Читать книгу SF Space Action Weltraum Abenteuer Paket Weihnachten 2018 - Antje Ippensen - Страница 38
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Ben schwamm in einem Meer aus Pein und Verlorenheit. Sein Intellekt wehrte sich dagegen, und irgendwo erwuchs ein Gedanke, tief im Unterbewusstsein: Psychofalle!
Nicht zum ersten Male wurde er mit einem solchen Phänomen konfrontiert. Es war die gemeinste Art, einen Gegner auszuschalten und ihn kampfunfähig zu machen. Und es war die einzige Art, einen die tiefsten Geheimnisse ausplaudern zu lassen.
Die beste Möglichkeit, sich gegen die Psychobeeinflussung zu wehren, war die Flucht nach vorn. Man musste sich auf Sinnlosigkeiten konzentrieren, musste die empfangenen Eindrücke mitverwenden.
Ben ließ sich in die Hölle aus Farben und irren Lauten fallen. Er schwamm nicht mehr gegen den Strom, sondern trieb dahin. Die Vorstellung von einem farbenreichen Blumenmeer erwachte, das vom Wind in Bewegung gehalten wurde. Wie ein Herbstblatt im Wind wehte Ben darüber hinweg.
Schlagartig hörte die Pein auf. Die Laute verwandelten sich in das Rauschen des Windes, in das Zwitschern von Vögeln und das Zirpen von Grillen. Licht erhellte das Blumenmeer, und es war nicht mehr länger grell, sondern wohltuend und schön.
Ben erfreute sich an der ihm dargestellten Pracht. Ein Universum der Beschaulichkeit, des Genusses natürlicher Schönheit.
Das war nicht im Sinne derer, die ihm die Psychoimpulse bescherten. Sie bemühten sich, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, ihn einzuspannen in das Chaos psychischer Empfindungen.
Doch diese Bemühungen mehrten nur die Freude Bens. Er fühlte sich wie auf einer ungefährlichen Reise.
Verse kamen ihm in den Sinn − Verse, die Schönheit und Farbenpracht der Natur beschrieben. Er zitierte sie laut und inbrünstig.
Und dann sah er irgendwo ein Gesicht. Er kannte dieses Gesicht.
Doch nur langsam sickerte ihm ins Bewusstsein, dass es sich um Hallstrom handelte. Stürmisch begrüßte er ihn. Und da war noch jemand:
Frank. Beide befanden sie sich mit ihm in dieser herrlichen Welt − einer Welt im Innern einer einfachen Wohneinheit!
Ben war Morris so dankbar, dass er sie hergeführt hatte, um sie daran teilhaben zu lassen.
Morris? Auch der tauchte jetzt auf. Zu viert schwebten sie dahin, schwerelos, losgelöst von allem.
Mehr und mehr erinnerte sich Ben jetzt. Er wusste, dass die Wohneinheit auch noch ein anderes Bild hatte: Möbel, technische Einrichtungen, die der Unterhaltung und der Bequemlichkeit dienten.
Er lächelte versonnen, als er daran dachte. Das Bild wurde deutlicher, schob sich über die Blumenpracht, gewann an Intensität.
Von einem Augenblick zum anderen fand er sich in der Wirklichkeit wieder.
Noch immer unter dem Eindruck der Psychoimpulse, die auf ihn einhämmerten, ohne ihn länger beeinträchtigen zu können, blickte er sich um.
Er lag am Boden. Frank kauerte vor ihm und wandte den Kopf. Sein Blick war trüb. Doch auch er hatte die Beeinflussung überwunden.
Mühsam erhoben sie sich. Hallstrom taumelte ebenfalls in die Höhe. Ihr Training hatte über die Möglichkeiten dieser Zeit gesiegt.
Der Gegner verstärkte sofort seine Impulse.
Ben taumelte zur Tür. Abgeschlossen!
Er schaute nach Morris. Auf ihren Verbündeten hatten die Gegner keine Rücksicht nehmen können. Die Psychoimpulse verwandelten ihn in einen lallenden Idioten.
Keiner der drei Zeitreisenden vermochte etwas für ihn zu tun.
Frank torkelte zur Unterhaltungsanlage hinüber.
„Irgendwo − irgendwo muss ein Schalter sein“, stöhnte er. „Die Maschine muss man abstellen können!“
Frank hatte nicht ganz unrecht. Es handelte sich nicht um Fernimpulse.
Aber seine Nachprüfung verlief ergebnislos.
Sie wankten alle drei zu den Sesseln. Es hatte keinen Zweck, wenn sie die gesamte Wohnungseinrichtung auf den Kopf stellten.
Schwer ließen sie sich nieder.
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Ende des Psychoangriffs abzuwarten.
Immer erfolgreicher vermochten sie den Attacken zu widerstehen. Ihre Köpfe wurden wieder klar. Ein falscher Gedanke genügte − und schon waren sie in der Psychohölle gefangen.
Eine Ewigkeit verfloss, bis der Gegner aufgab.
Morris wälzte sich stöhnend am Boden. Hallstrom ging zu ihm und beugte sich besorgt über den Bewusstlosen.
Frank und Ben rührten sich nicht vom Fleck. Sie hatten wenig Mitleid mit dem Mann. Schließlich hatten sie ihm die Falle zu verdanken.
In diesem Moment ging die Tür auf.
Vier Männer drangen mit gezogenen Waffen ein.
Die Zeitreisenden hätten sich mit ihren Paralyzern nicht mehr zur Wehr setzen können.
Die vier Eindringlinge verteilten sich strategisch im Raum. Langsam senkten sie die Waffen.
„Eine große Überraschung, dass Sie auf die Psychofalle nicht in unserem Sinn ansprachen“, sagte einer.
Ein anderer kümmerte sich um Morris. Der Anführer trat näher. „Verabreiche ihm das Medikament, dann wird er bald wieder zu den Lebenden gehören.“
Er setzte sich und starrte die Zeitspringer an.
Hallstrom erwiderte den Blick. „Was Sie tun, ist im höchsten Grade ungesetzlich.“
Der Fremde lächelte unverbindlich. „Ich glaube kaum, dass Sie eine Anzeige gegen uns erstatten werden!“
„Was macht Sie so sicher?“
Der Fremde zuckte mit den Achseln. „Nennen Sie es Gefühl.“
Ben beugte sich vor. „Ich sagte Morris schon, dass ich es satthabe, herumgeschoben zu werden. Was halten Sie von uns? Dass wir mit der Entführung der Raumkapitäne zu tun haben?“
Schlagartig wurde der Fremde ernst und sehr nervös. „Ich weiß nicht Ihren richtigen Namen, aber vielleicht sollten wir tatsächlich mit offenen Karten spielen. Mein Auftraggeber bringt Sie zwar nicht mit den Verschwundenen in Verbindung, aber ich teile seine Auffassung nicht. Er weiß auch nicht, dass ich Sie in eine Psychofalle locken ließ. Besser, wenn es unter uns bleibt. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass Sie nicht von dieser Welt stammen − weder von der Erde noch von einer der Kolonien. Die Behörden wurden noch nicht auf euch aufmerksam, aber wir sind nun einmal Leute, die das Gras wachsen hören. Sie gehören zu den Trenganern! Sie sind Spitzel oder zurückgelassene Agenten!“
Ben grinste. „Nur gut, dass Sie so schlau sind. Sonst wären Sie nie darauf gekommen.“
Der Mann schaute ihn an und überlegte, wie er die Worte aufzufassen hatte.
Ehe er zu der Überzeugung gelangte, dass ihn Ben auf den Arm nahm, griff Hallstrom geistesgegenwärtig ein: „Wie wäre es, wenn Sie uns mit Ihrem Auftraggeber bekannt machten?“
„Sind Sie zur Zusammenarbeit bereit?“
„Ich habe keine Ahnung, was Sie sich von uns versprechen. Ich werde mich hüten, Ihnen in dieser Richtung Zusagen zu machen.“
Der Mann sprang auf. „Mein Auftraggeber hockt auf dem Mars.“ Ein Lächeln umspielte sekundenlang seine Lippen. „Gewissermaßen befindet er sich immer im Brennpunkt des Geschehens. Ich sorge dafür, dass Sie zu ihm kommen. Sie brauchen sich um gar nichts zu kümmern. Alles wird für Sie arrangiert.“
Das absolut Überraschende für Ben und Frank war, dass sich Professor Hallstrom überhaupt nicht gegen den Vorschlag sträubte.
Jetzt verstanden die beiden Freunde die Welt nicht mehr. Sonst war es stets der Professor gewesen, der gegen jede Raumreise war.
Der Fremde machte eine umfassende Geste.
„Fühlen Sie sich hier wie daheim! Morris werden wir mitnehmen.“
Der war inzwischen erwacht. Apathisch blickte er vor sich hin. Schweigend führten sie ihn hinaus.
Irgendwie hegte Ben doch Bewunderung für den Mann. Morris hatte haargenau gewusst, was ihn hier erwartete. Er hatte das Risiko freiwillig auf sich genommen.
Die vier Männer gingen, ohne dass sie sich vorgestellt hatten. Aber auch die drei Zeitreisenden hatten nicht ihre Namen genannt.
Kaum waren sie allein, probierte Frank an der Tür.
Nicht abgeschlossen! Sie konnten die Wohnung jederzeit verlassen! „Was soll man davon halten?“ Hallstrom winkte ab. Er rechnete damit, dass sie belauscht wurden. Deshalb kramte er Schreibzeug hervor und schrieb: „Die verschwundenen Raumkapitäne sind interessant, und wir haben die richtigen Leute gefunden. Sie ahnen nichts von unserer wahren Identität und halten uns für wertvoller, als wir sind. Bis jetzt sehe ich nur Vorteile darin.“