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Cornische Sprache

Das ist ja nun so eine Sache mit Regionalsprachen und Dialekten. Jahrhundertelang gingen Zentralregierungen gegen sie vor und bekämpften sie als mögliche Quellen und Begleiterscheinungen von antizentralistischen Bewegungen bis hin zum Separatismus. Jahrzehntelang, und oft bis heute, waren sie verpönt als Hindernis für Bildung, Aufstieg und Karriere.

Den entstehenden, vor allem staatlichen, Schulen kam hierbei eine wichtige Rolle zu, Hochsprache galt als alleiniger Maßstab. Dazu eine Vermischung staatlicher Funktionsträger und Beamter über das ganze Land hin, um keine regionalen Hierarchien entstehen zu lassen, bestehende zu zerschlagen.

Mit der politischen und zunehmend kulturellen Einordnung Cornwalls nach England wurden auch die sprachlichen Eigenheiten des Cornischen bekämpft und ausgemerzt. Dies ging umso leichter, da es keine explizite und verbreitete schriftliche Sprache gab. Nur in entlegenen und ländlichen Gebieten konnten sich Reste im Mündlichen erhalten. Legendär ist die letzte Cornish sprechende Person, Dolly Pentreath aus Paul bei Mousehole, die 1777 starb. Ihr ist ein Gedenkstein an der Friedhofsmauer von St Paul Aurelian (benannt nach einem walisischen Heiligen) eben in diesem Kirchort Paul gewidmet. Errichtet wurde das Denkmal u.a. durch einen Neffen Napoleons, Louis Lucien Napoleon, in England geboren, der sich auch um Erhalt des Korsischen und Baskischen verdient gemacht hat. Seine Familie war auf der Flucht von Frankreich nach Amerika von den Engländern gefangen genommen worden.

Der Stein beginnt mit den Worten: „Here lieth interred Dorothy Pentreath who died in 1777, said to have been the last person who conversed in the ancient Cornish.“ Der Text endet mit einem englischen Zitat aus dem alttestamentarischen Buch Exodus und zitiert aus dem 20. Kapitel, das sich mit den Zehn Geboten befasst, den Vers 12, der nach der deutschen Einheitsübersetzung lautet: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.“ – Nach dem englischen Text folgt, den Stein nach unten abschließend, der Text in Cornisch.

Ob hier neben dem Offiziell-religiösen auch Regionales mitschwingt (Cornwall als von Gott gegebenes Land) ist dem Leser und dem Besucher von Paul überlassen.

Hundert Jahre vorher (1676) starb Cheston Marchant, die letzte bekannte monoglotte Sprecherin des Cornischen, die also nur Cornisch sprach. Von der vorgenannten Dolly Pentreath weiß man, dass sie in Penzance Fische verkaufte und in englischsprachiger Umgebung kommunizierte.

Neben den eingangs erwähnten Maßnahmen zur Dominanz des Englischen gehörte auch die Reformation, durch deren Durchsetzung die weitverbreiteten katholischen Mysterienspiele in Cornisch verschwanden.

Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde man sich des Verlusts dieser Regionalsprache bewusst, zunehmend gab es Versuche, sprachliche Altertümer aufzufinden, zu retten, zu systematisieren. Sprachgesellschaften entstanden, es gab verschiedene konkurrierende Gruppen, die verschiedene Orthographien entwickelten.

Diese Bewegungen entwickelten sich ab der Mitte des vergangenen Jahrhunderts mit ähnlichen in anderen europäischen Ländern, nennen wir für Frankreich das Okzitanische, für Spanien das Katalanische, für Italien das Sardische. Auch in Deutschland erleben wir ja ein Revival des Dialektalen, Mundartsprachlichen, wie die vielfältigen dialektalen und sondersprachlichen Eigenheiten im Rheinland.

1992 gab es in Cornwall ein erstes wissenschaftliches Standardwörterbuch des Cornischen. Weiterhin aber gilt Cornisch als stark gefährdete Sprache.

Es werden Kurse angeboten, erste literarische Versuche werden publiziert, zunehmend werden Ortsschilder zweisprachig ausgeführt.

Im Jahr 2000 wurden 13 Familien festgestellt, in denen die Kinder mit cornischer Muttersprache aufwachsen.

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