Читать книгу Der Kurator 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion - Arno Wulf - Страница 8

Beschlüsse

Оглавление

Kroaxar waren von Natur aus reine Vegetarier, die sich überwiegend von so genannten roten Sandalgen, die sich zu meterlangen, filamentartigen Strukturen, ähnlich irdischen Schleimpilzen, zusammenlagerten. Normalerweise lag diese Lebensform lediglich als einzelliger Organismus an isolierten Orten, verteilt über die Weiten des Wüstenplaneten, vor. Bei einer Größe von weniger als einem Zehntel Bnarrgh konnte man sie nur schwer in den Sandmeeren, in verwitterten Schutthalden zerfallender Gebirge oder stauberfüllten Ebenen finden. Sobald aber Regen fiel oder sie auf Flusssysteme oder Oasen trafen, bildete diese Lebensform bis zu zwei Gobnarrgh hohe, verzweigte, farnähnliche Strukturen, deren riesige rotgefärbte Wedel für alle Kroaxar das sehr schmackhafte Grundnahrungsmittel darstellten. Sie wucherten ebenfalls entlang des Flusses, der tief unter ihnen am Canyongrund die Sedimentschichten erodierte.

Und es gab noch tausende weitere Unterarten dieser Lebensform, angepasst an die verschiedenen Klimazonen dieser Welt: Die blaugefärbten, sehr langsam wachsenden Polalgen waren die schmackhaftesten, dabei nur sehr selten auf ihre volle Größe von vier Gobnarrgh heranwachsend. Sie gediehen vor allem in den Polarregionen. Aber auch in einigen Hochgebirgen Yewwhrhons waren sie zu finden. Ihr süß - salziges, leicht säuerliches Aroma machten sie zu einer Delikatesse, mit dem jeder Kroaxar verführt, geehrt oder belohnt werden konnte.

Maruthron hatte ein besonders wohlschmeckendes kleines Büffet für seinen Gast vorbereitet. Er experimentierte leidenschaftlich gern selbst mit verschiedenen Zubereitungsarten von Sandalgen.

Borhun schmeckte das Mal sichtlich. Er war aber trotzdem nicht in der Lage, sich vollends auf die kulinarischen Verführungen zu konzentrieren.

Schließlich hielt er seine Anspannung nicht mehr länger aus und vertraute sich Maruthron mehr und mehr an.

„Ich denke, dass das größte Problem die Spionage möglicher Mufrggh - Verräter ist. Wer garantiert uns, dass die auf Yewwhrhon anwesenden Vertreter dieser Rasse nicht Agenten sind, die, so bald sich die Gelegenheit dazu ergibt, ihre Beobachtungen und Informationen über unsere Aktivitäten an den Supremeur weiterleiten?”

„Diese Problematik hat auch mir bereits zahlreiche schlafraubende Nächte bereitet”, gestand Maruthron. „Denn sogar unter den Kroaxar selbst scheint es Verräter zu geben, die für Einfluss, Macht und Reichtum ihre eigene Rasse verraten. Man könnte sogar so weit gehen, dass ich mich fragen könnte, ob du vertrauenswürdig bist, genauso, wie du dieselbe Frage an mich stellen könntest. Denn es gibt natürlich immer Individuen, die nicht sonderlich charakterfest sind, die nach langer Zeit ihre ehrenwerten Prinzipien über Bord werfen, nur um auf ihren eigenen Vorteil aus zu sein. Wir beide kennen uns nun bereits seit Urzeiten, und haben uns gegenseitig zu schätzen, zu vertrauen und zu achten gelernt. Dies ist auch unsere einzige Rückversicherung, die wir haben. Denn wenn jegliche Vertrauensbasis untereinander in diesem Staat zusammenbrechen würde, wäre der Weg zur Anarchie nicht mehr weit und wären die Mufrggh dem Ziel, ihre Herrschaft auch über die Kroaxar auszudehnen, sehr nahe gekommen.”

„Viele Kroaxar, die bei der Expedition in die Milchstraße teilnehmen, hatten, als ich mit meiner Mannschaft geflohen bin, bereits die Seiten gewechselt. Sie haben sich unterwürfig dem Oberkommandierenden Unghar angeschlossen. Daher denke ich, dass wir niemandem mehr als unbedingt nötig, egal von welcher Seite er kommt, in wichtige Planungen involvieren sollten.”

Borhun sah in die nun weit fortgeschrittene Dämmerung, die die Schlucht in ein überirdisch - fremdartiges tiefes Rot tauchte. Das im menschlichen Infraschall liegende Geräuschmaximum der Katarakte des tosenden Gewässers drang erst jetzt in sein Bewusstsein.

„Der entscheidende Schritt, um die zukünftige überlebenswichtige Mission zu einem hoffentlich guten Ende zu führen ist es”, fuhr Maruthron fort, „den meisten Beteiligten nur einen sehr kleinen Ausschnitt des gesamten Missionsauftrages aufzuzeigen. Dieses Puzzlestück sollte so bemessen sein, dass es dem Einzelnen als relativ unwichtig erscheint. Daher sind nur wir beide, der wissenschaftliche Leiter der Blurroggh sowie Kraoxaxar Caromoror, über alle Einzelheiten des Projektes informiert. Selbst die Politiker, die normalerweise über die Finanzierung dieses Projekts entscheiden, sind nur über einen kleinen Teil des Gesamtbildes informiert. Denn obwohl ich den Kraoxaxar bereits seit langem kenne und eine hohe Meinung von ihm habe, reicht gerade im politischen Establishment ein unbedachtes falsches Wort an der falschen Stelle, und unser geheimes Schiff wird von der gesamten Flotte der Mufrggh gejagt. Das wäre der Untergang des Duwuthrounu Bündnisses, so wie es jetzt besteht.”

„Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Orodon im Rahmen dieses Projektes überhaupt gekommen? Warum hast du überhaupt den Kontakt mit dieser Rasse gesucht?”, begehrte Borhun zu wissen.

„Erstens sind die fünf Subspezies dieser Wasserwelt eine absolut untereinander verschworene Gemeinschaft, die noch nie sich selbst oder eine andere Rasse verraten haben. Und zudem war auf Orodon schon lange vermutet worden, dass auf Gornon irgend eine politische Teufelei im Gange war. Denn die Bewohner auf Orodon sind aus rein rational denkenden Rassen zusammengesetzt. Gerüchte, Halbwahrheiten und dummes Geschwätz sind nicht ihre Sache - daher resultiert ihre jahrelange absolute Zurückhaltung.

Und deshalb ist es für den dortigen wissenschaftlichen Leiter ein sehr schwerer Gang gewesen, mich in diese Angelegenheit mit einzuweihen, obwohl wir uns bereits Jahrzehnte kennen. Denn natürlich sind sie sich auf Orodon ebenso des Risikos bewusst, dass es unter den Kroaxar undichte Stellen geben könnte. Und das bestätigt ja auch deine Schilderung.

Zweitens ist der Regierungschef von Orodon, der Quordono Quorgog höchstselbst, auf mich zugekommen und hat mich in erstaunlich viele Details ihrer Mission eingeweiht. Überdies erschien es den Beteiligten beider Welten ratsam, unsere gegenseitigen technologischen Fähigkeiten dahingehend zu bündeln, um ein Schiff zu entwickeln, das eine gewisse Chance hat, sich Angriffen der Mufrggh zu erwehren. Und um monatelang - von Treibstoffen und Nahrungsmitteln isoliert - im Raum zu überleben und obendrein schnell genug ist, die immensen Entfernungen zwischen dieser Galaxie und der Zentralgalaxie der Lokalen Gruppe, der oben bereits erwähnten Milchstraße, in relativ kurzer Zeit zu überwinden.”

„Was ist das genaue Ziel der Expedition?”, wollte Borhun nach den Ausführungen Maruthrons wissen.

„Gegenfrage: Da du der Leiter dieser Mission sein wirst - was würdest du untersuchen wollen?”

Borhun überlegte kurz. Ihm fielen die Berichte von den in den unendlichen Weiten der Milchstraße verstreuten Flüchtlinge ein, deren Schicksale ihn stark aufgewühlt hatten.

„Wie ich bereits erwähnt hatte, mussten wir nach unserer Flucht zweimal einen kurzen Zwischenstopp in der Milchstraße einlegen, um Energie über die Strahlung - Antimaterie Umwandler für den Antrieb in einer Sternkorona zu gewinnen. Dabei trafen wir zufällig auf ein Raumschiff, dessen Insassen uns mitteilten, dass es vor ungefähr zehn Quartaq eine gigantische Explosion im Galaxieninneren gegeben hatte. Damals standen angeblich tausende von Rassen vor der Auslöschung. Aber irgend jemand oder irgend etwas hat diese Katastrophe dadurch eingedämmt, dass die betroffenen Zivilisationen komplett - auch mit ihren Planeten - evakuiert wurden. Wohin die Reise ging, welche Rasse dies bewerkstelligt hatte und was für Absichten sie mit dieser Herkulesaufgabe verfolgte, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Dieses Rätsel aufzuklären hätte für mich somit absolut oberste Priorität. Ich vermute ausserdem, dass das vermisste Schiff der Blurroggh eine ähnliche Aufgabe zu erfüllen hatte. Aber leider habe ich seit 0,2 Quartaq nichts über ihren Verbleib gehört. Daher würde ich dieses Problem als zweite Herausforderung ansehen. Und wenn ich du wäre, würde ich schauen, ob es auf Gornon eine nennenswerte Opposition gibt, die vielleicht diesen Wahnsinn, den die Flotte der Mufrggh in der Milchstraße betreibt, durch einen Umsturz oder Staatsstreich beenden könnte.”

„Und selbstverständlich sollten die Aktivitäten der Flotte überwacht werden. Wenn es gelänge, diese relevanten Informationen zusammen zu tragen, sollte man auch noch alle Rassen der Milchstraße warnen...”, ergänzte Maruthron.

Er genoss einen Happen Polaralgen. Dann fuhr er fort:

„Deine Gedankengänge stellen mich zufrieden. Aber ich merke schon, dass du dir möglicherweise zu viel vornimmst und wir beide uns an unseren Aufgaben möglicherweise überheben. Ich bin Wissenschaftler, Borhun, kein intriganter Politiker. Ich werde daher mit von der Partie sein und mit den besten Koryphäen die Mission unterstützen, die von unserer Welt und von Orodon aus freiwillig mitkommen wollen. Und es kommen zudem zwei Vertreter der Mufrggh mit, und zwar die beiden besten Ingenieure für interstellare und intergalaktische Antriebstechnik, die wir in der Duwuthrounu - Akademie zur Verfügung haben. Denn ohne sie und die von ihnen zur Verfügung gestellten Kenntnisse wäre das Raumschiff Dridorion ein ziemlich langsames Fluggerät, das erst in ungefähr einem Quartaq sein Zielgebiet erreichen würde. Aber so viel Zeit haben wir mit Sicherheit nicht mehr. Denn wer weiß, welche Schneise der Verwüstung die Duwuthrounu - Flotte inzwischen geschlagen hat. Jedenfalls: Diese beiden Koryphäen haben die technische Ausstattung der Dridorion maßgeblich mit entwickelt und sind daher für das Gelingen der Mission absolut unabkömmlich.”

„Aber was ist mit den politischen Entwicklungen auf Gornon? Sollten die nicht auch weiter überwacht werden?”, warf Borhun ein.

„Etwa drei Viertel der gornonischen Flotte beteiligt sich an dem Raubzug. Selbst wenn es uns gelingt, die Regierung der Mufrggh zu stürzen, das verbliebene Viertel ihrer Flotte und sämtliche anderen Verbände aller auf unserer Seite stehenden Welten zu vereinigen, so sind unsere Gegner zahlenmäßig immer noch im Verhältnis zwei zu eins überlegen. Und um eine Flotte von Schiffen, deren Ausrüstung der der Dridorion gleichkommt, in Dienst zu stellen, werden einige Jahre ins Land gehen. Zumal so ein Aufbau im Verborgenen geschehen muss, da sonst die gegnerischen Verbände unseren Widerstand bereits im Keim ersticken würden.”

Maruthron machte eine Pause, wobei seine Erschöpfung und Resignation deutlich zum Ausdruck kamen. Er fuhr fort:

„Ohne Hilfe von außen haben wir keine Chance, dieses miserable Spiel zu gewinnen. Und daher ist unsere Expedition die einzige Möglichkeit, das Blatt zu wenden und die ganze Sache zu einem guten Ende zu führen.

„Und was ist mit dieser unbekannten Macht, die, wie du meintest, bei dem Gemetzel beteiligt war?”, bohrte Borhun nach.

„Das ist in meinen Augen die eigentliche Gefahr, die dahinter steckt. Wenn die sich einmischt, kann es sein, dass es einen Krieg gibt, der mehrere Galaxiensysteme und unzählige Rassen ins Verderben zieht.”

Sie betrachteten den funkelnden Sternenhimmel, der sich über der Schlucht inzwischen wölbte. Sie spürten, dass im folgenden Quartaq eine besondere Verantwortung auf ihren Segmenten liegen würde.

„Und da ist noch etwas”, sagte Maruthron schließlich leise. „In zehn Mnartag muss ich zu einer Konferenz nach Orodon. Dort hoffe ich, näheres über den Informationsstand der Blurrogh in dieser Angelegenheit zu erfahren.”

Der Kurator 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion

Подняться наверх