Читать книгу Irgendwann ist irgendwann zu spät - Armin Thalhofer - Страница 10

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Startschwierigkeiten


Allen Unkenrufen zum Trotz bekamen wir Marcos »Moped« noch am selben Nachmittag ohne Schmiergelder und Schikanen aus dem Zoll, nicht ohne zuvor mit einer ersten »cerveza« auf unser Wiedersehen anzustoßen. Bestens durch die deutsche Spedition präpariert mit den notwendigen Papieren und einer problemlosen Abnahme durch den Zollbeamten, jedoch um rund 700 US-Dollar für Transport und Lagerung innerhalb des Flughafens leichter, verließen wir nach gut zwei Stunden den Cargobereich. Unser Hostel, in dem wir die ersten beiden Nächte verbringen wollten, lag zwar ein Stück außerhalb des Stadtkerns, dafür aber in der Nähe des Flughafens. So perfekt Marcos Spediteur in Deutschland gearbeitet hatte, so unprofessionell stellte sich mein südafrikanischer dar. Obwohl ich meine »Dicke« bereits am 1. Oktober in Kapstadt abgegeben hatte, war diese zehn Tage später immer noch nicht eingetroffen. Auch am nächsten Tag warteten wir vergeblich auf die Ankunft. Sie stand immer noch in São Paulo, angeblich waren irgendwelche Papiere nicht in Ordnung. Erst in der Nacht von Freitag auf Samstag traf die Transportkiste dann endlich in Buenos Aires ein. Ein Umstand, den ich durch die frühzeitige Abgabe unbedingt hatte vermeiden wollen, schließlich arbeitete der Zoll am Wochenende und am darauffolgenden Montag wegen eines Feiertags nicht, und die Lagergebühren schlugen täglich mit fast 100 Dollar zu Buche.

Das lange Wochenende, das wir gezwungenermaßen zusätzlich in unserem Hostel verbringen mussten, sollte sich auch als sehr ereignisreich erweisen. Donnerstagabend begann es für fast zwei Tage sintflutartig zu regnen, sodass von Freitag bis Sonntag alles unter Wasser stand. Wir brachten zwar gemeinsam Sandbarrieren an allen Türen des Hauses an, trotzdem mussten wir die Möbel wegen des eindringenden Wassers auf Ziegelsteine stellen, und nachts stand dann das ganze Haus gut fünf Zentimeter unter Wasser. Garten und Straße glichen einem riesigen See.

Als dann endlich am Dienstag meine »Dicke« im Zoll zur Abholung bereitstand, warteten schon die nächsten Überraschungen. Zum einen hatte ich von meinem Spediteur nicht alle notwendigen Papiere bekommen; die fehlenden mussten nun mit erheblichem zeitlichem und finanziellem Aufwand besorgt werden. Zum anderen wurde das »Moped«, scheinbar beim Verpacken, auch noch beschädigt … – mein mittlerweile grundsätzlich recht robustes und belastbares Nervenkostüm war inzwischen zum Zerreißen gespannt. Das arrogante und unkooperative Verhalten des Spediteurs tat ein Übriges.


Nach dem ersten gemeinsamen Bier zur Begrüßung am Flughafen in Buenos Aires


Konnten wir am selben Tag noch Marcos Motorrad beim Zoll abholen und wieder zusammenbauen.


Die ersten Kilometer ab unserer Unterkunft waren dank Marcos fragwürdiger Routenwahl ein totales Abenteuer, und die »Dicke« lag bereits nach kurzer Zeit das erste Mal auf südamerikanischem Boden.

Zwei Tage später konnte dann bei strömendem Regen und Temperaturen um die 10 Grad unsere Reise endlich beginnen. Marcos Routenwahl führte bereits nach kurzer Zeit über eine matschige und extrem rutschige Piste. Keine fünf Kilometer später lag ich schon das erste Mal mit meiner rund 350 Kilogramm schweren »Dicken« im Dreck, was Marco im Gegensatz zu mir total lustig fand.

Ich habe das letzte halbe Jahr durch Afrika, größtenteils alleine, meinen Flow gefunden, und der Kerl erschien mir jetzt total übermotiviert. Das kann ja heiter werden, dachte ich mir mit einem verzerrten Lächeln unter meinem Helm.

Irgendwann ist irgendwann zu spät

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