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Kapitel 9 – Die Kristallhöhle
ОглавлениеEs war inzwischen Mitte September geworden. Die Temperaturen waren noch angenehm für diese Jahreszeit. Der Professor überlegte ob er jetzt noch zu einer Grabung aufbricht oder erst im Frühjahr. Wenn das Wetter weiter so bliebe, könnte man bis Ende Oktober alles erledigt haben. Es ging ja auch um den Platz der gebraucht wurde. Alle Räumlichkeiten waren brechend voll. Der Bau des neuen Museums lief auf vollen Touren. Man hatte sich darauf verständigt, lieber ein großes neues Museum zu bauen und nicht einen neuen Gemeindesaal. Da ja sehr viele Artefakte aus den alten Örtlichkeiten ins neue Museum kommen, könnte man darin einen neuen Gemeindesaal einrichten. Er studierte noch einmal die Landkarte, in dem die Ziele angegeben waren. Zugegeben, sie mussten bis an das Simbische Meer, aber das Gelände war frei von Hindernissen. Es waren gerade zwei Tagesmärsche bis an die Stranddünen an der Küste. Da aber die Dünen sehr groß waren und es viele davon gab, war man auch vom Glück abhängig um die Örtlichkeit zu finden. Keiner wusste was sie in den Dünen erwartete. Am nächsten Morgen war es dann wieder so weit. Sie verabschiedeten sich von allen und brachen mit allem was man brauchte auf in Richtung Sanddünen am Simbischen Meer. Sie kamen ganz gut voran und waren am Abend schon weiter als geplant. Dieses Mal verzichteten sie auf das Lagerfeuer. Als die Sonne unterging lagen alle sechs schon in den Federn. Gegen Mittag des nächsten Tages, erreichten sie die ersten Dünen. Sie bestiegen die größte von ihnen und hielten Ausschau, um sich ein Bild von der Landschaft und ihren Gegebenheiten zu machen. Es war schon beeindruckend was sie sahen, aber auch niederschmetternd. Vor ihnen lagen mindestens fünfzig Dünen. Vielleicht waren es auch mehr, so genau konnten sie das nicht einschätzen, weil es leicht nebelig war und sie nicht weiter sehen konnten. Alle Dünen waren in etwa gleich hoch, aber unterschiedlich in der Länge und Breite. Sie wussten schon, was da auf sie zukommen würde. Leicht frustriert stiegen sie wieder herunter und hielten erst einmal Ausschau nach einem geeigneten Lagerplatz und Feuerstätte. Sie sprachen ewig kein Wort miteinander, so tief saß der Schock über die Größe der Fläche und der großen Anzahl der Dünen. In der Mitte des Gebietes wollten sie das Lager errichten, damit man von dort aus spiralförmig suchen konnte. Der Erste der die Fassung wieder erlangte war Philippe. „Mama Mia beim Klabauter“, fluchte er angemessen der Lage und fügte hinzu: „ Wer hatte diese Dinger dahingestellt. Kein Vogel der Welt brauche so viel Sand und schon gar nicht so hoch. Also Professor, mache einen Schlachtplan, wann und wo fange wir an in große Sandkasten zu buddeln?“ Alle schauten ihn an. Der Professor sagte nichts und zog den Plan aus seiner Tasche, in der alle wichtigen Unterlagen verstaut waren. Er faltete den Plan auf und meinte: „Da, genau da.“ Und zeigte auf das Kreuz das da eingezeichnet war. Kikki schaute ihn an und fragte „Und wo genau ist da.“ Der Professor schaute sich um, nahm das Maßband aus einem der Rucksäcke. Er erklärte ihnen, dass man zuerst einmal eine gewisse Strecke abmessen und abstecken solle, um einen gewissen Maßstab zur Größe des Gebietes zu bekommen. Dazu bräuchte man nur einen Anhaltspunkt auf der Karte nehmen und zu einem anderen Punkt ausmessen, dann könne man das Verhältnis zur Länge ausrechnen. Keiner verstand auch nur ein Wort was der Professor da von sich gab, sie schauten alle nur ratlos aus den Federn. „Wie ich sehe habt ihr in Geometrie nicht aufgepasst, sonst wüstet ihr das. Also wir suchen jetzt einen Lagerplatz, richten alles her, besorgen Holz fürs Feuer und dann messen wir aus. Noch Fragen?“, fragte der Professor. Keiner traute sich eine Frage zustellen, denn niemand wollte sich die Blöße geben um als Blödmann da zu stehen. „Nein Professor, isse alles klar. Wir messe Punkt wo isse in Karte und messe zu andere Punkt in Karte und schon wisse wir isse Kreuz, “ plapperte Philippe einfach drauf los, ohne zu wissen, was er eigentlich da sagte. „Oh, hat er doch aufgepasst in der Schule oder bei Luigi. Vielleicht hat er einfach nur gut geraten?“ Philippe wollte gerade mit Händen und Füßen gestikulierend sich aus der Affäre ziehen, sagte aber dann nur: „Geraten, Glück gehabt.“ Alle fingen an zu lachen und wussten dass sie ihren Mut und Zuversicht wiedergefunden hatten. Der Aufbau des Lagers dauerte heute etwas länger. Man wollte gegen Regen und Sturm richtig geschützt sein. Da aber außer Sand oberflächlich kein anderer Untergrund da war, mussten sie wieder einmal Pflöcke in den Boden rammen, damit alles Sturmsicher war. Auch die Feuerstelle wurde so angelegt, dass kein Wind hineinblasen konnte. Mittlerweile war es schon spät geworden und die Dämmerung zog langsam heran. Der Professor und Philippe setzten noch die ersten Markierungen in Hundert Meter Abständen, während die anderen das Essen und die Schlafstätten richteten. Der Anfang war geschafft. Vierhundert Meter rechts vom Lager und vierhundert Meter links davon hatten sie bereits ausgemessen bis sie wieder zurückkamen. Das Feuer wurde entzündet und sie ließen es sich schmecken. Nach dem Essen erklärte der Professor alles noch einmal ganz genau, auch wie man dann suchen wollte. Alle haben es jetzt verstanden und freuten sich schon auf den nächsten Morgen. Es wurde eine relativ ruhige Nacht. Der Seewind konnte ihnen nichts anhaben, weil sie sich in eine Düne gut eingebuddelt hatten. Auch gegen den Landwind waren sie so geschützt. Alles war perfekt, bis auf die Tatsache, dass man noch kein Schimmer hatte wo das Kreuz war und wonach sie suchen mussten. Wenn sie Glück hatten ist es genauso wie auf der Insel Loma. Da hatten sie ja auch an einer Düne gesucht. Zugegeben sie war wesentlich kleiner und man kannte den Ort des Versteckes, aber es war immerhin eine Düne und damit hatte man sozusagen Erfahrung. Es war ein ungemütlicher Morgen geworden. Der Wind blies ordentlich aus nordöstlicher Richtung. Der Wind war nicht so schlimm. Schlimmer war der Sand welcher unablässig mit geweht wurde. Als sie an die letzte Markierung des gestrigen Abends kamen, stutzte der Professor. „Philippe, wie weit hast du den Pflock eingeschlagen?“, fragte er ihn. Der antwortete: „Genauso tief wie die anderen davor, nicht tiefer.“ Alle sahen, dass der Pflog etwa zehn Zentimeter tiefer im Boden versenkt war als die anderen zuvor. Der Wind hatte den Sand hierher geweht und den Pflock praktisch tiefer gelegt. Der Professor schaute alle an und sagte ganz trocken: „Das sind Wanderdünen. Wir müssen uns etwas Neues einfallen lassen, denn wie es aussieht haben wir jetzt keinen festen Punkt mehr, mit diesen Dünen.“ Sie gingen zurück ins Lager. Zimba war sich nicht ganz sicher und fragte noch einmal nach: „Wieso funktioniert das nicht mit der Vermessung? Die Dünen wandern zwar, aber das Versteck bleibt doch an seiner Stelle oder nicht?“ Und genau das war das Problem. Sie wussten ja nicht, um was es sich handelte. Wenn es eine Kiste oder Fass oder was auch immer handeln würde, wird es mit Sicherheit auch mitgenommen von den Dünen. Ist es aber ein feste Einrichtung, also ein Bau, Höhle oder Haus, dann bleibt es immer am selben Ort und nur die Dünen würden darum wandern. „Um das zu überprüfen bräuchte man einen festen Punkt. Da die Dünen aber jetzt kein fester Punkt mehr sind, haben wir ein großes Problem, “ sprach der Professor und trank einen kräftigen Schluck Nektar. Betroffenes Schweigen machte sich breit. Sie waren mit ihrem Latein am Ende. Das Geheimnis von Simbara würde für immer unentdeckt bleiben. Schade, aber sie hatten es wenigstens probiert und sind sehr weit gekommen und hat viele neue Erkenntnisse über Simbara gebracht. Sie hatten viel Nützliches gefunden und eine neue Welt entdeckt. Die Welt war zwar die Vergangenheit, aber ohne Vergangenheit, gibt es keine Zukunft. Mitten in diesen Gedankenspielen der Schnäbler, sprang Philippe auf. Er sagte ganz aufgeregt zum Professor: „Du brauche einen Punkt um zu wissen wo du bist, ich bringe dir Punkt.“ Er ging zur Kartentasche und zog die Karte mit den Längen- und Breitengradeinteilungen heraus. Dann ging er zu seinem Rucksack und entnahm den Kompass und Sextanten. Dann sprach er weiter: „Mit dem werde ich dir bringen, jeden Punkt auf der Welt. Egal wo ich bin, kann ich immer sagen, hier auf dem Punkt bin ich von Landkarte. Ich habe es dir doch gesagt Kikki als du die Sachen ausgepackt hast. War in der Kiste mit großem Geweih, wo du so viel Angst gehabt hast. Wisse du nicht mehr?“ Und Kikki antwortete: „Natürlich weiß ich das noch, aber das man das damit machen kann, habe ich ja nicht gewusst.“ „Professorchen, wer hatte jetzt nicht aufgepasst in Schule von Luigi?“, fragte er den Professor. Der wiederum lachte und sagte: „Das Ding ist ein Geschenk des Himmels“, und Philippe sprach dazwischen „Nicht Geschenk von Himmel, sondern Geschenk von Luigi.“ Jetzt fingen alle an zu lachen. Philippe erklärte jetzt allen was er tun musste um die genaue Position zu bekommen. Er und der Professor machten sich auf den Weg Richtung Strand, welcher fünfhundert Meter vor ihnen lag. Philippe hatte den Kompass und ging in Richtung Norden bis er am Strand war. Jetzt nahm er den Sextanten heraus und blickte durch ein Glas und begann daran zu schrauben und zu drehen. Er notierte sich etwas und blickte nun in die andere Richtung und notierte wieder etwas. Das wiederholte er noch zweimal. Dann nahm er ein Lineal und verband die notierten Koordinaten miteinander und an der Schnittstelle der Linien, hatte er jetzt seinen Punkt. Er las diese Koordinaten ab und rechnete ungefähr fünfhundert Meter in südlicher Richtung zurück, und hatte den genauen Punkt, in dem das Versteck oder was es auch immer sein musste, Vorausgesetzt das Ziel hatte sich nicht bewegt. Der Professor sah ihm erstaunt zu und fragte ihn als er fertig war: „Wann kann ich bei dir in die Schule gehen, ich möchte das auch lernen?“ Philippe lächelte und erwiderte: „Klar, wenn du mir Altschnäbisch beibringst.“ Sie gingen zurück und Philippe bekam gleich die erste Lektion in Altschnäbisch. Der Professor sagte ihm einen Satz den er immer wieder nachsprechen musste. Als sie am Lager ankamen konnte er ihn auswendig. Stolz rezitierte Philippe den Satz. Alle schauten ihn an. „Und was heißt das?“, fragte Kira. Philippe: „Keine Ahnung, habe ihn jetzt gerade gelernt, musst du Professor fragen.“ Der Professor schmunzelte und sagte: „Manche lernen es nie, doch ich lerne es noch später.“ Die Meute fing lauthals an zu lachen, auch Philippe. Sie liefen jetzt auf den Punkt zu, den Philippe ermittelt hatte. Da war aber keine Düne, sondern nur ein kleiner Grashügel. Philippe zweifelte langsam an der Richtigkeit seiner Messungen und überprüfte noch einmal alle Daten. Dieses Mal, zeichnete er alle Daten in den Original Plan der im Katama See lag ein. Er kam wieder zum selben Ergebnis wie beim ersten Mal. Die Kreuze stimmten überein. Doch hatte er auf dem Original vergessen die fünfhundert Meter dazu zu geben. Er nahm den Kompass und lief jetzt in südlicher Richtung, genau fünfhundert Meter und blieb auf einem großen Sandhügel stehen. „Melde, Herr Professor, das isse die richtige Position“, sagte er siegessicher und fügte hinzu: „Kein Zweifel, einhundert Prozent.“ Kira legte die Hand an die Stirn und salutierte wie beim Militär und sprach ganz laut: „Jawohl Herr Navigator, wegtreten zum schaufeln“, und Philippe gehorchte aufs Wort. Sie holten die restlichen Schaufeln und Körbe und gruben ein Loch mit zwanzig Meter Durchmesser. Sie waren gerade mal einen Meter tief gekommen, als Samir auf Widerstand stieß. Er probierte es mehrfach aber immer mit dem gleichen Ergebnis. Die anderen versuchten es jetzt in unmittelbarer Nähe von ihm und gruben dort weiter. So nach und nach spürte jeder von ihnen Widerstand. Sie weiteten den Kreis um zwei Meter aus und gruben bis jeder von ihnen Widerstand hatte. Egal was es war, auf jeden Fall keine Pyramide, das war sicher. Es sah aus wie ein Felsbrocken der immer größer wurde. Alle waren gespannt darauf, wie groß das Objekt insgesamt wird. Jetzt hatten sie die zwanzig Meter schon überschritten und waren bestimmt schon fünf Meter tief. Der Professor erinnerte an die Pyramiden, bei denen der Sand eingestürzt war. Also mussten sie jetzt erst einmal den Ring um fünf Meter pro Seite verbreitern, sodass sie jetzt bei dreißig Meter Durchmesser lagen. Philippe meinte inzwischen nur: „Hoffentlich hat es keine Treppen.“ Und es hatte keine Treppen. Es ging tiefer und wurde breiter. Sie mussten den Ring noch einmal erweitern, zu groß war das Risiko, dass der Sand zurückrutschen könnte. Weitere fünf Meter folgten. So langsam kamen sie an ihre körperlichen Grenzen. Sie hatten ja schon einmal unliebsame Erfahrung mit dem „Muskelkätzchen“ gemacht. Sie legten jetzt alle zwanzig Minuten eine Pause ein. So langsam dämmerte es schon ein wenig und sie machten Schluss mit dem Graben. Der eine oder andere Muskel schmerzte ihnen schon, aber sie hatten ja von Schwester Pina ein Mittel dabei. Was sie nicht wussten, dass es nur einfacher, getrockneter Fruchtzucker war. Alle nahmen die Tabletten und fühlten sich gleich besser. Ach ja, der Glaube versetzt eben doch Berge. Sie hatten jetzt aber richtig Hunger gehabt. Die Dunkelheit brach herein, das Feuer loderte und sprang hin und her. Bei einem Glas Fruchtnektar, besprach man noch einmal das erlebte und ließ damit den Abend ausklingen. Es war jetzt recht kühl geworden. Sie störte das nicht weiter, weil sie durch ihr Gefieder optimal dagegen geschützt waren. Morgens ging es weiter mit der Grabung. Zuerst erweiterten sie wieder den äußeren Ring, um den Druck auf die unteren Sandschichten zu nehmen. Da sie jetzt schon über fünf Meter tief waren, musste einiges Material aus dem Loch weggebracht werden. Erst jetzt konnten sie wieder gefahrlos tiefer graben. So langsam wurden sie unsicher, ob sie überhaupt an der richtigen Stelle waren. Nicht auszudenken wenn man an der falschen Stelle gegraben hätte. Die Zeit fürs ausheben und wieder zuschütten wäre verloren gewesen. Drei Tage für nichts. Und wo sollten sie dann suchen? Jeder flehte innerlich um ein kleines Zeichen das sie an der richtigen Stelle sind. Ihr flehen, wurde scheinbar erhört. Kira war es, die auf eine Art Platte stieß. Sie schaufelte alles frei und fächerte mit ihrem Flügeln die Inschrift sauber und rief die anderen zu sich. Auf der Platte stand etwas auf Altschnäbisch. Sie jubelten alle vor Freude. Erleichtert über ihren Fund, ging man daran die Platte zu säubern, damit man die Schrift besser lesen konnte. Der Professor holte sein Buch und kopierte es dort hinein und ging gleich an die Übersetzung, während die anderen eine Essenspause einlegten. Nach einer Weile kam der Professor wieder zurück und erzählte ihnen was auf der Platte steht. „Hier steht, dass Gerechtigkeit und Liebe genauso wichtig sind, wie essen und trinken. Aber eine Heimat und seine Identität sind auch ein hohes Gut, dass man schützen muss. Zusammen ist es der Eintritt für die Zukunft der Schnäbler. Wer alle Voraussetzungen erfüllt, wird auch Einlass bekommen, in die Welt der Kristalle. Mit Mut und Fleiß überwindet man Ängste,“ übersetzte er. Sie schauten sich an und keiner von ihnen hatte eine Idee, was diese Sätze bedeuten könnten. Kikki hatte den Besen noch in der Hand und spielte damit herum und fegte so aus Jux die Platte ganz sauber, sodass die gesamte Fläche zu sehen war. Es fiel ihr auf, dass an der vordersten und hintersten Kante je drei kleine Schlitze waren. Sie schenkte ihnen zuerst keine Beachtung und fuhr mit dem Besen noch einmal darüber, weil in den Vertiefungen immer noch etwas Sand lag. Philippe beobachtete sie aufmerksam und fragte sie dann: „ Was machst du da eigentlich? Mache du den Tanz mit die Besen wie alte Hexe in Märchen, oder wolle du darauf reiten, oder streichelst du da Sandflöhe?“ Jetzt erst merkten die anderen was Philippe überhaupt damit meinte. Der Professor kniete sich nieder und betrachtete sich den Schlitz den sie gerade sauber fegte. Er drehte sich um und zählte die Schlitze ab. „Hier sind sechs Schlitze, drei vorne und drei hinten. Das ist mit Sicherheit kein Zufall, “ sagte er nachdenklich. Samir sprang auf und deutete auf die Schlitze und meinte: „Da passen bestimmt die Münzen herein, die wir beim Siegel gefunden haben. Stand dort nicht auch etwas von Essen und Trinken, Liebe und was weiß ich noch alles, vielleicht sollten wir sie da hineinstecken, wenn sie hineinpassen und es passiert was, ist es gut, wenn nicht – dann nicht.“ Der Professor lächelte ihn an und ging zum Lager um die Münzen zu holen. Zurück gekommen, packte er die Münzen aus und verteilte sie. Jeder nahm seine Münze und setzte sie in einen der Schlitze. Sie warteten eine Weile angespannt, aber nichts passierte. „Das war wohl nichts, wäre zu schön gewesen“, meinte Zimba achselzuckend. Philippe zog eine nach der anderen heraus und betrachtete sie prüfend. „Vielleicht Muße alle in einer bestimmte Richtung, oder Reihenfolge oder beides eingesetzt werden“, sagte er zu den anderen und fuhr fort: „Was steht genau auf dem Stein hier?“ Der Professor las noch einmal alles vor. Sie hörten ihm sehr genau zu. Philippe weiter: „Also als erste isse Waage, als zweite isse Liebe, dann stehen essen und dann trinken, dann komme Haus und zum Schluss die Sterne. Das wäre die Reihenfolge wie da steht.“ Er sortierte die Münzen in dieser Reihenfolge und fing von links oben bis nach rechts unten sie einzusetzen. Gespanntes warten. Nichts passierte. Der Professor zog sie wieder heraus und setzte sie einfach um einhundertachtzig Grad gedreht wieder herein. Wieder warten – wieder nichts. Sie probierten eine Möglichkeit nach der anderen aus, doch nichts geschah. Jetzt blieb nur noch eine Variante übrig. Jeder steckte seine Münze hinein und plötzlich machte es einmal leise „Klack“. Sie hatten nicht bemerkt woher es kam. Es konnte eigentlich nur von der Felswand, die sie bis zur Platte freigelegt hatten, hergekommen sein. Philippe und Samir standen am nächsten an der Wand. Sie drehten sich um und wollten gerade die Wand absuchen, ob man dort etwas sehen konnte, da machte es wieder „Klack“. Sie wichen einen Schritt zurück und schauten nur gespannt auf die Wand. Nach einigen Sekunden wieder „Klack“ und Philippe hob die Finger und sagte ganz leise „Drei,“ dann wieder „Klack“ und „Vier,“ noch einmal „Klack“ und Philippe „Fünf“ und ein letztes Mal „Klack.“ Er kam nicht dazu um sechs zu sagen, als mit großem Getöse ein Stück der Wand erst nach hinten ging und dann nach unten klappte. Eine große Staubwolke kam aus der Öffnung heraus und der Wind verteilte sie zugleich in alle Richtungen. Man bekam den Eindruck, dass der Felsen brennen würde. Nach einer Weile hatte sich der Staub gesetzt und es herrschten wieder klare Verhältnisse. Vorsichtig näherten sich die Schnäbler der frei gegebenen Öffnung im Felsen. Man konnte groß nichts sehen, weil es innen kein Licht gab. Also beschlossen sie die Lampen und andere nützliche Sachen zu holen, aber vorher wollte man sich noch einmal stärken. Bevor sie zurückgingen zogen sie aber die Münzen aus den Schlitzen, zu wertvoll waren sie für die gesamte Mission. Nach dem Essen machten sie sich auf den Weg um dem Berg sein Geheimnis zu entlocken. Dort angekommen zündeten sie die Lampen an und blickten zum ersten Mal in den, jetzt voll erleuchtetem, Eingang des Berges. Sie tasteten sich langsam durch einen schmalen Gang der etwas bergab ging. Der Gang endete nach etwa zwanzig Metern und führte auf eine Art Plateau, welches sich halbkreisförmig auf eine Länge von zehn Metern erstreckte. Man sah nicht weiter, als bis zum Ende des Plateaus, dahinter war alles schwarz. Wie sie an den Rand des Plateaus kamen, wussten sie auch warum. Soweit das Auge reichte, sah man in einen tiefen schwarzen Abgrund. In der Mitte des Plateaus, hing eine schmale Hängebrücke, die auf die andere Seite des Berges ging. Sie war um die fünfzig Meter lang und sah nicht gerade vertrauenserweckend aus. Die Seile sahen zwar sehr stabil aus, aber der eine oder andere Faden war schon gerissen und stand seitlich ab. Auch die Holz-Dielen in der Mitte, als Tritt versehen, sahen schon etwas älter aus. „Jetzt wisse ihr warum da steht mit Mut komme weiter, wer geht als nächster?“, fragte Philippe frech. „Halt, Halt, Halt“, sagte der Professor und sprach weiter: „Ohne Sicherungsseil geht hier keiner rüber.“ Da meldete sich Kikki zu Wort: „Vielleicht müssen wir gar nicht darüber, sondern da runter.“ Philippe schaute sie nur an und fügte hinzu: „Vielleicht sollten wir die Triwies holen, ihnen je eine Petroleumlampe um den Schnabel binden und die fliegen dann darunter und die schaue dann wasse ist da unten los. Oder sie fliegen darüber mit eine zwanzig Meter lange Seil und binden es dort drüben fest und wir balancieren dann hinüber. Ja Schwesterlein, das müsse schon wir machen und die Brücke isse mit Sicherheit der einzige richtige Weg.“ Alle wussten, dass er Recht hatte. Wenn sie weiter kommen wollten, mussten sie über diese wackelige Brücke gehen. Wie lautet das Sprichwort „Der Weg, ist das Ziel“ Der Professor nickte zustimmend und holte ein langes Seil aus einem der Rucksäcke. „Wolltest du nicht als erster gehen, Philippe?“, fragte ihn Kira. Philippe schluckte kräftig und sagte etwas leise: „Wenn es sein musse, gehe ich für König und Königin in die Schlacht und werde kämpfen wie Löwe, werde meine Leben Simbara zu Verfügung stellen und …“ Weiter sprach er nicht, weil er bemerkte das Zimba sich schon auf den Weg gemacht hatte, während ihn Kikki und der Professor sicherten. Kikki imponierten dieser Mut und diese Entschlossenheit und dachte sich dabei „Was für ein Schnäbler Mann.“ Es war eine wackelige Angelegenheit. Die Hängebrücke wankte bei jedem Schritt, den Zimba machte, seitlich und nach vorne, hin und her. Zimba drehte sich mitten auf der Brücke um und signalisierte mit dem Daumen nach oben das alles in Ordnung ist. So lief er über alle Tritte der Brücke und prüfte auch deren Festigkeit. Als er dann endlich auf der anderen Seite ankam, war er sichtlich erleichtert. Ein paar Schweißperlen hatte er auch auf der Stirn, aber nicht aus Angst, nein, nein, nur der Anstrengung wegen, wie er später meinte. Es war schon ein Höllenritt über diese Brücke zu gehen. Nicht nur das wackeln, sondern auch die Tatsache, dass es da mindestens tausend gefühlte Meter abwärts ging. Jetzt sagt ihr bestimmt Vögel haben doch keine Höhenängste. Das ist ja auch richtig bei denen die fliegen können, aber Schnäbler fliegen nun mal nicht durch die Lüfte weil sie es nicht können. Einer nach dem anderen tastete sich jetzt auf die andere Seite, zuletzt ging der Professor, der alle bis zum Schluss noch gesichert hatte. Damit er auch eine Sicherung hatte, knotete er das Seil an einem Balken, der vor der Brücke in den Boden eingelassen war. Alle waren schadlos auf der anderen Seite des Abgrundes gelangt. Diesmal standen sie auf einem kleinen Felsvorsprung, dessen Ende in einen schmalen Tunnel führte, der aber groß genug war um bequem darin zu laufen. Der Tunnel führte leicht bergab, und drehte sich nach rechts hinunter. Nach einhundert Metern kamen sie in einen kleinen Raum, deren Ausgang mit einer Tür versperrt war. Mitten in der Tür war wieder ein Ornament angebracht, identisch mit dem in der Wald Villa. Dieselbe Prozedur wie dort, Medaillon hineinsetzen drücken und herausnehmen und Simsalabim öffnete sie sich unter lautem quietschen. Auf sie wartete schon der nächste Tunnel der in etwa genauso lang war, wie der vorherige. Und wieder ging es rechts herum, abwärts. Am Ende dieses Tunnels erwartete sie eine Art Gewölbe, an deren Ende runde Säulen standen. Sie waren ca. einen Meter im Durchmesser, hatten aber noch genügend Platz, dass man seitlich daran vorbeisehen konnte. Alle Säulen hatten eine runde Vertiefung in die genau eine der Münzen passte. Der Professor probierte die Münzen in beliebiger Reihenfolge durch, bis eine die Richtige war. Wie von Geisterhand bewegte sich die Säule nach unten. Zwischen ihr und der nächsten Säule war ungefähr achtzig Zentimeter Zwischenraum. Der Professor wollte schon losgehen, aber eine innere Stimme mahnte ihn zur Vorsicht. Er schaute noch einmal auf den Boden, um die Säule als Trittfläche zu nehmen. Aber da war keine Säule mehr, sondern nur noch dichter Nebel, der auf dem Boden lag. Er schlug mit seinen Flügeln, um den Nebel zu verteilen. Als der Nebel sich dann lichtete, traute er seinen Augen nicht was er da sah. Die doch massiven Säulen standen da wie Zahnstocher in der freien Landschaft. Er leuchtete mit einer der Lampen ins dunkle. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er sprang wieder zurück um mit den anderen zu beraten, wie sie weiter vorgehen sollten, da fuhr auch gleich wieder die Säule hoch. Sollten sie jetzt zurückgehen und noch einmal alles zu überdenken? Oder sollten sie jetzt solange weiter machen bis sie am Ziel waren? Es war eine schwierige Entscheidung die sie treffen mussten. Sie überprüften noch einmal ihre ganze Ausrüstung, vor allem das Öl für die Lampen, denn es musste es auch für den Rückweg reichen, schließlich war es hier ja stockdunkel ohne das Licht der Lampen. Ihrer Berechnung nach würden sie noch einen Tag reichen. Einen halben Tag hatten sie bis hierher schon gebraucht. Zugegeben, der Rückweg ist einfacher, aber es geht viel bergauf. Es würde auf jeden Fall knapp werden, aber dieses Risiko wollten und konnten sie nicht eingehen. So beschlossen sie noch einmal zurückgehen. Sie taten gut daran. Es dauerte doch länger als sie geglaubt hatten. Bis sie aus der Höhle herauskamen, war es schon nach Mitternacht und sie hatten den Fußmarsch zum Lager noch vor sich. Zügig liefen sie in Richtung Lager. Philippe mit dem Kompass in der Hand, den Weg weisend voran. Als sie kurz vor der Düne waren, in der sich das Lager befand, wurden sie Zeuge eines grandiosen Himmelsschauspiels. Es war ein riesiges Spektakel was sich am Himmel abspielte. Der Himmel fing an zu glühen in orangen und gelben Tönen. Dann wurde es grün bis hin zu blauen Farben. Alles bewegte sich wellenförmig hin und her. Es war wirklich ein atemberaubendes Schauspiel am Himmel. Sie sprachen eine Zeit lang kein einziges Wort so fasziniert waren sie von diesem Ereignis, nur Philippe brachte ein „Gütiger Klabauter“ hervor. So wie es gekommen war, so schnell hörte es auch auf. Was sie da sahen, hatte alle überwältigt. Kikki fragte als erste: „Was war das?“ Alle blickten den Professor an. Der hatte das, wie sie alle, zum ersten Mal gesehen. Wenn er sich richtig erinnerte, konnte es nur das sogenannte Polarlicht sein. Er hatte darüber, in einem seiner schlauen Bücher gelesen. Er räusperte sich und erklärte: „ Ich bin mir nicht sicher, aber ich schon darüber gelesen. Dieses Phänomen hängt mit der Sonne zusammen. Wenn die Sonne große Mengen an Energie ins All schleudert, trifft es irgendwann auf die Erde. Da die Erde aber ein Magnetfeld hat, treffen diese Teile nicht direkt auf die Erde, sondern werden durch das Magnetfeld bis zu den Polen weitergeleitet, wo sie dann anfangen zu glühen. Hat mit Strom oder geladenen Teilchen zu tun. Werde alles noch einmal nachlesen und es euch in der nächsten Unterrichtsstunde genauer erklären.“ Sie gaben sich mit dieser Erklärung für den Moment zufrieden, wollten aber unbedingt mehr darüber wissen. Angekommen im Lager, entzündeten sie das Feuer und aßen und tranken noch etwas. Man diskutierte noch eine Weile über den morgigen Tag und das Polarlicht. Alle waren müde, schließlich war es ein ereignisreicher und anstrengender Tag gewesen. Sie überprüften ihre Ausrüstung und nahmen Öl für zwei Tage mit. Wieder standen sie am Eingang und das ganze begann von vorne. Die Hängebrücke löste immer noch ein flaues Gefühl im Magen aus, aber sie überquerten die Brücke zügiger, als beim ersten Mal. Irgendwann standen sie wieder vor den sechs Säulen, die es galt zu überwinden. Diesmal legten sie fest in welcher Reihenfolge sie gehen wollten. Zuerst der Professor, dann Samir, als drittes war Kikki dran, Zimba, Kira folgten. Das Schlusslicht war Philippe, der alles genau beobachtete und im Falle eines Problems sofort Alarm schlagen sollte. Sie hatten sich zwar angeseilt, wussten aber nicht ob es was nützte, im Falle dass die Säulen nach dem Verlassen wieder hochfahren würden. Der Professor setzte die erste Münze ein und löste beim herausnehmen den Kontakt zum senken der Säule aus. Bis hierher war alles wie gehabt. Er stieg auf die erste Säule, drehte sich herum und gab die Münze an Samir weiter, für den Fall das die Säule beim Verlassen wieder heraufgeht. Dann setzte er die zweite Münze in die zweite Säule ein. Nichts geschah. Warum geht es nicht dachte er für sich und schaute noch einmal die Münze an. Klar sagte er zu sich, konnte ja nicht gehen, war falsch herum eingesetzt. Er wendete die Münze und drückte sie herein und nahm sie wieder heraus. Sie senkte sich und er konnte auf die nächste gehen. Als er auf der zweiten stand, ging die erste wieder hoch. So wie es aussah, musste jeder seine Münze an den Hintermann weitergeben und den Mechanismus erneut auslösen um auf die nächste Säule zu gelangen. So ging es weiter, Säule für Säule bis alle sechs auf einer von ihnen stand. Der Professor setzte mit einem Sprung auf die andere Seite und hatte wieder festen Boden unter den Füßen. Als er sich umdrehte sah er, dass die Säule nicht wieder hoch fuhr, wie die anderen zuvor, sondern unten blieb. Samir stieg auf die letzte Säule und auch diese ging nicht hoch. Bei den restlichen war es genauso, alle blieben unten. Sie waren heil auf der anderen Seite angekommen und sie klatschten sich erst einmal ab. Das hatten sie geschafft. Und weiter ging es, wieder ein Tunnel, dieses Mal ging es linksdrehend nach unten. Die Wände sahen aber dieses Mal anders aus. Wenn man sie so betrachtete glaubte man sie wären nass, weil sie im Licht der Öllampen so glänzten. Berührte man aber die Wand, war alles staubtrocken. Es sah alles etwas bizarr aus, Wände die nicht nass waren, aber so aussahen und glänzten wie eine Speckschwarte. Nach einer Weile kamen sie wieder in ein Gewölbe. Diesmal sah es aus wie eine Empfangshalle. Rechts und links standen achteckige Säulen, die bis zur Decke gingen. Es sah so aus als wurden sie aus einem Stück aus dem Fels gehauen, weil man keinen Ansatz oder Fuge sah. Es waren wieder sechs Stück, drei zu jeder Seite. Dann kamen einige Stufen und mehrere Rundbögen verzierten oder stützten den Raum. Je weiter sie gingen, desto heller wurden die Wände und sie hatten das Gefühl es würde immer heller werden, obwohl sie keine zusätzlichen Lampen angezündet hatten. Im Gegenteil. Sie löschten jetzt zwei Lampen und es blieb immer noch so hell wie vorher. Zur Dokumentation skizzierte der Professor alles grob und lief weiter. Noch immer ging es bergab. Nach Schätzung des Professors waren sie seit dem Einstieg in die Höhle bestimmt fünfzig Meter tiefer. Auch wärmer ist es geworden, sie kamen so langsam ins schwitzen und breiteten ihre Flügel etwas auseinander und fächerten sich so kühlere Luft an die Haut unter den Flügeln. Der Flur war hier zu Ende und führte die Schnäbler in eine dunkle muffig riechende, feuchte Höhle. Sie mussten wieder ihre Lampen anzünden, weil sie fast nichts mehr sahen. Im Scheine des Lichtes erkannten sie, dass diese Wände wirklich feucht waren und aus allen Ecken hörte man Tropfen aufschlagen, wie bei einem Wasserhahn, der nicht richtig verschlossen war. Je weiter sie hineingingen, desto lauter und feuchter wurde es. Von den Decken hingen Stalagtiten herunter die teilweise fünfzehn Meter und mehr lang waren und einen Durchmesser von mindesten fünf Meter hatten, sich aber von oben nach unten auf null verjüngten. Der Ponton dazu lag direkt darunter, es waren die Stalagmiten, die regelrecht nach oben wuchsen und die gleichen Ausmaße hatten. Das Tropfwasser sammelte sich in einem kleinen Rinnsal und floss bis in die Mitte des Raumes, wo es dann in einen kleinen See floss. Das Wasser war glasklar und schmeckte sehr erfrischend. Da es außerhalb der Höhle so warm war, beschlossen sie ein kühlendes Bad zu nehmen. Nach dem Bad gingen sie slalomlaufend um die Stalagmiten, bis an das Ende der Tropfsteinhöhe. Da war aber nichts mehr. Nur schroffe, bizarre Wände aus Kalkstein, welche feucht und glitschig waren. Hier ging es auf keinen Fall weiter. Das war, wie man so schön sagt „das Ende der Fahnenstange“. Die Tropfsteinhöhle war eine Sackgasse, sie mussten wieder zurück bis zur großen Eingangshalle mit den sechs Säulen. Zur gleichen Zeit flog Golan Gabrius mit den zwei Triwies Gali und Maldo als Passagiere ins Hügeldorf. Diesmal musste er nicht vor dem Dorf warten, sie kannten ihn jetzt vom Fest im Waldland. Den ersten Schnabelvogel den er sah war Opa Boll. Sie begrüßten sich und hielten Small Talk. Der Golan wollte zum Dorfältesten Onkel Bartus und Opa Boll brachte ihn hin. Er zeigte ihm das neue Gemeindezentrum und führte ihn voller Stolz gleich herum. Golan Gabrius war erstaunt über die neue Architektur die das Gebäude hatte und meinte nur das er auch einmal mit seinem Bürgermeister über ein neues Gemeindehaus sprechen müsse. „Weswegen ich überhaupt hier bin“, sagte er und fuhr fort: „Ich habe an unserem Fest versprochen das wir bestimmte Anbaumethoden, Rezepte und der gleichen austauschen sollten. Ich habe hier einige Samen mitgebracht, sowie die Beschreibung des Anbauens. Auch von Nutzbäumen mit Früchten und Nüssen ist etwas dabei. Falls es noch Fragen dazu geben sollte, steht unser Wald- und Feldanbauer jederzeit zur Verfügung.“ Man merkte sofort, dass Golan Gabrius Jurist war. Seine Ansprache klang wie ein juristisches Schreiben an die Gegenpartei. Er bemerkte es erst, als der Bürgermeister die Bemerkung machte: „ Und mit kollegialen Gruß verbleibe ich etc. etc. etc.“ Alle drei fingen an zu lachen und Golan entschuldigte sich für das Bürokraten Geschwätz. Onkel Bartus schickte dann die zwei Triwies, Gali und Maldo, hinaus vors Dorf, um ihren Anbauer Flasus zu holen, weil er ja auch einige Samen und Schreiben vorbereitet hatte. Die zwei flogen gleich los um Flasus zu holen. Derweil setzten sich Golan, Opa Boll und der Bürgermeister auf die neuen Sessel, die das Gemeindezentrum bekommen hatte. Der Bürgermeister machte einen Pfefferminztee, den der Professor von seiner letzten Grabung mitgebracht hatte. Stolz fügte er beim servieren hinzu, dass sie den Tee jetzt selbst anpflanzten. „Das Rezept sowie der Anbau sind auch in den Unterlagen, die Anbauer Flasus gerichtet hat“, meinte der Bürgermeister und der Golan nickte wohlwollend dazu. Opa Boll war das egal, Hauptsache der Tee schmeckte und war nicht zu heiß. Nach einer Weile kamen die Triwies mit Flasus wieder zurück. Der hatte die Unterlagen mitsamt den Samen gleich mitgebracht. Flasus erklärte dem Golan was er alles aufgezeichnet hatte, welche Früchte und Körner, wann und wo man sie am besten anpflanzen sollte und, und, und. Der Golan unterbrach Flasus und meinte: „Es ist wohl besser, wenn zwei Profis die vom Fach kommen sich unterhalten. Ich als Laie kann da nicht mithalten, das sind alles spanische Dörfer für mich. Also mein Vorschlag wäre, dass unser Wald- und Feldanbauer Kotosch und sie mein lieber Flasus, euch persönlich über Anbaumethoden und Rezepte unterhalten solltet. Wenn ihr Zeit habt, kommt ihr in den nächsten Tagen zu uns, dann könnt ihr euch in aller Ruhe austauschen. Wenn ihr noch den einen oder anderen Kollegen mitbringen wollt, ist das auch kein Problem.“ Sie verabredeten sich aufs Wochenende und Ahlic und Tartan sollten auch mitgehen. Ahlic sollte sich mit der Vergärung von Früchten und Gemüse befassen und Tartan mit dem Anbau von Bäumen, Stauden und Sträuchern. Flasus selbst sollte sich um alle Feldfrüchte und Tee kümmern und alles beaufsichtigen. Flasus und Opa Boll gingen. Golan und der Bürgermeister liefen dann ins Archiv oder jetziges Museum hinüber. Golan Gabrius staunte nicht schlecht, als er einige der Fundstücke aus den anderen Grabungen sah. Jetzt verstand er den Professor umso besser, dass er unbedingt den Zusammenhang aller Gegenstände herausfinden wollte. Es lag eindeutig auf der Hand, das alles zueinander gehörte und alles ineinandergriff. Als er die Landkarten sah begriff er, dass Simbara auch wesentlich größer war als sie alle angenommen hatten. Das auch West-Simbara ein Wald Land hatte, freute ihn besonders. Dagegen gefiel es ihm gar nicht das alles getrennt voneinander lag. Das Tumba Gebirge war wirklich riesengroß und verdammt hoch. Selbst er vermag es nicht so hoch zu fliegen. Höchstens über das Meer könnte er fliegen, also außen herum. Dann sah er die Skizzen und Zeichnungen die der Professor angefertigt hatte. Der Bürgermeister erklärte ihm alles, soweit er es wusste und erzählte ihm auch, wie sie alles gefunden haben. Auch die Geschichte mit Philippe und seinem Schiffsunglück war dabei. Er zeigte ihm dann die Zeitungsartikel und Zeitungen, sowie die Logbücher welche sie gefunden hatten. Auch über den Einsatz der Wusel- und Federmäusen berichtete er ihm. Golan Gabrius war sichtlich beeindruckt über das, was der Professor und seine Schnäbler da geleistet hatten. Er war auch ein bisschen Stolz darauf, dass seine Waldschnäbler und er auch ein Teil dieser Geschichte sind. Ganz zum Schluss betraten sie das Allerheiligste, den Schmuckraum. Hier waren alle geborgenen Kunstschätze aus Gold und anderen Metallen aufbewahrt. Der Bürgermeister erzählte ihm chronologisch die Funde und soweit bekannt, ihre Bedeutung und Wert. Er las ihm auch alle Inschriften übersetzt vor, welche die Hinweise enthielten und zeigte ihm dabei die alles entscheidende Landkarte mit den Kreuzen und Kreisen. Dann deutete er auf die Sanddünen am Meer und meinte: „Und hier irgendwo ist jetzt der Professor und seine fünf Schnäbler und versuchen das nächste Rätsel zu lösen. Fast vier Wochen sind sie schon weg, solange wie noch nie. Hoffentlich muss ich mir keine Sorgen machen.“ Golan Gabrius schaute sich die Karte genau an und sagte zum Bürgermeister: „Ich könnte ja einmal dorthin fliegen und nach dem Rechten sehen, wenn ihr nichts dagegen habt?“ Sichtlich begeistert stimmte Bartus zu und meinte, dass es nicht der Kontrolle, sondern nur der Fürsorge diene. Sie gingen nach draußen wo die Triwies schon auf Gabrius warteten. Gabrius ging aber noch zu seinem alten Freund Dok Wargo und Schwester Pina. Nach einen herzlichen Wiedersehen und einer kurzen Unterhaltung, verabschiedeten sie sich voneinander und Golan Gabrius flog in Richtung Sanddünen am Meer. Derweil waren der Professor und die Schnäbler wieder in der großen Empfangshalle angekommen. Irgendetwas mussten sie übersehen haben. Sie prüften alle Wände und den Boden und zum Schluss die Säulen, zuerst die rechten drei, dann die linken drei. Auch hier war nichts auffälliges oder verräterisches zu sehen. Philippe überlegte einen Moment und ging zum Professor und sagte zu ihm: „Wir sind vorhin hineingegangen und je weiter wir drinnen waren desto heller und wärmer isse es geworden. Vielleicht solle wir dem Licht nachgehen?“ Der Professor schaute in nachdenklich an und nickte. Sie gingen wieder an den Gewölben mit den Rundbögen vorbei, immer in die Richtung von der die Helligkeit kam. Diesmal folgten sie nicht dem großen Flur, sondern bogen in einen kleineren Tunnel ab. Zuerst wurde es etwas dunkler, aber nach einer Weile wieder heller. Sie gingen weiter in Richtung Licht. Immer wieder ging es bergab, aber dieses Mal links herum. Es hatte den Anschein als würden sie um etwas herum gehen. Diese Vermutung stellte sich nachher als richtig heraus. Nach dreißig Meter war der Tunnel zu Ende und eine Treppe führte nach oben. Zuerst ging sie geradeaus dann rechts herum. Die Biegung der Treppe wurde immer enger und zum Schluss war es so, als wären sie auf einer Wendeltreppe. Egal, Hauptsache nahe am Licht. Nur Philippe war das gar nicht egal. Ab und zu hörte man wieder seine Klabauter Sprüche und je steiler und enger die Treppen wurden, desto heftiger und lauter. Auf einmal endete die Treppe, vor einer mit Ornamenten verzierten Wand. Auf den Bildern waren wieder der König und seine Frau zu sehen. Nur dieses Mal hatten sie zwei junge Schnäbler an den Händen. Es sah so aus als wären es ihre Kinder. Aber wenn es ihre sind, wo sind sie geblieben? Gräber hatten sie ja nur vom König und der Königin gefunden, von den Kindern fehlte aber jede Spur. Es war ein sehr großes Bild das hier in die Wand eingemeißelt worden war. Im Vordergrund saß das Königspaar auf ihren Sesseln. Sie hielten sich an den Händen und hatten in der anderen Hand je ein Kind umarmt. Die Eltern trugen Kronen, die Kinder eine Art Diadem in den Federn. Hinter ihnen zur rechten, standen der Fächer und links das Zepter. Sie alle wurden von einem Baldachin überdacht. Außen herum standen Schnabelvögel Spalier und hielten Stöcke oder so etwas in den Händen. Rings um das Podest waren Zeichen eingeschnitzt. Da waren Palmen, Schwerter, Münzen, Zahlen, Feder- und Wuselmäuse, Triwies sowie Waldschnäbler abgebildet und ganz oben, über allen, saß der Golan und breitete schützend seine Schwingen aus. Aber auch die Krone und das Medaillon waren darauf zu sehen. Alles Dinge welche die sechs von den anderen Grabungen her kannten. Der Professor schaute sich die Münzen einmal richtig an und versuchte eine von ihnen einzusetzen. Das gelang ihm aber nicht, weil seine Münzen kleiner waren als die abgebildeten. Zum Abschluss des Bildes waren sechs Steine gleichmäßig um das Bild platziert, drei oben und drei unten. Bei näherem hinsehen waren auch hier, genauso wie oben im Eingang, kleine Schlitze eingelassen. Samir nahm die Münzen und setzte sie, nach Ansage des Professors ein. Die Münzen waren eingesteckt aber nichts geschah. Samir zog sie wieder heraus und drehte sie einfach, eine nach der anderen um. Er trat von der Wand zurück und man hörte im Hintergrund wieder das „Klack“, Klack, Klack, Klack, Klack und zum sechsten Mal Klack. Dann war es ruhig und sie hörten nur noch ihr Atmen. Auf einmal kam aus der rechten Wand ein Stein heraus. Der Professor überprüfte ihn und holte aus einem Rucksack das Medaillon. Er setzte es mit dem Gesicht nach unten auf den Stein und drückte es herunter und nahm das Medaillon wieder heraus. Jetzt kam Leben in die Bude. Auf einmal krachte und quietschte es, an allen Ecken und Enden. Sogar der Boden vibrierte so heftig, das sie zuerst dachten es sei ein Erdbeben. Der Stein fuhr wieder zurück und die Wand geriet in Bewegung. Langsam wanderte sie zurück und gab einen weiteren Gang frei. Vorsichtig schauten sie in den neuen Gang, sahen aber nicht weit hinein, weil nach ein paar Metern eine Biegung kam. Sie tasteten sich langsam voran und folgten der Biegung, die scheinbar wieder spiralförmig nach unten ging. Die Helligkeit nahm jetzt wieder zu, sodass die Lampen gelöscht werden konnten. Endlich hörte dieser Drehwurm nach links auf und es kamen einige Treppen, welche sie hoch gingen. Und hier war der Gang zu Ende. Sie standen wieder vor einer Wand. Sie schimmerte durchsichtig silbern und die Außenkanten waren gelblich. Die ganze Wand glitzerte und man bekam den Eindruck, dass die Wand warm wäre. Dem war aber nicht so, sie fühlte sich kühl und trocken an. Ihre Oberfläche war glatt, nur von ein paar Kanten und Riefen unterbrochen. Jetzt sahen sie auch, dass einige Ornamente die Ecken verzierten und in der Mitte etwas geschrieben stand. Der Professor übersetzte das Altschnäbisch sofort mit den Worten: „Nehmt mit was ihr braucht um das Werk zu vollenden. Schützt es vor allem bösen und bewahrt es gut auf, für den Tag der Tage. Hütet euch vor der Gier und dem Neid - Ihr werdet reichlich dafür belohnt,“ las der Professor laut vor. Er schrieb gleich alles in sein Tagebuch und machte sich wieder Skizzen. So weit, so gut. Aber wie geht es weiter fragten sich die sechs. Hier war kein Ornament, kein Schlitz oder ein Stein, der einen Anhaltspunkt zur Lösung bringen könnte. Sie waren ratlos und untersuchten alle Wände und die Decke noch einmal gründlich. Es war absolut nichts zu sehen. „Wieder eine Sackgasse“, meinte Samir enttäuscht. „Das glaube ich jetzt nicht. Zuerst mache einem Mund wässerig und dann isse nichts. Ich verstehe nicht. Warum schreibe, soll alles nehme wase braucht und bekomme dann nichts. Habe vielleicht Angst nehme mehr mit wie brauche“, sagte Philippe etwas erregt. Sie gingen schon wieder zurück, als nach ein paar Metern der Professor stehen blieb und laut: „Der Boden.“ sagte. Alle sahen den Professor an und schauten auf den Boden. „Da ist doch nichts, überhaupt nichts.“ sprach Kikki resigniert. „Nicht dieser Boden, sondern den von der Inschrift, lasst uns noch einmal zurückgehen und ihn uns ansehen“, sprach der Professor. Sie standen nun vor dem Raum und der Professor ließ alle Lampen anzünden um mehr Licht zu haben. Und je heller es wurde, desto besser sah man den Boden. Der war nicht glatt, sondern hatte in regelmäßigen Abständen kleine Kerben eingeritzt. Zuerst sah es so aus, ob kleine Fugen im Boden wären, bei näherer Betrachtung entpuppten sich die Kerben als römische Zahlen. „Seht her, hier ist der Hinweis den wir suchen“, jubelte der Professor. „Und wase bedeuten die Kratzer oder wase das ist, habe doch keine Plan dafür?“, fragte Philippe. Der Professor holte sein Buch hervor und blätterte zur richtigen Stelle. „Wir waren vorhin vor dem Relief des Königspaares und den Kindern gestanden und auf dem Sockel des Podestes standen verschiedene Zeichen, unter anderen auch Zahlen. Das waren auch römische Zahlen und nicht einfach nur Striche“, erklärte der Professor und schrieb die römische Zahlen an die Wand. „ Also seht her. Eine Eins ist ein Strich. Eine Zwei sind zwei Striche. Eine Drei sind drei Striche. Eine Vier.“ „Sind vier Striche“, unterbrach Kira. Der Professor fuhr fort: „ Aber nein. Die Römer waren keine dummen. Wenn sie für jede Zahl einen Strich machen würden, wären es doch keine Zahlen, sondern nur eine Strichliste die man nachher abzählen müsste. Für die fünf hatten sie ein V. Machte man einen Strich vor das V, so ergab das die vier, machte man einen Strich hinter das V so war das die sechs usw. Für die Zehn schrieben sie ein X, für die fünfzig ein L und für die Hundert ein C. Für die fünfhundert ein D und die Tausend ein M. So ließen sich, für damalige Verhältnisse, relativ schnell und ohne großen Aufwand, alle Zahlen aufschreiben. Und jetzt seht was unten auf dem Podest steht.“ Er zeigte ihnen seine Skizzen und las vor: „ Fünf, fünfzehn, neunzehn, fünfundzwanzig, dreißig, vierzig. Das sind unsere Zahlen die wir, denke ich, brauchen.“ Er leuchtete auf den Boden und tatsächlich waren diese Zahlen hier auch eingeritzt. Jeder stellte sich jetzt auf eine Zahl. Als alle standen, verließ einer nach dem anderen den Boden wieder, ohne dabei auf ein Feld ihrer Zahlen zu treten. Philippe hatte die letzte Zahl, die vierzig. Er ging heraus aus dem Raum und alle warteten ob etwas geschieht. Er war kaum draußen, da senkte sich der Fußboden, stufenförmig zu einer Treppe. Der Weg war frei. Langsam schritten sie herunter. Unten angekommen, begriffen sie erst gar nicht, was da vor ihnen war. Es glitzerte und funkelte aus allen Richtungen. Der Professor ließ jetzt die Lampen löschen. Aber es blieb fast genauso hell wie vorher. Schon alleine der Anblick dieser Höhle waren die Strapazen wert, die sie in den letzten Tagen auf sich genommen hatten. Sie gingen ganz vorsichtig weiter in die Höhle herein. Je weiter sie kamen, desto größer wurden die Augen der Schnäbler. Es gab keinen Zweifel, dass alles echt war was sie da sahen. Sie befanden sich mitten in einer Kristallhöhle. Es war aber nicht irgendeine Kristallhöhle. Hier wuchsen die Kristalle, wie zuvor in der Tropfsteinhöhle, vom Boden bis zur Decke und umgekehrt. Es waren Riesenkristalle, die teilweise zwölf Meter lang waren und einen Durchmesser von drei Metern hatten. Einfach gigantisch und einmalig, was die Natur hier gezaubert hatte. Ein Kristall nach dem anderen wuchs von der Decke herab. Die vom Boden nach oben gewachsenen, stellten sich teilweise schräg und kreuzten sich. Und immer weiter ging es hinein. Als sie etwa in der Mitte ankamen, entdeckten sie einen kleinen See, über den scheinbar eine Art Brücke gewachsen war. In der Mitte des Sees endete die Brücke von der linken Seite und führte auf eine kleine Insel, die aussah wie ein Podest. Auf einer Säule stand dann die Goldene Maske, welche noch zur Vervollständigung des Goldenen Vogels fehlte. Sie war, wie die anderen goldenen Gegenstände, einzigartig gearbeitet. Vergleichbar mit der Totenmaske des Pharaos Tut ench Amun aus Ägypten, reich verziert mit Gravuren und Edelsteinen. Sie nahmen die Maske vorsichtig aus der Verankerung und packten sie sorgfältig ein. Zimba prüfte das darunterliegende Viereck und versuchte es zu öffnen. Er drückte leicht darauf und der Kasten öffnete sich ganz langsam. Darin befand sich ein goldener Schlüssel, für was man ihn brauchte wusste keiner. Irgendwann würden sie es erfahren und ihn dann benutzen. Mehr war in dieser riesigen Kristallhöhle nicht aufbewahrt worden. Für ihr Museum wollten sie noch einen Kristall mitnehmen, um den anderen Bewohner von Simbara einen kleinen Einblick der Kristallwelt zu geben. Sie brachen einen kleinen, schön gewachsenen Kristall ab und verpackten ihn. Sie blieben hier noch eine ganze Weile und bewunderten diese einmalige Kristallwelt. Eilig hatten sie es nicht, denn draußen war es schon nach Mitternacht. Deshalb stärkten sie sich noch, bevor man wieder aufbrach in eine nicht so glitzernde Welt. Um auch ja nichts zu übersehen, durchforsteten sie die ganze Höhle. Der Rückweg war sehr anstrengend. Waren sie vorher die meiste Zeit bergab gegangen, so durften sie jetzt bergauf gehen. Dem Klabauter sei Dank, dass es hier nicht so viele Treppen gibt dachte sich Philippe und ging wie die anderen tapfer zurück, bis sie wieder zu den sechs hintereinanderliegenden Säulen kamen. Noch immer waren die Säulen unten. Zuerst ging Zimba über die Säulen und alles verlief ohne Zwischenfall. Die zweite war Kikki, auch hier ging alles reibungslos. Die nächste war Kira. Sie ging bis zur dritten Säule, als die Säule vor ihr plötzlich nach oben ging. Jetzt hatten sie ein Problem. Damit die Säule wieder herunterfährt, musste sie die entsprechende Münze einsetzen. Da keiner wissen konnte, dass eine Säule wieder hochfährt, hatte auch keine die richtige Münze bei sich. Da Kira die dritte war, hatte sie die Münze für die dritte Säule dabei. Die Münze ließ sich aber nur von der Rückseite einsetzen, also müsste dies Kikki tun. Die hatte aber nur die Münze der zweiten Säule mit. Nun mussten sie einen Weg finden, die Münze zu Kikki zu bringen, ohne einen Schnäbler in Gefahr zu bringen. Auch durfte die Münze nicht verloren gehen, sonst wär alles vorbei. Zur gleichen Zeit saßen draußen Golan und die zwei Triwies. Sie hatten das Lager gefunden und sie in der näheren Umgebung gesucht. Dabei entdeckten sie das freigeschaufelte etwas, das wie ein großer Felsen aussah. Da es einen offenen Eingang gab, müssten sie hier richtig sein. Die drei schauten hinein, bemerkten aber groß nichts, weil alles dunkel war. Für Golan und die Triwies war das kein Problem, da sie auch bei fast völliger Dunkelheit sehen können. Sie brauchten nur etwas Zeit um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Nach zwanzig Minuten ging Golan los mit den zwei Triwies auf den Schultern. Die drei gingen den schmalen Gang herunter und kamen auf das Plateau mit der Hängebrücke. Am Abgrund stehend sahen sie nach unten und wussten sofort, dass hier kein Schnabelvogel heruntergegangen ist. Viel zu steil und viel zu tief. So war die Hängebrücke der richtige Weg. Sie brauchten ja nicht darüber gehen, sie konnten ja fliegen und taten das auch. Auf der anderen Seite angekommen, schnupperten die drei und rochen das Petroleum der Lampen. Der Geruch kam aus dem Tunnel der vor ihnen lag. „Ab jetzt immer der Nase und dem Geruch nach, dann finden wir sie bestimmt“, sagte Golan Gabrius zu den zwei kleinen, welche heftig nickten und kicherten. Der Golan marschierte durch den nächsten Tunnel, dann durch einen Gang, vorbei an der offenen Tür, bis er dann hinter Zimba stand. „Guten Tag der Herr, kann ich ihnen behilflich sein?“, fragte Golan Gabrius, und fügte hinzu: „Oder einer meiner zwei Begleiter?“ Zimba wusste im Moment überhaupt nicht was los war um ihn herum. Vorne waren seine Freunde in aller höchsten Not und er konnte nicht helfen und jetzt hörte er auch noch Stimmen aus dem Nichts. Plötzlich klopfte ihm jemand auf die Schulter. „Ich kann mein Anliegen gerne noch einmal Vortragen, wenn ihr mich akustisch nicht vernommen habt“, fragte Golan noch einmal sehr höflich nach. Jetzt begriff Zimba das er keine Halluzination eben hatte und alles Wirklichkeit war. Er drehte sich um und fing vor Freude an zu weinen. Sie umarmten sich und Zimba erklärte ihm die Situation. Derweil flogen die beiden Triwies auf die andere Seite. Sie hatten kein Problem damit seitlich an den Säulen durch zufliegen. Philippe sah seinen kleinen Freund Gali als erster und sagte ganz laut: „ Beim Klabauter isse das nicht mein kleine Freund Gali, komme zu Papa um dich zu knuddeln.“ Gali setzte sich auf Philippes Schnabel und rieb ihm die Wange und setzte sich dann auf seine Schulter und fing an zu schimpfen: „Kann man dich nicht einen Moment alleine lassen. Das nächste Mal nimmst du mich mit, damit ich auf dich aufpassen kann.“ Philippe beschimpfte ihn im Spaß als Grünschnabel, kleiner Piefke und als Wurzelzwerg. Zum Schluss fingen beide an laut zu lachen und die anderen lachten kräftig mit. Der Professor sagte zu den zweien: „Euch schickt der Himmel.“, und Gali meinte trocken: „Nicht der Himmel, sondern Golan Gabrius.“ Er konnte es kaum glauben das Golan Gabrius auch hier war. Sie begrüßten sich herzlich, soweit das verbal durch die Säulen möglich war. Golan sagte dem Professor, dass er ihr Problem kenne und möchte doch die richtige Münze Gali geben, der bringt ihn dann zu Kikki und alles ist wieder gut. Zuerst hatte der Professor bedenken, dass die Münze herunter in die Tiefe fallen könnte, doch der Golan meinte nur: „Na und, dann fliegt er eben hinunter und holt sie wieder herauf und bringt ihn wieder Kikki, solange bis diese Säule da ist wo sie hingehört, bis ihr darüber seid. Vergesst nicht; wir können ja fliegen, was soll passieren?“ Daran hatte der Professor im ersten Moment gar nicht mehr gedacht. Na klar da kann gar nichts schief gehen. Und es wurde so gemacht wie der Golan es gesagt hatte. Gali nahm die Münze und flog zu Kikki. Die nahm die Münze und setzte sie ein, drückte und zog sie wieder heraus. Die Säule senkte sich und der Weg war wieder frei, dank Golan und dem kleinen Gali. Das Wiedersehen war jetzt umso herzlicher. Die drei hatten die Schnäbler regelrecht gerettet, sonst hätte es vielleicht eine Woche oder mehr gedauert um Hilfe zu holen. Sie waren alle froh, dass alles so gut ausgegangen war. Gemeinsam gingen sie zurück. Auch die Hängebrücke stellte keine große Herausforderung mehr da. „Endlich Tageslicht und wieder frische Luft“, meinte der Professor und Philippe fügte hinzu: „Und keine Treppen mehr, beim Klabauter.“ Die fünfhundert Meter hatten sie auch gleich geschafft. Das Feuer wurde gerichtet und angezündet, es wurde gegessen und getrunken, bis es wieder helle Streifen am Himmel gab. Der Professor zeigte es dem Golan und Triwies, die das Polarlicht auch noch nicht gesehen hatten. Es war bis dahin eine ruhige Nacht, was sich aber eine Stunde später, im wahrsten Sinne des Wortes „blitzartig“ änderte. Es wurde ein richtig heftiges Unwetter, bei dem man nicht wusste, geht jetzt die Welt unter und wer hat Bitteschön den Wasserhahn vergessen zuzudrehen. Am schlimmsten betroffen davon waren die kleinen Triwies. Philippe nahm beide unter seine Flügel und schützte sie so vor dem Regen und vor allem dem Wind. Nach etwa einer Stunde hörte der Sturm auf und es war so als wäre nichts gewesen. Philippe konnte es sich nicht verkneifen und foppte Gali mit dem Spruch: „Na, hat kleiner Pipmatz Angst gehabt vor dem Unwetter und geklappert mit süße, kleine Schnabel?“ Aber Gali konterte gekonnt: „Na hat Großschnabel in Höhle Angst gehabt vor dummen Säule und bisschen Abgrund und hatte Kuller Träne im Auge?“ Sie schauten sich gegenseitig an und alle fingen wieder einmal an laut zu lachen. Golan sagte nur zum Professor: „Da haben sich zwei gesucht und gefunden, da wächst eine ganz große Freundschaft zusammen.“ Der Professor nickte zustimmend und erwiderte: „Das sehe ich genauso. Vielleicht geht Gali gar nicht mehr zurück mit dir ins Waldland.“ Golan zuckte nur mit der Schulter und meinte nur: „Wenn es so ist, dann ist es eben so.“ Philippe ging wie ein alter Seemann mit dem Fernglas auf die Düne und beobachtete das Meer. Er zuckte zusammen. War das ein Schiff fragte er sich. Er stellte das Fernglas schärfer und zoomte näher ran. Tatsächlich ein Schiff an der Nordküste von Loma. „Das gibt’s doch nicht, ich wird verrückt, beim Klabauter“, rief er laut in Richtung Lager. Die anderen wurden jetzt neugierig. Kikki fragte ihn: „Was gibt’s nicht?“ „Da seht her, ein Schiff an der Nordseite von Loma, genau an der Düne wo das Lager ist. Sie Ankern dort.“ erwiderte er hoch erregt. Jetzt wurden alle hellhörig. Ein Schiff direkt vor dem ausgeräumten Lager in der Düne? Das kann nur bedeuten, dass jemand das Unglück überlebt hat und sie alles was dort versteckt war holen möchte. Sie schauten einer nach dem anderen durch das Fernglas. Es war so wie Philippe gesagt hatte. Dann ging alles ganz schnell. Er sah wie etwa fünf oder sechs Seeleute aus den Hügeln heraus rannten und mit dem Beiboot schnell zum Schiff ruderten. Auf halber Strecke gab es plötzlich eine heftige Detonation, die man bis hierher hörte und auch spürte. Eine riesige Wolke stieg in den Himmel und alles wurde herum geschleudert. Das Boot wurde von der Druckwelle erfasst und umgeworfen. Die Seeleute schwammen jetzt zu ihrem Schiff. Von der Düne war nichts mehr zu sehen. Ein tiefer Krater war jetzt an seiner Stelle, so gewaltig war die Explosion gewesen. „Alle Mann in Deckung“, sagte Philippe. Wie auf Kommando warfen sich alle hinter die Düne. Zimba fragte laut: „ Warum sollen wir alle in Deckung gehen, die Explosion ist doch weit weg, genauso wie das Schiff?“ „Ach ja, du Schlauschnabel. Habe du gesehen durch das Fernglas, war alles ganz nah, oder? Genauso wie ich alles habe gesehen, könne auch auf dem Schiff der Kapitän oder Steuermann alles beobachtet habe. Die habe auch Fernglas, also könne die uns auch ganz nah sehen. Und wenn uns sehen, dann isse aus mit Weihnacht, mache sofort Winterschlaf, für immer Kapische?“, erklärte Philippe wild gestikulierend. Jetzt begriffen die anderen in welcher Gefahr sie waren. Alle hofften, dass der Kapitän des Schiffes sich nur auf die Explosion konzentrierte und nicht die Dünen beobachtet hatte. Sie wären nicht nur eine leckere Mahlzeit für sie gewesen, sondern sie hätten auch lästige Zeugen beseitigt. Wer weiß warum sie die Düne gesprengt hatten, vielleicht um Beweise für Raubzüge zu beseitigen. Sie konnten lange spekulieren, aber den Grund würden sie wohl nie erfahren. Philippe robbte sich ganz vorsichtig wieder hoch und nahm hinter einem Strauch Deckung. Er schaute nach was die Mafia, wie er sie nannte, weiter taten. Das Schiff nahm jetzt Kurs auf die großen Dünen hinter denen sie jetzt lagen. „Bitte nicht, großer Klabauter, bitte nicht“, flehte Philippe. Aber das Schiff wollte scheinbar nur Fahrt aufnehmen und bog dann Steuerbord auf See hinaus. Nach zehn Minuten war der Spuk vorbei, das Schiff bog ums Festland herum und verschwand am Horizont. Alle atmeten auf. „ Das ging ja gerade noch einmal gut. Danke Philippe für deine rechtzeitige Warnung. Hätte uns allen den Kopf kosten können“, sprach Golan Gabrius zu Philippe und drückte ihn fest an sich und die anderen taten es genauso. „Ach isse gut, ich kann doch meine Freunde nicht als Braten enden lassen. Wase solle ich denn mache ohne euch“, erwiderte er und Gali sagte noch kleinlaut: „ Ab und zu kann man dich doch gebrauchen, bist halt mein großer Freund.“, und setzte sich auf seinen Schnabel und rieb seine Wange. Philippe war sichtlich gerührt. „ So isse jetzt genug, fehlt nur noch das ihr mir einen Kranz aus Mädchengemüse flechtet und aufsetzt“, sagte Philippe abschließend und ging die Düne herunter und die andere folgten ihm. Unten angekommen, wartete schon die nächste Überraschung auf sie. Etwa zehn Meter neben ihrem Lager entfernt, war plötzlich ein Loch von fünf Meter Durchmesser. Es sah aus wie eine Röhre, die schräg nach unten führte. Philippe stand dem Loch am nächsten. Er drehte sich um und sagte zum Professor: „So Professor jetzt bisse du dran. Wase isse das, woher komme das und wo gehe das hin, also?“ Der schaute ratlos die anderen an, er wusste es ja auch nicht. Golan Gabrius stand jetzt neben dem Professor und sprach: „Professor ich bin schon über fünfzehn Jahre im Waldland und ich schwöre dir in all diesen Jahren war es noch nicht einmal so aufregend, wie hier in den letzten Stunden bei euch. Ich glaube ich kündige meinen Job, oder lasse mich beurlauben und gehe das nächste Mal mit euch mit. Das ist ein Leben nach meinem Geschmack. Endlich ist einmal Feuer unterm Dach und leben in der Bude, wie es Philippe immer sagt.“ Die zwei Triwies setzten sich sofort beim Professor auf den Schnabel und sagten in Duett: „Ich auch, ich auch, ich auch.“ Der Professor schaute in die Runde und überlegte einen Moment bevor er ganz ruhig zu reden anfing: „Mein lieber Golan, bevor du eine solche spontane Entscheidung triffst, sind da noch ein paar Fragen zu klären. Erstens: Wer macht deine Arbeit im Waldland, du vertrittst immerhin Recht und Ordnung dort und bist der oberste Gesetzeshüter und hier wärst du nicht der Oberste. Zweitens: Bist du solchen Strapazen gewachsen. Du müsstest viel laufen, buddeln und sonstige körperliche Anstrengungen denen du ausgesetzt wärst, sogar Plattfüße. Drittens: Kann ich das nicht alleine entscheiden. Bei uns geht es ganz demokratisch zu, alle entscheiden ob du darfst oder nicht. Und Viertens: Über euch muss euer jeweilige Chef entscheiden ob ihr oder ob ihr nicht mitgeht, das wären für dich Gali - Philippe und bei dir Maldo - Kikki, denn schließlich seid ihr deren persönlichen Triwies.“ Jetzt war Golan Gabrius an der Reihe: „Erstens: Meine Frau Golan Fibrius III kann meine Amtsgeschäfte weiterführen, schließlich ist sie mein Stellvertreter und auch sie hat Rechtswissenschaften studiert und sie hätte bestimmt nichts dagegen einzuwenden, wenn ich einmal für eine gewisse Zeit dem Staat Simbara auf andere Art und Weise diene. Zweitens: Ich bin durchaus in der Lage diese Strapazen zu meistern. Ich bin Topfit und Plattfüße habe ich schon lange. Drittens: Werde ich mich jedem unterordnen, wenn es verlangt wird. Ich bin der Frischling im Team und da ist die Hackordnung einzuhalten. Das es demokratisch hier zugeht ist ein weiterer Grund dafür, dass ich mitmachen möchte.“ Als letzter kamen die Triwies an die Reihe. Sie setzten sich bei Philippe und Kikki auf die Schnäbel. Als erster fing Gali an: „Ich muss einfach mit, denn wenigstens einer sollte auf dich aufpassen, dass dir und den anderen nichts passiert, oder kannst du fliegen?“ Und Maldo machte es kurz und bündig und sagte zu Kikki: „Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Ich schließe mich den Ausführungen meines Vorredners voll und ganz an.“ Das Gelächter war wieder riesengroß, so klein die zwei, aber frech wie ein großer. Es kam zur Abstimmung. Die sechs zogen sich zurück und der Professor nahm sein Tagebuch aus dem Rucksack. Er fing an: „Ersten Tagesordnungspunkt: Die Aufnahme von Golan Gabrius ins Grabungs- und Expeditionsteam. Wer ist dafür, ich bitte um Handzeichen?“ Alle hoben die Hand. „Einstimmig angenommen 6:0. Wer ist dafür, dass die zwei Triwies Gali und Maldo ins Team aufgenommen werden?“ Alle hoben die Hand. „Einstimmig angenommen 6:0. Sind die zwei persönlichen Verantwortlichen der Triwies Philippe und Kikki damit einverstanden?“ Beide hoben die Hand. „Einstimmig angenommen 2:0. Damit ist alles geklärt. Noch Fragen? Somit ist die Abstimmung beendet.“ Der Professor notierte alles in seinem Buch und sie gingen zur Verkündung des Beschlusses zu den „Frischlingen“ und bestätigten ihnen ihre Aufnahme ins Team. Alle waren froh, dass Golan und die Triwies jetzt mit im Team waren. Philippe konnte es nicht lassen um Gali zu foppen. Er fragte den Professor und zwinkerte dabei mit einem Auge: „Wie viele Leute hat denn jetzt unser Team?“ Professor: „Ich weiß es nicht genau.“ Philippe: „Ich glaube acht Leute.“ Professor: „Ach ja und wie kommst du auf acht?“ Philippe: „Sieben Leute und zwei halbe Portionen sind Acht.“ Alle amüsierten sich darüber, keiner nahm Philippe den Scherz krumm. Bis jetzt war alles gut, wäre da nicht dieses Loch von fünf Meter Durchmesser. Sie schauten es sich genauer an. Samir wickelte sich ein Seil um den Bauch und ließ sich tiefer abseilen. Maldo ging mit, da er im Dunkeln besser sehen konnte. Er sollte es auch sein, der eines der größten Geheimnisse von Simbara entdeckte. Das Seil an dem Samir hing war nicht lang genug, um ihn ganz ans Ende des Tunnels zu bringen. Maldo sagte ihm er werde noch ein Stück weiter fliegen, da der Tunnel groß genug ist. Er wollte nur schauen, wie weit es noch bis zum Ende ist. Es sprach nichts dagegen. Maldo ist ein exzellenter und erfahrener Flieger, und die Röhre oder Tunnel war groß genug dafür. Er flog also weiter. Er konnte klar erkennen, dass ein Stück weiter unten etwas Helles leuchtete. Nach weiteren fünfundzwanzig Metern sah er es ganz deutlich. Es war eine grüne leuchtende Tafel, darauf stand etwas in einer Sprache die er nicht kannte. Er setzte sich darauf und las vor „EXIT AIR“. Er sah auch die roten Punkte die an den Wänden sich rauf und runter bewegten. Ein Teil von ihnen stand aber fest und bildete den Umriss eines Rechteckes. Aus dem Rechteck ragte etwas heraus, das wie ein Ast aussah. Es flog einfach hin und setzte sich darauf. Auf einmal bewegte sich das Rechteck nach innen in den Raum. Er blieb einfach auf seinem vermeidlichen Ast sitzen und wartete in aller Ruhe ab was weiter geschah. Das Rechteck blieb stehen. Er sah jetzt in einen großen Raum hinein, in dem es weitere unzählige grüne leuchtende Tafeln gab, nur mit unterschiedlichen Aufschriften. In der Mitte des Raumes sah er Kristalle, die der Professor aus der Höhle mitgebracht hatte. Sie pulsierten in einem matten gelblichen Licht. Maldo hatte keine Ahnung was das sein könnte und mache sich mit seinem Wissen auf dem Rückweg. Sie zogen Samir wieder hoch und Maldo berichtete was er unten gesehen und erlebt hatte. Da er die Sprache nicht konnte, malte er die Schrift mit dem Schnabel in den Sand. Golan Gabrius und der Professor kannten die Sprache, es war englisch. Maldo schrieb alles was er an Schriften gesehen hatte in den Sand. Sie übersetzten Eingang, An und Aus, Ausgang, Ausgang Luft, Kraft, Nothalt, Störung, alles in Ordnung, Kontrollzentrum, Chlorophyll Einlass, und Laden. Mit alledem konnten sie noch nichts anfangen. Erst als Maldo das Innere mit den Kristallen beschrieb, ergab es ein Bild. Aller Wahrscheinlichkeit nach könnte es sich um ein altes Kraftwerk handeln. Aber ein Kraftwerk in Simbara, wofür brauchen wir ein Kraftwerk? Diese und andere Überlegungen machte sich der Professor. „Also wir haben wieder etwas entdeckt, dass unser Interesse geweckt hat. Ob es wichtig ist, für unsere weiteren Grabungen, wissen wir nicht, aber scheinbar war es einmal wichtig für Simbara. Die Frage ist jetzt nur, prüfen wir es jetzt oder erst im Frühjahr. Immerhin haben wir schon Anfang November und der Winter steht vor der Tür und es ist noch allerhand im neuen Museum zu tun.“ Golan meldete sich zu Wort: „Meines Erachtens sollten wir die Sache im Frühjahr in Angriff nehmen. Die Zeit bis dahin könnte man für weitere Recherchen nutzen. Vielleicht lässt sich das ein oder andere über das Kraftwerk in Erfahrung bringen. Ich könnte z. B. alte Studienkollegen aufsuchen und nach Literatur nachfragen. Wie der Professor schon sagte, ist es ja auch noch das neue Museum einzurichten und die Geschichte von dieser Unternehmung will auch erst geschrieben sein.“ Der Professor ließ abstimmen. 9:0 einstimmig angenommen, wir machen hier im Frühjahr weiter, schrieb er in sein Tagebuch. Bevor sie den Heimweg antraten, schaufelten sie erst den Fels mitsamt dem Eingang wieder zu, sodass es genauso wie vorher ausgesehen hat. Auch überdeckten sie den Eingang des Tunnels, damit keiner hineinfallen konnte, aber auch zum Schutz von neugierigen Blicken. Selbst die Feuerstelle schaufelten sie zu und verteilten die Asche. Den Rest würde der Wind und Regen erledigen. Dieses Mal hatten sie nicht viel zu tragen. Die Vorräte waren fast aufgebraucht, Schaufeln und dergleichen hat man in der Höhle gelassen. Sie hatten nur noch kleines Gepäck zu tragen. Golan lief tapfer mit ins Dorf und der Professor musste gleich das neue Gemeindehaus einweihen. Es war zwar vereinbart worden nur ein neues Museum zu bauen, aber alle halfen mit, sodass ein neues Gemeindehaus auch errichtet werden konnte. Golan hatte es dem Bürgermeister Bartus in die Hand versprochen, nichts dem Professor und den anderen zu erzählen, es sollte ja eine Überraschung werden, was ihnen auch gelungen ist. Es wurde ein großes Fest und alle amüsierten sich köstlich. Sogar Golan Gabrius amüsierte sich, denn sein alter Kumpel Dok Wargo und seine Verlobte Karbolmäuschen Lenni waren dabei. Es war eine tolle Stimmung und es wurde bis in den frühen Morgen gefeiert. Den ganzen Bericht über die Grabung wird es erst wieder am Frühlingsfest geben. Nur Golan bekam eine Abschrift davon, um seinen Waldschnäblern auf den aktuellen Stand zu bringen. Er musste ja spätestens einen Tag nach dem Frühlingsfest wieder hier sein. Am nächsten Tag gingen alle, wenn auch etwas später, ihren normalen arbeiten nach. Der Professor ließ sich über alles Neue unterrichten und schaute auch in der Schule vorbei. Oberlehrer Klamm und Lehrerin Asani hatten alles unter Kontrolle. Die Schüler waren dieses Jahr besonders fleißig, weil jeder die sechs zum Vorbild hatte. Sie waren ihre Helden und wollten es genauso machen und ihren Dienst für die Allgemeinheit stellen. Es gab noch viel zu tun bis an Weihnachten. Als erstes gingen sie daran, dass neue Museum zu bestücken. Alles konnte man nicht ausstellen, dazu reichte der Platz nicht, aber für den Moment wurden die wichtigsten Sachen ausgestellt. Den Rest lagerte man in Nebenräumen, von denen es reichlich gab. Endlich war dem Professor sein Forschungslabor wieder zugänglich und er konnte alle Skizzen und Aufzeichnungen aufhängen. Sogar noch eine schöne Ecke wurde gefunden, an dem alle Platz hatten, um Besprechungen zu führen. Der Professor war rundum zufrieden mit sich und den anderen. Hatten doch alle ihren Beitrag, zum gelingen der Mission, beigetragen. Jeder hatte sein Bestes gegeben und wenn einmal eine Panne passierte, haben sie es gemeinsam wieder in Ordnung gebracht. Dann hängte er seine Terminkalender auf, der von diesem und den vom nächsten Jahr. Für dieses Jahr waren es nicht mehr viele Termine. Weihnachten und Zeugnisvergabe standen noch darauf. Aber da fehlte doch noch was. Was war das nur. Er überlegte und überlegte, bis es an der Tür klopfte und der Dok eintrat. Jetzt wusste er welcher Termin noch fehlte. Es war die Hochzeit vom Dok und Pina. Er hatte es gerade eingetragen, als der Dok neben ihm stand. Der lachte nur und meinte: „Habe schon gedacht du hättest die Hochzeit vergessen, dann wäre ich aber böse mit dir gewesen.“ Der Professor antwortete: „Wie könnte ich so einen Tag vergessen, da mein Lieblingsarzt und meine Lieblingsschwester heiraten.“ Der Dok erwiderte: „Ist ja nicht schwer Lieblingsarzt und Lieblingsschwester zu sein, wenn es je nur einen im Dorf gibt. Aber Spaß beiseite, ich wäre dir nicht böse gewesen, wenn du nicht mehr daran gedacht hättest. Du hattest viel um die Ohren in der letzten Zeit. Hast geschuftet wie ein Tier, da kann man Mal leicht was vergessen. Ich vergesse alldauernd was, aber nicht was meine Patienten und deren Krankheiten und Therapien betreffen, da bin ich hellwach. Wäre dem nicht so würde ich noch heute meinen Beruf an den Nagel hängen. Bei dir wird es nicht anders sein, oder täusche ich mich da?“ Der Professor antwortete ganz ehrlich: „Ich habe gerade eben, als du gekommen bist den Termin eurer Hochzeit eingetragen.“ Der Dok weiter: „Hab‘s mir halber gedacht, deshalb habe ich dir diese Einladung mitgebracht. Die stellst du jetzt auf dein Schreibpult und so denkst du immer daran.“ Sie tranken noch einige Tassen Pfefferminztee und der Dok ließ sich die Geschichten von der letzten Grabung, aus erster Hand erzählen. Der Tag der Hochzeit war endlich da. Das Gemeindezentrum war festlich geschmückt. Überall hingen Girlanden aus Papier und auf den Tischen standen überall Blumen, was um diese Zeit nicht mehr ganz so einfach war. Aber für Weihnachtssterne war es die richtige Jahreszeit. Für Philippe waren Blumen sowieso nur Mädchengemüse, das man Mädchen schenkt, oder einfach aufisst. Kikki und Tanni waren Brautjungfern und Blumenmädchen in einem. Der Professor und Philippe waren die Trauzeugen. Als sich die zwei Brautleute das Ja-Wort gegeben hatten, flossen bei den weiblichen Schnäblerinnen reichlich Tränen, für manch einen männlichen Schnäbler unverständlich. Man sollte dabei noch erwähnen, dass Schnabelvögel Monogam sind und mit ihrem Partner ein ganzes Leben zusammen bleiben, was bei Vögeln nicht selten ist. An diesem Abend kamen sich aber auch manche Jungschnäbler und Jungschnäblerinnen näher. Kikki mochte Zimba eigentlich schon länger, nur er hat es nicht gemerkt, genauso wie Kira Samir vergötterte. Es war ein schöner Abend und alle feierten ausgelassen. Am anderen Tag war nur noch Zeugnisausgabe. Dieses Jahr waren die Noten noch einmal besser als im Jahr davor. Die Grabungen spielten dabei eine wichtige Rolle. Jeder wollte auch einmal bei einer Expedition dabei sein, aber mit schlechten Noten, hatten Oberlehrer Klamm und Lehrerin Asani gesagt, wären die Chancen dafür nicht sehr groß genommen zu werden. Nur Schnäbler mit einem guten Zeugnis hätten die besten Möglichkeiten auch Archäologie zu studieren. Das spornte alle an, denn jeder wollte der Beste sein. Der Professor und Philippe stellten noch die Ausrüstung fürs Frühjahr zusammen und gingen dann zu Rami und Lenni um die restlichen Einzelheiten mit Zimba und Samir, für die nächste Grabung zu besprechen. Tanni, die jüngere Schwester der beiden, wollte unbedingt mitgehen. Sie hatte schon am Anfang des Jahres mitgehen wollen, aber die Eltern hatten es nicht erlaubt. Auch dieses Mal sollten die Eltern es nicht erlauben. Tanni ging wütend zur Tür hinaus und der Professor schickte Philippe hinterher, um sie zu beruhigen. Philippe war alles andere als ein Seelentröster. Er kannte viele Meere, war gut in Kartenkunde, konnte eigentlich alles was ein Schnabelvogel so können musste, aber ein Mädchen zu trösten, das überforderte ihn. Er stand jetzt draußen vor der Tür neben Tanni und sie weinte bitterlich und beklagte sich bei Philippe, dass es ungerecht sei, die Brüder dürften mit und sie nicht, vielleicht nur deshalb weil sie ein Mädchen ist und alles wäre ganz schlimm und sowieso und so weiter. Philippe gab ihr ein großes Blatt des Körnerkrautes, damit sie sich die Tränen abwischen und schnäuzten konnte was sie auch tat. Aber scheinbar hatte sie etwas ins Auge bekommen und das brannte sehr. Philippe half ihr den Fremdkörper aus dem Auge zu entfernen. Dabei schauten sie sich direkt in die Augen. Philippe konnte nicht anders und sagte zu Tanni: „Beim Klabauter, hase du schöner Augen, habe ich noch nie schönere gesehen.“ Auf einmal war alles ganz anders. Es flossen keine Tränen mehr, sondern ein verlegenes Lächeln erhellte ihr hübsches Gesicht. „Danke, das hat noch keiner zu mir gesagt. Meinst du das auch ehrlich, das ich schöne Augen habe?“, fragte sie Philippe. Und Philippe sprach ganz leise zu ihr: „Warum solle ich lügen, habe doch keine Grund dazu. Und warum solle ich so hübsche und nette Mädchen anlügen, in das man sich sofort verlieben könne.“ Jetzt wurde ihm erst bewusst, dass er Tanni Komplimente gemacht hatte. Es ist einfach so passiert. Und Tanni strahlte über das ganze Gesicht. Daraufhin fragte sie ihn: „Gehst du mit mir auf das Frühlingsfest?“ Er antwortete: „Natürlich, nur mit dir schöne Seniorina.“ Mittlerweile war auch der Professor und Rami vor die Tür gekommen und hörten den beiden ungewollt zu. Sie sahen sich an und rollten nur mit den Augen. „Muss Liebe schön sein, wenn ich größer bin, liebe ich auch einmal“, sagte der Professor ganz leise zu Rami, welcher dazu nur heftig nickte und schmunzelte. Jetzt erst bemerkten die beiden, dass der Professor und ihr Vater da standen. Tanni sagte ganz schnell: „Er hat mir nur etwas ins – nein aus dem Auge geholt, weil ich so schlimm getränt habe, ich meinte das Auge so sehr geweint, nein getränt hat, jetzt ist es schon wieder weg.“ Und Philippe unterstützte sie in dem er immer ja, ja oder nein, nein sagte. Der Professor zog Rami am Flügel und sagte: „Komm lass uns jetzt endlich ins Gemeindezentrum zu Onkel Bartus gehen.“ Und beide gingen mit den Händen vor dem Gesicht um das Lachen zu verbergen, in Richtung Gemeindezentrum. Ach ja ist Liebe doch schön. Jetzt fiel auch schon der erste Schnee und alle beeilten sich nach Hause zu kommen um Weihnachten zu feiern. Es war alles ruhig und friedlich und es wurde Zeit für den Winterschlaf.