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7 Svjatoslaw Richter

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Wenn du einem Spiel zuschaust, ist es Vergnügen, wenn du es spielst, ist es Erholung, wenn du daran arbeitest, ist es Studium.

Wassily Kandinsky

(1866–1944)

Meinem Kollegen Alfred Kirchmayr verdanke ich den schönen Satz, wonach ein Mensch erst dann reif ist, wenn er den Ernst wiederfinden kann, den er als Kind beim Spielen hatte. Der spielende Mensch, oder besser gesagt, erst der spielende Mensch ist in der Kraft seiner Kreativität lebendig und in der Lage, diese seine Welt unverwechselbar mitzugestalten. Mag sein, dass die großen Erfindungen und Entdeckungen unendlich viel Mühe und zeitlichen Aufwand erfordert haben, aber die Tatsache, dass es so weit kommen konnte, hat wohl immer auch mit der Leidenschaft des Herzens zu tun, an den Dingen, die uns beschäftigen, so lange mit aller Leidenschaft dranzubleiben, bis sie uns durch alle Tiefschläge und Talsohlenerfahrungen hindurch mit einem Male und dann endlich ganz leicht und spielerisch von der Hand gehen. Oft erlebe ich gerade in der Musik diese Art des Spielerisch-Kreativen als den Inbegriff des Lebendigen. Es bedarf allerdings einer großen Professionalität, die zuallererst darin besteht, Können und Wollen als inneren Ruf wahrzunehmen, der den Berufenen erst dann zur Ruhe kommen lässt, wenn er sein Bestes gegeben hat und trotzdem nie genau wissen wird, ob das, wofür ihn andere loben, tatsächlich auch das Beste war, das zu geben er mit etwas Glück in der Lage sein könnte.

Einer meiner kulturellen Höhepunkte als Rektor des Bildungshauses in St. Georgen am Längsee war die Begegnung mit Svjatoslaw Richter (1915–1997), der als Pianist in Moskau Sergei Prokofjew kennenlernte, 1942 dessen 6., 7. und 9. Sonate uraufführte und von Prokofjew dessen 9. gewidmet bekam. Nachdem Richter in seiner Heimat bereits als Berühmtheit galt, durfte er 1960 erstmals in den Westen reisen. Am 19. Oktober 1960 gab er sein umjubeltes Debüt in der Carnegie Hall in New York, an das sich eine große USA-Tournee anschloss. Es folgten Auftritte in Europa, ab 1971 auch in Deutschland.

Wie kaum ein anderer Pianist verlieh er seinen Interpretationen eine individuelle Note. Dabei fesselten sein poetisches Spiel und sein weicher Anschlag noch mehr als seine Virtuosität. Ganz zum Schluss seines Lebens schickte der Maestro seine Schüler aus, um an Orten, die sich seine Kunst nicht leisten konnten, nach Sälen zu suchen, in denen er spielen wollte. Nicht mehr die Carnegie Hall, nicht mehr der Goldene Saal des Wiener Musikvereins waren seine bevorzugten Plätze, sondern Orte wie der Festsaal des Bildungshauses St. Georgen am Längsee, der nie zuvor solche Musik erlebt hat und wohl auch niemals nachher erleben wird können. Die spielerische Leichtigkeit und Innigkeit, mit der der Maestro damals Chopins Etüden spielte, bleibt mir in herzlicher Erinnerung, ebenso das Gespräch mit ihm im Künstlerzimmer. Nie zuvor hätte ich gedacht, wie sehr ein so großer Künstler sich über die kleinen und scheuen Wortspenden der musikalisch nicht sehr gebildeten Konzertbesucher freuen konnte. Unvergessen auch das gemeinsame Abendessen nach dem Konzert im Restaurant Bachler in Treibach-Althofen. Nach dem ersten Löffel seiner Gorgonzolarahmsuppe ruft der Maestro aus: „Diese Suppe ist ein Traum!“ Das Gästebuch des Restaurants belegt unser Abendessen dort durch die Eintragung vom 15. 2. 1989 „mit besten Wünschen“, und Kazuto Osato, Richters legendärer Klavierstimmer, fügte auf Japanisch hinzu: „Danke für das wunderbare Mahl!“

Mit dem Herzen atmen

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