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China Clay: Porzellanerde

In unserer Vitrine, in der wir Mitbringsel von Reisen, Gefundenes, Gekauftes, Typisches und Absonderliches sammeln, befindet sich auch ein Beutel, gefüllt mit knapp 100 g eines weißen Pulvers. Der Beutel ist auf einen Pappstreifen getackert. Darauf gibt ein Aufdruck Auskunft über Inhalt und Herkunft des Beutels, nein, nein, kein Kokain: „A Sample of Cornish CHINA CLAY from St. AUSTELL. WHEAL MARTYN MUSEUM – The Cornish China Clay Museum at Carthew near St Austell”.

In der englischen Sprache bezeichnet China nicht nur das Land im fernen Osten, sondern auch Porzellan, eine Würdigung des Landes, in dem die Kunst der Porzellanherstellung bekannt war, lange bevor es 1708 dem deutschen Alchimisten und Naturforscher Johann Friedrich Böttger als erstem Europäer gelang, Porzellan herzustellen. Die Tonerde, die dazu benötigt wird, heißt Porzellanerde, china clay, Kaolin.

Kaolin ist ein feines weißes Gestein, das weltweit nur an relativ wenigen Orten vorkommt, in den Lagerstätten aber in so großen Mengen, dass der Abbau noch Jahrhunderte möglich sein soll. In Cornwall wurden lohnenswerte Mengen von Kaolin 1745 von dem Apotheker William Cookworthy aus Plymouth entdeckt. 1768 meldete er ein Patent zur Porzellanherstellung an, gründete eine Fabrik Plymouth Porcelain Factory und begann mit der Vermarktung des Rohstoffes.

Kaolin wird nicht nur als Grundmaterial für die Porzellanherstellung benutzt, sondern wird sehr vielfältig als Rohstoff verwendet. So spielt es als Füllstoff und als Streichpigment bei der Herstellung von Papier eine wichtige Rolle. Als unbedenkliche Substanz ist es Bestandteil von Medikamenten, kosmetischen Pudern und Nutztierfutter; es wird in Wasser gelöst als Sonnenschutzmittel in Apfelplantagen gesprüht und dient als weißes Pigment für Anstrichfarben.

Absatzmöglichkeiten gibt es also viele. Der Abbau der Porzellanerde geschieht im Tagebau, in Cornwall in der Gegend rund um St Austell, Die Landschaft wurde dadurch in den vergangenen 250 Jahren in ähnlich dramatischem Maße umgewühlt, wie wir es in Deutschland aus Gegenden mit Braunkohletagebau kennen. Die riesigen Gruben und die aufgetürmten Abraumhalden, Cornish Alps, prägen heute das Landschaftsbild. Orte wurden in Funktion, Namen und Charakter verändert. Der kleine Fischerhafen West Polmear mit gerade mal neun Einwohnern wurde als Charlestown zum Hafen für große Frachtschiffe ausgebaut, sodass zunächst Kupfer und dann im großen Stil Kaolin verschifft werden konnte. Die Bevölkerung wuchs auf 3000 Menschen. Bahnlinien für den Transport der Porzellanerde zu den Häfen Charlestown, Fowey und Par wurden angelegt, Straßen gebaut.

Als wir uns im September 2015 in Fowey nach über dreißig Jahren noch einmal die Verladestellen für die Porzellanerde anschauen wollten, ging das nicht mehr. Ein hoher Zaun schützt das Gelände vor unbefugtem Zutritt. Ob der Besitzerwechsel damit zu tun hat, wissen wir nicht. Ehemals in britischer Hand gehört das cornische Kaolin seit 1999 einem französischen Konzern, Imerys. 1989 wurden in Fowey 1,9 Millionen Tonnen Kaolin verladen, heute nur noch 750.000 Tonnen im Jahresdurchschnitt. Ob der Besitzerwechsel damit zu tun hat, wissen wir nicht. Kaolin ist nach wie vor ein begehrter Rohstoff. Die cornischen Vorräte sollen noch für 50 Jahre reichlich vorhanden sein. Es heißt, Imerys habe den Schwerpunkt seines operativen Geschäfts nach Brasilien verlegt.

Wenn ich eine Tablette nehme, vorher den Beipackzettel lese und den Schluck Wasser dazu aus einem Porzellantässchen trinke, denke ich an Cornwall und sein Kaolin.

Ro

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