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12 Hubert

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Nie spüren wir deutlicher als durch den Tod, was uns ein Mensch bedeutet; erst recht, wenn es ein Freund ist; und der Schmerz, den wir dabei empfinden, hat wohl auch damit zu tun, den kostbaren Wert einer Beziehung zu Lebzeiten nicht gründlich genug ermessen zu haben …

Mit Hubert Luxbacher habe ich meinen besten Freund verloren. Vor Jahren haben wir beide in einem Fernsehfilm über die Kunst einer Männerfreundschaft nachgedacht. Zu gerne hätte ich ihm noch ein letztes Mal gesagt, was er mir bedeutet. Aber mit diesem Schmerz bin ich heute hier nicht allein. Seine Liebe hat vielen Menschen gegolten. Er hat die Menschen gerngehabt und es war seine besondere Begabung, das auch zeigen zu können. So ist er vielen im besten Sinn des Wortes zum „Guten Hirten“ geworden … „Lux, das Licht, es leuchtet nicht“, hat im Gymnasium in Tanzenberg sein Geschichtslehrer Schnabl gespottet, weil er ihm „die Balkanfrage“ nicht beantworten konnte! Und ob sein Licht geleuchtet hat! Und wie! Sein Lachen, der Schalk in seinen Augen, sein herzlich-unkompliziertes Wesen, auch seine akribische Genauigkeit, die ich manchmal als unnütze Kompliziertheit abgetan habe … All das hat uns viel von seinem Licht, von seiner Lebendigkeit und Leidenschaft gezeigt.

Hubert war der Weltmeister pastoraler Sonderwünsche: Ob bei der legendären Schweinsstelzenversteigerung am Ostermontag in St. Wolfgang ob Seeboden oder bei einer Trauung während eines Fallschirmflugs über dem Millstätter See, mit seinen Aktionen hat er Oberkärntner Pastoralgeschichte geschrieben. Ein etwas irritierter Diözesanbischof rief mich damals an, um nachzufragen, ob Hubert die Trauung in der Luft, im Wasser oder vielleicht sogar unter dem Wasser vorgenommen habe. Was er angegangen ist, hat er mit vollem Herzen und aus ganzer Seele unternommen. Halbherzigkeit war ihm zuwider. Bürokratische Hürden konnten ihn zur Weißglut bringen. Das hat ihn oft mehr Kraft gekostet, als er tatsächlich zur Verfügung hatte. Die Menschen haben es ihm gedankt, nicht alle, aber viele haben ihn auf Rosen gebettet und auf Händen getragen, ihn dabei aber auch immer wieder neu gefordert und nicht selten überfordert. – Ich bin überzeugt davon, dass sein Tod auch damit zu tun hat. Und ich habe auch oft gespürt, dass diese Überforderung für ihn oft schwerer zu tragen war, als er sich das selbst einzugestehen vermochte. Sein Herz war stark und groß und dann doch zu schwach, um weiterzuschlagen.

Hubert war ein Seelsorger aus Leidenschaft. Er hat Gott geliebt und die Art seines kindlichen Vertrauens hat ihn in einer Weise von Gott reden lassen, die schlicht, einladend, nie ausgrenzend war. Und wer dabei sein Lachen und seine „luxigen“ Augen erleben durfte, hat verstanden, was er sagen wollte: „Ich kann euch die Existenz Gottes nicht beweisen, aber ich freu mich aus ganzem Herzen, dass mir keiner von euch seine Nicht-Existenz beweisen kann. Gerade deshalb ist es so sinnvoll, dass wir darüber miteinander im Gespräch bleiben!“

Als Freunde haben wir uns beide nicht geschont und uns gegenseitig nichts geschenkt, in unseren Diskussionen haben wir einander kräftig eingeschenkt. Er hat mich immer wieder einen gefährlichen „Systemzerstörer“ genannt und ich ihn oft einen unerträglichen „Systemerhalter“. Beide haben wir es ernst gemeint mit unserer Kritik aneinander. Die soliden Begründungen für unsere Standpunkte reichten in langen Gesprächen weit hinein in die Nacht. Unsere Freundschaft hat ein großes Stück weit gerade davon gelebt.

Hubert hat der römisch-katholischen Kirche die Treue gehalten. Nicht blinder Gehorsam hat ihn dabei geleitet, sondern ein wacher, kritischer Geist, der manchmal aus der Haut fahren wollte, wenn allzu Menschliches in dieser „seiner“ Kirche den Verdacht aufkommen ließ, Vorschriften, Regeln und Strukturen wären wichtiger als die Nöte und Sehnsüchte der Menschen. Niemals wäre es ihm in den Sinn gekommen, auf seinen kirchlichen Dienst zu verzichten. Dazu waren ihm die Menschen zu wichtig, die er wie Schafe ohne Hirten nicht hätte allein lassen können. Als ich mich aus Gewissensgründen aus dem kirchlichen Dienst zurückziehen musste und zu Fuß über Gleinalm und Mariazell nach Wien wanderte, hat er mich in seine Arme genommen und bitterlich geweint. Er war auch der Erste, vor dem ich mich zu meiner Partnerin bekannte. Auch sie hat er umarmt und in sein Herz geschlossen.

Hubert hat vielen Menschen die Kirche als Asylstätte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe gezeigt. Er war für viele das sympathische Antlitz einer Kirche, die bis zum letzten Atemzug für andere da ist und Einladung nicht nur predigt, sondern auch lebt.

„Was bleibt von einem?“ – „Alles“, hat einmal Peter Handke, sein Mitschüler aus Tanzenberg, in einem Interview auf diese Frage geantwortet. Ein großer Gedanke! Und ein klein wenig Trost. Aber nicht groß genug, um die Trauer in dieser Stunde zu vertreiben!

Hubert, ich danke dir für jahrzehntelange tiefe Freundschaft. Hätte ich dich noch fragen können, was ich an deinem Grab in deinem Sinne noch sagen sollte, würdest du mich vielleicht gebeten haben, allen Anwesenden für ihr Kommen zu danken, sie um Vergebung zu bitten, wenn du sie gekränkt haben solltest. Und du hättest mich gebeten, jedem Einzelnen von ihnen – so wie wir beide das immer wieder auch füreinander getan haben – den Segen Gottes zuzusprechen. Gott segne dich, Hubert! Luxi! Du Licht! Ewiges Licht leuchte dir!5

Mit dem Herzen atmen

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