Читать книгу Diversität in der Sozialen Arbeit - Beate Aschenbrenner-Wellmann - Страница 19
Praxisbeispiel für Diversität als Unterschiede
ОглавлениеInnerhalb der Gemeinwesenarbeit gibt es als Begegnungspunkt ein Café, das einmal pro Woche für alle im Stadtteil Lebenden geöffnet hat. Um dieses Angebot bezüglich der Diversität analysieren und evaluieren zu können, nutzen die Sozialarbeiter_innen die Dimensionen Alter, Geschlecht und kulturelle Herkunft.
→ Damit liegt der Fokus auf den Unterschieden in der Gruppe – auch wenn es innerhalb dieser Gruppe Gemeinsamkeiten geben kann.
»‹Diversität‹, verstanden als soziale und kulturelle Vielfalt, begegnet uns als sozialer Tatbestand. Es scheint offensichtlich, dass Menschen in unterschiedliche Identitätsgruppen, kulturelle und soziale Kategorien unterteilt werden können, Kategorien, deren Unterschiede zu mehr oder weniger antagonistischen Spannungen und Spaltungen führen. Die kategoriale Vielfalt scheint in den Augen vieler besonders hoch in spät- oder postmodernen wie postkolonialen Gesellschaften, die von den neuen Weisen der Globalisierung und Mobilität geprägt sind« (Fuchs 2007: 17).
Wichtig ist jedoch in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass Vielfalt nicht einfach als vorgegeben und gesetzt behandelt werden darf, sondern als das Ergebnis von interpretativen Handlungen, d. h. von Differenzierungen oder Differenzhandlungen angesehen werden muss. Hinzu kommt, dass aus dem Vorhandensein von Diversität per se keine sozialen Konsequenzen folgen. Entscheidend ist vielmehr, wie wir alle mit Diversität umgehen, wie wir Differenzierungen vornehmen und wie wir uns auf Unterschiede beziehen.
Eine Fokussierung auf die Unterschiede kann laut Walgenbach in manchen Bereichen »in eine produktive Wechselbeziehung mit dem Abbau von sozialer Ungleichheit treten«, bspw. dann, wenn eine Gruppe durch eine bewusste Jahrgangsheterogenität zum Lernen motiviert wird. Jedoch können aus Unterschieden auch soziale Ungleichheiten entstehen, wenn bspw. »Kinder von alleinerziehenden Müttern einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt sind« (Miller/Toppe 2009 zitiert nach Walgenbach 2014: 36).
Thomas stellt daher parallel zu einer Leseart, die sich allein auf die Unterschiede fokussiert, fest: »Diversity refers to any mixture of items characterized by differences and similarities« (Thomas Jr. 1995: 246, zitiert nach Vedder 2003: 18, zitiert nach Heidsiek 2009: 42). Dementsprechend hat sich, flankierend zur Fokussierung allein auf die Unterschiede, eine Lesart von Diversität entwickelt, die trotz bestehender Unterschiedlichkeit auch Gemeinsamkeiten zwischen Menschen hervorhebt.