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Kapitel 7

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„Flori, ich kann nicht mehr. Ich brauche eine Pause.“

„Kann ich verstehen. Es ist ja auch schon fast Mittagszeit. Wollen wir selber kochen oder in die Neustadt zum Essen gehen?“

„Ich wäre für den Spaziergang. Lass uns eine Taverne suchen und uns mit ein paar Meze stärken. Ach herrje, ich höre ich mich schon fast wie Ritter Hans an!“

Flori warf mir einen merkwürdigen Blick zu.

Auf dem Weg in die Neustadt kamen wir an dem von den Italienern wieder aufgebauten Großmeisterpalast vorbei, dem ehemaligen Hauptsitz der Johanniterritter auf Rhodos. Er entsprach nicht ganz dem Original, welches flächenmäßig etwas kleiner gewesen war. Der Originalpalast war im Jahre 1856 durch eine Munitionsexplosion zerstört worden. Florian blieb einen Moment stehen und betrachtete den Palast so eindringlich, als hätte er ihn zuvor noch nie gesehen. Kurz raufte er sich seine blonden Haare und rieb sich seine Nase. Dann schüttelte er den Kopf, zuckte seine breiten Schultern und machte sich mit weit ausgreifenden Schritten auf den Weg. Durch das eindrucksvolle Amboise Tor, eine Brücke den Burggraben überquerend, dann rechts abbiegend und an der Therme vorbei, gelangten wir in die Neustadt.

Dort findet man Boutiquen und Warenhäuser mit den bekanntesten Namen, aber auch eine Vielfalt von kleineren Geschäften, von den Einheimischen häufig frequentiert. Anders als in der Altstadt, welche nur in der touristischen Saison von Leben brodelt, ist die Neustadt auch im Winter sehr belebt. Wir suchten uns eine kleine Taverne und ließen es uns bei griechischem Salat, Pitaroudes, eingelegten Auberginen und Souvlaki gut gehen.

„Hör mal, Theo, was weißt du überhaupt über die Johanniter?“

„Nun, wenn das Manuskript echt ist, jedenfalls mehr als zuvor. Vielleicht sollten wir mal googeln, ob wir die Geschichte des Ordens, soweit sie von dem Rittingau bisher beschrieben wurde, bestätigen können.“

„Das ist eine gute Idee. Vielleicht handelt es sich doch nicht um ein authentisches Dokument, sondern um eine Fälschung. Sollte an der Ordensgeschichte, so wie der Ritter sie beschreibt, etwas nicht stimmen, wäre das zumindest ein starker Hinweis auf eine Fälschung. Aber irgendwie spüre ich, dass der Bericht soweit stimmt. Ich kann nicht sagen wieso, aber ich habe so eine Vorahnung...“

Erstaunt sah ich Flori an. Vorahnungen passten so gar nicht zu meinem Freund, der sonst einen sehr klaren Kopf auf seinen Schultern trug.

„Schau mich nicht so an, Theo Voigt! Ich weiß, ich höre mich total blödsinnig an, aber ich habe da so ein Kribbeln.“

Wie bitte, nun auch noch ein Kribbeln? Wir hatten doch heute noch gar keinen Alkohol intus. Seltsam.

„Und was ist das mit den getrockneten Hibiskusblüten? Liegt da tatsächlich vor jedem Kapitel eine?“

Ich nickte. „Wir sollten auch über Hibiskus im Internet recherchieren. Aber hör mal, wenn diese Geschichte stimmt, dann muss der von Rittingau von Anfang an hier auf Rhodos dabei gewesen sein, wenn man sein Alter bedenkt. In diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass der Name Irini die griechische Version von Irene sein könnte. Das sollten wir auch googeln. Aber ein Ordensritter und eine griechische Irini? Ist doch eher unwahrscheinlich, zumal in der damaligen Zeit. So, wie die Griechen heute noch ihre Kinder wohl behüten, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Fremder, zumal noch ein Ritter des Ordens, überhaupt mit dieser Irini in Kontakt kommen konnte. Dass müssten schon außergewöhnliche Umstände gewesen sein.“

Flori meinte jedoch, diesmal sehr realistisch, so schien es mir:

„Unsinn, es gab schnell persönliche Beziehungen zwischen den Rittern und den Mädels von Rhodos.“

„Woher hast du diese Erkenntnis denn nun schon wieder?“

Er zuckte jedoch nur mit den Schultern und ich ließ es dabei bewenden, denn ich spürte, dass er aus irgendeinem Grunde nicht zum Reden aufgelegt war.

Nach beendeter Mahlzeit beschlossen wir, wegen des schönen Wetters zum Mandraki Hafen zu gehen, um dort am Wasser im Yachtkaffee, das auch im Winter geöffnet ist, noch einen Frappe, den kalt aufgeschlagenen Pulverkaffee, in der Sonne zu genießen.

Flori und ich betrachteten uns die vielen verschiedenen kleinen und mittelgroßen Yachten, die sich im Hafenbecken sachte auf und ab wiegten. Außer diesen zahlreichen Wasserfahrzeugen lagen zu unserer linken Seite, der Nea Agora zu gewendet, zwei Fähren, deren Ziel die Insel Symi ist, das Yellow Submarine, ein mittelgroßes Boot, dass unter der Wasserlinie komplett aus einem durchsichtigen Material bestand, durch welches die Touristen bei einer Rundfahrt die Unterwasserwelt bestaunen können, wie uns der Skipper auf unsere Fragen hin informiert hatte. Des Weiteren gab es ein Schiff für Sporttaucher und kleinere Schiffe, die im Sommer die Touristen nach Lindos schipperten. Rechts von uns war das schwimmende Restaurant Kontiki verankert, aber fast alles war natürlich jetzt im Januar außer Betrieb.

Flori betrachtete die enge Einfahrt zum Mandraki Hafen, die rechts und links von der Hirschkuh und dem Hirschen, den Wappentieren der Insel Rhodos, begrenzt wurde.

„Weißt du Theo, wenn ich mir diese ganzen neuen Schiffe und Privatjachten wegdenke, sehe ich die Ordensgaleeren geradezu vor mir liegen, die Ruder eingezogen, die Segel eingeholt, Sergeanten damit beschäftigt, sie Instand zu halten. Zimmerleute überprüfen die Holzteile auf Befall und nehmen Ausbesserungen vor, die Untergeordneten des Admirals beaufsichtigen die geschäftigen Arbeiter. Ach, ja.“

„Von welchem Admiral sprichst du?“, erkundigte ich mich, von seinen Ausführungen überrascht.

Florian sah mich verwirrt an. „Admiral? Äh, naja, die müssen doch wohl einen gehabt haben, oder?“

„Auch das werden wir leicht überprüfen können. Na, dann lass uns mal weiterziehen, damit wir baldmöglichst mit unserer Recherche beginnen können.“

Durch das Tor des Apostel Paulus betraten wir wieder die Altstadt. Am ersten Krankenhaus der Ordensritter vorbei bogen wir rechts in die Ritterstrasse ein, in der sich die Herbergen der unterschiedlichen Zungen befinden und die teilweise zu besichtigen sind. Die Strasse ist mit groben Kiselsteinen gepflaster. Das macht das Laufen beschwerlich.Am oberen Ende der Straße steht auf der rechten Seite der Großmeisterpalast. Alles wurde von den Italienern in ihrer Zeit auf Rhodos liebevoll und aufwändig restauriert.

„Hier war einmal die Johanneskirche, davor eine Kapelle, Theo.“

„Gib es zu, du hast die Informationstafeln schon mal gelesen und machst dir jetzt einen Spaß draus, mich auf den Arm zu nehmen, du Lump, du!“, schalt ich ihn liebevoll.

Doch Flori schaute mich nur seltsam an und zuckte wieder mit den Schultern.

So merkwürdig mir Florians Verhalten auch vorkam, beschloss ich doch, jetzt nicht weiter in ihn zu dringen. Er würde schon irgendwann selber mit der Sprache herausrücken. Ich kannte meinen Freund gut genug.

Am Uhrturm vorbei bummelten wir zu unserem Ferienhaus und brachten den Kamin in Gang. Bald waren wir mit Hilfe unserer Tablets im Internet unterwegs.

Wie sich herausstellte, war die Geschichte des Ordens tatsächlich bis dahin so verlaufen, wie im Manuskript geschildert. Auch die Sache mit den verschieden farbigen Gewändern bestätigte sich, ebenso, dass es bei den Rittern auf Rhodos tatsächlich einen Admiral gab, der immer auch gleichzeitig der Vorsteher der italienischen Zunge war.

Was die Blüten des Hibiskus betraf, fanden wir heraus, dass der rote Hibiskus, der ursprünglich aus Asien stammt, schon im Altertum auf Rhodos angepflanzt wurde, und dass er in seiner asiatischen Heimat wohl als Urform der Rose angesehen wurde.

Manche meinen, dass Rhodos daher auch Roseninsel genannt wird, andere behaupten, dass sich der Name Rhodos eher aus dem phönizischen ableitet und eigentlich den Granatapfel meint.

Eine dritte Meinung besagt, dass sich der Name der Insel aus dem Altgriechischen ableite und so viel wie „Rose“ bedeutet.

Wir würden wohl weiterlesen müssen, um die Bedeutung der getrockneten Blüten des Hibiskus, die in unserem Manuskript verborgen waren, im Zusammenhang mit der Insel Rhodos zu verstehen.

So vertieften wir uns wieder in das Manuskript der Ritters Hans von Rittingau.


Ritter und Rosen auf Rhodos

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