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13. ALBERTUS MAGNUS (1200–1280)

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Die Lebenszeit Alberts, welcher meist den Beinamen Magnus (der Große) trägt, fällt in das Hochmittelalter, eine Zeit des kulturellen und wirtschaftlichen Aufbruchs. Städte entstehen, so auch Köln, der hauptsächliche Wirkungsort Alberts. Es kommt zu einer inneren Erneuerung des Christentums durch neue religiöse Bewegungen wie die Franziskaner oder auch die Dominikaner, denen Albert angehörte. Die Wissenschaft, Philosophie und Theologie, aber auch die Naturwissenschaften erfahren durch die Wiederentdeckung der Schriften des Aristoteles einen ungeahnten Aufschwung. Alle diese Entwicklungen finden ihren Niederschlag in den Werken Alberts des Großen.

Albert wurde um oder kurz vor 1200 im schwäbischen Lauingen geboren und, wie er selbst später erwähnt, in jungen Jahren unter der Obhut seines Onkels zum studium litterarum nach Padua geschickt. Dort lernte er den Dominikanerorden kennen, dem er 1223 beitrat. In Köln studierte er Theologie und lehrte in der Folge in verschiedenen Städten Deutschlands und in Paris. Von dort kehrte er nach Köln zurück, um zusammen mit seinem bedeutendsten Schüler, Thomas von Aquin, das studium generale, eine Art Ordenshochschule, zu organisieren. 1254–1257 war er Provinzial der deutschen Ordensprovinz, dann kurze Zeit Bischof von Regensburg, päpstlicher Legat und Kreuzzugsprediger. Am 15. November 1280 starb er im Dominikanerkonvent in Köln.

Albert war der erste mittelalterliche Denker, der die ungeheure Stofffülle der aristotelischen und arabisch-jüdischen Philosophie und Naturwissenschaft in großem Umfang in das scholastische Denken einbrachte. Er wollte die über die Araber und Juden in Spanien nach Europa gekommenen Werke des Aristoteles kommentieren und die »heidnischen Philosophien« als Argumente zweiter Ordnung neben und unter der Theologie verwendet wissen. Bei seiner Arbeit an Aristoteles bediente er sich jedoch der neuplatonisch beeinflussten Kommentierungen der Araber und stand selbst unter dem Einfluss neuplatonischer Schriften wie etwa der »Mystischen Theologie« des Dionysius Areopagita und hermetischer Schriften.

So kommt es in seinem Werk zu einem Reichtum an Motiven, aber auch an Widersprüchen, an die andere wie Thomas von Aquin anknüpfen konnten. Sein Werk umfasst 21 Foliobände und stellt eine gewaltige Enzyklopädie des naturwissenschaftlichen und philosophischen Wissens seiner Zeit dar. Neben seinen theologischen Schriften ist vor allem sein philosophisches Werk von Bedeutung, das die Gesamtheit der peripatetischen (aristotelischen) Philosophie in systematischer Ordnung darlegen und so den Zeitgenossen zugänglich und verständlich machen sollte. Die bedeutendsten Grundthemen seiner Werke sind das Verhältnis von Glauben und Wissen, die Metaphysik als Frage nach den ersten Ursachen und dem aristotelisch-philosophischen Gottesbegriff, das antike und christliche Weltbild und die Anthropologie.

Glaube und Wissen: Die Theologie unterscheidet sich für Albert von den anderen Wissenschaften zunächst dadurch, dass diese auf Grunderkenntnissen über ihren jeweiligen Gegenstandsbereich aufbauen, die Theologie hingegen Gott zum Forschungsgegenstand hat, auf dem sie nicht aufbaut, sondern dessen Erkenntnis sie sucht. Sie ist daher keine Wissenschaft im herkömmlichen Sinn, sondern eine Heilslehre, durch welche der Mensch zu Gott als dem Ursprung der Welt und Ziel allen Strebens geführt wird. Insofern ist die Theologie die höchste der Wissenschaften, weil sie zur Suche nach dem Höchsten, nach Gott, anleitet.

Metaphysik als Lehre von den ersten Ursachen: Die erste Philosophie (prima philosophia), wie die Metaphysik auch bezeichnet wird, umfasst den Bereich dessen, was die natürliche Erkenntnis gerade noch leisten kann, die Frage nach den ersten Ursachen und damit letztendlich nach Gott. Aristoteles hatte Gott als den unbewegten Beweger, die Ursache aller Dinge gesehen. Diese Definition wird nun von Albert auf den Schöpfer-Gott des Christentums umgedeutet, der in seiner Ursächlichkeit einen Vorentwurf alles Seienden in sich trägt und allem Bestand gibt. In seinem »Buch über die Ursachen und den Hervorgang der Allheit« stellt er die Abstufung der Seienden in ihrer Herkunft aus einem ersten Prinzip dar, das, weil es das erste ist, göttliche Eigenschaften hat.

Weltbild: Albert sah sich bei seinem Studium der aristotelischen Schriften mit einem von der christlichen Lehre sehr abweichenden Weltbild konfrontiert, welches die Ewigkeit der Welt aus der Anfangs- und Endlosigkeit von Zeit und Bewegung herleitet. Für Albert hingegen hat die Beweisführung des antiken Philosophen nur begrenzte Geltung; er postuliert, dass man sehr wohl einen Anfang von Bewegung, Zeit und Welt denken kann. Nach Alberts Meinung entsteht durch das Tun (die Bewegung) aus dem Nichts etwas, wie es dem biblischen Schöpfungsbericht entspricht. Ewig kann nur Gott sein, in dem alles seinen Anfang hat.

Menschenbild: Wesentlich für den mittelalterlichen Menschen war die Frage des Weiterlebens nach dem Tod bzw. das »Wie« dieses Weiterlebens. Auch hier greift Albert auf Aristoteles zurück, wenn er die Unsterblichkeit der Verstandesseele postuliert, welche »Abbild der ersten Ursache« ist und daher, wenn auch in abgeschwächter Weise, die Seinsart des Göttlichen, also die Unvergänglichkeit in sich, widerspiegeln muss. So ist für den Dominikaner die Unsterblichkeit der Seele mit der natürlichen Vernunft zu erschließen. Der menschliche Leibist auf die Verstandesseele hingeordnet, d. h. es wird das aristotelische Grundschema von Form und Materie angewandt: Der Leib ist Materie, die Seele die Form. Die menschliche Seele ist den Tier- und Pflanzenseelen dadurch überlegen, dass ihre Tätigkeit nicht in der Tätigkeit in den einzelnen Organen aufgeht, sondern Verstandestätigkeit ist, welche organunabhängig funktioniert.

Beim Menschen wie beim Tier lässt sich nach Albert das Männliche als das Edlere vom Weiblichen, Unedleren unterscheiden, so wie die Form edler ist als die Materie. Da die Natur bei der Zeugung immer auf das Bessere abzielt, kann sie nur Männliches hervorbringen wollen; das Weibliche ist unvollkommen durch Mangel an Materie oder Wärme. Das weibliche Wesen dient nur als Aufbewahrungsort des männlichen Samens, welcher eine Kraft aus der Seele des Vaters beinhaltet und so dem Fötus eine Form der Seele gibt. Die Verstandeskraft der menschlichen Seele allerdings entspringt nicht dem väterlichen Samen, sondern diese wird zu einem nicht eindeutig definierten Zeitpunkt von Gott in die Seele des Kindes hineingeschaffen. Auch dieses Verständnis der Natur und der damit gegebenen Hierarchie der Geschlechter hat Albert (wie Thomas) von Aristoteles übernommen und damit das christliche Menschenbild nachhaltig geprägt.

Albertus Magnus war ein großer Wegbereiter der aristotelischen Philosophie und hat seinen Nachfolgern eine Fülle von Denkanstößen und Fragestellungen hinterlassen. Sein Verdienst ist es auch, der Philosophie einen eigenen Platz neben der Theologie zugestanden und die Naturwissenschaften verstärkt mit einbezogen zu haben.

Werke: De natura boni; De homine; De resurrectione; De creaturis; De corpore Domini; De sacrificio missae.

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