Читать книгу Der Eine Million Kilometer Mann - Armando Basile - Страница 9

Mythos Texas

Оглавление

„Wenn ich groß bin, will ich nach Texas. Draußen schlafen, mit der Schöpfkelle Wasser aus dem Bach holen, Bohnen aus dem Blechnapf essen, sein Pferd abreiben, vor Frauen den Hut ziehen, Kindern zulächeln … und dann weiter.“ Mit siebzig Jahren war Armando längst groß und hatte schon fünf Weltreisen und auch Texas hinter sich, aber die Wildnis, die Wüsten und die Weiten ließen ihn nicht mehr los.

Texas, was für ein schönes Wort. Dreißig Kilometer von Armandos Basislager im Norden gibt es sogar den Texaspass, 385 Meter hoch, und seinen Namen bekam er, seit die Regio-Tour in den 1990-er Jahren ihn häufig nahm, von Oberbergen nach Kiechlinsbergen. Texas im Südwesten der Vereinigten Staaten, der „Lone Star State“, ist doppelt so groß wie Deutschland bei einer Bevölkerung von nur 28 Millionen, etwa diejenige Bayerns und Baden-Württembergs zusammengenommen. Die Städte: Houston, San Antonio, Austin. In Houston wurde John F. Kennedy erschossen. Die Bush-Präsidenten – Vater George H. W. und Sohn George W. – kamen beide aus Texas.

In Texas ist alles etwas größer, sagt man. Vor allem der Raum für Rinder und Schafe. Viele Windkraftanlagen gibt es, viel Erdöl wird gefördert. Im 17. Jahrhundert verwalteten Spanier das Land, das 1821 zu Mexiko kam. Weil die Vereinigten Staaten Texas kaufen wollten und man Infiltration befürchtete, verboten mexikanische Behörde 1830 die Einwanderung. 1845 wurde das Terrain ein Teil der Vereinigten Staaten, schloss sich aber 1861 den Konföderierten an, die die Sklavenhaltung befürworteten.

Kulturell: die Musik. Z. Z. Top, die zwei langbärtigen Gitarristen mit dem bartlosen Trommler Beard, sind weltweit bekannt. „I’m shuffling through the Texas sand“, singen sie, „but my head’s in Mississippi. The blues has got a hold on me, I believe I’m getting dizzy.” In Memphis hat der Sänger ein Cowgirl kennengelernt, mit ihr eine Nacht verbracht, und nun sieht er sie in einer Vision nackt an der Decke schweben. Armando hat mir gestanden, er liebe es, Fotos von „Ladies mit Pistolen“ zu machen. Das Cowgirl verfolgt den Cowboy in seine Tagträume.

Johnny Winter, der Albino, kam drei Jahre vor Armando Basile in Beaumont zur Welt und verkörperte den Texas-Blues am besten, und wie er seine Titel in seinem kehligen, unterkühlten Slang ansagte, war hörenswert. Austin, mit fast einer Million Einwohnern, ist die „Weltmetropole der Livemusik“ und Magnet für Individualisten. Winter starb mit siebzig vor ein paar Jahren, doch noch aktiv (jetzt, da wir schreiben) ist der 1933 in Abbott, Texas, geborene Willie Nelson, der ewige Freak und Rebell, der einst die Outlaw-Bewegung ins Leben rief (die Outlaws: die Gesetzlosen, etwas wie die Unberührbaren in Indien), um der Country-Kapitale Nashville etwas entgegenzusetzen. Ein bekanntes Lied von ihm heißt „On the Road again“. Könnte Armando gewidmet sein. Nelson tat ebenso viel für die Gitarre und den Gitarrenblues wie Stevie Ray Vaughan, der Mann aus Dallas (1954-1990).

„Paris, Texas“ ist ein 1984 erschienenes Road-Movie von Wim Wenders mit Nastassja Kinski und Harry Dean Stanton. In den unergründlichen Weiten Texas‘, über die der Wind fegt, spielen viele Western. Der Staat mit dem einsamen Stern auf der Flagge kann einem zur Obsession werden.

Wir werden noch sehen, was Armando in Texas erlebte.

Der Eine Million Kilometer Mann

Подняться наверх