Читать книгу Der Kurator 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion - Arno Wulf - Страница 14

Bedrohung

Оглавление

„Sie haben doch nicht etwa?...”, begann Wunchk.

„... einen Plan entwickelt?”, setzte der Ingenieur seinen Gedankengang fort.

Wunchk fixierte gleichzeitig alle drei Verschwörer mit all seinen optischen Sensoren.

„Doch, doch”, fuhr Munchg ohne zu zögern fort, „ein rudimentäres Grundgerüst für einen solchen steht, vielleicht auch schon etwas mehr. Aber wir müssen Sie natürlich davon überzeugen, dass unsere Vorgehensweise von Ihnen gutgeheißen und mitgetragen wird. Lowrhana, Ihr Auftritt bitte.”

„Eigentlich hätte ich schon zu Beginn der Mission viel hellhöriger sein müssen; denn für mich war dieser Botschafter schon zu Beginn so verschlossen, unnahbar und auf wissenschaftlichem Gebiet unsäglich dumm, dass mir allein diese Tatsache schon am Anfang unserer Expedition zur Triangulum Galaxie hätte verdächtig erscheinen müssen. Aber meine wissenschaftliche Neugier überdeckte damals alle möglichen Bedenken und Probleme. Die Aussicht, einen neuen Teil unserer Galaxie zu erforschen, hatte damals für mich absolute Priorität.

Die ganzen Details, die wir Ihnen gerade bereits kurz skizziert hatten, fügten sich allmählich zu einem Bild zusammen, dass an Brutalität, Egoismus und Rassenverachtung nicht zu überbieten ist.”

Hier konnte man den seltenen Fall beobachten, dass der normalerweise absolut logisch und präzise denkende Lowrhana Gefühle zeigte, eine tief verwurzelte Toleranz, Akzeptanz und Liberalität gegenüber allen Geschöpfen besaß. Und er hatte eine Eigenschaft, die nur sehr selten unter den Mufrggh zu beobachten war: Ein absolut tiefes Unrechtsbewusstsein.

Er fuhr fort:

„Es gibt eine politische Gruppierung bei dem Mufrggh - Establishment, zu denen auch der Zweite Supremeur gehört, denen nichts lieber ist, als unsere Rasse zur absolut Beherrschenden zu machen - und durch Provokationen, Kriege und Unterdrückung die Mufrggh zur Grandeur zu führen.”

„Tendenzen in diese Richtung gab es schon relativ kurz nach der Rettung unserer Welt”, ergänzte der Kommandant bestätigend.

„Richtig. Und irgendwann muss es dem Zweiten Supremeur und Unghar so zu Kopfe gestiegen sein, dass sie alle Vorsicht vergaßen und nachfolgend versuchten, mit aller Macht Kontakte zu technisch überlegenen Rassen zu knüpfen, um die zur Beherrschung anderer erforderliche Technologie zu erlangen”, fuhr Lowrhana mit seinen Ausführungen fort.

„Eigentlich ein abstruser Plan. Denn an und für sich erwartet man ja, dass mit zunehmender technologischer Reife auch die moralischen Prinzipien in die gleiche Richtung zielen. Aber in dieser Hinsicht lagen wohl die wissenschaftlichen Gremien vollends daneben. Denn irgendwann wurde die Wissenschaftliche Gesellschaft der Mufrggh geteilt; und zwar in solche, die plötzlich mit einer Flut neuer Entwicklungen überschwemmt wurden und ein etwas kleineren Teil, der keine Ahnung von dem hatte oder vielmehr haben sollte, was da vor sich ging.

Aber einigen kritischen Wissenschaftlern gelang es dennoch, sich einen groben Überblick über die ,neuen Entdeckungen’ zu verschaffen. Woher diese wissenschaftlichen Glanzleistungen stammten, lag völlig im Dunklen. Es kam das Gerücht auf, dass die Kroaxar und die Blurroggh dahinter stecken würden. Aber Maruthron hat diese Behauptung auf Nachfrage entschieden bestritten. Auch bei den Blurroggh gab es keinerlei neue technologische Entwicklungen, die diese Wissenserweiterung erklären konnten.”

Lowrhana konnte nicht weiter sprechen. Er schien mit sich selbst zu kämpfen, ob er die Information, über die er noch verfügte, hier bekannt geben sollte. Denn sie dürften die Nervosität und Beunruhigung unter den Führungsoffizieren erheblich vergrößern.

„Was verschweigt ihr uns”, forderte Munchg energisch, der Lowrhana sehr gut kannte und einschätzen konnte. „Wisst Ihr, wie dieser Technologietransfer zu Stande kommt?”

Lowrhana fasste sich und führte mit Schaudern in seinem Tonfall aus:

„Wir hatten keine Ahnung, was dort geschah. Bis zu dem Tag, an dem zu uns ein Wissenschaftler herüber schwebte, halb wahnsinnig geworden von dem, was er offensichtlich gesehen und erlebt hatte. Er war im Delirium. Er murmelte für uns damals völlig unverständlich, weil wir es auch nicht einordnen konnten: ,Die Apokalypse: Guruthuwrunuh. Sie werden kommen!’

Mehr war aus ihm nicht herauszubekommen. Er starb kurze Zeit später, ohne uns vorher aufgeklärt zu haben.”

„Nur uns dreien”, ergänzte der erste Offizier, „schwante, was da geschehen sein könnte. Sicher waren wir uns jedoch nicht. Aber im Nachhinein denke ich, dass es auf irgendeine Weise den eroberungslüsternen Imperialisten und dem Zweiten Supremeur gelungen war, eine Rasse, eine Macht oder etwas unvorstellbar Schreckliches aus den Abgründen des Alls hervorzulocken. Das wahrscheinlich ähnliche Herrschaftsambitionen hat wie unsere Führung. Aber in einem viel furchtbareren Maße, als wir uns das auch nur überhaupt vorstellen können.”

Wunchk liefen schillernde Grauschattierungen über seine Haut - eine namenlose Furcht übermannte ihn. Ein noch nie da gewesenes Gefühl.

„Das bedeutet doch”, stellte er im Flüsterton fort, und sein Entsetzen war sowohl in der Tonlage, den optischen Sensoren und der Farbschattierung seiner Haut deutlich wahrzunehmen, „dass wir im Duwuthrounu Bündnis niemandem mehr vertrauen können. Hat man uns etwa auf diese aussichtslose Mission geschickt, dass wir bei einem Zusammentreffen mit dieser kosmischen Macht eliminiert werden sollen, damit alle, die noch eine Spur Verstand haben, spurlos verschwinden?”

Durch Farbflashs signalisierten die drei Offiziere Zustimmung.

Jetzt ergriff Korrgh das Wort:

„Glücklicherweise setzt Euer logisches Denken wieder ein. Denn genau das ist das zweite Problem, was sich auftut, wenn wir das hier alles überstanden haben sollten. Unser Verbindungsmann Borhun hat nämlich herausgefunden, dass es in dieser Milchstraße, oder sehr viel wahrscheinlicher, in einer der Satellitengalaxien, irgendeine hoch entwickelte, friedliche und technologisch extrem hochstehende Zivilisation gibt, der man sich möglicherweise anvertrauen könnte. Denn der Kroaxar ist sich sehr sicher, dass diese Rasse schon seit sehr langer Zeit mit allen technologisch fortschrittlichen Lebewesen in dieser Galaxie sehr gute, friedliche Kontakte pflegt. Ich habe auch gehört, dass sie sogar völlig selbstlos eine Vielzahl von Rassen bei irgendeinem kosmischen Kataklysmos vor der Vernichtung bewahrt und zu einem unbekannten, aber sicheren Ort gebracht haben soll. Dorthin, so denken wir zumindest, sollten wir uns begeben, wenn wir hier fliehen können. Denn auch die Planeten Yewwhrhon und Orodon sind für uns verbotenes Terrain; da wir nicht wissen, wie stark sie von den Spionen des Zweiten Supremeurs überwacht werden.”

Wunchk erlangte seine Fassung wieder. „Dieses Schiff ist doch durch Raumschotts in 5 verschiedene Sektionen unterteilbar, woraus im Notfall zwei separate Einheiten geschaffen werden können, die obendrein unabhängig voneinander steuerbar sind. Überdies verfügt die Omrhan über zwei Fortbewegungsmöglichkeiten: Den Hauptantrieb, der interstellares Reisen ermöglicht an einem Ende des Schiffes und den konventionellen, der das Schiff über relativ kurze Distanzen zu Planeten in der Nähe bringen kann, am anderen Ende. Zudem kann dieses Schiff mit Hilfe des Biopolymergehirns von fast allen Orten aus gesteuert werden. Man müsste nur den Botschafter davon abhalten, dass er in einer kritischen Situation die Befehlsgewalt über dieses Schiff erhält. Und ihm überdies vormachen, dass er sich in dem Teil des Schiffes befindet, dass über den Hauptantrieb verfügt. Dann wäre es doch im Falle eines Angriffs möglich, dass...”

Weiter kam Wunchk nicht. Denn durch das Duranglas konnten sie sehen, wie sich ein Schatten vor den grell - blauweißen Lichtfleck des Weißen Zwerges schob.

Die drei Offiziere verloren nicht die geringste Zeit: Als wenn sie wochenlang für diesen Ernstfall trainiert hatten, rasten sie an verschiedene Ecken des Raumes und dockten sich mit ihren flexiblen Spitzen der Flügel an die Biopolymermembran an. Für einige Sekunden gelang es dem ersten Offizier, visuelle Verbindung zu dem Teil des Schiffes aufzunehmen, in dem sich der Botschafter und seine Leibgarde befanden.

Der Botschafter sah genauso überrascht und erstaunt auf die fremdartige Verdunkelung des Raumes wie sie. Neben ihm tauchte plötzlich ein tiefer Schatten scheinbar aus dem Nichts auf: Eine neue Lebensform - sie hatten sie noch nie gesehen. Schwarz, tonnenförmig - von Tentakeln übersäht. Ausbuchtungen, deren Funktionen sie noch nicht einmal erahnen konnten. Gleichzeitig ständig ihr Erscheinungsbild verändernd. Denn die zahllosen Gliedmaßen schienen mal mehr, mal weniger zu werden. Und sie waren blitzschnell:

Ehe der Botschafter reagieren konnte, war ihm der in seiner Hautfalte verborgene Irphon - Datenspeicher entrissen. Das Monstrum verschwand so geheimnisvoll, so schnell und so lautlos, wie es gekommen war.

Fassungslos starrte Wunchk auf die Szenerie. Aber es blieb ihm keine Zeit vergönnt, länger darüber nachzudenken:

Ein Lichtblitz, verbunden mit einem titanischen Hieb traf das Schiffssegment, in dem der Botschafter noch mit einem entsetzten Gesichtsausdruck auf die bereits neben ihm verschwundene Lebensform starrte.

Die mit der unbekannten Waffe erzeugte Druckwelle zerriss diesen Teil des Schiffs in unzählige winzige Trümmerteile, während gleichzeitig der andere durch eine weitere, sich Mitschiffs ereignende heftige Explosion fortgeschleudert wurde.

Wunchks letzter Gedanke war: ,Dies ist das Ende. Niemals wird jemand von unserem Schicksal erfahren’, während er gegen die Duranglasscheibe knallte und das Bewusstsein verlor.

Der unregelmäßig trudelnde Raumschiffrest geriet auf Kollisionskurs mit einem gewaltigen Asteroidenbrocken, der vor dem nicht länger steuerbaren Wrack urplötzlich auftauchte. Das Schiff torkelte in einen riesigen Höhlenabgrund. Das, was einmal Bestanteil der Omrhan war, verschwand im Inneren des Planetesimals.

Der Kurator 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion

Подняться наверх