.
Clapton und Bates machten sich fertig. Sie gingen zum Wandschrank und zogen sich leichte Raumkombinationen über. Gepanzert waren die Kombinationen nicht. Sie begaben sich schließlich nicht hinaus in den freien Raum, wo die Möglichkeit von Meteoriteneinschlag bestand.
Wie eine zweite Haut umschloss sie die Monturen.
Captain Jerzy Loza klappte sein Helmvisier zu.
„Auf geht’s!“, sagte er über Helmfunk. Er marschierte zur Schleuse.
Auf dem Weg dorthin bildete sich ein steinartiger Klumpen in seinem Magen.
Was würde sie draußen erwarten? Blieb das Bild so friedlich wie auf dem Schirm?