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Kapitel 1
ОглавлениеUnser neuer Metalldetektor schlug heftig aus.
Mein bester Freund Flori und ich befanden uns im Urlaub auf der Insel Rhodos. Dieses Ziel hatte er für uns ausgesucht. Er begeisterte sich seit einem Bericht im Spiegel, den er zufällig gelesen hatte, für die Johanniterritter des Mittelalters auf Rhodos. So hatte er auch im Vorfeld unseres Besuchs den Vermieter des wunderschönen Ferienhauses in der Altstadt gebeten, uns einen Metalldetektor zu besorgen. Dieses Gerät war vielleicht schwer durch die griechischen Zollkontrollen zu transportieren.
Es war ein sonniger Tag Anfang Januar. Wir gingen unserem Hobby als Schatzsucher nach. Wir betätigten uns auch als Freizeitarchäologen und fanden, dass für diese Interessen der ruhige Winter auf Rhodos besser geeignet war als die touristische Saison. Dann besuchen hunderttausende Menschen aus aller Herren Länder die Insel. Sie waren für unser Hobby nur hinderlich. Unsere Frauen Leah und Laura hatten einen Wellness Urlaub auf Mallorca gebucht, da sie sich mit unserem Vorhaben nur gelangweilt hätten.
Für heute hatten wir uns das Gebiet des Berges Filerimos in der Nähe des Flughafens von Rhodos ausgesucht. Die kurvenreiche Auffahrt zum Gipfel mit seiner alten Niederlassung der Johanniterritter bot atemberaubende Blicke auf die Ägäis und das Festland der Türkei, das sich an diesem klaren Morgen mit seinen schneebedeckten Gipfeln der Bergketten gestochen scharf präsentierte.
Zielstrebig hatte Flori sich ein Gebiet gesucht, in dem wir uns mit unserem Metalldetektor ins Abenteuer stürzen wollten.
„Mensch, Theo!“, rief er aufgeregt aus. „Da ist was! Hör mal, wie heftig der Detektor piepst.“
„Ja, ja. Wahrscheinlich ist das wieder mal eine vergammelte Blechbüchse oder sowas.“
Florian Elber ließ sich aber nicht beirren und fing eifrig an zu buddeln. Nach kurzer Zeit stieß er auf einen Gegenstand, der gar nicht nach einer vergammelten Konservendose aussah. So grub er mit erneuerter Anstrengung weiter.
Schließlich kam eine Metalltruhe zum Vorschein, die den Eindruck erweckte, als wäre sie schon ziemlich alt. Außerdem entdeckte Flori noch ein verrostetes Schwert, welches neben der Kiste vergraben war.
Das Schwert war zu beschädigt, um es im ganzen zu bergen, also ließen wir es an Ort und Stelle. Die Kiste jedoch war in erstaunlich gutem Zustand, wenn auch mit einer gräulich schwarzen Oxidationsschicht überzogen.
Verstohlen schauten wir uns um. Kein Mensch war weit und breit zu sehen.
„Flori, denkst du das gleiche wie ich?“
Er grinste breit und erwiderte: „Klar doch, mein Freund!“
Also verstauten wir die Kiste in unserer Tasche, buddelten das Loch schnell wieder zu und machten, dass wir davon kamen. Es war uns bewusst, dass unsere Aktivitäten von jetzt ab nicht mehr ganz legal waren. Eigentlich müssten wir unseren Fund direkt dem archäologischen Institut auf Rhodos melden. Aber dann würden wir wahrscheinlich nichts über den Inhalt der kleinen Truhe erfahren- und dazu waren wir viel zu neugierig. Nicht, dass wir etwas behalten wollten, worauf wir keinen Anspruch hatten, aber wir wollten doch wenigstens sehen, was wir da gefunden hatten. Danach würden wir es dann abgeben. Wir würden wahrscheinlich von den griechischen Behörden eins auf den Deckel bekommen, aber das war uns in dem Moment herzlich egal, so gepackt waren wir von unserem Fund.
In unserem behaglichen Ferienhäuschen in der Altstadt von Rhodos angekommen, hoben wir die Kiste aus der Tasche. Florian, der ein recht guter Fotograf ist, machte von jedem unserer nun folgenden Schritte Aufnahmen, um unser Vorgehen zu dokumentieren.
Wir reinigten die Truhe zunächst mit neutraler Seife.
Kein Zweifel, der Behälter war sehr alt. Er schien aus Silber gefertigt zu sein, besaß prachtvolle Verzierungen und war unverschlossen, wenn auch offensichtlich mit einer Art Wachs rundum versiegelt, so dass keine Feuchtigkeit eindringen konnte.
Florian und ich schauten uns erwartungsvoll an. Hatten wir tatsächlich einen wertvollen Fund gemacht?
Zögernd ergriff Florian die Schließe und ich nickte ihm ermunternd zu, voller Vorfreude auf die zu erwartenden Schätze.
Langsam und behutsam schnitt er die Wachsschicht rund um den Rand der Truhe mit einem scharfen Messer auf, etwas ruckelnd öffnete er den Deckel.
Unsere Blicke fielen auf einen Gegenstand, der mit Leinwand umwickelt war. Vorsichtig versuchte ich, die Leinwand zu öffnen, ohne den Gegenstand aus der Truhe zu bergen, damit ich nichts unnötig beschädigte. Als wir erkannten, um was es sich handelte, stand Flori die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Keine Münzen, kein Schmuck, nichts dergleichen. Es war ein Manuskript.
Die Beschriftung des Schriftstückes war schon ziemlich vergilbt, aber noch gut zu entziffern. Eine Jahreszahl war zu erkennen, 1326, und, wir glaubten unseren Augen nicht zu trauen, in einer Sprache, die ich als Mittelhochdeutsch identifizierte, die folgenden Worte:
Ritter und Rosen auf Rhodos
Etwas ratlos und unschlüssig schauten wir uns an. Das Manuskript schien zwar alt, aber recht gut erhalten zu sein. Als Hobbyarchäologe hatte ich mich mit alten Texten schon häufig beschäftigt und deshalb konnte ich, wenn auch mit etwas Mühe, die Worte lesen.
„Florian, gib mir ein Messer, bitte.“ Vorsichtig versuchte ich mit Hilfe des Messers, durch die Seiten des Textes zu blättern, und auch hier erlebten wir wieder eine Überraschung. Das Pergament war noch sehr fest und sah nicht so aus, als würde es bei Berührung zerbröseln. So bargen wir das Manuskript vorsichtig aus der Truhe. Dabei fiel eine getrocknete Blüte heraus, die wir als Hibiskus identifizieren konnten und die wir sorgfältig aufbewahrten.
Wir vergewisserten uns, dass der Text gelesen werden konnte, ohne ihn zu beschädigen. Deshalb beschlossen wir, es uns gemütlich zu machen, damit ich den Text in einem Deutsch vorlesen konnte, das auch Florian verstand.