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Einleitung Teil I

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Der Terminus »Diversität« als Bezeichnung für die Verschiedenheit von Menschen, Gruppen oder Organisationen hat mittlerweile den Mainstream gesellschaftspolitischer Debatten erreicht und ist als Diversitätsmanagement (DiM) in vielen Profit- und Non-Profit-Organisationen etabliert worden. Aus Sicht der Sozialen Arbeit kann es jedoch nicht um ein rein funktionales Verständnis von Vielfalt als ökonomisch relevantes Faktum oder um den politisch-rechtlichen Antidiskriminierungsdiskurs, der bspw. im AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) selektiv einzelne Vielfaltsmerkmale wie Alter, Geschlecht oder Herkunft aufgreift, gehen. Vielmehr muss in einer analytisch-reflexiven Weise die Bedeutung von Diversität bspw. im Sinne einer normativ-regulierenden Einflussgröße bezüglich vorherrschender Normalitätsvorstellungen bei der Anerkennung von Vielfalt und deren Grenzen oder bezüglich der vorherrschenden Gerechtigkeitsvorstellungen innerhalb der Gesellschaft ins Blickfeld genommen werden. Darüber hinaus sind einzelne Betrachtungsebenen der Wirksamkeit von Diversität wie z. B. die Ebenen von Individuum, Gemeinwesen oder Gesellschaft für ein umfassendes und praxisorientiertes Verständnis von Vielfalt entscheidend. Die systematische Kombination von Bedeutungsdimensionen und Ebenen der Relevanz stellt von daher den Kernbestand dieses einleitenden Kapitels dar. Diese Vorgehensweise unterscheidet sich bewusst von anderen Publikationen im Kontext von Diversität und Sozialer Arbeit, die vor allem die Beschreibung von Vielfalt in den einzelnen Differenzkategorien fokussieren, und ist insofern als weiterführende Betrachtungsoption zu sehen. Denn die Frage nach einem professionellen Handeln in Kontexten der Verschiedenheit durchzieht gleichermaßen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Sozialer Arbeit. Dies gilt sowohl für innergesellschaftliche Verschiedenheit wie bei der Verteilung von Reichtum und Armut als auch für den gesellschaftsübergreifenden, globalen Zusammenhang in den Bereichen Migration und Flucht.

Diversität wird in dieser Publikation als analytisch-reflexives Modell konzipiert, das die Akteur_innen der Sozialen Arbeit dabei unterstützt eigene Vorstellungen von »Normalität« und Praktiken der Normalisierung kritisch zu hinterfragen und wertschätzend auf die vielfältigen und spezifischen Bedürfnisse und Ressourcen von Menschen einzugehen. Es leistet somit einen Beitrag zur Weiterentwicklung und zum Erhalt eines demokratischen Gemeinwesens im Sinne der Förderung der Teilhabechancen Einzelner und ist dem Anspruch verpflichtet, dass kein Mensch aufgrund seiner Herkunft, seines Geschlechts oder ganz allgemein der Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen Nachteile und Exklusion erfahren darf.

Im nachfolgenden Modell werden im Sinne eines Überblicks die ausgewählten Bedeutungsdimensionen ( Abb. 1) mit den Ebenen der Wirksamkeit von Diversität sowie möglichen Strategien des Umgangs mit Vielfalt verflochten. Die im Eingangskapitel formulierte Entwicklung des Modells dient als Orientierungsrahmen für theorie- wie praxisorientierte Leser_innen und findet in den Folgekapiteln II und III ihre Anwendung im Kontext von Lernprozessen in heterogenen Gruppen sowie im Bereich der Diversität in NPOs.


Abb. 1: Das Mehrebenenmodell mit Bedeutungsdimensionen (eigene Darstellung)

Bevor auf die verschiedenen Bedeutungsdimensionen, Ebenen und Strategien des Modells im Einzelnen eingegangen wird, werden zunächst im Sinne einer theoretischen Fundierung Rahmenbedingungen und Begriffsannäherungen zu Diversität in der Sozialen Arbeit dargestellt.

Diversität in der Sozialen Arbeit

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