Читать книгу Benns Vermächtnis - Bea Konda - Страница 10
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Mittwoch, 5. April (irgendwann tagsüber)
Dunkelheit umklammerte sie, finsterste Nacht, ein schwarzes Loch, in das sie fiel und fiel und fiel. Verzweifelt versuchte sie die Augen während des bodenlosen Falls zu öffnen, aber es gelang ihr nicht, sie war umgeben und durchdrungen von Schwärze. Der Schweiß strömte ihr aus allen Poren, nein, stellte sie panisch fest, sie zerfloss! Alles in ihr und um sie war zerfließlich, der schwarze Raum wogte und sie hatte keinen Halt, keinen Fixpunkt, keinen Anker. Verzweifelt dachte sie, ich muss mich festhalten, damit nicht alles versinkt, lieber Gott hilf mir!
Sie fühlte sich wie auseinandergestreut, sie war keine Einheit mehr, ja, sie war einmal vorhanden gewesen, fraglos und gesammelt, aber jetzt nicht mehr. Ein Wolkenbruch von Hemmungen und Schwäche brach auf sie herein. Wo hatte sie diese Worte schon mal gehört? Genau, es waren Rönnes Sätze, sie selbst war Rönne, der zerbrach und sich verlor. Sie fragte sich, wer sie gewesen wäre? Sie spürte die Vertriebenheiten, sie fühlte das Flattern und das Verwehn. Sie war keinem Ding mehr gegenüber, sie war ein Nichts. Nein, nein, nein! Ihr schossen Ströme von Tränen in die Augen, die sie nicht öffnen konnte und sammelten sich dort wie heiß siedende Seen, wie glühende Lava, es war unerträglich!
Nein, nein, nein, ich bin nicht Rönne! Wer bin ich dann? Wo bin ich denn, was geschieht mit mir? Fiebrig warf sie sich hin und her. Plötzlich hörte sie eine ganz leise Melodie weit entfernt aus dem Weltall. Sphärisch, ein heller gesungener Seufzer. Sie lauschte inbrünstig und meinte Worte in dem leidenschaftlichen Seufzen zu vernehmen. Oh ja, sie hörte: „Tryin‘ to Keep it Together“. Tatsächlich, das war der Song von Norah Jones, der wunderbaren Sängerin! Die sang für sie, die reichte ihr diesen Strohhalm. Noemi ergriff ihn und hielt ihn ganz fest, ganz fest… Sie wollte nicht zerfallen, sie wollte sich nicht auflösen!
Dann driftete sie wieder weg und ihr albträumendes Ich löste sich erneut in gnädiger Bewusstlosigkeit auf.