Читать книгу Keine Panik, ehrliche Spiegel altern immer mit! - Arno Backhaus - Страница 9

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Er thronte majestätisch auf unserem Wohnzimmertisch und zog mich an wie ein Magnet: Der Adventskranz mit seinen vier brennenden Kerzen war der Stolz der ganzen Familie und wurde gehütet wie ein Heiligtum. Meine Eltern hatten mir verboten, mich ihm zu nähern, aber genau das machte die Sache ja so spannend. In einem unbeobachteten Moment stieg ich auf den Tisch und betrachtete den Kranz voller Ehrfurcht.

Lange hielt diese Ehrfurcht jedoch nicht an, und ich begann zu kokeln. Mal sehen, ob die Tannennadeln auch brennen …

Oh, das stinkt ja ziemlich. Wie sieht es denn mit den roten Schleifen aus?

Völlig vertieft in meine Experimente, bemerkte ich zu spät, dass die Lampe mit den langen Stofffransen, die direkt über dem Wohnzimmertisch hing, Feuer fing. Erst als sie lichterloh brannte, wurde mir mein gefährliches Spiel bewusst.

Ich fing an zu schreien, und mein Vater eilte herbei und löschte den Brand mit einigen Eimern Wasser, bevor das Feuer auf das ganze Zimmer übergreifen konnte.


Ich war geschockt. Und meine Eltern auch. Aber diese Aktion hat sie nicht wirklich überrascht. Denn ich spielte gerne – und zwar nicht nur im übertragenen Sinn – mit dem Feuer. Das ging so manches Mal ordentlich schief. In diesem Fall setzte es eine Tracht Prügel von meiner Mutter und ich spürte den enttäuschten Blick meines Vaters auf mir ruhen.

Es roch auch noch ziemlich lange sehr unangenehm in unseren vier Wänden, in denen sich zu dieser Winterszeit normalerweise die Düfte von frisch gebackenen Keksen verbreiteten.

Im Dezember herrschte bei uns zu Hause Hochbetrieb: Meine Mutter überschlug sich förmlich bei all ihren Back-, Koch- und Dekoaktivitäten. Ihre ohnehin schon stark ausgeprägte Gastfreundlichkeit fand in den Weihnachtsvorbereitungen ihren Höhepunkt. Obwohl sie das ganze Jahr über darauf bedacht war, anderen Menschen ihren Aufenthalt bei uns zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen, schien sie in der Vorweihnachtszeit sogar noch eine Schippe draufzulegen.


Bei mir ruft der Gedanke an frisches Weihnachtsgebäck allerdings auch heute noch ein ziemlich ungutes Gefühl hervor. Trotz oder gerade wegen dieser Geschäftigkeit habe ich Weihnachten als Kind regelrecht gehasst. Die Erlebnisse in der angeblich friedlichsten Zeit des Jahres haben sich als das Wahrzeichen unserer familiären Hilflosigkeit und meiner grundsätzlich eher problematischen Kindheit in mein Herz eingebrannt.

Keine Panik, ehrliche Spiegel altern immer mit!

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