Читать книгу Irgendwann ist irgendwann zu spät - Armin Thalhofer - Страница 21

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Unser Zelt mussten wir wegen des starken Winds an beiden Motorrädern sichern. Danach tauchten wir mit einem ersten Bier in das Getümmel ein. Unsere neuen Freunde waren schnell ausgemacht, und wir wurden allen Clubmitgliedern vorgestellt. Nach und nach wurde die Stimmung gelöster, das Vereinsheim füllte sich mehr und mehr, der Wind wurde immer stärker und die Temperatur draußen merklich kühler. Weicheier sind wir, waren meine Gedanken, auch wegen der Tatsache, dass die Band im Freien bis in die Dunkelheit munter weiterspielte. Lediglich wenige Biker (wahrscheinlich die von den »Aguilas del Fuego« aus Ushuaia) feuerten die Band trotz der Kälte an.

Es wurde ein feuchtfröhlicher Abend mit herzhaften Steaksemmeln, Bier und dem in Argentinien sehr populären Fernet-Cola. Dieses wurde auf dem Treffen ausschließlich im Ein-Liter-Plastikbecher im Mischungsverhältnis 1 : 2 serviert. Was für ein ein Schock für meine ramazzottiverwöhnten Geschmacksnerven.

Ich genoss den Abend, obwohl ich an der Konversation meist nur mit Händen und Füßen teilhaben konnte oder aber mit hilfesuchenden Blicken zu Marco, der dann für mich immer wieder übersetzen musste. Englisch wird in Südamerika von nur wenigen Menschen gesprochen, aber Motorradfahrer verstehen sich auch ohne große Worte.


Je genauer man hinschaute, desto mehr gewöhnungsbedürftige Details entdeckten wir an den motorradähnlichen Gefährten, wie zum Beispiel diesen aus einem Kolben gefertigten Schalthebel.


Nach (zu) vielen Cervezas und Fernet-Colas bekam Marco ein T-Shirt überreicht, mit dem er zum größten Mitglied der Bikergruppe »Coyotes de Azul« ernannt wurde.

Ich bewunderte Marco, der sich mit einem Spanischkurs an der Uni auf die Reise vorbereitet hatte und nun davon profitieren konnte. Stolz beobachtete ich, wie er sich angeregt unterhielt und von uns und unserer Heimat erzählte. Immer wieder wanderten die Blicke der anderen auch zu mir, meist mit einem Lächeln oder einer Geste wie Daumen hoch. Einmal mehr wurde mir bewusst, wie kostbar und so gar nicht selbstverständlich unsere gemeinsame Reise war.

Spät in der Nacht und einige Biere und Fernet-Cola später warteten unsere neuen Freunde noch mit einer Überraschung auf. Marco wurde zum »größten« Ehrenmitglied des Clubs ernannt und bekam ein knappes Club-T-Shirt übergestreift.

Als wir uns weit nach Mitternacht in unser Zelt verkrochen – die Party war noch lange nicht zu Ende –, war uns klar, dass das Bikertreffen als eines unserer Highlights in Erinnerung bleiben würde.

Irgendwann ist irgendwann zu spät

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