Читать книгу Jon & Jenny - Arndt Mauer - Страница 18
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„Achtung!“ Adam fuhr genau auf Jenny zu, die das Lenkrad herumriss, um ihm auszuweichen. Aber Adam drehte selbst gerade rechtzeitig ab, wobei er ihr fröhlich zugrinste.
Jenny drückte das Gaspedal durch und rief: „Na warte, wer zuletzt lacht ...“
„... hat den Witz als Letzter verstanden!“, kicherte Adam.
„Und das bist meistens du!“, prustete Jenny.
So lieferten sich die beiden abwechselnd Verfolgungsjagden, während Jon in Ruhe die Mechanik seines Gefährts analysierte. Tim hatte sich den gedrosselten Karts deutlich misstrauischer genähert. Er drehte mit höchster Konzentration kleine Kreise abseits der anderen.
Sie hatten das Camp durch den Hintereingang verlassen, sich aber nicht weit entfernt. Die trockene ebene Fläche, die sich hinter der Anlage erstreckte, war zum Ausprobieren der Karts bestens geeignet.
Die kleinen Fahrzeuge waren zwar idiotensicher konstruiert, dennoch machte es Jon leicht nervös, wie Jenny und Adam mit ihnen umgingen. Zum Glück war kein Erwachsener anwesend. Andererseits würden sie womöglich genau dafür Ärger bekommen. Jon entschied, dass es besser wäre, wenn sie die Karts allmählich zum Schuppen zurückführen. Das musste er bloß noch den beiden Möchtegern-Rennfahrern erklären ... Er beschleunigte, um in Hörweite zu gelangen. „Hey! Jenny! Adam! Ich finde, wir sollten ...“ Was hatten sie vor? Kaum war Jon rufend in ihre Nähe gefahren, drehten sie um und rasten auf ihn zu. Jon trat auf das Pedal, um dem Kollisionskurs der beiden Heranrasenden mit Vollgas zu entgehen. Sie wollten ihn offensichtlich jagen ... na ja, ein paar Minuten mehr, das konnte niemandem schaden.
„Ihr kriegt mich nicht!“, rief er in einem plötzlichen Adrenalinrausch, der ihn alles andere vergessen ließ. Jon manövrierte das Kart in einen weiten Bogen, den seine beiden Verfolger nachfuhren. Dann zog er die Kurve enger und enger, sodass sich Jenny und Adam, die ungefähr auf gleicher Höhe gefahren waren, immer näher kamen bei dem Versuch, an ihm dranzubleiben. Als sein Bolide durch die Fliehkräfte zu schlittern begann, hörte er hinter sich Jenny fluchen: „Pass doch auf!“
Zu spät: Adams Gefährt touchierte Jennys und beide mussten das Tempo drosseln. Dieses Rennen hatte Jon für sich entschieden.
Der Abend kam und es wurde rasch dunkler. Verschwitzt, aber mit einem Lächeln auf den Lippen stellten sie die Karts in den Schuppen. In einer guten halben Stunde gab es Abendessen.
„Ich will vorher noch duschen“, erklärte Jenny.
„Habe ich vor dem Frühstück schon“, sagte Jon, „vielleicht seh ich mir das Spielezimmer etwas genauer an.“
„Da bin ich dabei! Ich habe zwar nicht geduscht, aber was du heute kannst besorgen, das klappt auch prima morgen“, sang Adam.
Jenny rümpfte die Nase. „Kein Wunder, dass du so müffelst!“
„Wenn wir zusammen auf einem Zimmer wären, würde ich sogar zweimal am Tag duschen“, behauptete Adam. Während sein Gesicht an Röte gewann, fügte er hinzu: „Also, weil Mädchen so eine feine Nase haben, das weiß man ja ... aber bei mir ist doch nur Tim!“
„Wie hältst du es nur mit dem Stinker aus?“, fragte Jenny Tim. Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie die Gruppe, um zu ihrem Zimmer zu gehen.
Jon rieb sich die Hände und machte eine Tim und Adam einschließende Geste. „Also Männer, finden wir raus, was die hier zum Zocken haben!“
Das Spielzimmer war im Nachbarhaus des Hauptgebäudes eingerichtet. Dort befanden sich im Keller auch der Pool und der Fitnessraum. Die drei Freunde wollten gerade die gläserne Eingangstür öffnen, als sie einen Schrei hörten. Sekundenbruchteile später schoss eine Gestalt aus dem Gebäude, das ein paar Meter weiter die Straße runter lag und die Zimmer von Jon, Adam, Tim und Jenny beherbergte.
Erst im zweiten Moment wurde Jon klar, dass Letztere es auch war, die da hinausstürzte.
Als sie die Jungs sah, lief Jenny auf sie zu. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit geöffnet und die Worte sprudelten so schnell aus ihr heraus, dass es unmöglich war, sie zu verstehen.
Jon packte sie an der Schulter und versuchte, Ruhe zu bewahren. „Langsam, was ist denn los? Was hast du?“
Jenny presste die Augen zusammen und zwang sich Luft zu holen. Nach zwei Atemzügen sagte sie: „Unser Zimmer! Da sind Kakerlaken, überall!“
Jon ließ sie los und seufzte. „Nicht schon wieder. Du machst so ein Theater wegen ein paar krabbelnder Viecher? Das lässt sich doch ...“
Aber Jenny schnitt ihm das Wort ab. „Jonas! Hör auf, so einen Blödsinn zu reden! Sieh es dir selbst an, wenn du mir nicht glaubst!“
Adam reckte sein Kinn in die Höhe und trat vor. „Los Kameraden, wir kontrollieren die Lage! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Jenny! Tim, gib mir deine Steinschleuder, ich will da nicht unvorbereitet reingehen.“
Jon tauschte einen Seitenblick mit Tim und stellte durch den neben seiner Schläfe kreisenden Zeigefinger Adams Geisteszustand infrage. Schließlich zuckte er nur mit den Schultern und folgte seinem Freund.
Jenny hatte die Tür zu ihrem gemeinsamen Zimmer offensichtlich hinter sich zugeschlagen. Jon hielt inne, bevor er sie öffnete. „Also bis jetzt habe ich noch keine Kakerlaken gesehen, da kann es drinnen ja auch nicht so schlimm sein.“
„Na, dann öffne doch die Tür“, forderte Adam ihn auf.
„Ist ja gut, dräng nicht so.“ Jon holte tief Luft. Warum, wusste er selbst nicht so genau. Was war schon bedrohlich an ein paar Insekten? Als er an Jennys entsetztes Gesicht dachte, wurde ihm trotzdem etwas mulmig.
Jenny ging Fingernagel kauend die Straße auf und ab. Bei jedem Schritt wirbelte sie ein wenig Staub auf. Immer mehr Leute kamen aus den Laboren und Büros, für die meisten im Camp war wohl Feierabend. Zu Jennys Erleichterung bog auch ihr Vater um die Ecke, umringt von zwei Kollegen. Als Dr. Kolla seine Tochter bemerkte, verabschiedete er sich von den beiden Männern und eilte auf sie zu. Er schien ihr den Schrecken anzusehen, denn sein Gesicht durchzogen Sorgenfalten.
„Papa“, setzte Jenny an, doch sie brach ab, als Jon, Adam und Tim plötzlich angelaufen kamen. Jon war deutlich blasser als sonst.
„Was ist denn hier los?“, fragte Dr. Kolla, als er sich die Jugendlichen ansah.
„Jenny hatte recht“, presste Adam hervor.
„Womit recht? Jennifer?“
„Und sie sind wirklich überall, so etwas habe ich noch nie erlebt!“ Jon schüttelte in einer Mischung aus Unglauben und Abscheu den Kopf.
„Könnte mir jetzt endlich einer verraten, um was es geht?“, fragte Dr. Kolla mit Nachdruck. Gleichzeitig wirkte es einen Moment lang, als habe er eine düstere Vorahnung.
„In unserem Zimmer wimmelt es von Kakerlaken“, erklärte Jenny, „es ist eine regelrechte Invasion.“
„Ja“, bestätigte Jon, „sie krabbeln durch das Fenster rein, und man kann kaum einen Schritt machen, der ganze Boden ist bedeckt.“
„Kakerlaken“, murmelte Dr. Kolla.
„Nicht nur, da sind noch andere Insekten“, schaltete sich Tim ein, „ich weiß aber nicht genau, was für welche, weil Adam und Jon so schnell wieder abhau...“ Ein Seitenhieb Adams ließ ihn verstummen.
„Insekten, hm“, wiederholte Dr. Kolla auch das. „Interessant, sehr interessant ...“
„Nein, total eklig! Wo sollen wir schlafen? Und wie kommen wir an unsere Sachen – denn ich kann dieses Zimmer auf keinen Fall noch mal betreten!“, stellte Jenny klar.
Ihr Vater sah sie nachdenklich an. Bevor er etwas erwidern konnte, traten zwei Männer mittleren Alters aus dem Hauptgebäude und diskutierten gestenreich eine Situation, die der im Zimmer der Zwillinge entsprach.
„Also haben wir nicht allein dieses Problem“, stellte Jon fest.
„Und im Sekretariat waren die Viecher auch“, ergänzte Adam.
Von allen Seiten war nun von Kakerlaken, Käfern und anderen Insekten zu hören. Das ganze Camp schien darüber zu reden.
Adam kratzte sich am Kopf. „Das artet ja zu einer richtigen Plage aus. Was wollen diese Krabbeltiere hier?“
„Es ist, als würden sie vor etwas weglaufen“, meinte Tim.
Dr. Kolla fixierte ihn mit einem Blick, den Jon nicht deuten konnte. „Das wäre denkbar“, flüsterte er leise, „ja, durchaus denkbar!“
„Wovon redest du, Papa?“ Jons Stimme verriet seine Besorgnis. „Hier passiert doch irgendwas Seltsames, mehr, als du uns erzählt hast! Du musst es uns sagen!“
Sein Vater nickte, aber schien damit nur Zeit gewinnen zu wollen. Schließlich rastete sein Kopf förmlich ein. „Ja, ich schätze, es nimmt jetzt Ausmaße an, die zu groß sind, um es weiter geheim zu halten. Gebt mir bitte noch dreißig Minuten, um meinen Mitarbeitern ein paar Instruktionen zu geben. Bis dahin könnt ihr zu Abend essen. Kommt anschließend in mein Büro, in Ordnung?“ Seine Kinder nickten wortlos. Jon wusste, dass Jenny das Gleiche dachte: Die größte Überraschung dieses Urlaubs stand ihnen noch bevor.