Читать книгу Cornwall -- Immer wieder Cornwall - Armin und Rosemarie Foxius - Страница 18

Оглавление

Cornish Pasty: Vom Arme-Leute-Essen zum Kult

Als Fan der Cornish Pasty und meiner Kochkünste schenkte mir mein Sohn, der mir öfter Küchengeräte zum Geschenk macht, eine Cornish-Pasty-Form mit beiliegendem Rezept. Der Gedanke dahinter war, diese leckere Speise nunmehr öfter genießen zu können. Es sei gleich gesagt: So richtig sind mir die Pasties nicht gelungen.

Eigentlich wusste ich, wie sie aussehen und was drin sein sollte: Die Pasty, fleischlos ein Arme-Leute-Essen, war ursprünglich die Verpflegung der Bergarbeiter in den Zinn- und Kupferminen. Sie sieht ähnlich aus wie die italienische Calzone aus Pizzateig. Aber Teig und Füllung sind anders. Traditionell besteht eine Cornish Pasty aus Mürbeteig. Die rohe Füllung aus gewürfeltem oder gehacktem Rindfleisch, Kartoffel- und Zwiebelscheiben sowie in Stücke geschnittenen Rübchen, kräftig gewürzt mit Salz und Pfeffer, wird auf eine rund ausgerollte Teigplatte gehäuft. Sie wird dann zu einem großen D zusammengeklappt und mit Fingerspitzengefühl verschlossen. Die Verschließtechnik wird Crimpen genannt.


Cornwalls Teigtaschen

Die Kunst zu crimpen, die Pasty durch Fälteln des Randes dicht zu verschließen, ist schwierig. Es wird erzählt, dass Kinder mit Knetgummi üben mussten, bevor man sie an den Teig ließ. Die fertig geformten Teigtaschen werden noch mit Eiermilch glasiert und dann eine knappe Stunde bei mittlerer Hitze gebacken.

Cornish Pasty ist kulinarisches Erbe von Cornwall, eine geschützte geografische Angabe, die ins EU-Qualitätsregister eingetragen ist wie bei uns die Nürnberger Rostbratwürstchen. Kommerziell vertriebene Cornish Pasties müssen in Cornwall hergestellt sein. Was wird sein, wenn Großbritannien die EU verlässt?

In Cornwall kann man sie überall kaufen, es gibt spezialisierte Pasty-Ketten wie West Cornwall Pasty Co., Pasty Presto oder Oggy Oggy. Oggy ist das Wort in cornischem Slang für die Pasty, Es heißt, dass früher die Bergarbeiterfrauen die heißen Pastys zum Schacht brachten und sich mit dem lauten Ruf „Oggy oggy oggy!“ bemerkbar machten. Von unten kam die Antwort der hungrigen Männer: „Oi oi oi!“ In neuerer Zeit übernahmen u.a. die Fans von Rugby Teams diesen Schlachtruf. Als Margaret Thatcher 1979 Britischer Premierminister wurde, dichteten ihre Gegner ihn um: „Maggie Maggie Maggie! Out out out!“

Auch in den Bahnhöfen von London und anderen britischen Großstädten werden Cornish Pastys verkauft. Offenbar liebt der Brite das kulinarische Erbe. Aber die Pasty ist auch praktisch zu essen.

Man bematscht sich nicht die Finger, wenn man sie einigermaßen geschickt direkt aus der Tüte isst, an einer Ecke beginnend, auf einer Bank oder einer Mauer neben Menschen sitzend, die ebenfalls Pasty aus dem Papier essen, an der Küste bedrängt von Möwen, die auf herabfallende Brocken spekulieren.

Heimwehkranke Auswanderer aus Cornwall formten sich eine Pasty aus Ton und benutzten sie als Spardose, sie brachten die Pasty auch in die USA, nach Australien und andere Teile der Welt; bei uns in Köln gibt es zu unserer großen Freude auch einen Pasty-Laden. Pastys werden mittlerweile in verschiedenen Größen und mit Variationen bei den Füllungen angeboten; der Umsatz ist beträchtlich; 6 Prozent der cornischen Lebensmittelwirtschaft sollen auf das Konto der Cornish Pasty gehen.

Übrigens, den essbaren Taschenkrebs kann man von anderen Krebsen sehr gut unterscheiden; sein Panzer mit der gekräuselten Kante sieht aus wie eine Cornish Pasty.

Ro

Cornwall -- Immer wieder Cornwall

Подняться наверх