Читать книгу Jon & Jenny - Arndt Mauer - Страница 10

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Endlich saßen sie im Flieger. Nach der Fahrt zum Flughafen, den Umarmungen für die Eltern, den Kontrollen und dem Warten setzte die Maschine sich in Bewegung. Jon starrte aus dem Fenster, nahm alle Details in sich auf. Es war nicht das erste Mal, dass er flog, aber er war wie jedes Mal völlig fasziniert. Nach der letzten Biegung beschleunigte das Flugzeug, immer mehr und mehr, bis es plötzlich abhob.

Sofort klebte Jons Blick an dem sich entfernenden Boden. Autos wurden zu Punkten, die wie aufgezogen gleichmäßig einer Linie folgten, links und rechts von rechteckig grünen und braunen Feldern gesäumt. Ringsum gab es noch einige Waldstücke und etwas entfernt einen See. Nachdem die schrumpfende Landschaft schließlich von der ersten Schicht dünner weißer Wolken verdeckt worden war, richtete Jon seine Konzentration nach oben.

Der ersten folgten weitere Schichten, bis nur strahlend blauer Himmel über und um sie herum war. Er liebte diesen Anblick. Als Jons Nacken zu schmerzen begann, drehte er sich zu seiner Schwester. Jenny hatte ihrem Bruder den Fensterplatz überlassen, da sie natürlich wusste, wie viel ihm daran lag. Jon überlegte, ob er ihr helfen könnte. Denn es war Jenny schon jetzt anzusehen: Sie langweilte sich. Ihre Finger tippten rhythmusfrei auf die Armlehne. Wahrscheinlich wäre sie am liebsten aufgestanden und ein paar Runden durchs Flugzeug gelaufen. Es würde ein langer Aufenthalt für sie werden.

Jon bekam einen Stoß in den Rücken. Direkt hinter ihm saß Tim, der mit dem Kopf gegen den Sitz vor sich drückte, um besser an seinen Rucksack zu gelangen, den er zuvor ordentlich unter dem Platz verstaut hatte. Als Nächstes raschelte etwas, das Jon als Comic identifizierte. Nachdem er den Start mit geschlossenen Augen versucht hatte zu ignorieren, wollte Tim sich wohl ablenken.

Aus dem Augenwinkel sah Jon, wie sich ein Gesicht schräg hinter ihm nach vorne quetschte. Die Lücke zwischen den Rückenlehnen war schmal, aber Adam setzte alles daran, die Zwillinge zu sehen, ohne dafür aufstehen zu müssen. Mit den Händen versuchte er vergeblich, sich etwas Platz zu verschaffen.

Als seine Ohren dem Vorrücken des Kopfes schließlich ein Ende bereiteten, huschte Adams Blick zwischen den Geschwistern hin und her. „Na? Was geht bei euch ab da vorne?“

Jenny rutschte ein wenig nach links und antwortete: „Tja, wir sind, seit du uns das das letzte Mal gefragt hast, von Außerirdischen entführt worden, haben gefährliche Abenteuer im Weltraum erlebt und sind gerade erst wieder heil hier auf unseren Sitzen angekommen, aber ansonsten ist alles bestens, danke der Nachfrage!“

Adam nickte interessiert und wandte sich Jon zu. „Schau an. Und wie sieht’s bei dir aus, Johnny-Boy?“

Jon seufzte. Seit er angefangen hatte, sich Jon zu nennen, hatte Adam ihm Kosenamen gegeben. Er versuchte es dennoch erneut. „Jon. Einfach nur Jon. Aber egal, früher oder später gehen dir eh die Variationen aus.“

„Die Wette nehme ich an“, nickte Adam wieder. „Also, wie ist bei dir die Lage, Jon-San?“

Jon unterband einen weiteren Seufzer. Er sagte: „Ich würde die Zeit eigentlich gern nutzen, um etwas an meinem Programm zu arbeiten – du weißt doch, das, womit man ...“

„Schon gut, schon gut.“ Adam drehte sich zurück zu Jenny. „Hey, soll ich dir ein paar Witze erzählen? Die kennst du bestimmt noch nicht! Sind echt unglaublich!“

In Jennys Miene zeichnete sich Skepsis ab, sie zuckte aber mit den Schultern und meinte: „Okay, ich habe ja vorerst eh nix Besseres zu tun. Schieß los.“

„Alles klar!“ Adam rieb sich die Hände. „Wie wär’s mit diesem: Fritzchen geht mit seiner Oma ...“

Jon seufzte nun doch noch einmal und verschob sein Vorhaben, an dem Programm zu arbeiten, auf später. Stattdessen sah er wieder in die blaue Weite, die sich vor dem Fenster erstreckte und Gedanken an zerstrittene Eltern, mäßige Schulnoten und eigene Erwartungen einfach verschluckte.

Jon & Jenny

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