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8. ARISTOTELES (384–321 V. CHR.)

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Aristoteles wurde zum Vordenker der antiken und der neuzeitlichen Naturwissenschaft. Geboren wurde er 384 v. Chr. auf der Halbinsel Chalkidiki, sein Vater Nikomachos war Arzt beim makedonischen König. Mit 17 Jahren zog er nach Athen, um in der Akademie Platos Philosophie zu studieren. Er blieb dort ungefähr 20 Jahre bis zum Tod des Lehrers. Danach lebte er kurz in Assos, später in Mytilini und kehrte dann in seine Heimatstadt Stageira zurück. Dort war er zwei bis drei Jahre der Lehrer und Erzieher des Prinzen Alexander, des späteren Feldherrn und Königs. Danach kehrte er nach Athen zurück und lehrte dort Philosophie am Lykeion, einem Gymnasium der Stadt. Im Alter von 63 Jahren starb er auf Euböa außerhalb Athens.

Die 19 zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Schriften sind uns verloren gegangen. Erhalten aber sind uns 106 Bücher (Corpus Aristotelicum), die von seinen Schülern veröffentlicht wurden. Es sind die Schriften über die Methode der Wissenschaft (Organon), über die Kategorien, die Hermeneutik, die Topik, die sophistischen Widerlegungen, über die Natur, den Himmel, die Seele, die Bewegung der Lebewesen, die Politik und drei große Schriften über die Ethik. Somit lehrte Aristoteles die Logik, die Erkenntnislehre, die Metaphysik, die Naturphilosophie, die Politik und die Ethik.

Die Philosophie geht nach Aristoteles in drei Schritten vor: Zuerst erfolgt die Bestandsaufnahme der Meinungen über einen Gegenstand. Dann werden diese Meinungen problematisiert; und im dritten Schritt wird nach Lösungen des Problems gesucht. Zu den Grundbegriffen für die Erschließung der Realität gehören: das Wesen (ousia), die Form (eidos), die Materie (hyle), das Subjekt (hypokeimonen), die Aktualität (energeia) und die Potenz (dynamis). Diese ontologischen Grundbegriffe werden als Instrumentarium zur Erschließung objektiver Strukturen verstanden. Den Bedeutungen der Begriffe entsprechen reale Gegebenheiten.

Die Dinge existieren unabhängig von unserem Bewusstsein, daher ist es sinnvoll, sog. Kategorien als Bedeutungsklassen einzuführen. Dazu zählen die Substanz, die Quantität, die Qualität, die Relation, der Ort, die Zeit, das Tun, das Erleiden, die Lage und das Haben. Diese natürlichen Klassen der Dinge stehen den Ausdrücken der Sprache gegenüber. Jede Substanz bedeutet ein bestimmtes Etwas. Die platonische Ideenlehre erweist sich als die Konsequenz eines Fehlers der Kategorienzuordnung.

Selbstständigkeit und Substanz sind Eigenschaften jener Dinge, die als Wesenheiten und Realitäten verstanden werden. In der Metaphysik wird zwischen dem Stofflichen (hyle) und der formenden Kraft (eidos) unterschieden.

Die höchste Wirklichkeit ist die Gottheit, denn sie ist reine Form und reines Denken, unbewegter Beweger und vollendete Selbstreflexion. Ein Wissen und Verstehen gibt es für uns nur dort, wo es um Ursachen (aitiai) und Gründe geht. Eine Ursache kann unter dem Aspekt des Inhalts, der Form, des Anfangs und des Zieles beschrieben werden.

Das Werden im Kosmos und in der Welt wird als Übergang vom möglichen zum wirklichen Seienden verstanden. Die Aktualität und die Möglichkeit (Potenz) werden als unterschiedliche Zuständigkeiten eines Dinges gesehen. Eine Bewegung gibt es nur so lange, als Möglichkeiten existieren. In der »ersten« Philosophie wird nach dem Seienden als Seiendem gefragt, dieses wird mit der göttlichen Substanz gleichgesetzt. Die erste Philosophie ist göttlich und ehrwürdig, denn sie kommt dem göttlichen Wissen sehr nahe; zum andern beinhaltet sie ein Wissen über das Göttliche. Denn wenn die ersten Dinge nicht wären, dann wäre gar nichts. Es ist die Aufgabe der Metaphysik, Betrachtungen über das Seiende als Seiendes anzustellen. Damit werden die allgemeine Seinswissenschaft und die Rede vom Göttlichen (theologia) miteinander verwoben.

Für Aristoteles wird die Ethik eine eigene philosophische Disziplin, die sich von allen anderen Wissensgebieten unterscheidet. Die Ethik hat es mit den Dingen zu tun, die ihre Ursache nicht in sich selbst haben, sondern in den Entscheidungen der handelnden Menschen. Die Dinge sind nicht ewig, denn sie können sich so oder auch anders verhalten. Die Ethik ist als praktische Wissenschaft nicht auf das Erkennen, sondern auf das Handeln angelegt. Sie fragt, was die Tugend sei, damit wir in unserem Leben tugendhaft werden.

Damit trennt Aristoteles deutlich zwischen der theoretischen (sophia) und der praktischen Vernunft (phronesis). Aus der theoretischen Philosophie lassen sich keine Folgerungen für die Lebenspraxis ziehen. Das letzte und umfassende Ziel des menschlichen Handelns ist die Glückseligkeit (eudaimonia). Jeder Mensch strebt von seiner Natur her nach dem Wohlergehen und damit nach dem Guten. So gibt es für jedes Streben ein Gutes, auf das es gerichtet ist. Mittels der Tugend setzen wir die richtigen Ziele für unser Handeln. Doch mittels der Klugheit erkennen wir den richtigen Weg, der zu diesem Ziel führt.

Der reife und einsichtige Mensch kann zwischen dem Guten und dem Schlechten klar unterscheiden. Seine sittliche Tüchtigkeit setzt in allen Bereichen die rechte Norm. Es ist die richtige Vernunft (logos), die den Maßstab und die Regeln für das sittliche gute Handeln setzt. Wir begehren das scheinbar Schöne, aber im Tiefsten wünschen wir das wirklich Schöne. Wenn das richtige Streben und das richtige Denken übereinstimmen, dann setzen wir eine gute Tat, wobei jede Handlung eine Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten impliziert.

Allerdings gibt es den willensschwachen Menschen, der wider sein besseres Wissen handelt. Er handelt unter dem Einfluss von starken Begierden. Das kontemplative Leben des Geistes und das Leben der sittlichen Tüchtigkeit sind die beiden Ziele des glücklichen Lebens. Der Kontemplative betrachtet zeitlose Wahrheiten und übersteigt damit seine Endlichkeit. Doch die Wissenschaft sucht immer nach dem gut begründeten Wissen. Wenn unser Verstand bestimmte Gegenstände erfasst, dann erfasst er sich gleichzeitig immer auch selbst.

Mit dieser Konzeption ist Aristoteles zum großen Anreger der antiken Naturforschung geworden. Er hat das Wissen seiner Zeit über die Natur gesammelt und weiterentwickelt. Für ihn sind wir Menschen gesellige Wesen (zoon politikon), deswegen brauchen wir das Leben in der Gemeinschaft. Im Staat soll mit den vernünftigen und bestmöglichen Gesetzen regiert werden, doch ideale politische Verhältnisse sind für uns nie erreichbar.

Werke: Die Kategorien; Analytik I-II; Topik; Physik; Über den Himmel; Über die Seele; Über die Teile der Tiere; Über die Bewegung der Tiere; Über die Entstehung der Tiere; Metaphysik; Nikomachische Ethik; Politik; Protreptikos; Corpus Aristotelicum.

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