Читать книгу Das Simbara Geheimnis - Benjamin Webster - Страница 19

Kapitel 17 – Philippe und der Klabauter

Оглавление

Das Jahr war schnell herumgegangen. Nach dem Fest ging man gleich daran den Schiffsbau vorzubereiten. Werkzeuge hatten sie aus dem Lager mitgenommen, genauso wie Schrauben und Nägel. Erstaunlicherweise war auch Segeltuch dort. Sie hatten bis Wintereinbruch noch sieben Wochen Zeit. Es ging alles relativ schnell mit der Holzlieferung aus dem Waldland. Die Planken für das Schiff waren auch schon fertig, sie mussten sie nur noch glatt hobeln und auf Maß schneiden. Bis Weihnachten war der Rumpf des Schiffes schon fertig und sie konnten im Frühjahr mit den Aufbauten und der Takelage für die Segel beginnen. Ruder und andere Teile brauchten nur noch montiert werden. Dann kam der erste Schnee und sie schoben das Schiff in einen Hangar, der extra dafür gebaut wurde. Es war ein kalter und schneereicher Winter. Alle hielten Winterschlaf auch die Waldschnäbler, Golane, Triwies und die Wusel- und Federmäuse. In ein paar Wochen würden alle wieder fit und hellwach für ihr nächstes Abenteuer sein.

Das Schiff war so weit fertiggestellt. Hier und da noch ein paar Kleinigkeiten die gleich montiert waren. Sie hatten sogar Rettungssets dabei, Rettungswesten, ein Schlauboot, Notsignale und Rettungsring. Die Segel waren Schneeweiß und der Mast war sieben Meter hoch. Das Schiff fünfundzwanzig Meter lang und vom Kiel bis zur Mastspitze zwölf Meter hoch. Ein paar Paddel hatten sie auch eingepackt. Der Laderaum war sehr geräumig und konnte schnell zu Sitzplätzen für die Walschnäbler umgebaut werden. Für die Schnäbler war das Oberdeck ausgebaut. Sie hatten da bequem Platz und konnten dort auch schlafen. Sogar Fenster aus dickem Glas hatten sie. Die fanden sie in der Ersatzteilhalle im Tumba Gebirge, als sie noch Seile für die Takelage holten. Taschenlampen und Positionslichter hatten sie auch genug. Jetzt kam der große Moment für das Team, der Stapellauf stand bevor. Zuerst musste es getauft werden. Das übernahm Pina, die Frau vom Dok. Sie taufte das Schiff auf den Namen „Explorer“ und sie wurde zu Wasser gelassen. Es ging alles glatt und kein Tropfen leckte das Schiff. Die Probefahrt ging nach Loma. Der Professor wollte nachsehen, ob seine Hinterlassenschaften für Marie Jane Wintermann abgeholt worden sind. Das Schlauchboot wurde nicht ausgepackt, denn die paar Meter bis zum Strand konnten sie schwimmen. Vom Strand aus sahen sie schon das kleine Holzkreuz stehen, daneben eine Vase mit vertrockneten Blumen darin. Der Professor zog die Vase heraus und griff in den Sand und fühlte die kleine wasserdichte Kiste. Er zog sie heraus und schüttelte sie, es klapperte. Er öffnete sie und fand einen dicken Brief darin. Der Professor steckte den Brief ein und vergrub die Kiste und setzte die Vase oben auf. Neben dem Grab wuchsen einige Blumen, die sie pflückten und in die Vase stellten. Dann verließen sie Loma wieder und segelten wieder zurück an ihre Anlegestelle. Im Gemeindezentrum angekommen, packte er den Brief aus und entfaltete ihn. Er fing an vorzulesen.

Lieber Herr Professor! Ich weiß gar nicht wie ich ihnen danken kann. In den Logbüchern waren genau die Daten, die ich für eine Anzeige brauchte. Der Mörder meines Vaters war sein Chef, Herr Joseph Eckelbaum. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn an und im Prozess bekam er eine lebenslängliche Haftstrafe dafür. Der Mord an meinem Vater ist jetzt gesühnt und das verdanke ich nur ihrer Mithilfe. Es wäre schön, wenn wir auch weiterhin schriftlichen Kontakt halten könnten. Falls sie irgendetwas brauchen sollten, vielleicht eine Auskunft oder irgendetwas anderes, so lassen sie es mich wissen. Ich bin ihnen so dankbar. Ich habe ihnen ein paar Luftaufnahmen von den anderen Seiten Simbaras gemacht. Es könnte ja sein, dass sie einmal Lust verspüren, die anderen Landesteile zu erobern. Ich hoffe ich habe ihnen wenigstens eine kleine Freude damit gemacht. Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich ihre Marie Jane Wintermann.

Noch am gleichen Abend beantwortete er ihren Brief und bat sie um ein paar Recherchen, falls es möglich sei anzustellen. Er legte eine Zeichnung des Sternenhimmels bei und markierte mehrere Sterne, sodass man den richtigen Planeten nicht zuordnen konnte. Er wollte eigentlich nur wissen, ob die Menschen diese Planeten kannten und deren Name. Dann verabschiedete er sich höflich und wünschte ihr eine gute Zeit. Den Brief würde er auf dem Weg nach West-Simbara hinterlegen. Am nächsten Morgen war es so weit. Proviant und alles andere war geladen und verstaut. Sie verabschiedeten sich von ihren Familien und Freunden. Dann legten sie ab und stachen in See. Sie machten noch einen Abstecher nach Loma und der Professor hinterlegte die neue Nachricht für Frau Wintermann. Ab jetzt begann das neue Abenteuer. Für Philippe war es wohl die schwierigste Herausforderung in seinem Leben. Er hatte noch nie eigenständig ein Schiff geführt. Er kannte zwar alle Strömungen und Untiefen der Gegend, aber ein Segelschiff selbst zu steuern und das mit eine unerfahrenen Mannschaft, war was anderes. Das eine war Theorie, aber das hier ist die Praxis. Er ließ es ruhig angehen. Damit seine Crew die Befehle besser verinnerlichte, fuhr er einige Manöver um auch selbst ein Gefühl für das Schiff zu bekommen. Die Crew gabt ihr bestes und er natürlich auch. Sie mussten jetzt um die Nordspitze von Simbara herumfahren. Dort, so hatte er es in Erinnerung, geht es schon einmal rau zu. Die See ist schon manchmal richtig aufgewühlt. Bis jetzt konnte er, über die See und das Wetter nicht klagen. Er segelte nach Kompass und überprüfte alles mit dem Sextanten, verglich es mit der Seekarte. Sie waren auf dem richtigen Kurs. Da die Windverhältnisse optimal waren, ließ er alle Segel setzen und fuhr hart am Wind. So fuhren sie bis es Nacht wurde. Er hielt an, holte die Segel ein und ließ den Anker herab, noch zwei Positionslichter, dann konnten sie Schluss für heute machen. Nach dem essen fiehlen alle gleich in ihre Koje und schliefen sofort ein. Am anderen Tag ließ Philippe den Anker lichten und ihre Fahrt ging weiter. Ach übrigens, auf den Titel Kapitän verzichtete er, das klang ihm zu geschwollen, denn mit Käpitän war er auch kein andererer als vorher. Titel wären für ihn sowieso nur Schall und Rauch. Am späten Nachmittag sichteten sie in der Ferne die Ostseite von Klee Island. Diese vier Inseln hatten ihren Namen bekommen weil sie wie ein Kleeblatt aussehen. Sie mussten zur nördlichsten der vier Inseln und Philippe hielt Kurs darauf. Gegen Abend erreichten sie die Insel und sie ankerten in einer windgeschütztn Bucht. Sie machten das Schlauchboot fertig und luden alles was sie brauchten darauf und setzten es an Land ab.Philippe und Golan suchten inzwischen einen geeigneten Lagerplatz und brachten sämtliche Sachen dorthin. Alle halfen mit und noch vor Einbruch der Dämmerung waren sie fertig und das Feuer wurde entzündet. Es war so richtig romantisch. Das Feuer brasselte, die Wellen erzeugten eine Brandung und sie hatten einen Sternenklaren Himmel. Kikki schaute nach oben und fragte Golan: „Welcher von denen ist unser?“ Golan antwortete: „Kikki ich habe keinen blassen Schimmer, ich kenne mich mit Recht und Gesetz aus, habe aber keine Ahnung von Astronomie. Das ist eine Wissenschaft für sich. Vielleicht sieht man ihn von hier gar nicht, weil er zu weit weg ist, oder er liegt jetzt gerade auf der anderen Seite der Weltkugel.“ Ungewollt, hatte zum ersten mal ein hier geborener Schnabelvogel von unserem Planet gesprochen. Es war schon komisch. Sie sind hier auf der Erde und versuchen ein Rätsel zu lösen, um dann auf einen anderen Planeten zu kommen. Am nächsten Morgen war es wieder soweit. Sie füllten ihre Rucksäcke mit allem was man so brauchte und marschierten los. Sie hatten, wie so oft in den letzten Grabungen, keine Ahnung wo sie hin mussten. Auf dieser Insel sollte es sein. Sie gingen am Strand entlang, mit Stöcken bewaffnet, um die Insel herum. Als sie am Lager wieder ankamen war es bereits Mittag. Sie hatten nichts besonderes bemerkt. Alles schien normal am Strand. Sie hatten alles in einem Abstand von drei bis vier Metern auf einer Breite von dreißig Meter abgesucht. Bis auf das kleine Stück in der Bucht, da kamen sie nicht hin, weil ein Felsvorsprung sie daran hinderte. Dieses Stück konnte sie nur von der Seeseite erreichen. Also gingen sie weiter und zogen den Radius des suchens enger,wie sie es schon bei anderen Grabungen getan hatten. Nach dem dritten Umlauf hatten sie schon fast die ganze Insel abgeklopft, aber nichts außergewöhnliches entdeckt. Es war spät geworden und die Sonne stand schon ziemlich tief. Sie beschlossen Feierabend zu machen und gingen ans Lager zurück. Philippe schaute noch einmal mit dem Fernglas aufs Meer hinaus. Das Meer glitzerte jetzt, als würden orangerote Funken auf ihm tanzen. Sein Blick kam dann auch an der Stelle mit den Felsen vorbei, den sie noch nicht durchsucht hatten. Komisch dachte er für sich, alles ist orangerot, nur hier glitzert es weißgelb. Sein Blick blieb lange darauf, bis der Professor neben ihm stand und fragte: „Na hast du was entdeckt?“ Philippe erwiderte: „Kannst du mir sagen warum das ganze Meer orangerot ist, nur dort an dem Felsen ist es weißgelb auf dem Wasser?“ Er gab dem Professor das Glas und der sah das gleiche und murmelte: „Seltsam, äußerst seltsam. Ich habe keine Erklärung dafür.“ Sie wollten das irgendwann einmal nachsehen, wenn sie mehr Zeit hätten. In der Nacht frischte der Wind auf und es wurde etwas kühler. Das ist am Meer nichts ungewöhnliches. Gegen Mittag hatten sie die ganze Insel abgesucht, ohne Ergebnis. Enttäuscht gingen zurück ins Lager. Irgendetwas mussten sie übersehen haben. Da meldete sich Philippe zu Wort: „Wir muse noch schauen was ist mit Wasser am Felsen.“ Der Professor nickte und sie gingen zu der Stelle, die sie nur vom Wasser aus erreichen konnten. Sie schwammen die paar Meter und sahen das der Felsen gar nicht bis zum Wasser reichte, sondern noch einen Meter zwischen Wasser und Felsen Luft war. Sie schwammen darunter durch und kamen in eine Art Grotte. Nach einigen Metern fing der innere Felsen an aufzusteigen und das Wasser endete hier. Sie kletterten den Fels hoch, bis sie ganz oben waren. Dahinter ging es wieder bergab. Sie brauchten jetzt die Lampen, weil es nach hinten immer dunkler wurde. Langsam gingen sie auf dem Fels nach unten. Hier hörte man die Brandung sehr gut, wenn auch dumpfer wie draußen. Ganz unten angekommen, führte ein schmaler Pfad sie weiter ins innere der Insel. An den Wänden wuchsen vereinzelt Kristalle. Nach etwa einhundert Meter endete der Pfad und eine große Höhle führte sie noch tiefer hinunter. Sie mussten jetzt bestimmt zehn bis zwanzig Meter unter dem Meeresspiegel sein. Sie trauten ihren Augen nicht, als sie mitten in der Höhle standen. Vor ihnen auf einem Tisch stand die Maske der Königin. Darunter lagen zwei kleinere Kästchen, daneben eine Schriftrolle in einem Zylinder verpackt. „Das gibt es doch gar nicht. Wir suchen die ganze Insel ab, gehen hier her um das komische Leuchten zu untersuchen, und was finden wir? Die Hälfte der Königin- Insignien mitsamt der Maske. Unglaublich.“ sagte Samir ungläubig. „Aber so einfach war es denn doch nicht. Reiner Zufall, dass die Höhle entdeckt wurde. Wenn Philippe nicht zufällig das anderst farbige Leuchten gesehen hätte, würden wir vielleicht noch in zwei Wochen suchen und die ganze Insel umgraben,“ sagte der Professor. „Ja,ja Ehre wem Ehre gebürt“, meinte Gali und klopfte Philippe auf die Schulter. „Ach was pappelapapp, wollen wir hier bis Weihnachten stehen oder wollen wir lieber was mache?“, raunte Philippe. Der Professor und Golan waren bereits am skizzieren. Die anderen schauten sich noch einmal gründlich in der Höhle um. Sie durchleuchteten jeden Winkel, fanden aber nichts neues oder merkwürdiges. Als die zwei mit skizzieren fertig waren, packten sie alles ein und gingen zurück bis zum Meer. Den Rest schwammen sie bis zum Strand. Für Golan Gabrius war es etwas beschwerlicher, denn er hatte keine Schwimmhäute zwischen den Zehen, wie Enten oder Schwäne. Sie waren fast am Ufer da hörten sie ein kurzes „eeh“ und ein gurgeln. Es war Philippe der plötzlich unter Wasser gezogen wurde. Er wusste nicht wie ihm geschah. Etwas hat ihn am rechten Fuß gepackt und nach unten gezogen. Als er erkannte was es war gefrierte sein Blut in seinen Adern. Es musste der Klabauter gewesen sein. Ein großer Kopf und ein ganzer Haufen Arme hatten ihn in der Gewalt. Zum Glück hatte Philippe noch genügend Luft. Dauernd wechselte der Klabauter seine Farbe. Philippe sagte sich was du kannst, kann ich schon lange und wechselte auch seine Farben am Gefider. Erst Rot, dann Grün, dann Blau mit Streifen, mit Punkten. Es war nicht der Klabauter der ihn in der Mangel hatte, sondern eine Krake oder Oktupus. Der staunte nicht schlecht, als er sah, dass sein vermeindliches Opfer auch seine Farben wechselte. Philippe wehrte sich mit allem was ihm zu Verfügung stand. Als er nicht mehr weiter wusste, fiel ihm noch die große Taschenlampe ein. Zuerst schlug er nach ihm, was ihn wenig beindruckte. Dann aber schaltete Philippe das Licht ein und stellte um auf „Full Power“ und leuchtete dem Klabauter ins Gesicht. Der war für einige Sekunden blind geworden, ließ von Philippe ab und verschwand hinter einer schwarzen Wolke. Philippe tauchte sofort auf. Als er wieder sprechen konnte, rief er laut: „ Der Klabauter, ich hab ihn gesehen, dort unten, er wollte mich holen.“ Die anderen waren nach Philippes verschwinden sofort hinterher getaucht und hatten alles gesehen. Eingreifen brauchten sie nicht mehr, weil Philippe das Problem auf seine Weise gelöst hatte. An Land erzählte er allen was ihm passiert war. Als er zu Ende gesprochen hatte, beruhigte ihn Golan und sagte: „Philippe das war nicht der Klabauter, sonder eine große Krake die sich mit dir angelegt hatte. Normalerweise hättest du den Kampf bestimmt nicht gewonnen, aber der Trick mit der Taschenlampe war vom feinsten.Respekt.Auf so etwas muss man erst einmal kommen.“ Philippe meinte: „Du bist sicher das war nicht der Klabauter, sondern nur eine Fisch? Dann war es der hässlichste Fisch den ich je gesehen habe, Pfui beim Klabauter,“ und alle lachten. An Land wieder angekommen, packten sie erst einmal alles aus was sie mitgenommen hatten. Es gab keinen Zweifel,dass war tasächlich die Maske der Königin. In dem einen Kästchen lagen die zwei Siegel und darunter sechs Münzen. Im anderen Kästchen lag ein Schlüssel. Jetzt hatten sie schon zwei davon, einer fehlte noch. Dann packten sie den länglichen Zylinder aus. Darin war ein Schreiben und eine Karte eingewickelt. Das Schreiben war wieder in Altschnäbisch verfasst. Golan und Philippe sahen sich, mit den anderen, die Landkarte an. Darauf waren, wie bei den anderen, Kreuze eingezeichnet und nummeriert. Jetzt wussten sie wohin sie als nächstes mussten – ins Waldland.

Das Simbara Geheimnis

Подняться наверх