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2.1 Immer tiefer

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2. Kapitel - Der Grauenwald

Auf dem Weg ins Unterholz fing Bajo an, seine merkwürdigen Lieder zu singen und das noch schräger als sonst. Damit wollte er sich etwas beruhigen, doch den Druck in seiner Magengrube konnte er nicht wirklich lindern. Die Öffnung, die er sich ausgeguckt hatte, war tatsächlich ein guter Weg in den Wald gewesen. Nach einiger Zeit wurde das Unterholz aber dichter und Bajo kam nur noch mühsam voran. Er orientierte sich an der Sonne und der geschätzten Tageszeit, um erstmal in Richtung Nordost zu gehen. Die Bäume wurden höher und es wurde dunkler. Wenn Bajo ächzte oder einen Stock zerbrach, ertönte ein dumpfer Widerhall, Vögel hörte er kaum noch. Immer angestrengt den besten Weg suchend und die richtige Richtung schätzend, mühte er sich eine ganze Weile voran. Irgendwann gab es dann immer mehr freie Stellen unter den Bäumen und Bajo konnte halbwegs normal voranschreiten. Trotz der gedämpften Atmosphäre verlor er langsam die Angst und wurde fast fröhlich. „Endlich mal wieder unbekanntes Terrain!“, dachte er und erinnerte sich daran, dass er früher gerne einfach in unbekannte Gebiete in der Umgebung von Kontoria gewandert war. Ohne jemanden zu fragen und querfeldein, wurde er bei seinen Streifzügen ganz euphorisch, denn es gab nur ihn und die unbekannte Welt vor sich. Bajo schaute nach oben, die Sonne war wohl am höchsten Punkt angekommen, also Mittagszeit! In der Ferne sah er eine kleine Lichtung. Als er sie erreicht hatte, setzte er sich auf einen umgefallenen Baum und packte seine Stullen aus. „Ich weiß gar nicht, was die Leute da erzählen, bis auf das Gestrüpp am Anfang ist doch nichts Schlimmes an diesem Wald“, dachte er. „Und wer weiß, vielleicht finde ich ja einen Schatz oder eine Goldader oder auch einen Jungbrunnen!“

Als er eine Stulle aufgegessen hatte und sein Durst gestillt war, verstaute Bajo alles wieder, setzte den Rucksack auf und streckte sich einmal kräftig. „Nun Abenteuer, ich komme!“, rief er und wollte gerade aufbrechen, als es in der Ferne hinter ihm krachte. Bajo zuckte zusammen, sein Körper war vollkommen angespannt und er drehte sich langsam in die Richtung des Geräusches. Er konnte nichts erkennen, dachte an ein Tier, ein Erdferkel oder so, und ging vorsichtig los. „Knack, Krack“, ertönte es etwas näher und auch etwas lauter. Das war jetzt doch zu viel. Bajo rannte los, einfach nur den leichtesten Weg suchend. Aber das Krachen bewegte sich weiter hinter ihm her und schien auch noch näher zu kommen. Panik ergriff ihn. Äste schnitten ihm durch das Gesicht, Wurzeln brachten ihn immer wieder zu Fall und das Unterholz wurde jetzt auch noch wieder dichter. Bajo war schon schweißgebadet. Ihm ging allmählich die Puste aus. „Warum muss ich mich auch immer so vollstopfen?“, jammerte er in sich hinein und spürte deutlich die vielen Pfunde, die er in den letzten Jahren zugelegt hatte. Seine Bedenken wurden von Minute zu Minute stärker, denn es war wohl kaum nur ein harmloses Waldtier, das ihm nachstellte, und verfolgt wurde er, das konnte er sich nicht mehr schönreden. Was war das also? Selbst wenn er manche Gelegenheit nutzte, sich kurz umzudrehen, er konnte nicht die kleinste Kleinigkeit erkennen. An einer stark mit Farn bewachsenen Stelle versuchte er, leise und geduckt und im Zickzackkurs dem ‚Etwas‘ hinter sich zu entkommen. Mit den Kräften am Ende und nach Atem ringend kauerte er an einem Baumstumpf unter einem großen Blatt. Die Geräusche waren jetzt in wechselnder Richtung zu hören, als würden sie ihn regelrecht suchen. Den Gedanken, sich dem, was es auch war, zu stellen, verwarf Bajo unter einem kräftigen Magendrücken gleich wieder. Er hatte sich gerade wieder etwas gesammelt, als ES deutlich näherkam. Bajo nahm seine Flucht wieder auf. In weiterhin gebückter Haltung eilte er unter den Farnblättern hindurch. Als diese immer weniger wurden und sein Rücken mittlerweile unerträglich schmerzte, entschloss er sich, wieder aufrecht zu laufen und fiel sinnvollerweise, in einen Trab, denn so kam er zwar langsamer, aber dauerhaft besser voran als im Spurt. Das mulmige Gefühl, verfolgt zu werden, blieb jedoch den ganzen Nachmittag.

Mal schien er das DING losgeworden zu sein und traute sich sogar, einen Schluck Wasser zu nehmen, mal dachte er beim Wegrennen, dass es gleich zu Ende mit ihm gehen würde.

Irgendwann bemerkte Bajo, dass die Bäume jetzt extrem hoch und dicht waren und zumal es auch noch gegen Abend ging, war es merklich dunkel geworden. Er stolperte immer öfter, da er nicht mehr richtig sehen konnte und natürlich völlig entkräftet war. Zu seinem Glück stellte er fest, dass auch das Ding, welches ihn verfolgte, seine Spur zunehmend häufiger verlor. Als es fast vollkommen schwarz um ihn herum geworden war, schien Bajo das Ungetüm endlich abgehängt zu haben. Er kauerte sich neben einen Busch und versuchte, die Umgebung zu erkennen. In den Wipfeln sah er noch einen helleren Abschnitt und ordnete diesen Westen zu. Bajo stand auf und ging in die für ihn vermeintliche richtige Richtung Nord-Ost. Aber schon nach kurzer Zeit, stakste er nur noch mit nach vorne gestreckten Armen voran, um nicht versehentlich gegen etwas zu laufen. „Es hat keinen Sinn mehr, ich muss mir ein Nachtlager suchen“, beschloss Bajo. Ein Stückchen weiter stolperte er über einen alten, am Boden liegenden Baumstamm und fiel auf einen zweiten, etwas weiter daneben liegenden. Dazwischen hatte sich einiges Laub gesammelt und etwas höher konnte er gerade noch einen großen Farn erkennen. „Das ist es!“, flüsterte Bajo sich zu und nahm vorsichtig seinen Rucksack ab. Er schob ihn weiter unter den Farn, holte die Feldflasche heraus und nahm einen kräftigen Schluck. Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, verstaute er die Flasche gleich wieder, falls er wider Erwarten loshasten musste. Er legte sich längs zwischen die Stämme, lehnte den Kopf an den Rucksack und atmete tief durch. Erst jetzt bemerkte er, dass er völlig durchgeschwitzt war und diverse Stellen an seinem Körper Prellungen aufwiesen oder aufgeschürft waren und brannten. „Oje, was gäbe ich jetzt für eine schöne Dusche und mein Baumhaus“, sehnte sich Bajo. „Also, machen wir doch mal Bestandsaufnahme: Ich habe noch eine Stulle zum Essen. Das Wasser geht zu Neige, es reicht noch für einen halben Tag. Ich bin zwar verschwitzt und geschunden, aber ich habe nichts Ernstes. Für diesen langen Lauf habe ich sogar erstaunlich gut durchgehalten und meine Sachen habe ich auch noch alle. Und das Beste – ICH LEBE NOCH!“ Dafür, dass er eigentlich das Ende hatte erwarten müssen, war Bajo ganz zufrieden. Er fragte sich nur, was das bloß für ein Ungetüm gewesen war, was ihn da die ganze Zeit gehetzt hatte. Lange währten seine Überlegungen jedoch nicht und bald darauf war er eingeschlafen.

Schlagartig riss Bajo die Augen auf, erst wusste er nicht, wo er sich befand, doch bei der ersten Bewegung schmerzte sein Körper und er war wieder im Bilde. Es war stockdunkel und sehr kalt und Bajo hatte keine Vorstellung davon, wie lange er wohl geschlafen hatte. Erst dachte er, die Stimme, die er gehört hatte, wäre eine Erscheinung im Traum gewesen. Doch jetzt hörte er es wieder ganz deutlich – ein ekelhaft blubberndes und schnatterndes Gebrabbel, wie von einem fremden Wesen. Bajo verfiel in Schockstarre und spitzte alle Sinne. Die fast knatternden Geräusche ließen ihn beinahe erbrechen. Dennoch gelang es ihm, sich etwas zu fangen und er drehte sich langsam auf die Seite und krümmte sich ein, soweit es die Baumstämme zuließen. Er zog, so gut er konnte, den Rucksack über seinen Kopf. Zitternd lag er da und überlegte panisch, was er tun sollte. Wegrennen hatte in der Dunkelheit keinen Zweck und noch war sein Versteck nicht aufgeflogen. „Oh, wie widerlich! Oh nein, jetzt kommt mein Ende, nein, so will ich nicht sterben, bitte, alle Götter dieser Erde, lasst mich nicht so sterben“, flehte Bajo innerlich und Tränen fingen an zu fließen. Er konnte das Schluchzen nicht mehr unterdrücken und das musste ihn schließlich verraten haben. In Windeseile raschelte es plötzlich an den Stämmen. Leichte, streichende Berührungen glitten über seinen Körper, als würde ein Jäger seine Beute prüfen. Bajo lag in Todesangst wimmernd da. Er konnte sein Zucken und Zittern kaum noch kontrollieren und je mehr er sich bemerkbar machte, desto lauter und gieriger wurde das unheimliche Schnattern. Dieses Hin und Her hatte seinen Höhepunkt, als er eine Art Klaue in seinem Nacken spürte und sich in Panik quiekend in die Hose machte. Dieses unausweichliche Malheur war jedoch anscheinend seine Rettung, denn mit dem aufsteigenden Gestank lockerte auch das Wesen seinen Griff. Bajo hechelte mit offenem Mund, doch dies bewirkte nur, dass er sich zu allem Überfluss auch noch erbrach.

Da lag er nun in seinem Kot und Erbrochenem und wer gedacht hatte, dass dies das Ende der Qualen war, der hatte weit gefehlt. Bajo erkannte plötzlich eine weitere Stimme und dann noch eine; sie waren fast noch ekelhafter anzuhören als die erste. Die Wesen strichen nun um ihn herum und es kam ihm vor, als würden sie beratschlagen, was sie jetzt mit ihm anstellen würden. Immer wieder spürte er, wie eine Klaue ihn zu packen versuchte, aber dann, nach heftigen Abwehrversuchen seinerseits, doch von ihm ließ. Bajo war nur noch ein einziges Nervenbündel, er konnte weder denken noch besonnen handeln, bei jeder Berührung schlug er um sich, machte sich wieder ein, spuckte oder quiekte oder auch alles zusammen. Er erlitt solche Qualen, wie er sie noch nicht einmal ansatzweise in den schlimmsten Augenblicken seines Lebens erlebt hatte. Als er völlig entleert und nur noch sporadisch zuckend und würgend dalag, spürte er, dass dies nun endgültig sein Ende war. Er erschlaffte am ganzen Körper. Mit letzter Anstrengung öffnete er die Augen einen Schlitz breit und nahm gerade noch wahr, dass der Morgen dämmerte. Dann war da nur noch Schwärze.

Bajo konnte seine Augen nicht öffnen, sie waren von Erbrochenem und Dreck verklebt. Ein ekelhafter Gestank umnebelte ihn und er wusste, dass er wohl noch leben musste, denn wenn dies das Jenseits war, so hätte es doch arge Ähnlichkeit mit einem Jauchegraben. Bajo begann, sich vorsichtig die Augen frei zu machen und spürte gleich einen Schmerz, als er nach oben blickte. Die Sonne stand schon hoch und schien ihm zwischen zwei Bäumen hindurch direkt ins Gesicht. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich aufgerappelt und seine Gedanken sortiert hatte. Sein Hals brannte wie Feuer und er hatte mächtigen Durst. Bajo kramte die Feldflasche hervor und spülte sich zunächst den Mund aus. Dann nahm er vorsichtig ein paar Schlucke und räusperte sich. Er musterte die Umgebung mit seinen verquollenen Augen, aber außer Bäumen und Gestrüpp konnte er nichts Bedeutendes erkennen. Nur außerhalb der beiden Stämme sah er aufgewühlten Boden, eindeutig eine Art von Spuren. „Da war also wirklich was, ich habe schon gedacht, ich drehe durch“, ging es Bajo durch den Kopf. „Uahh, was für ein grauenhafter Gestank, das hält ja nicht einmal ein thalarischer Gaul aus!“, bemerkte er sogleich und hielt sich die Nase zu. Als Bajo endlich mühsam aufgestanden war, rutschen ihm noch ein paar Reste aus der Hose, sodass er förmlich gezwungen war, von diesem besudelten Schlafplatz zu flüchten. Seinem nordöstlichen Ziel folgend schleppte er sich voran. Der üble Geruch stieg ihm bei jeder Bewegung in die Nase und seine nasse, von Fäkalien verdreckte Hose scheuerte ihm die Beine wund. Langsam hielt er es nicht mehr aus und wollte sich schon die Kleider vom Leib reißen, da nahm er ein leises Plätschern wahr. Der erste Lichtblick an diesem Tage, abgesehen von dem schmerzhaften am Morgen.

Bajos Gang wurde schneller und schon kurze Zeit später sah er tatsächlich einen kleinen Bach. Ohne anzuhalten, schritt er weiter in das ersehnte Nass und ließ sich dort fallen, doch das Wasser war eiskalt und so musste er gleich wieder raus. Er zog seine Kleider aus und wagte sich erneut in das nicht besonders tiefe Gewässer. Schnell griff er vom Grund eine Handvoll Kies und rieb damit seinen Körper ab, um dann gleich wieder die Flucht aus dem Eiswasser zu ergreifen. Dieses wiederholte er so oft, bis er sich einigermaßen gereinigt fühlte. Zum Schluss tauchte Bajo mehrfach den Kopf unter und wuschelte dabei durch seine Haare. Nun war ihm jedoch endgültig kalt und er holte die frischen Klamotten aus dem Rucksack, welche tatsächlich einigermaßen verschont und trocken geblieben waren. Die Haare zurückgekämmt setzte er sich auf einen Felsen am Ufer und verschnaufte erst einmal erleichtert. Dann wollte er seine Kleider säubern, die er besudelt hatte. Doch als Bajo den nassen, zerrissenen und stinkenden Haufen sah, wollte er sie nur noch beseitigen. Mit einem kleinen Stock wühlte er eine schon vorhandene Kuhle auf und schaufelte mit einem dickeren Ast die Erde beiseite. Mit zwei weiteren Stöcken nahm er die Dreckslappen auf und stopfte sie in das Loch, welches er danach gleich wieder mit Erde bedeckte, denn er wollte so wenig Spuren hinterlassen wie möglich. Er klopfte seinen Rucksack gründlich aus, verstaute die restlichen Sachen samt Stulle, denn zum Essen war ihm noch nicht wieder, und füllte seine Flasche ein Stückchen flussaufwärts wieder auf. Zum Schluss widmete er sich in einer gründlichen Prozedur seinen Schuhen, denn er hatte nur ein Paar, und stülpte diese dann zum Trocknen über zwei in den Boden gerammte Äste.

Mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt saß Bajo da und versuchte nun auch Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Es war schon Nachmittag geworden und erneut kam ein frischer Wind auf. „Was mache ich bloß hier?“, fragte sich Bajo selbst. „Vielleicht war es doch nicht so schlau, in diesen Wald zu gehen“, begann er an sich zu zweifeln. Er dachte an Tante Nele und was sie wohl jetzt machen würde. Und an seinen Vater. „Der wird kochen vor Wut, wenn ich am nächsten freien Tag nicht auftauche!“, sagte Bajo schelmisch grinsend. Er starrte in den langsam fließenden Bach und wurde immer müder. Die letzten Tage hatten ihn wirklich ausgemergelt, alles tat ihm weh und doch war er froh, wenigstens frisch gewaschen und in trockener Kleidung dazusitzen.

Ein Heulen weckte ihn. Er musste wieder eingenickt sein. Und wieder ein lautes Heulen. Bajo dachte sofort an einen Wolf, obwohl es doch noch ein wenig anders klang. Unter Schmerzen und mit knackenden Gelenken sprang er hoch und beeilte sich, seine noch feuchten Schuhe anzuziehen. Kaum hatte er diese über seine Füße gestreift, hörte er das Heulen wieder, jetzt nur viel näher. Seinen Rucksack schnappend lief Bajo los, doch die Laute kamen aus der Richtung, in die er eigentlich wollte. „Nicht schon wieder“, fluchte er und wich nach Südosten aus, „dieses Mal überlebe ich das nicht!“. Er überlegte sich, in der neuen Richtung wieder aus dem Wald heraus zu flüchten. Das Heulen war weiter in der Ferne und er trabte voran. Mehr und mehr Büsche versperrten seinen Weg und diese waren auch noch voller Dornen. Immer wieder verfing er sich darin und zerriss in der Hektik ein ums andere Mal seine frischen Kleider. Nun hörte er auch noch ein gewaltiges, eigenartiges Bellen, welches einem Wolf nicht ähnlich war. Bajo versuchte, die Geschwindigkeit zu erhöhen, aber durch die vielen Dornenbüsche wurde eher langsamer und schlussendlich zappelte er wie eine Fliege im Spinnennetz darin.

Den Kopf hochreckend suchte er die Umgebung ab und erkannte einen schmalen Pfad, der allerdings wieder in seine ursprüngliche Richtung führte. Bajo hielt inne und lauschte, doch da er im Moment nichts Bedrohliches mehr ausmachen konnte, entschloss er sich, erst einmal dem Pfad folgend dem plagenden Gestrüpp zu entkommen. Mit sehr viel Mühe und etlichen Kratzern gelangte er schließlich wieder auf freien Waldboden. Blut lief ihm an Armen und Beinen herunter, so tief waren die Wunden. Doch das war sein geringstes Problem, denn nun vernahm er, nicht mehr weit entfernt, knackende Äste gepaart mit einem dumpfen Grollen. Bajo hatte nur eine einzige Chance: schräg am nahenden Untier vorbei und dann rennen, bis er zusammenbrechen würde. Und tatsächlich, trotz glitschender Schuhe legte er einen Lauf hin, mit dem er die Meisterschaft der alljährlichen Stadtumrundung Kontorias gewonnen hätte. Die Beschaffenheit des Bodens war gut, nur merkte er jetzt doch einen leichten Anstieg. Sich einigermaßen in Sicherheit wiegend, machte er eine Atempause. „Langsam müsste ich mich der Mitte des Grauenwaldes nähern…“, überlegte er, „…und ich lebe noch!“. Kaum allerdings hatte er diesen Gedanken verinnerlicht, war ihm der Jäger schon wieder auf den Fersen. Und das nicht mehr alleine. Aus zwei Richtungen hörte Bajo sie, als er wieder loshastete: „Die haben mein Blut geleckt, jetzt bin ich geliefert“. Und auch die Nacht kündigte sich schon wieder an. Das konnte kein gutes Ende für den armen Bajo nehmen. Voller Schmerzen setzte er zu einem letzten Lauf an. Immer mehr nach Luft japsend, immer wieder stolpernd und mehr und mehr mit schwindenden Sinnen quälte sich Bajo voran in die Dunkelheit. Er hörte nur noch sein eigenes Stöhnen und Hecheln, als er zusammenbrach, kopfüber in die Tiefe stürzte und einen letzten harten Schlag spürte.

Schattenhunger

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