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Kapitel 12 - Die Waldland-Strategie
ОглавлениеGolan Fibrius und die anderen saßen in der Mitte des Festplatzes. Dort haben sie eine Tafel aufgebaut und einiges darauf gemalt und geschrieben. Flasus erklärte allen noch einmal in Kürze den Sachverhalt wie er ihn und Ahlic erlebt hatte. Danach übergab er Golan Fibrius das Wort. Sie stellte sich vor die Tafel und fing an ihren Plan zu erläutern: „Wie wir gehört haben, sind Menschen in unser Land gekommen, natürlich nicht mit guten Absichten. Flasus hat uns erklärt, dass sie vorhaben alles zu sprengen oder abzufackeln. Da sie keine Zeugen gebrauchen können wird alles „umgenietet“ was da lebt, einschließlich uns. Damit sind wir natürlich nicht einverstanden. Da wir wissen welches Ziel sie haben, habe ich mir eine List einfallen lassen. Die Menschen haben eigentlich keine Ahnung, wie das Gebäude das sie suchen und zerstören wollen aussieht. Das ist unsere Chance. Wir haben im südlichen Territorium noch unser altes Baumhaus am alten Festplatz stehen. Wir wollten es eigentlich im Herbst abreißen und den Festplatz neu befrieden. Warum lassen wir das nicht die Menschen machen? Wir gehen einfach hin und verbarrikadieren das alte Baumhaus, Nageln noch ein paar alte Bretter daran sodass es richtig alt und heruntergekommen aussieht. Den Festplatz richten wir im selben Stiel her und legen noch ein paar alte Steine dazu. Damit sie nicht auf die Idee kommen im Baumhaus nachzusehen, kleben wir noch einige Klett- und Klebepflanzen, wie Klettsaries und Schleimschlinger dazu, damit sie erst gar nicht weitersuchen nach irgendetwas im Baumhaus. Klettsaries hat ja die Eigenschaft, überall zu kleben und juckt fürchterlich auf der Menschenhaut. Schleimschlinger verklebt alles und reißt alle Haare und teilweise die Haut aus. Ich denke das wird sie vor neugierigen Blicken in das Baumhaus abhalten. Vielleicht sollten wir noch ein paar Skelette aus unserer Schule mit einbauen, was zusätzlich der Abschreckung dienen dürfte. Unsere Hauptaufgabe aber, wird es sein die Menschen dorthin zu locken. Also müssen wir alles dafür tun ihnen den Weg dorthin so schmackhaft und leicht wie möglich zu machen. Natürlich darf es nicht zu leicht sein dorthin zu gelangen. Den richtigen Weg werden wir mit Lianen, Kletterpflanzen und Dornenbäumen zumachen. Wald- und Feldanbauer Kotosch wird euch darin anweisen. Manasch und Minasch und ihre Söhne werden das Baumhaus und den Platz präparieren. Die anderen richten den falschen Weg zum alten Festplatz her. Wenn alles fertig ist müssen die Triwies unsere Augen und Ohren sein, damit wir entsprechend reagieren können, falls sie vom Weg abkommen sollten. Also lasst uns damit anfangen, wir haben nicht mehr viel Zeit dafür.“ Golan Fibrius hatte es so entschieden. Sie löste die Versammlung auf und jeder ging an seinen Platz. Das ganze Waldschnäbler Dorf war unterwegs und überall wurde gesägt, genagelt, geschnitten oder geklebt. Die Triwies flogen an den Waldrand und beobachten die Lage. Golan Fibrius hob sich in die Lüfte und hielt in großer Höhe nach den Menschen Ausschau. Er entdeckte sie südlich des Katama Sees, als sie gerade im Begriff waren ihr Lager aufzubauen. Das ist gut, lagert ihr erst einmal, ihr werdet eure Kräfte noch brauchen, dachte sich Fibrius und kreiste noch eine Weile in großer Höhe, bis sie sicher war, dass sie heute nicht mehr weitergingen. Sie arbeiteten bis spät in die Nacht hinein. Da alle Bewohner des Waldlandes auch Nachtaktiv sind, hatten sie keine Probleme mit der Dunkelheit. Sie konnten auch bei Dunkelheit sehr gut sehen. Das meiste hatten sie bereits erledigt, es fehlten nur noch die Feinheiten, wie hier ein Skelett, dort ein Totenschädel, schmutziges (gefärbtes) Wasser am Wegesrand, ein paar Steine und solche Sachen. Auch wenn die Menschen sehr früh losgehen würden, bräuchten sie doch einige Stunden bis zum Waldrand, also Zeit genug den Rest noch zu erledigen. Sie waren fertig mit allem, jetzt konnte der Bluff beginnen. Die Menschen liefen in Richtung Waldland. Sie hatten jetzt die Lichtung erreicht, auf die es jetzt ankam. Der neue Weg war präpariert und leicht zu finden. Eigentlich müssten sie dort entlang gehen, wenn sie nicht gerade sehbehindert oder blind waren. Die Triwies saßen in gebührenden Abstand auf einer Fichte, ganz oben, damit sie nicht gesehen wurden. Es waren drei Männer, denen man nachts auf der Straße nicht unbedingt begegnen möchte. Zwei von ihnen waren richtige Kleiderschränke von der Statur her, der dritte war klein und hatte eine Brille auf und las dauernd in einem Buch. Jetzt kamen sie an die entscheidende Stelle. Die zwei Großen blieben stehen und zeigten in die Richtung des „richtigen“ Weges, während der kleine in seinem Buch blätterte. Scheinbar gab es eine Diskussion über den richtigen Weg. Sie fuchtelten mit den Armen in der Luft herum, und hielten ihre Gewehre in den Händen. Endlich bogen sie in den präparierten Weg ein. Bis jetzt lief alles nach Plan. Sie folgten dem Weg bis in den Wald. Jetzt nur noch einmal richtig abbiegen und alles war Paletti, wie Philippe es immer sagte. Und tatsächlich bogen sie ab, scheinbar hatten sie die Dornenbäume davon überzeugt, einen anderen Weg zu nehmen. Jetzt konnten sie nur noch auf das alte Baumhaus zugehen. Die Schnäbler hatten ihr erstes Etappenziel erreicht. Die Triwies flogen abwechselnd hin und her und berichteten Fibrius und den Schnäblern über den aktuellen Stand der Dinge. Die drei arbeiteten sich durch den Wald und kamen nach etwa drei Stunden an den alten Festplatz. Sie ballten die Fäuste als Zeichen des Sieges, sogar zwei, drei Freudenschüsse fielen. Sie inspizierten den Festplatz und waren nicht gerade begeistert, als sie zwei Skelette neben einem Steinhaufen liegen sahen. Jetzt sahen sie auch das alte Baumhaus. Ganz ehrlich – hätte ich das Baumhaus noch nie gesehen, ich würde sagen das ist locker zweihundert Jahre alt und hat seine beste Zeit schon lang hinter sich. Die Schnäbler hatten hervorragende Arbeit geleistet. Auch die Dornenbäume, Schleimschlinger und Klettsaries taten ein Übriges. Zuerst versuchten sie alles zu entfernen, aber als es anfing zu jucken und die Haare hängen blieben und man Teile der Kleidung abschneiden mussten, kapitulierten sie. Der kleine mit der Brille gab den Befehl alles, wie er sagte, in die Luft zu jagen. Sie stellten ihre Rucksäcke hin und holten jede Menge Dynamit heraus. Diesen verteilten sie am und um das alte Baumhaus und verbanden alle Schnüre miteinander. Daran schlossen sie ein elektrisches Gerät an, das sie mit einem Rädchen einstellten. Kaum hatten sie es eingestellt, liefen sie ganz schnell weg. Das war auch das Zeichen für die Triwies sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen, man konnte ja nicht wissen. Sie flogen zu den anderen und warteten darauf, dass etwas passierte. Nach einigen Minuten gab es eine fürchterliche Explosion und der ganze Waldboden zitterte. Und in einem Umkreis von zweihundert Meter flogen Trümmerteile herum. Von dem alten Baumhaus und allem Drumherum war nichts mehr zu sehen, auch der alte Festplatz war komplett geräumt. Sie hatten alles platt gemacht. Die drei hatten sich auf den Boden geworfen und warteten alles ab. Als sich der Rauch gelegt hatte, bewunderten sie ihr Werk und kommentierten es mit „perfekt“. Sie schossen noch ein Foto und traten dann den Rückweg an. Sechs Stunden später war der ganze Spuk vorbei. Die Gangster gingen auf ihr Schiff zurück und fuhren wieder zurück. Fibrius beobachtete sie noch bis sie außer Sichtweite waren. Der Bluff war ein voller Erfolg und Anbauer Flasus konnte wieder nach Hause gehen und Entwarnung geben. Die Gefahr war vorerst vorbei. Eins war aber sicher, die würden wiederkommen. Keiner hatte eine Ahnung warum sie alles sprengten. Dies war bestimmt kein Racheakt oder so etwas, es sah eher aus, als wollte jemand gezielt die Artefakte zerstören um alles für einmal auszulöschen. Nicht nur warum, sondern das wer, wer macht so etwas und für was? Fibrius wusste keine Antwort darauf. Sie war schon auf dem Rückweg, als sie unten Flasus wild mit den Flügeln flattern sah. Neben ihm lag etwas, welches er immer wieder in Luft warf. Sie flog herunter um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Sie landete neben Flasus und fragte ihn, was los ist? Flasus machte die Tasche auf und zog das Buch und einige Fotos heraus und zeigte sie Fibrius. Es war das Buch, in dem der kleine Mann laufend blätterte und las. Die Fotos zeigten die gesprengten Stellen vor und nach der Sprengung. Die Fotos davor mussten von oben gemacht worden sein. Sofort wusste er was zu tun war. Fibrius sagte zu Flasus: „Setz dich in die Tasche, ich spendiere dir einen Rundflug ins Tumba Gebirge. Die Tasche muss sofort zum Professor und zu Gabrius, die müssen das sofort sehen. Also ganz ruhig sitzen bleiben. Ich werde einmal oder zweimal landen müssen, um mich ein bisschen zu erholen, aber in einer Stunde sind wir dort.“ Flasus setzte sich ganz ruhig in die Tasche und der Flug begann. Als er sah, dass die Landschaft immer kleiner wurde und wie hoch sie inzwischen waren, wurde ihm schon mulmig im Magen. Aber trotz allem genoss er den Flug. Es waren sicherlich nur wenigen Schnabelvögeln die Ehre eines Rundfluges gestattet worden. Wenn er wieder ins Hügeldorf zurückkäme, hätte er schon einiges zu erzählen dachte er sich. Fibrius musste einmal einen Zwischenstopp zu Erholung einlegen, flog aber dann bis kurz vor den Eingang der Höhle. Sie hatten sie gleich erkannt, da ja die weiße Plane vor dem Eingang hing. Da der Fluss jetzt wenig Wasser führte, konnte man rüber laufen. Ein paar Steine dienten als Leiter und sie konnten bequem in das Loch einsteigen.