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Kapitel 9

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„Theo, du kommst jetzt schon ziemlich gut klar mit dem Entziffern dieser Schrift und du liest auch immer flüssiger vor! Wie glaubwürdig findest du die Geschichte bislang?“

„Hört sich ziemlich authentisch an. Der Ritter nennt Namen wie per alpes Noricas und Vignolo di Vignoli, Walkenried und Hart. Ob er sich da wohl verschrieben hat, und den Harz meint?“

„Nee, hat er nicht...“ mitten im Satz stoppte er und warf die Hände wie fragend nach oben. „Halte mich jetzt nicht für verrückt, aber ich muss mir dringend ein paar Notizen machen.“

Sprach es, und verschwand in sein Schlafzimmer.

Kopfschüttelnd schaute ich ihm nach. Seit wir dieses Manuskript in den Händen hielten, benahm sich Flori wirklich sehr komisch, ganz so, als wäre er manchmal gar nicht richtig anwesend, als sähe er vor seinem geistigen Auge Dinge, die mir verborgen blieben.

Ich beschloss, die Begriffe Hart, Walkenried und per alpes Noricas, sowie den Namen Vignolo de Vignoli zu googeln. Ich war gerade damit fertig, als Flori, mit einem Notizbuch unter dem Arm, wieder auf der Bildfläche erschien.

„Theo, du musst mir bitte eins versprechen: Lies meine Notizen nicht, bis wir mit dem Text von Hans fertig sind. Das ist für mich sehr wichtig, hörst du? Und bitte frage mich nichts, du musst mich sowieso schon für total bekloppt halten, ich tu’s auch schon fast.“

„Na gut, Florian, ich verspreche es dir, wenn es mir auch schwer fällt und ich vor Neugierde fast platze. Zeit zum Abendbrot!“

Dankbar nickte er mir zu.

„Ach ja, eins noch Theo. Klingt schon wieder bescheuert, aber heute haben wir den 8. Januar, das ist der Beginn meiner Notizen. Ich denke, dieses heutige Datum könnte wichtig sein.“

Dieses Statement nahm ich einfach hin. Flori würde mir sowieso nichts Weiteres sagen.

Während des Essens berichtete ich ihm, was ich im Internet herausgefunden hatte.

„Also, Walkenried ist ein kleines, beschauliches Städtchen im südlichen Westen des Harzes, im Länderdreieck zwischen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dort gibt es tatsächlich ein Zisterzienserkloster. Es wurde im Jahre 1127 von Adelheid von Walkenried gestiftet.

Hinter dem Begriff ‚per alpes Noricas‘ verbirgt sich nichts Geringeres als der heutige Brennerpass. Den nannte man im Mittelalter aber nicht so, dieser Pass bekam seinen heutigen Namen erst wesentlich später.

Auch die Person des Vignolo de Vignoli gab es tatsächlich, er lebte genau zu Rittingaus Zeit und war ein reicher Genueser. Er hatte auch große, einträgliche Besitzungen auf Rhodos, die er durch die Osmanen, die Türken also, bedroht sah. Interessant, oder?

Am merkwürdigsten ist aber: Du hattest Recht, was den Ausdruck Hart betrifft, unser Ritter hat sich nicht verschrieben. Hart bedeutet Bergwald und aus Hart wurde im Laufe der Zeit Harz und genau dort liegt Walkenried. Was sagst du nun?“, erwartungsvoll schaute ich ihn an.

Er murmelte etwas wie: „Dachte ich’s doch. Genau so!“, und sagte dann laut: „Wenn es sich bei unserem Text also um eine Fälschung handeln sollte, dann hat sich der Fälscher aber ziemlich viel Mühe gegeben, die Jahreszahlen, Ortschaften und andere Fakten korrekt einzubauen, ebenso was die Sprache betrifft. Wer sollte das wohl machen, den Text dann in eine kostbare Silbertruhe stecken, ihn am Filerimos einbuddeln, zusammen mit einem verrosteten Schwert, mit geringer Hoffnung, dass er je entdeckt wird?“

„Genau. Und je mehr ich von dieser Geschichte erfahre, desto glaubwürdiger erscheint sie mir. Übrigens, vielleicht sollten wir ja auch mal die Namen Rittingau und Wennengut googeln.“

„Gute Idee. Ich nehme Rittingau und du Wennengut. Einverstanden?“

Voller Schwung machten wir uns ans Werk. Meine Recherche ergab nicht viel, Florian schien aber fündig geworden zu sein. Seine Suche dauerte wesentlich länger als meine. Aufgeregt verfolgte er die verschiedensten links, hielt von Zeit zu Zeit inne, um noch genauer zu recherchieren, bis er schließlich meinte:

„Erst du, Theo! Du warst ja schon viel früher fertig.“

„Na gut. Der Name Wennengut ist im heutigen Gebiet der deutsch/niederländischen Grenze im Mittelalter kein ungebräuchlicher Name gewesen, er leitet sich wahrscheinlich von dem Wort „Weingut“ her. Ich kann jedoch nichts über den Namen im Zusammenhang mit dem Johanniterorden finden.“

„Das ist vielleicht nicht so verwunderlich. Wie viele Dokumente müssen in den Jahrhunderten verloren gegangen sein! Wie viele sind vielleicht noch gar nicht im Internet aufgetaucht?

Aber hör mal: Die Grafen von Rittingau gab es wirklich, und zwar im Gebiet des heutigen Northeim bei Göttingen. Später nannten sie sich zwar nicht mehr von Rittingau, sondern von Northeim, das ist aber die Bezeichnung der Stadt und nicht des Familiennamens, oder? Jedenfalls deuten die Informationen aus dem Netz darauf hin, dass es sich um dieselbe Familie handelt. Außerdem wird bei den Johannitern die Ballei Goslar erwähnt, die zu der Zeit auch schon existierte- und das ist von Northeim gar nicht so weit weg. Passt, oder?“

„Sogar ganz genau. Das ist ja wirklich höchst spannend. Noch ein Baustein, der sich in unser Puzzle in der Recherche im Internet einfügt. Es verdichtet sich immer mehr, dass unser Manuskript echt sein könnte. Da hilft nur eins: Weiterlesen!“


Ritter und Rosen auf Rhodos

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