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Begegnungen

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„Ihr wagt es ernsthaft in Erwägung zu ziehen, mit unseren angestammten Traditionen zu brechen? Das ist absolut inakzeptabel! In diesem Sternsystem sind wir nicht umsonst zu der beherrschenden politischen und militärischen Größe geworden, weil wir eben besonderen Wert auf unverrückbare moralische und politische Prinzipien gelegt haben. Dass Ihre Flotte zusammen mit den Schiffen von Orodon unsere Spezies gerettet hat, ist unserer Meinung nach kein Grund für Ihre Intervention dahingehend, dass unsere Rasse vom Pfad der Kontinuität und Traditionalität abzuweichen hat.”

Die letzten Worte hatte Karnggh, zweiter Supremeur Gornons, mit einem bedrohlichen Unterton hervorgebracht.

,Wie arrogant muss dieser Wissenschaftler eigentlich sein, um solche Forderungen zu stellen? Schließlich ist es nicht bewiesen, dass die Mufrggh nicht doch die Asteroidenkatastrophe überlebt hätten. Denn schließlich können wir uns in der Atmosphäre Gornons rasch fortbewegen und so möglichen Gefahren ausweichen. Und obendrein: Diese primitiven Lebensformen da draußen - was macht es schon, wenn ein paar davon draufgehen? Schließlich war das Bündnis mit dem Ziel gegründet worden, Wohlstand und Reichtum aller Duwuthrounu zu mehren. Von besonderer Rücksichtnahme gegenüber anderen, fremden Geschöpfen, war jedenfalls im Gründungsvertrag keine Rede.’

Angewidert von der scheinbaren Schwächlichkeit seines Gesprächspartners wandte er sich abrupt von seinem Gegenüber ab und flog grußlos in das Gewühl der Delegierten. Dabei musste sich Karnggh ausserordentlich anstrengen, weil der Atmosphärendruck auf Orodon nur ein Sechstel von dem auf Gornon betrug. Allerdings kamen die Mufrggh mit diesen physiologischen Widrigkeiten gut zu recht. Denn auch auf ihrer Heimatwelt schwankte der Luftdruck in Abhängigkeit von der Flughöhe um ein Mehrfaches.

Maruthron stand wie vom Donner gerührt da. Diese Geschöpfe schienen nicht in der Lage zu sein, von einer einmal fest gefügten Meinung auch nur einen Millimeter abzuweichen. Und dieser Politiker hatte großes Gewicht auf der anstehenden Versammlung, da die Mufrggh beinahe zwei Drittel der Gesamtbevölkerung des Bündnisses ausmachten.

„Lassen Sie den Mut nicht sinken”, vernahm er eine dröhnende, widerhallende Stimme hinter sich. Ein Blurroggh hatte sich in einem Container leise genähert, der mit Ozeanwasser der tief unter ihnen liegenden kolossalen Meeresfläche gefüllt und von innen steuerbar war. Der torpedoförmige, etwa fünf Meter lange Körper wurde von neun großen Augen beherrscht. Das Wesen sah ihn mit einem alles durchdringenden Blick an. Das Ozeanglas, einem besonders festen Mineral, das in fast 100 Dobnarrgh Wassertiefe abgebaut wurde, verhinderte, dass der enorme Druck von etwa 1300 Phlarhon, der im Innern des Transportgefäßes herrschte, durch Risse oder Fugen nach außen entwich.

„Ich bin Worogo und kann Ihnen versichern, dass auch auf Orodon eine lebhafte Diskussion in Gang gekommen ist, wieso es zu diesen Vorfällen gekommen ist. Die Blurroggh beobachten die jüngste politische Entwicklung innerhalb des Bündnisses mit Argusaugen. Wir können es nicht nachvollziehen, warum die Mufrggh so rücksichtslos gegen die anderen Rassen vorgehen. Sie waren es schließlich, die auf dieses grobschlächtige Ritual, dass unsere beide Rassen in besonderer Weise ehren soll, Wert gelegt haben. Und was mich daran überaus beunruhigt ist, dass sie nicht in der Lage sind, einmal begangene Wege wieder zu verlassen.”

„Aber das war doch mal anders”, warf Maruthron ein. „Nach den historischen Quellen, haben die Mufrggh seit über 150 Quartaq einen kometenhaften technologischen Aufstieg hinter sich. Aus diesem Grund sind unsere Technologien so ähnlich und sogar zum Teil miteinander kompatibel.”

„Das ist immer noch so”, erwiderte Worogo. „Technologisch ist diese Rasse absolut nicht rückständig, sondern eilt im Gegenteil von einer technologischen Höchstleitung nach der anderen. In dieser Hinsicht sind sie brillant. Ihnen haben wir auch seit wenigen Jahrzehnten die Möglichkeit zu verdanken, intergalaktische Reisen zu unternehmen.”

„Aber das Hauptproblem ist: Die Mufrggh sind kulturell auf einer recht archaischen Entwicklungsstufe stehen geblieben.”

Seine Stimme hatte sich zu einem leisen Glucksen reduziert. Und nur dank seines unglaublich feinen Gespürs für Vibrationen war Maruthron überhaupt in der Lage, den letzten Ausführungen zu folgen.

„Meiner Meinung nach liegt der Verdacht nahe, dass die Mufrggh ein sehr großes Interesse daran haben, unter dem Vorwand dieses abstrusen Rituals die Herrschaft des Duwuthrounu-Bündnisses immer weiter auszudehnen. Und dabei setzen sie alles in ihrer Macht stehende daran, ihre Herrschaft auch innerhalb des Bündnisses zu zementieren.

Denn ihre Verbände waren es, die in die Nähe der Schiffe der Fremden gezielt hatten!

Für mich riecht das alles nach Umsturz, Ausbeutung anderer und Bereicherung ohne Rücksicht auf Verluste. Einmal oder zweimal kann vielleicht so ein Missverständnis auftauchen, aber nicht dermaßen häufig. Denn wie aus der Analyse der Restquellen zweifelsfrei hervorgeht, stellten nämlich drei Viertel der vernichteten Rassen absolut friedfertige Geschöpfe dar, die noch nie in irgendwelche kriegerischen Auseinandersetzungen verwickelt waren. Und deshalb kann es einfach nicht sein, dass 15 Spezies zu dem Zeitpunkt, an dem wir auftauchen, plötzlich Lust an Gemetzeln verspüren.”

„Woher stammen diese Daten?”

„Kurz bevor sich unser Expeditionsschiff abgesetzt hatte, gelang es der Besatzung noch - über eine verschlüsselte Verbindung - dieses brisante Material zu überspielen!”

„Und ich sehe noch eine ganz andere Gefahr”, führte Maruthron aus. „Was geschieht eigentlich, wenn wir auf eine Kultur stoßen, die erstens dieses widerwärtige Spiel durchschaut und uns zweitens waffentechnisch überlegen ist? Dann können wir Orodonier und Kroaxar einpacken. Und obendrein verlieren wir jegliche Unterstützung in unserer eigenen Bevölkerung, wenn wir dieses Spiel weiter mitmachen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass in meiner Sprache Duwuthrounu ,Bündnis der Gerechten und Weisen’ bedeutet.

Und dieser ehrenwerte Titel spricht inzwischen dem Verhalten einiger unserer Mitspezies hohn. Denn die Mufrggh sind nicht die einzigen, die diese barbarischen Verhaltensweisen an den Tag legen. Vier weitere Rassen unterstützen sie heimlich. Ich sehe inzwischen sogar die Möglichkeit eines Heimatkrieges, in den auch unsere beiden Kulturen mit hineingezogen werden können. Auch 100 Dobnarrgh Wasser schützen nicht vor den neuartigen Gravitonenwerfern, die von diesen Flugwesen seit kurzem eingesetzt werden können. Mit ihnen kann man ganze Planeten in Stücke reissen.”

„Meine Regierung hat bereits ein getarntes Schiff gestartet”, führte Worogo in einem Tonfall aus, der fast überhaupt nicht mehr vom sie umgebenden Stimmengewirr unterscheidbar war und der absolut exakt auf sein Gegenüber gerichtet war, „das in Richtung der Galaxie, die von einer primitiven, kriegerischen Rasse namens Menschen als Milchstraße bezeichnet wird, unterwegs ist. Es wird aber erst in einigen Monaten diese Region des Kosmos erreichen.”

„Was wollt ihr damit bezwecken? Und was ist mit der geplanten Zusammenarbeit?”, fragte Maruthron.

„Wir hoffen, dort Hilfe zu finden und die Spezies, die noch keinen Kontakt mit den Duwuthrounu hatten, vor den fürchterlichen Konsequenzen eines Zusammentreffens zu warnen. Und außerdem: Meine Regierung geht doch zu Recht von der Annahme aus, dass das gegenseitige Misstrauen innerhalb des Bündnisses immer größer wird. Und Yewwhrhon ist doch, wie auch dieser Konferenzort, von Spionen durchsetzt. Wer garantiert uns, dass das neue Schiff nicht sabotiert wird? Außerdem wurde diese Mission bereits weit vor der geplanten Zusammenarbeit Orodons mit Yewwhrhon geplant. Und auf diese Weise haben unsere beiden Spezies jetzt zwei Chancen, mit einer fortschrittlichen Rasse innerhalb der Milchstraße Kontakt aufzunehmen.”

Maruthron stieß ein erleichtertes Knarzen aus.

„Wir sind über die Details, die sich bei der jüngsten Mission in Richtung der Milchstraße abgespielt haben, von zwei Seiten informiert”, führte Worogo aus. „Vor einer vollständigen Planetenrotation ist nämlich unser vermisstes Expeditionsschiff, wenn auch stark beschädigt und mit nur noch zwei Überlebenden an Bord, am Rande dieses Sternsystems nach einem Notruf geborgen worden. Was die beiden Orodonier berichtet haben, deckt sich mit dem Bericht eures geflohenen Oberkommandierenden Borhun.”

„Wenn diese Information den Mufrggh zugespielt wird, haben wir garantiert den alles verwüstenden Bürgerkrieg!”

„Wir wissen das und es zeigt auch, wie verzweifelt meine Regierung angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen ist. Aber 50 Milliarden ermordete Mitglieder der fremden, intelligenten Spezies sind ein so hoher Blutzoll, den meine Rasse unter keinen Umständen moralisch vertreten kann. Jedoch sind unsere beiden Rassen technologisch den Mufrggh unterlegen. Aus eigener Kraft können wir das Problem unserer Ansicht nach nicht mehr in den Griff bekommen.

Denn”, seine Stimme war kaum noch zu verstehen, so leise war sie, „auch unsere Regierung ist sich sicher, dass die Mufrggh noch von irgendwoher Unterstützung erhalten. Und zwar von jemandem, der technologisch uns allen weit überlegen ist. Und diese arrogante Flugrasse merkt womöglich gar nicht, dass sie die Drecksarbeit für jemanden übernimmt, der noch weniger Skrupel hat, seine machtpolitischen Ziele durchzusetzen.”

Der Kurator 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion

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