Читать книгу Benns Vermächtnis - Bea Konda - Страница 7
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Dienstag, 4. April (11.00 Uhr)
Da, wo der Wille groß ist, können die Schwierigkeiten nicht groß sein, hatte ein mächtiger Staatsmann einst bemerkt. Sein eigener Wille war unbändig. Bum, bum, bum! Er würde alles, was er je gewollt hatte, bald bekommen. Dies war seine Welt, sein Reich! Bum, bum, bum! Seine Chance war zum Greifen nah. Er würde es nicht vermasseln, sondern seine Gelegenheit, „once in a lifetime“, zu nutzen wissen – und wie! Bum, bum, bum!
Im Rhythmus der Musik führte er die Hammerschläge aus und mit dem Verklingen von Eminems „Lose yourself“ schlug er den letzten Nagel in die Wand. Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. Das riesige X füllte fast die ganze Wand aus. Er hatte es aus massiven Holzplanken gezimmert und an den vier Enden mit dicken Lederfesseln versehen. Qualität war ihm schon immer wichtig gewesen. Und dass er handwerklich geschickt war, hatte ihm schon oft zum Vorteil gereicht. Er ließ seinen Blick über den Kellerraum schweifen: Linkerhand das Andreaskreuz, rechts das Metallbett mit den bereits an den Eisenstäben montierten Handschellen. Das Hundehalsband mit Leine und die Peitsche lagen auf dem schwarzen Satinbettlaken, zwei große Mineralwasserflaschen und zwei Packungen Toastbrot auf dem niedrigen Tischchen, auf dem außerdem noch sein Laptop stand, der Eimer mit Deckel unter dem kleinen Waschbecken an der Wand.
Er lächelte zufrieden. Nun war alles bereit, die lange Zeit des Wartens war endlich vorbei. Er stellte sich vor, wie sie nackt und mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Bett lag und am Kreuz hing. Sein Schwanz wurde hart. Er hielt einen Moment inne und genoss seine Erregung. Doch nun durfte er keine Zeit verlieren, damit alles nach Plan ablief. Er packte seinen Laptop und sein Spielzeug ein, die Leine und die Peitsche würde er erst später benötigen, verließ den Raum und stieg die Treppe hinauf.
Oben angekommen zog er sich bis auf die Unterwäsche aus. Er legte das vor geraumer Zeit in einem Karnevalsshop erworbene gepolsterte Muskelshirt an und zog den Arbeitsoverall darüber. Vor dem Spiegel im Bad klebte er sorgfältig den buschigen dunklen Vollbart aus Echthaar um seinen Mund. Abschließend setzte er das Basecap auf. Er betrachtete sich im Spiegel: diesen kräftigen, etwas finster wirkenden bärtigen Kerl würde niemand aus seinem Bekanntenkreis mit ihm in Verbindung bringen. Er schloss die Haustür hinter sich ab und ging zum Lieferwagen, der in der steinigen Zufahrt der einsam im Wald gelegenen Datscha parkte. Er stieg ein und summte vor sich hin.
Heute wird dein letzter Schultag sein. Morgen bist du ganz mein. Big brother has been watching you – now he will be catching you!