Читать книгу Der Eine Million Kilometer Mann - Armando Basile - Страница 7
Der König
ОглавлениеIm Griechischen heißt „basileos“ König, und nach dem 7. Jahrhundert durfte sich der byzantinische Herrscher „Basileios Autokrator“ nennen, alleinherrschender König. Dort, wo unser Zweirad-König geboren wurde – in Ugento ganz im Süden Apuliens, dicht am Meer ―, da unterhielt Großgriechenland einst ein paar Ansiedlungen an den Küsten.
Basile heißt auch ein Ort im südlichen Louisiana in den USA, 1821 Einwohner. Mit einer Haftanstalt. Von den fünf berühmten Persönlichkeiten der Stadt sind drei Cajun-Musikanten.
Bevor Armando selbst (und ausgiebig) zu Wort kommt, müssen wir ihn kurz und plakativ vorstellen, mit allen Widersprüchen, die hoffentlich Auflösung finden.
Da haben wir einen Mann aus dem Süden Italiens, der pausenlos und wie besessen Rad fährt, ― wo doch das Rad dort unten nur eine kleine Rolle spielt. Und dieser Mann dokumentiert seine Ausfahrten exakt mit Stempeln, Unterschriften und Kilometerzahlen, und auf seine Landkarten schreibt er prägnante Fakten mit dem Filzstift.
Die Tagebücher seiner Reisen stehen säuberlich aufgereiht im Regal, und jede Tour, auch die kleinste, ist beglaubigt; wie ein Notar des Fahrrads kann Armando alle seiner Kilometer beweisen. Seltsam: Wo doch im Süden, wie man sagt, alle chaotisch und improvisiert leben. Armando ist ein Mann, der weder Kaffee noch Alkohol trinkt – nichts mit Vino rosso oder Grappa −, der zweihundert Kilometer in Australien zurücklegt, bis in die Nacht hinein, und dann sein Zelt aufschlägt. Ein Abenteurer ist er, ein Weltenbummler, ein harter Hund, ― wo man doch den Süditalienern nachsagt, sie lebten gern in den Tag hinein und ließen den Herrgott einen guten Mann sein.
Armando Basile ist ein Phänomen und ein Phantom, schwer zu greifen. Er lebte bis zu seinem 15. Lebensjahr in Ugento, bevor er in die Schweiz und dann nach Südwestdeutschland kam, wo er hart arbeitete, um im Alter von sechsunddreißig Jahren zum Fahrrad zu finden, als hätte es auf ihn gewartet. Die zweite Lebenshälfte könnte bis heute das zweite Drittel seines Lebens sein, wenn er, bedingt durch das Fahrrad, 108 Jahre alt würde, was wir ihm alle wünschen, denn dann würde er tatsächlich die zwei Millionen voll bekommen und wäre der „Megaradler“, als den ihn viele bezeichnen: Armando Basile, den ungekrönten König der Straße.