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6 Grillparzer im Pornoladen
ОглавлениеZur Premiere von Peter Turrinis Theaterstück „Grillparzer im Pornoladen“ am 15. September 1994 im Wiener Rabenhof bin auch ich eingeladen. Mein Sitzplatz befindet sich direkt hinter Bürgermeister Helmut Zilk und seiner Gattin Dagmar Koller, deren Kommentare während des Stücks mich ähnlich erheitern wie Dolores Schmidinger und Otto Schenk in den Hauptrollen auf der Bühne. Was dort den Zuschauern geboten wird, ist wunderbares Theater, beinahe eine Liebesgeschichte zwischen zwei älteren Menschen und unfreiwillig komisch, in einem Pornoladen.
Nach der Premiere bewegt sich der Kreis der geladenen Gäste in Richtung des Wiener Nobelstundenhotels „Orient“ am Tiefen Graben im 1. Bezirk. Weil ich telefoniere, verliere ich den Anschluss an die Gruppe und stehe wenig später alleine vor der Eingangstür zum „Orient“. Plötzlich und unerwartet begrüßt mich dort der damalige Österreichische Botschafter auf den Philippinen, Dr. Wolfgang Jilly. Er ist ein langjähriger Freund, den ich bereits während meines Studiums in Rom kennengelernt und gemeinsam mit Bischof Egon Kapellari während seiner Zeit als österreichischer Botschafter in Chile in Santiago de Chile besucht habe. Auf seine Frage, was ich hier denn suche, antworte ich ihm, dass ich im „Orient“ zu einer Premierenfeier eingeladen bin. Er klopft mir auf die Schulter und meint: „Gratuliere! Jeder muss einmal damit beginnen!“ Und wie ich ihm vorschlage, doch mit mir zu kommen, um sich von der Lauterkeit meiner Absicht zu überzeugen, lehnt er mit dem Hinweis darauf ab, dass ihm seine Frau diese Geschichte nicht glauben würde. Damit versäumt er ein wunderbares Fest, das mit selbstgebackenen Süßigkeiten der Großmütter der Damen des Hauses erst in den frühen Morgenstunden ausklingt …