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ENDLICH KAM DER GROßE MOMENT:

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Eines Sommermorgens saß ich gut angezogen und ordentlich gekämmt, mit meiner Schiefertafel im Gepäck, in der Kirchditmolder Volksschule. Es war meine persönliche Premiere im »Ernst des Lebens«-Zeitalter: Ich war mittendrin. Und das war wunderbar.


In den ersten Momenten war ich nur der siebenjährige Arno Backhaus. Aufgeregt und voller Erwartung. Wie alle anderen Schülerinnen und Schüler auch. Niemand wusste etwas von meinem AD(H)S, meine Eltern und ich eingeschlossen. Es war einer der wenigen Tage, an denen ich nicht mit einem Stempel auf der Stirn umhergelaufen bin. Da war alles noch neu und frisch. Was für ein wohltuender Moment.

Dasselbe galt natürlich auch für meine Schulkameraden: Der spätere Lehrerliebling war vorerst einfach nur Fritz. Die spätere Heulsuse einfach nur Christiane und der spätere Klassenclown und Störenfried eben einfach nur Arno. Schade, dass uns Menschen diese Stempel, ob berechtigt oder nicht, so schnell aufgedrückt werden. Und dass sie so schwer wieder loszuwerden sind.

Auch aus diesem Grund ist mir meine Beziehung zu Jesus Christus so wertvoll geworden. Denn er sieht wirklich den Arno und den Fritz und die Christiane und eben nicht die Heulsuse, den Lehrerliebling und den Störer. Er liebt uns brutto.

Davon werden Sie in diesem Buch noch öfter lesen. Es ist eine Botschaft, die kaum zu fassen ist. Erst recht, wenn man ansonsten nur selten oder nie ein »Ich hab dich lieb« zu hören bekommt.

Dabei müssen wir Menschen genau das immer wieder hören: verhaltensauffällige Kinder, gestresste Mamas, gescheiterte Unternehmer und scheinbare Stars ebenso wie Otto Normalverbraucher.

In den ersten Tagen und Wochen war in der Schule alles neu und aufregend, und ich hatte gar keine Zeit, um mich zu langweilen oder den Unterricht zu stören. Aber das änderte sich schnell: Ich kam mit dem Schulsystem einfach nicht klar. Daran ist niemand schuld – es war einfach Gift für mich, den ganzen Vormittag in einer Schulbank still sitzen und mich mit dem beschäftigen zu müssen, was der Lehrer von vorne vorgab. Ich empfand es meistens als langweilig und sehr schwer auszuhalten.


Im Rückblick kann ich diese Erfahrungen fachlich einordnen: »In Zeiten, in denen wenig Interessantes geschieht, sind AD(H)S-Betroffene energetisch auf einem niedrigen Niveau und fühlen sich dabei unwohl. Dieses negative Gefühl verschwindet in dem Moment, wo wieder etwas los ist.«1

Und solche Momente schaffte ich mir selbst: Ich störte, wo es nur ging – mal aggressiv, mal auf die komische Art. Ob im Unterricht oder in der Pause – ich betätigte mich im Klassenzimmer, auf dem Schulhof, im Treppenhaus und in der Turnhalle.

Und damit hatte ich den Stempel, den ich zeit meines Schullebens nicht mehr loswurde (es waren eigentlich gleich mehrere): Arno, der Störenfried. Arno, der Klassenclown. Arno, der Gefürchtete. Arno, der Grenzüberschreiter.

Keine Panik, ehrliche Spiegel altern immer mit!

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