Читать книгу Cornwall -- Immer wieder Cornwall - Armin und Rosemarie Foxius - Страница 14
ОглавлениеCornische Heilige
Schon beim ersten Besuch Cornwalls 1975 fiel uns die große Zahl von Orten auf, die nach Heiligen benannt waren, alles Kirchorte. Die meisten dieser Heiligennamen, und damit die Namen der Orte, sind keltischen Ursprungs, oft nur in regionaler Bedeutung. Die alte, die römisch-katholische Kirche hat sich nicht nur in den Anfängen ihrer Ausbreitung in Cornwall in der Auseinandersetzung mit natur- und auch polytheistischen Überzeugungen befunden. Keltischer Glaube, dessen Riten, die Druiden als ihre Verkünder waren immer eine starke Kraft, mal stärker zurückgedrängt, mal wieder dominierend. Vielen verehrten lokalen Heiligen wird nachgesagt, eigentlich Druiden gewesen zu sein. Jeder Ort kann noch heute ein Wishing Well vorweisen, oft der zentrale Frischwasserbrunnen, dem mythische Kraft und Bedeutung zukam. Auch heute gehen noch viele Menschen hin, manchmal auch aus uraltem, tradiertem Impetus.
Oft hat es wohl parallel existierende und sich gegenseitig duldende Glaubensrichtungen und Praktiken gegeben. Das Leben dieser Heiligen wird in Hunderten von Legenden erzählt, über Jahrhunderte von vielen Generationen mündlich weiter gegeben, verändert, zu Heldenepen ausgeweitet. Erst im 19. Jahrhundert ging man daran, systematisch aufzuschreiben, schriftlich zu fixieren, zu sammeln, zu strukturieren. Die fehlenden schriftlichen Quellen vorher gaben da viel Raum für Spekulationen. Diese unterschiedlichen Legenden haben sich gegenseitig befruchtet, es gab Übernahmen, es wurde kopiert, abgeschrieben. Oft waren die Heiligennamen austauschbar. Aber das kennen wir ja auch aus unserem Mitteleuropa.
Aber dennoch haben auch die großen theologischen Auseinandersetzungen hier stattgefunden, wie im 4./5. Jahrhundert die Frage der Prädestination des Augustinus von Hippo. Dessen Lehre von der Vorbestimmtheit allen menschlichen Seins und Tuns durch den göttlichen Willen wurde u.a. durch Pelagius relativiert, der die Freiheit des menschlichen Willens betonte. Letztere Position muss vor allem in unserem Cornwall eher vertreten worden sein. So betonen dies heute gern cornische Historiker und Theologen. Aber auch in Irland und Schottland wird oft auf die den Zentralen (Rom, London) widerstehenden und abtrünnigen Positionen hingewiesen.
Kirche, Verwaltung und Markt waren die wichtigen Elemente bei der Ortsbildung, wobei die Kirche die größte Zahl stellte und die zentrale Position im Ortskern inne hatte, der sich die anderen beiden im Laufe der Geschichte zugesellten. Wobei die frühen Kirchen oft an Plätzen errichtet wurden, die vorher schon von religiösen Kultstätten und herrschaftlichen Verwaltungseinrichtungen, die ja oft personell und lokal eins waren, besetzt waren.
Die Begegnungen von Kirchenpatronaten und Ortsbezeichnungen aus archaischen, keltischen, christlichen Herkünften und Überzeugungen waren wohl keine Okkupation oder feindliche Übernahme, sondern wohl eher Zeichen von Kommunikation und Kooperation in Rücksicht auf die Menschen vor Ort, und wohl auch von diesen gewollt und praktiziert.
Ein weitaus sichtbares Beispiel ist ja auch der Michael’s Mount, der hier in Cornwall wie auch in vielen Teilen Europas für die Weiterführung „heidnischer“ Vorstellung und Bedeutung und Transferierung in den christlichen Kosmos steht.
Nennen wir einige Heilige, die diese Ortsnamen gebende Rolle hatten.
St Austell und St Mewan, in bretonischen Klöstern ausgebildet.
St Erth, der in Irland konvertierte und von St Patrick getauft und dann in die Mission geschickt wurde.
St Germoe, ebenfalls ein Ire, landete in Hayle. Ein Ort zwischen Helston und Marazion ist nach ihm benannt.
St Ia, ebenfalls aus Irland, wurde Kirchpatronin und Ortsnamengeberin in St Ives.
St Just, St Keverne, St Gulval, St Gennap, und viele, viele mehr geben noch heute Zeugnis der frühen Christianisierung in den sogenannten dark ages, die wie wir ja seit längerem wissen, kein dunkles Mittelalter waren.
Alle diese Heiligen Cornwalls haben Orte ihrer Verehrung, und ihre Namens- und Gedenktage sind oft Kristallisationspunkte für Riten, Bräuche, Feiern und Feste.
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