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Kapitel 13

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Ich ließ das Manuskript sinken.

„Unser Ritter scheint ein Mann mit Skrupeln und scharfem Verstand zu sein. Ich finde es für ihn in seiner Position im Orden bemerkenswert; erst kritisiert er den Sklavenhandel, auch der Bau der Schutzmauer geht ihm gegen den Strich, dann findet er deutliche Worte zu dem Umgang mit den Templern. Wer hätte das gedacht?“

„Und de Villaret scheint seinen Vorstellungen davon, wie ein Großmeister des Ordens ausgestattet sein sollte, auch nicht ganz zu entsprechen,“ bemerkte Florian. „Ich kann ihn gut verstehen. Schmuck und Armutsgelübde. Wie passt das zusammen? Sollte der Anführer einer Gemeinschaft nicht mit gutem Beispiel vorangehen?“

„Sollte man meinen. Aber selbst auch heute verhält sich nicht jeder Manager so, wie er sollte. Nimm doch nur mal die Beispiele der Steuerhinterziehung oder der Bestechungs-gelder. Allein in Deutschland hat es in den letzten Jahren einige Geschichten darüber gegeben, wie die Bosse von großen Konzernen ihre Macht nutzen können, um sich selbst zu bereichern oder ihren Unternehmen übertriebene oder ungerechtfertigte Vorteile zu verschaffen. Wenn ich nur an den Fußball denke! Korruption wohin man schaut. Weltweit!“

„Von anderen Manipulationen ganz zu schweigen. Und wenn ich etwas genauer darüber nachdenke, gibt es auch heute noch Sklavenhandel, nur nennt man es vornehmer Menschenhandel. Ich denke da z.B. an die Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden, Kindersoldaten, oder sogar den illegalen Handel mit menschlichen Organen.“

„Wenn man es so bedenkt, ist die Zivilisation, auf die wir uns heute, im Vergleich zum Mittelalter, so viel einbilden, in Wahrheit eine recht dünne Schicht, die schnell bröckeln kann, wenn es darum geht, sich selbst zu bereichern oder sich Vorteile zu verschaffen. So weit sind wir in dieser Hinsicht von den Menschen in der damaligen Zeit gar nicht entfernt.

Und diese Schutzmauer erst! Die schien damals schon auf lange Sicht genauso unnütz gewesen zu sein, wie die Berliner Mauer später, oder die chinesische Mauer früher, oder gar die Mauer, die der jetzige Präsident der USA zwischen seinem Land und Mexiko plant.“

„Stimmt. Aber mal zurück zu unserem Ritter und seinem Orden. Ritter Hans nennt einige Fakten und Jahreszahlen, die leicht zu überprüfen sein sollten. Mich interessiert besonders dieser Großmeister Foulques de Villaret. Der war kein Kind von Traurigkeit.“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Äh, ich meine ja nur. So, wie er den Papst über das Ohr haut hinsichtlich der Bekehrung der orthodoxen Rhodier?“ etwas unsicher schaute er mich an.

„Na gut, du informierst dich über den Großmeister und die beschriebenen Ämter im Orden. Ich schau mal nach, was ich zur Stadtbefestigung und den im Manuskript genannten Jahreszahlen finden kann.“

Wie fast schon nicht anders zu erwarten, konnte ich alles Entsprechende verifizieren.

Flori brauchte wieder länger als ich. So beschloss ich, in Anbetracht des schon lange angebrochenen Abends einen kleinen Imbiss zusammenzustellen und unseren Kamin wieder ordentlich in Gang zu bringen.

Endlich war auch Flori soweit. Aufgeregt hatte er einiges zu berichten.

„Also, was die Ordensämter betrifft, beschreibt unser Rittingau alles ganz richtig. Aber dieser Großmeister!

Tatsächlich folgte Foulques seinem Bruder Guillaume im Amt des Großmeisters. Manche Quellen sagen auch, Guillaume wäre sein Onkel gewesen. Unter Foulques‘ Federführung jedoch wurde Rhodos erobert, das Ritterviertel vom Rest der Stadt abgetrennt, und er ließ auch den orthodoxen Rhodiern ihre christliche Glaubensart. Aber jetzt wird es interessant. Im Laufe der Jahre wurde er immer despotischer, führte eine lästerliche Lebensweise und missachtete die Statuten des Ordens. Auch Wein und Weiber, ach, Entschuldigung, ich meine natürlich Frauen, liebte er sehr. All das wurde ihm schließlich zum Verhängnis.“

„Das ist ja ein Ding. Also hattest du recht mit deiner Bemerkung über Foulques Charakter! Wein, Weib und Gesang. Na, so was. Und der Typ war der Großmeister. Lass uns noch ein Kapitel lesen, und sehen, was Ritter Hans dazu zu berichten hat.“


Ritter und Rosen auf Rhodos

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