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Kapitel 10 – Das Kraftwerk
ОглавлениеDer Frühling kam, nach einem kalten und schneereichen Winter, mit großen Schritten über das Land. Es war jedes Jahr das Gleiche Prozedere. Eine Familie nach der anderen öffnete ihren Hügel und fing gleich damit an alles sauber zu putzen. Die Jungschnäbler wussten, dass sie das Frühlingsfest vorbereiten mussten. Diesmal war auch Tanni mit dabei, als Debütantin. Philippe, wie auch die anderen Schnäbler hatten sich gut erholt von den Strapazen des Sommers und Herbstes. Der Professor machte wie üblich seinen Rundgang und begrüßte alle. Er war gespannt wann Golan Gabrius mit den Triwies eintrudeln würde. Normalerweise wollten die Triwies gleich hierbleiben, aber Golan erinnerte sie daran, dass sie im Waldland auch noch Freunde hätten, welche sie auch wieder einmal sehen wollten. So wären sie bei allen ein halbes Jahr und keiner könnte sich beschweren. Letztendlich befolgten sie seinen Rat und alle waren mit der Lösung zufrieden. Golan Gabrius war schon ein weiser Vogel, der ein gutes Urteilsvermögen und eine Menge Fingerspitzengefühl hatte. Nicht jeder kann das von sich behaupten. Auf jeden Fall waren die drei eine Bereicherung für das Team. Das meinte nicht nur der Professor, sondern auch die anderen. Der Professor arbeitete noch ein wenig an seinem Bericht den er allen Schnäblern versprochen hatte. Er war zwar schon fertig damit, aber immer wieder fielen ihm Dinge ein, die er vergessen hatte zu erwähnen. Dann war es endlich so weit. Am Mittag holte Philippe seine hübsche Seniorina Tanni von zu Hause ab. Er hatte ihr sogar, man sehe und staune, Mädchengemüse also Blumen, die er selbst gepflückt hatte, mitgebracht. Für die Eltern von Tanni, Rami und Lenni, war klar das dies nicht nur eine normale Verabredung war. Sie kannten beide gut genug und keiner von den beiden hätte sich so herausgeputzt, wenn da nicht mehr wäre. Alle merkten das, nur Tanni und Philippe sahen es nicht so. Sie spielten alles herunter und meinten da wäre nichts. Ja ,ja, die Liebe. Kurz vor der Dämmerung war es soweit. Der Professor hielt seine Rede und berichtete allen über ihre gemeinsamen Erlebnisse, und zeigte allen einen Teil der Fundstücke. Nach dem Professor übernahm Flasus, der Anbauer das Wort. Er berichtete über neue Anbaumethoden und über neue Früchte und Getreide das er angebaut hätte. Das alles sei in Zusammenarbeit mit den Waldschnäblern, vor allen mit Wald- und Feldanbauer Kotosch geschehen. Auch das man gegenseitig Saatgut getauscht, sowie eine neue Abteilung für Weinbau und Braukunst unter der Leitung von Schnäpsler Ahlic gegründet hat. Er habe ein paar Proben an einem Stand hergerichtet, damit jeder sehen könne was neu angebaut wird. Der Stand wurde ein voller Erfolg. Vor allen der Wein und das Bier, sowie die neuen Nusssorten waren sofort vergriffen. Zum Schluss hatte Architekt Isomon noch das Wort. Er berichtete über neue Bauten im Hügeldorf und was dieses Jahr noch in Planung ist. Auch das man plant zum Ehrenbürgerfest im Waldland eine Ausstellung diverser Fundstücke zu machen. Es war ein schönes Fest und alle waren zufrieden. Nur einige hatten Kopfschmerzen vom Wein und Bier. Kein Wunder, hatten sie noch nie alkoholisches getrunken und kannten die Wirkung noch nicht. Da hatten der Dok und seine Frau Pina doch einiges mehr zu tun als sonst und sie klärten die Schnäbler über die Wirkungsweise des Alkohols auf und zeigte ihnen einige Präparate, die in reinem Alkohol eingelegt waren. Er verordnete ihnen Pfefferminztee und viel Wasser zu trinken, den Rest mache der Körper. Samir und Zimba waren für die neue Mission bereit, hingegen hatten Kira und Kikki noch nichts gerichtet. Philippe war schon zum Professor gegangen, um ihm bei den letzten Vorbereitungen zu helfen. Kaum hatten sie alles verstaut und gerichtet ging die Tür des Labors auf. Zuerst flogen die zwei kleinen, Gali und Maldo herein und hinterher der große Golan. Es war ein herzliches Wiedersehen, es war ja schließlich schon vier Monate her das man sich zum letzten Mal gesehen hatte. Als alle zusammen waren, öffnete der Professor eine Mappe in der er alles zusammen getragen hatte, was er über Kraftwerke finden konnte. Auch Golan hatte noch einige Unterlagen mitgebracht. Man legte alles zusammen und verglich die einzelnen Komponenten miteinander. Maldo sah sich alles an und meinte es sei keines von den Kraftwerken gewesen. Das was er sah war anders. Es hatte Kristalle in der Mitte und grüne Behälter standen darunter. Dies alles pulsierte in einem gelblichen Licht und ab und zu sei etwas grünes durch ein Rohr gewandert. Da keines der Kraftwerke diesem Profil entsprach, musste es sich um einen völlig neuen Typ von Kraftwerk handeln. Egal was es ist sie müssen es an Ort und Stelle untersuchen. Eine Stunde später waren sie bereits unterwegs. Dort angekommen schaufelten sie erst einmal den Eingang vom Felsen frei und öffneten die Tür. Es hätte ja sein können, dass eine Verbindung zwischen beiden Objekten besteht, da beides mit Kristallen zu tun hatte. Als nächstes entfernten sie die Abdeckung des Lüftungsschachtes. Sie fanden alles noch so vor, wie sie es verlassen hatten. Jetzt hatten sie das Problem das nicht alle mit hinuntergehen konnten, weil mindestens drei Schnäbler die anderen wieder hochholen mussten. Sie wollten schon abstimmen, da meldete sich Golan zu Wort: „Also wie ich die Sache sehe, müssen hier oben drei Kraftprotze stehen, um die schwächeren hochzuziehen. Ich schlage vor das meine Wenigkeit, Zimba und Samir hierbleiben, und der Rest geht runter und bringt das Ding zum laufen. Wir können ja später immer noch tauschen wenn es nötig sein sollte.“ Alle waren mit einverstanden und einer nach dem anderen wurde herabgelassen. Sie standen nun vor dem Rechteck mit den roten Punkten. Maldo flog gleich wieder auf seinen vermeidlichen Ast und die Tür öffnete sich. Es war so wie Maldo es ihnen vor vier Monaten gesagt hatte. Überall hingen beleuchtete Kästen mit verschiedenen Aufschriften darauf. Jede Menge Rohre durchliefen den riesigen Raum. Alle waren beschriftet, die meisten mit Zulauf oder Ablauf. Im Kern der Anlage stand ein großer Kristall, welcher mit einigen Schläuchen und vielen Drähten verbunden war. Darunter standen große verschlossene Behälter, die durchsichtig und voll mit einer grünen Masse waren. Darauf stand Chlorophyll. Auf der anderen Seite standen welche, die mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt waren, auf denen stand Wasserstoff. An der Decke wiederum hingen andere auf denen Stickstoff stand. Dann kam ein Pult mit diversen Schaltern und einer schematischen Zeichnung wohin oder woher die Leitung geht. Daneben stand noch ein zweiter, auf dem scheinbar die Kühlung geregelt wurde. Die Rohre führten durch den ganzen Raum und verschwanden in den Wänden. Der Professor war schon wieder am skizzieren. Etwas weiter links davon war ein kleines Pult, der nur einen Schalter hatte, An und Aus – Power – Out. „Dies dürfte der Hauptschalter sein, der die ganze Sache an oder abstellt“, sagte der Professor zu den anderen. „Wir sollten erst einmal schauen, ob es hier eine Art Betriebsanleitung gibt, damit wir überhaupt wissen wie das Kraftwerk funktioniert und sollten alle Räumlichkeiten untersuchen, nicht das wir beim Einschalten eine böse Überraschung erleben“, sprach der Professor weiter. Philippe stimmte dem zu und deutete auf eine große Tafel an der Wand auf der „Kontrollzentrum“ stand. Es hatte jede Menge kleiner Lichter die Grün leuchteten und ebenso viele kleine Schilder die durchnummeriert waren. Aber man konnte erkennen, dass diese Tafel ein Spiegelbild der gesamten Anlage war. Es wäre vermessen gewesen, dass ein Laie verstehen würde, was alles darauf abgebildet war. Zu umfangreich war diese Tafel, zu kompliziert für alle Anwesenden. Sie schauten jetzt nach anderen Türen, die eventuell zu anderen Räumlichkeiten oder Büros führen könnten. Nach einer Weile des Suchens, wurden sie fündig. Diese Tür öffnete sich wieder durch die Berührung der Klinke. Sie öffnete sich fast lautlos, nur ein leises „ssssst“ war zu hören. Sie gingen in den Raum und standen in einer Verteilerzentrale mit etlichen Türen, die jeweils beschriftet waren wohin sie führen würden. Bevor sie diese Zentrale verließen, überzeugten sie sich erst, dass sich die Türen auch von außen öffnen ließen. Da dies der Fall war, gingen sie zuerst zu der Tür mit der Aufschrift „Kristalle“. Dort lagen viele Kristalle nebeneinander auf Holzunterlagen. Aus den Kristallen ragten Kabel und Schläuche heraus. Es sah so aus, als wären alle Kristalle so präpariert worden, um sie gleich zum Einsatz zu bringen. Sie gingen weiter in den nächsten Raum, in dem sich lauter durchsichtige Behälter, mit der grünen Flüssigkeit befanden. Der Professor entnahm eine Probe. Diese roch irgendwie nach frischem Rasen oder Laub, war zähflüssig und klebrig. Sie gingen zurück und öffneten die nächste Tür, auf der Kristall-Zucht stand. Diese Tür führte ins dunkle, aber man sah in der Ferne Licht schimmern. Wie sie näher an die Lichtquelle kamen, sahen sie wieder die Wände der Kristallhöhle. Es bestand also doch ein Zusammenhang zwischen Kraftwerk und der Kristallhöhle. Sie waren praktisch auf dem Boden neben der Höhle und sahen auch die sechs Säulen stehen. Hier war es sehr hoch, einen Sturz aus dieser Höhe hätte keiner überlebt. Sie suchten den Eingang in die Höhle und fanden ihn auch. Die Tür war nur von der Außenseite sichtbar und nur von dort zu öffnen, deshalb konnte man sie von innen auch nicht erkennen. Dann öffneten sie die vorletzte Tür, in dem Wasserstoff – Tanks standen. Der Professor wusste, dass Wasserstoff alleine ein brennbares Gas war. Aber in Verbindung von zwei Teilen Wasserstoff und einem Teil Sauerstoff wurde Wasser daraus. Beides sind Gase, aber untereinander vermischt, wird Wasser daraus. Zum Schluss wartete die Tür mit der Aufschrift Office, was so viel wie Büro heißt, auf sie. Im Office fanden sie die Unterlagen, die der Professor gesucht hatte. Es waren tatsächlich Betriebsanleitungen der gesamten Anlage. Auch Statistiken, Zeichnungen und Technische Merkblätter waren dabei. Es wurde alles, was dem Professor wichtig erschien eingepackt und sie gingen wieder zurück zum Ausgang, wo oben Golan, Samir und Zimba auf sie warteten. Als alle oben waren, erklärte der Professor was sie alles gesehen und gefunden hatten. Auch den Zusammenhang von Kristallhöhle und Kraftwerk bestätigte er. Golan und die anderen waren jetzt an der Reihe und der Professor erinnerte an die restlichen Bücher die sie noch mitbringen sollten. Nach zwei Stunden zogen sie die drei wieder hoch, mit den restlichen Büchern und noch einigen Proben, die Golan direkt aus den Tanks der Anlage bei den Kristallen entnommen hatte. Es war schon dunkel geworden und sie wollten gerade das Feuer entzünden, als sie bemerkten dass eines der Röhrchen zu leuchten begann. Philippe untersuchte das Röhrchen genauer und bemerkte, dass es nicht ganz verschlossen war. Er drehte den Deckel ganz zu und das Leuchten hörte auf. Als er den Deckel wieder etwas öffnete fing es wieder an zu leuchten. Nun war sicher, dass da eine chemische Reaktion mit der Luft stattfand, aber eine Erklärung dafür hatte noch keiner. Ehrlich gesagt war es ihnen im Moment auch egal, sie hatten Hunger und Durst und müde waren sie auch. Am anderen Morgen deckten sie alles wieder ab, schlossen den Eingang und schaufelten ihn wieder zu. Alles was sie für den nächsten Besuch wieder brauchten ließen sie, gut getarnt, zurück und machten sich dann auf den Heimweg. Philippe schaute zum Schluss noch einmal mit dem Fernglas über die Küste und nach Loma. Es war alles ruhig und nichts Verdächtiges zu sehen, außer den Trümmern des Sandhügels auf Loma, die weit zerstreut umherlagen. Zu Hause angekommen, fing der Professor, Philippe und Golan an, eine große Tafel aus der Schule aufzustellen. Sie begannen damit ein Schaubild mit der Funktionsweise des Kraftwerkes zu erstellen. Zuerst listeten sie die einzelnen Komponenten auf, die sie dort gesehen hatten. Dann entnahmen sie aus den Büchern die Funktionsweise des Kraftwerkes und setzten alles zusammen. Nach drei Tagen hatten sie es geschafft. Jetzt wussten sie was sich da unter den Dünen befand und wie es funktionierte. Es war ein Bio-Chemisches Kraftwerk das mit Sauerstoff, Wasserstoff, dem Sonnenlicht und Chlorophyll arbeitete. In groben Zügen lässt es sich so erklären: An der Oberfläche stehen spezielle Pflanzen, in unserem Falle Körnerkraut, die mit Hilfe der Sonne Chlorophyll produzieren. Dieses Chlorophyll wird dem Körnerkraut durch die Wurzeln chemisch entzogen. Dieses Chlorophyll wird im Inneren des Kraftwerkes gesammelt und wird dort wieder mit Licht in Verbindung gebracht. Das Chlorophyll wandelt Stärke in Zucker um, dabei wird Energie freisetzt. Mit dieser Energie wird Wasser in seine Grundelemente Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Der Wasserstoff wird gespeichert und später in einem Hochdruckkammerofen verbrannt. Mit dieser Wärme wird Wasser erhitzt der dadurch erzeugte Dampf treibt eine Turbine an. Diese Turbine treibt einen Generator an, welcher so Strom erzeugt. Der Wasserdampf wird in einem geschlossenen System abgekühlt und wird wieder zu Wasser. Der frei gewordene Sauerstoff wird an die Umwelt zur Luftverbesserung weitergegeben. Den entstandenen Stickstoff wird dem Körnerkraut über die Wurzeln als Nahrung wieder zugeführt. So entsteht fast keine Umweltbelastung und der Wirkungsgrad des Kraftwerkes liegt bei 98 %. Da das Körnerkraut dreimal im Jahr Frucht trägt, kann es dreimal geerntet werden. Dieser Prozess läuft in einigen Hundert Kammern ab und der gewonnene Strom wird entweder gleich verbraucht, in Batterien gespeichert, oder dient zur Herstellung von Wasserstoff. Das ist die Arbeitsweise dieses Kraftwerkes. Eigentlich genial. Bräuchte man nicht noch die Kristalle, die als Katalysator, beim trennen der Stärke und Strom fungieren. Die Berechnungen des Professors ergaben, das alles was im Kraftwerk lagert, rund einhundert Jahre zur Energiegewinnung reichen würde. Je nach Wachstum der Kristalle sogar noch einmal fünfzig Jahre mehr. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, für was brauchten die anderen Schnäbler den Strom? Es gibt ja keine Stromversorgung in Simbara, nirgends ist auch nur ein Kabel oder so etwas zu sehen, geschweige von elektrischen Geräten die Strom verbrauchen. Diese und andere Fragen sollten aber später beantwortet werden.