Читать книгу Jon & Jenny - Arndt Mauer - Страница 7
Оглавление*
1
„Jennifer, ich hatte dir doch vorhin schon gesagt, kein Kaugummi im … ach was soll’s. Und zum werten Herrn Bruder: Denk bloß nicht, dass ich nicht sehen würde, dass du wieder über deinen Programmen brütest! Ich dulde das heute nur, weil es die letzte Stunde vor den Ferien ...“
„Ferien! Endlich Ferien!“ Jenny reckte ihre Faust in die Höhe.
Jon nickte nur, ohne von seinen Notizen aufzusehen. Frau Heisterkamp ging auf die Reaktionen des Zwillingspaares nicht weiter ein. Bis zuletzt hatte sie versucht, den Schülern die Charakteristika diverser Menschenaffengattungen zu erläutern. Ob etwas davon hängen geblieben war, würde sich erst im nächsten Schuljahr zeigen.
Offensichtlich war dagegen, dass sich auch Frau Heisterkamp die Sommerferien herbeisehnte. Es war kein Geheimnis, dass diese Klasse, allen voran Jenny, an ihren Nerven gezehrt hatte. Sie musterte die brünetten Zwillinge kurz. Beide galten als Herausforderung: Jenny ungeduldig, immer in Bewegung. Und Jon zwar hochintelligent, aber nur mit seinen eigenen Projekten beschäftigt. Ihre Streitereien hielten sie nicht davon ab, den Großteil des Tages zusammen zu verbringen. „Entweder ihr stürzt gemeinsam ab oder ihr beflügelt euch – die Entscheidung trefft ihr selbst!“, hatte die Lehrerin sie ermahnt. Denn einzeln waren sie schon kaum zu bändigen, aber in der Kombination regelrecht explosiv ...
Als es klingelte, quollen die Schüler der 8a dröhnend aus dem Klassenzimmer. Mit einer hechtsprungähnlichen Bewegung gelang es Frau Heisterkamp, Jon aufzuhalten. Darauf blieb auch Jenny stehen. Die Lehrerin fokussierte Jon aus zusammengekniffenen Augenlidern. „Einen Moment noch, Jonas.“
Jon verdrehte die Augen. „Nennen Sie mich doch einfach Jon. Das ist kürzer. Effizienter.“
Frau Heisterkamp sah ihn ausdruckslos an. „Wie auch immer. Du weißt genauso gut wie ich, dass es so nicht weitergehen kann. Dieses Jahr hat es geradeso gereicht, aber für die Zukunft sehe ich schwarz. Arbeite bitte ein bisschen mehr mit. Vielleicht solltest du doch über das Hochbegabtenprogramm nachdenken. Womöglich wärst du da besser aufgehoben.“
Jon winkte ab. „Zeitverschwendung. Ich habe Wichtigeres zu tun.“
Frau Heisterkamp seufzte. „Wäre auch zu schön gewesen … Also pass auf, Jonas: So ein Fiasko wie in der letzten Arbeit will ich nicht noch mal erleben. Das muss dir doch selbst gegen den Strich gehen, eine Fünf in Bio! In einem naturwissenschaftlichen Fach!“
„Ich fand die Arbeit gut!“, verteidigte Jon sich.
Frau Heisterkamp schnaubte. „Das war sie ja auch, gut geschrieben – nur fast völlig am Thema vorbei!“
Jon schüttelte den Kopf. „Das sehe ich nicht so. Außerdem war alles richtig, es ist genau so gewesen.“
„Aber in der Aufgabenstellung ging es um die Evolutionslehre! Das Fach hier heißt Biologie!“
„Meine Thesen und Beobachtungen bezogen sich ja auch darauf, dass ...“, hob Jon etwas leiser an.
Jenny kam dazu. „Bei der nächsten Arbeit weiß er bestimmt, worum es geht – und wir müssen dann los!“ Sie zog ihren Bruder von Frau Heisterkamp weg.
„Wartet“, rief die Lehrerin. „Ich habe noch was für dich, Jonas. Die Evolution wird uns auch zu Beginn des nächsten Schuljahres beschäftigen, bis zur ersten Arbeit. Und damit du die nicht verhaust, habe ich dir ein interaktives Lernprogramm mitgebracht. Das kannst du auf dein kleines Gerät laden und dich in den Ferien schon mal schlaumachen. Vielleicht hilft es ja.“ Sie gab Jon eine Disc.
Der murmelte nach kurzem Zögern: „Danke. Solange der Inhalt nicht so veraltet ist wie der Datenträger ...“
„War’s das jetzt?“, fragte Jenny.
Als Frau Heisterkamp nickte, nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. „Was ist denn das?“
Jon folgte ihrem Blick und sagte: „Kakerlaken. Zwei Stück.“
Frau Heisterkamp trat einen Schritt zurück. „Also das ist doch ...“
„Und da in der Ecke, da sind noch mehr!“, ergänzte Jenny. „Da müssen Sie wohl dem Hausmeister Bescheid geben – wir haben jetzt Ferien!“ Und damit zog sie ihren Bruder zur Tür hinaus.